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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Die Indianer hielten anfangs die Spannier für unsterbliche Prob der India ner/ Ob die Hispaunler unsterb liche Leuth. Leuth und Götter/ und das wegen ihres Geschüzes/ welches sie zuzor niemals gesehen. Solches nun zuprobieren / haben sie einen fürnemmen Spannier/ namens Salsedo/ welcher durch das Land reisete / freundlichst empfangen und aufgenommen/ für den Herren der Insul Uratoan geführet/ und als er wider abgeschieden/ hat er jhm etlich seiner undertanen zu Geferdten mit gegeben / und zugleich befohlen/ das sie Salsedum ins wasser/ darüber sie fahren müßten senketen / und darin ersäufften. Dise richten ihres Herren beselch dapfer aus/ und als sie den Spannier ersäufft und ersteket/ tragen sie ihn also tod für ihren Herren: Hieraus haben die Einwohner zum ersten merken und verstehen mögen/ daß die Spannier so wol als andere Leuth sterbliche Menschen sejen.

Beicht der Indianer. Eine selzame art zubeichten haben die Indianer in Jappan/ bej denen es sehr hohe berg gibet/ deren spizen über 200. Klafter hoch heraus gehen/ auf disen überhengenden spizen ist eine eiserne stangen so mit einem Windtraht aus und eingedrähet wird/ gemachet. Am end diser stangen ist ein Wag gehenkt / in die einte Wagschal wird der Pilger gesezet/ und in die freje Lufft hinaus gedrähet / alsdann fähret die ledige Wagschal in die höhe/ und wird der Sünder/ so in der Wagen sizet/ von den Goquis welches Teufel sind in gestalt der Priester/ ermahnet/ seine sünd zubekennen/ und lässet sich die ledige Schalen auf ein jegliche Sünd so er bekennet hernider/ bis die Schalen einandern gleich stehen/ alsdann wird die stang wider hinein gedrähet/ der Sünder heraus gelassen/ und ein ander hinein gesezet.

Der Teufel plagt die Indianer. Es werden auch dise armen Wilden in disem leben jämerlich von dem Teufel geplaget/ dem sie sonst noch einen andern namen geben/ und Kaagerre nennen/ dann man selbst gesehen/ daß/ wann man bisweiln mit ihnen geredt/ sie under dem gespräch anfiengen zuschrejen und zuruffen/ wie die hirntobige Leut/ Hei, Hei, helffet uns/ dann der Aygnan schlägt uns. Sie sagten darzu das sie den Teufel bisweiln sehen under der gestalt eines Thiers/ bisweiln eines Vogels / dann sonsten under einer andern ersch[unleserliches Material]ök[unleserliches Material]ichen gestalt.

Hieronymus Savanorola Jahr Christi 1436. Hieronymus Savanorola ein Predigermönch/ ist wegen deß/ das er den Papst den rechten Antichrist geheissen zu Florenz offentlich verorannt worden. Besihe hiervon das Martyrbuch.

Die Indianer hielten anfangs die Spannier für unsterbliche Prob der India ner/ Ob die Hispaũler unsterb liche Leuth. Leuth und Götter/ und das wegen ihres Geschüzes/ welches sie zuzor niemals gesehen. Solches nun zuprobieren / haben sie einen fürnemmen Spannier/ namens Salsedo/ welcher durch das Land reisete / freundlichst empfangen und aufgenommen/ für den Herren der Insul Uratoan geführet/ und als er wider abgeschieden/ hat er jhm etlich seiner undertanen zu Geferdten mit gegeben / und zugleich befohlen/ das sie Salsedum ins wasser/ darüber sie fahren müßten senketen / und darin ersäufften. Dise richten ihres Herren beselch dapfer aus/ und als sie den Spannier ersäufft und ersteket/ tragen sie ihn also tod für ihren Herren: Hieraus haben die Einwohner zum ersten merken und verstehen mögen/ daß die Spannier so wol als andere Leuth sterbliche Menschen sejen.

Beicht der Indianer. Eine selzame art zubeichten haben die Indianer in Jappan/ bej denen es sehr hohe berg gibet/ deren spizen über 200. Klafter hoch heraus gehen/ auf disen überhengenden spizen ist eine eiserne stangen so mit einem Windtraht aus und eingedrähet wird/ gemachet. Am end diser stangen ist ein Wag gehenkt / in die einte Wagschal wird der Pilger gesezet/ und in die freje Lufft hinaus gedrähet / alsdann fähret die ledige Wagschal in die höhe/ und wird der Sünder/ so in der Wagen sizet/ von den Goquis welches Teufel sind in gestalt der Priester/ ermahnet/ seine sünd zubekennen/ und lässet sich die ledige Schalen auf ein jegliche Sünd so er bekeñet hernider/ bis die Schalen einandern gleich stehen/ alsdann wird die stang wider hinein gedrähet/ der Sünder heraus gelassen/ und ein ander hinein gesezet.

Der Teufel plagt die Indianer. Es werden auch dise armen Wilden in disem leben jämerlich von dem Teufel geplaget/ dem sie sonst noch einen andern namen geben/ und Kaagerre nennen/ dann man selbst gesehen/ daß/ wann man bisweiln mit ihnen geredt/ sie under dem gespräch anfiengen zuschrejen und zuruffen/ wie die hirntobige Leut/ Hei, Hei, helffet uns/ dann der Aygnan schlägt uns. Sie sagten darzu das sie den Teufel bisweiln sehen under der gestalt eines Thiers/ bisweiln eines Vogels / dann sonsten under einer andern ersch[unleserliches Material]ök[unleserliches Material]ichen gestalt.

Hieronymus Savanorola Jahr Christi 1436. Hieronymus Savanorola ein Predigermönch/ ist wegen deß/ das er den Papst den rechten Antichrist geheissen zu Florenz offentlich verorannt worden. Besihe hiervon das Martyrbuch.

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[267/0297] Die Indianer hielten anfangs die Spannier für unsterbliche Leuth und Götter/ und das wegen ihres Geschüzes/ welches sie zuzor niemals gesehen. Solches nun zuprobieren / haben sie einen fürnemmen Spannier/ namens Salsedo/ welcher durch das Land reisete / freundlichst empfangen und aufgenommen/ für den Herren der Insul Uratoan geführet/ und als er wider abgeschieden/ hat er jhm etlich seiner undertanen zu Geferdten mit gegeben / und zugleich befohlen/ das sie Salsedum ins wasser/ darüber sie fahren müßten senketen / und darin ersäufften. Dise richten ihres Herren beselch dapfer aus/ und als sie den Spannier ersäufft und ersteket/ tragen sie ihn also tod für ihren Herren: Hieraus haben die Einwohner zum ersten merken und verstehen mögen/ daß die Spannier so wol als andere Leuth sterbliche Menschen sejen. Prob der India ner/ Ob die Hispaũler unsterb liche Leuth. Eine selzame art zubeichten haben die Indianer in Jappan/ bej denen es sehr hohe berg gibet/ deren spizen über 200. Klafter hoch heraus gehen/ auf disen überhengenden spizen ist eine eiserne stangen so mit einem Windtraht aus und eingedrähet wird/ gemachet. Am end diser stangen ist ein Wag gehenkt / in die einte Wagschal wird der Pilger gesezet/ und in die freje Lufft hinaus gedrähet / alsdann fähret die ledige Wagschal in die höhe/ und wird der Sünder/ so in der Wagen sizet/ von den Goquis welches Teufel sind in gestalt der Priester/ ermahnet/ seine sünd zubekennen/ und lässet sich die ledige Schalen auf ein jegliche Sünd so er bekeñet hernider/ bis die Schalen einandern gleich stehen/ alsdann wird die stang wider hinein gedrähet/ der Sünder heraus gelassen/ und ein ander hinein gesezet. Beicht der Indianer. Es werden auch dise armen Wilden in disem leben jämerlich von dem Teufel geplaget/ dem sie sonst noch einen andern namen geben/ und Kaagerre nennen/ dann man selbst gesehen/ daß/ wann man bisweiln mit ihnen geredt/ sie under dem gespräch anfiengen zuschrejen und zuruffen/ wie die hirntobige Leut/ Hei, Hei, helffet uns/ dann der Aygnan schlägt uns. Sie sagten darzu das sie den Teufel bisweiln sehen under der gestalt eines Thiers/ bisweiln eines Vogels / dann sonsten under einer andern ersch_ ök_ ichen gestalt. Der Teufel plagt die Indianer. Hieronymus Savanorola ein Predigermönch/ ist wegen deß/ das er den Papst den rechten Antichrist geheissen zu Florenz offentlich verorannt worden. Besihe hiervon das Martyrbuch. Hieronymus Savanorola Jahr Christi 1436.

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/297>, abgerufen am 28.05.2024.