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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Religion / wider allerlej Kezer noch heütiges tags vorhandent) sind zu Lyon in Frankreich mit dem Schwerd gerichtet worden. Und ist dise verfolgung überaus greülich und un menschlich gewesen/ sonderlich in den beiden Städten Lyon und Vienne/ am wasser Rhosne gelegen. Auß welchem die obgemelte Bischöffe einen Brieff geschrieben an die Brüder der gemeinden in Asia und Phrygia. Welcher Brieff gefunden wird bejm Eusebio im 1. 2. 3. und 4. Cap. deß 5. Buchs seiner Kirchen-Historien.

Vetius Epagathus/ einer auß unser Brüdern/ ein Gottsförchtiger frommer Mann/ da er auß Christlichem eiffer nicht länger sehen können/ daß man so unbillich und Tyrannisch mit den unsern handelt/ hat Audienz begehrt damit er darthun möchte/ daß wir nicht so böse Leüth weren/ als man uns offentlich außschrie. Solchem begehren widersezen sich unsere verfolger also das der Landpfleger/ (ohngeacht/ daß der Supplicant ein vornehmer von Adel war) ihn nicht zu verhör kommen lässet/ sondern straks fraget: Bist du ein Christ? Welches als Vetius mit lauter stumm bekannt/ wird er samt etlichen andern gefänglich eingezogen/ und der Christen Procurator und bejstand genennet/ mit welchen er hernacher ist umgebracht worden. Und hat seine lieb an seinen Brüderen in dem beweisen / daß er sie getröstet/ und sein eigen leben mit andern unschuldigen Christen verlassen hat. Ist also ein rechter Jünger deß Herren Christi worden/ in dem er dem Lamm folget/ dahin es zuvor gegangen war.

Die fürnemsten under den Märtyreren folgeten disem Exempel/ und ergaben sich alsbald zu peinigen/ und waren bereit in solcher marter mit Freüdigkeit den namen Gottes zubekennen / bis zum lezten tropffen ihres Bluts.

Auch waren etliche noch übel gegründet/ ungeübt/ schwach und undüchtig zu solchem kampff/ nemlich ihr zehen/ welche abfielen vom Christlichen Glauben. Darüber wir uns nicht wenig bekümmerten. Dann sie brachen den eifer deren/ so noch nicht gefänglich eingezogen waren/ und bis daher sich freündlich zu den Martyrern gehalten hatten. Waren derowegen in grossen Aengsten/ und wußten nicht/ was die sach für einen außgang gewinnen möchte: Nicht daß wir gefangene die Marter scheüeten/ sondern daß wir uns besorgten/ die andern Christen möchten durch solchen Abfall klein-

Religion / wider allerlej Kezer noch heütiges tags vorhandent) sind zu Lyon in Frankreich mit dem Schwerd gerichtet worden. Und ist dise verfolgung überaus greülich und un menschlich gewesen/ sonderlich in den beiden Städten Lyon und Vienne/ am wasser Rhosne gelegen. Auß welchem die obgemelte Bischöffe einen Brieff geschrieben an die Brüder der gemeinden in Asia und Phrygia. Welcher Brieff gefunden wird bejm Eusebio im 1. 2. 3. und 4. Cap. deß 5. Buchs seiner Kirchen-Historien.

Vetius Epagathus/ einer auß unser Brüdern/ ein Gottsförchtiger frommer Mann/ da er auß Christlichem eiffer nicht länger sehen können/ daß man so unbillich und Tyrannisch mit den unsern handelt/ hat Audienz begehrt damit er darthun möchte/ daß wir nicht so böse Leüth weren/ als man uns offentlich außschrie. Solchem begehren widersezẽ sich unsere verfolger also das der Landpfleger/ (ohngeacht/ daß der Supplicant ein vornehmer von Adel war) ihn nicht zu verhör kommen lässet/ sondern straks fraget: Bist du ein Christ? Welches als Vetius mit lauter stumm bekañt/ wird er samt etlichen andern gefänglich eingezogen/ und der Christen Procurator und bejstand genennet/ mit welchen er hernacher ist umgebracht worden. Und hat seine lieb an seinen Brüderen in dem beweisen / daß er sie getröstet/ und sein eigen leben mit andern unschuldigen Christen verlassen hat. Ist also ein rechter Jünger deß Herren Christi worden/ in dem er dem Lam̃ folget/ dahin es zuvor gegangen war.

Die fürnemsten under den Märtyreren folgeten disem Exempel/ und ergaben sich alsbald zu peinigen/ und waren bereit in solcher marter mit Freüdigkeit den namen Gottes zubekennen / bis zum lezten tropffen ihres Bluts.

Auch waren etliche noch übel gegründet/ ungeübt/ schwach und undüchtig zu solchem kampff/ nemlich ihr zehen/ welche abfielen vom Christlichen Glauben. Darüber wir uns nicht wenig bekümmerten. Dann sie brachen den eifer deren/ so noch nicht gefänglich eingezogen waren/ und bis daher sich freündlich zu den Martyrern gehalten hatten. Waren derowegen in grossen Aengsten/ und wußten nicht/ was die sach für einen außgang gewinnen möchte: Nicht daß wir gefangene die Marter scheüeten/ sondern daß wir uns besorgten/ die andern Christen möchten durch solchen Abfall klein-

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[175/0204] Religion / wider allerlej Kezer noch heütiges tags vorhandent) sind zu Lyon in Frankreich mit dem Schwerd gerichtet worden. Und ist dise verfolgung überaus greülich und un menschlich gewesen/ sonderlich in den beiden Städten Lyon und Vienne/ am wasser Rhosne gelegen. Auß welchem die obgemelte Bischöffe einen Brieff geschrieben an die Brüder der gemeinden in Asia und Phrygia. Welcher Brieff gefunden wird bejm Eusebio im 1. 2. 3. und 4. Cap. deß 5. Buchs seiner Kirchen-Historien. Vetius Epagathus/ einer auß unser Brüdern/ ein Gottsförchtiger frommer Mann/ da er auß Christlichem eiffer nicht länger sehen können/ daß man so unbillich und Tyrannisch mit den unsern handelt/ hat Audienz begehrt damit er darthun möchte/ daß wir nicht so böse Leüth weren/ als man uns offentlich außschrie. Solchem begehren widersezẽ sich unsere verfolger also das der Landpfleger/ (ohngeacht/ daß der Supplicant ein vornehmer von Adel war) ihn nicht zu verhör kommen lässet/ sondern straks fraget: Bist du ein Christ? Welches als Vetius mit lauter stumm bekañt/ wird er samt etlichen andern gefänglich eingezogen/ und der Christen Procurator und bejstand genennet/ mit welchen er hernacher ist umgebracht worden. Und hat seine lieb an seinen Brüderen in dem beweisen / daß er sie getröstet/ und sein eigen leben mit andern unschuldigen Christen verlassen hat. Ist also ein rechter Jünger deß Herren Christi worden/ in dem er dem Lam̃ folget/ dahin es zuvor gegangen war. Die fürnemsten under den Märtyreren folgeten disem Exempel/ und ergaben sich alsbald zu peinigen/ und waren bereit in solcher marter mit Freüdigkeit den namen Gottes zubekennen / bis zum lezten tropffen ihres Bluts. Auch waren etliche noch übel gegründet/ ungeübt/ schwach und undüchtig zu solchem kampff/ nemlich ihr zehen/ welche abfielen vom Christlichen Glauben. Darüber wir uns nicht wenig bekümmerten. Dann sie brachen den eifer deren/ so noch nicht gefänglich eingezogen waren/ und bis daher sich freündlich zu den Martyrern gehalten hatten. Waren derowegen in grossen Aengsten/ und wußten nicht/ was die sach für einen außgang gewinnen möchte: Nicht daß wir gefangene die Marter scheüeten/ sondern daß wir uns besorgten/ die andern Christen möchten durch solchen Abfall klein-

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/204>, abgerufen am 15.05.2024.