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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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rist und Rechtsgelehrter muß aus der Histori und den exemplen seine gesäze/ berahtungen/ und urtheil bestätigen/ die jura Gentium und anderer völker Recht beobachten/ sc. Wann ein Medicus und Arzet wil glüklich seine Practic fortsezen/ muß er fleissig neben anderem achtung geben auff die Histori und wa sich da und dort bei den Churen der kranken begeben. Summa die Histori ist ein zeuge der zeiten/ ein angedenken des lebens und desselben Memorial, ein liecht der warheit. Darbei erinnert man sich der alten und neuen zeiten: man betrachtet mit andacht die wunderbare fürsehung des Allerhöchsten und allgewaltige regierung aller dingen/ da last sich bedenken die merkliche veränderung der Regimenteren/ der völker und Nationen/ auff- und undergang/ was die herrschafften anstecke/ ruinire und verderbe/ welches der tyrannen art/ eigenschafft und endliche stürzung: Sonders aber wie da beschaffen von zeiten zu zeiten der Kirchen aussehen und underschidliches alter/ ihr zunemmen/ abnemmen/ auch wie Christus der Herr bald under 7. Guldenen Liechtstöken herum spaziere/ bald um der menschen sünden willen mit seinem Heilwertigen Evangelio aus einem ort in das andere wandere: Wie etwan nur das fehl Gedeons voller Thau und das übrige Erdreich troken: allein das Ländlein Gosen voller liecht und das übrige Egypten in diken finsternussen schwebet. Und solches zumal waren auch die motiven und antrib neben anderen/ daß wir uns underfangen/ dises Historibuch zusamen zu lesen und offentlich auff dise weis/ wie hiemit besch icht/ anzugeben.

Dises kan ich G. leser nit unberichtet lassen/ weiln aus der Histori offenbar/ daß das Römische Reichß mal seine haupt-abtheilung bekommen/ als 1. Nach dem tode Constantini M. Dessen söhne die herrschafften vertheilet hatten. 2. Da Theodosius 1. gestorben/ haben seine beide söhne Arcadius und Honorius/ der einte in Orient und zu Constantinopel/ der ander in Occident und zu Rom/ die Reichsverwaltung angenommen. 3. Da Carolus M. gegen Nidergang und Nicephorus gegen Auffgang sich des Käiserlichen tituls gebraucht haben: So bin ich in der ordenlichen verzeichnus solcher entzweiter Käiserthum verbliben/ und bei dem/ was sich darbei denkwürdiges begeben. Belangend aber andere nebenreiche und geringere Herrschafften/ hab ich genug zu sein erachtet/ deroselben ursprung und Stiffter zu verzeichnen/ und nur allein das merkwürdigste beizubringen/ und welches dem leser nuzen und ergezlichkeit bringen mag/ das übrige aber fahren lassen. Und da ich etwan eine namhaffte Histori zu beschreiben angehebt/ hab ich auch selbige ohngetrent nach einander fortgesezet/ ob sie gleich wol in underschidliches zeit-register gehörte/ jedoch ohne verwirrung und nachtheil der Histori und zeitrechnung. Wann auch die Histori also in gemein von allen oder von vilen für bekant angenommen ward/ hab ich die Authores ad marginem stetig zu verzeichnen für unnötig geachtet.

rist und Rechtsgelehrter muß aus der Histori und den exemplen seine gesäze/ berahtungen/ und urtheil bestätigen/ die jura Gentium und anderer völker Recht beobachten/ sc. Wann ein Medicus und Arzet wil glüklich seine Practic fortsezen/ muß er fleissig neben anderem achtung geben auff die Histori und wa sich da und dort bei den Churen der kranken begeben. Summa die Histori ist ein zeuge der zeiten/ ein angedenken des lebens und desselben Memorial, ein liecht der warheit. Darbei erinnert man sich der alten und neuen zeiten: man betrachtet mit andacht die wunderbare fürsehung des Allerhöchsten und allgewaltige regierung aller dingen/ da last sich bedenken die merkliche veränderung der Regimenteren/ der völker und Nationen/ auff- und undergang/ was die herrschafften anstecke/ ruinire und verderbe/ welches der tyrannen art/ eigenschafft und endliche stürzung: Sonders aber wie da beschaffen von zeiten zu zeiten der Kirchen aussehen und underschidliches alter/ ihr zunemmen/ abnemmen/ auch wie Christus der Herr bald under 7. Guldenen Liechtstöken herum spaziere/ bald um der menschen sünden willen mit seinem Heilwertigen Evangelio aus einem ort in das andere wandere: Wie etwan nur das fehl Gedeons voller Thau und das übrige Erdreich troken: allein das Ländlein Gosen voller liecht und das übrige Egypten in diken finsternussen schwebet. Und solches zumal waren auch die motiven und antrib neben anderen/ daß wir uns underfangen/ dises Historibuch zusamen zu lesen und offentlich auff dise weis/ wie hiemit besch icht/ anzugeben.

Dises kan ich G. leser nit unberichtet lassen/ weiln aus der Histori offenbar/ daß das Römische Reichʒ mal seine haupt-abtheilung bekom̃en/ als 1. Nach dem tode Constantini M. Dessen söhne die herrschafften vertheilet hatten. 2. Da Theodosius 1. gestorben/ haben seine beide ſöhne Arcadius und Honorius/ der einte in Orient und zu Constantinopel/ der ander in Occident und zu Rom/ die Reichsverwaltung angenommen. 3. Da Carolus M. gegen Nidergang und Nicephorus gegen Auffgang sich des Käiserlichen tituls gebraucht haben: So bin ich in der ordenlichen verzeichnus solcher entzweiter Käiserthum verbliben/ und bei dem/ was sich darbei denkwürdiges begeben. Belangend aber andere nebenreiche und geringere Herrschafften/ hab ich genug zu sein erachtet/ deroselben ursprung und Stiffter zu verzeichnen/ und nur allein das merkwürdigste beizubringen/ und welches dem leser nuzen und ergezlichkeit bringen mag/ das übrige aber fahren lassen. Und da ich etwan eine namhaffte Histori zu beschreiben angehebt/ hab ich auch selbige ohngetrent nach einander fortgesezet/ ob sie gleich wol in underschidliches zeit-register gehörte/ jedoch ohne verwirrung und nachtheil der Histori und zeitrechnung. Wann auch die Histori also in gemein von allen oder von vilen für bekant angenommen ward/ hab ich die Authores ad marginem stetig zu verzeichnen für unnötig geachtet.

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rist und Rechtsgelehrter muß aus der Histori und den            exemplen seine gesäze/ berahtungen/ und urtheil bestätigen/ die jura Gentium und            anderer völker Recht beobachten/ sc. Wann ein Medicus und Arzet wil glüklich seine            Practic fortsezen/ muß er fleissig neben anderem achtung geben auff die Histori und wa            sich da und dort bei den Churen der kranken begeben. Summa die Histori ist ein zeuge der            zeiten/ ein angedenken des lebens und desselben Memorial, ein liecht der warheit. Darbei            erinnert man sich der alten und neuen zeiten: man betrachtet mit andacht die wunderbare            fürsehung des Allerhöchsten und allgewaltige regierung aller dingen/ da last sich            bedenken die merkliche veränderung der Regimenteren/ der völker und Nationen/ auff- und            undergang/ was die herrschafften anstecke/ ruinire und verderbe/ welches der tyrannen            art/ eigenschafft und endliche stürzung: Sonders aber wie da beschaffen von zeiten zu            zeiten der Kirchen aussehen und underschidliches alter/ ihr zunemmen/ abnemmen/ auch            wie Christus der Herr bald under 7. Guldenen Liechtstöken herum spaziere/ bald um der            menschen sünden willen mit seinem Heilwertigen Evangelio aus einem ort in das andere            wandere: Wie etwan nur das fehl Gedeons voller Thau und das übrige Erdreich troken: allein            das Ländlein Gosen voller liecht und das übrige Egypten in diken finsternussen schwebet.            Und solches zumal waren auch die motiven und antrib neben anderen/ daß wir uns            underfangen/ dises Historibuch zusamen zu lesen und offentlich auff dise weis/ wie            hiemit besch icht/ anzugeben.</p>
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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/20>, abgerufen am 28.04.2024.