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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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zu seinem besondern Zwek und gebrauch/ gegebnen Verbots und Gesazes. Warumm aber der Allerhöchste der Iscaelitischen Kirchen/ neben andern Ceremonien dises verbott von der Speisen underscheid gegeben/ können folgende Ursachen bejgebracht werden. Dann 1. so wolte Gott der Herr hiermit zeigen seinen bevollmächtigten und uneingeschrankten Gewalt über alles. Welcher mit dem seinen thut was er will. 2. Damit er lehrete/ wie die Menschen in gebrauchung und niessung der Creaturen/ von deß Erschöpfers derselben gnad und güte/ Segen und Fürsehung dependieren und hangen müssen. 3. So wolte auch Gott hierdurch in seinem Volk erweken ein rechtes abscheuen ab der Heidnischen Abgotterej und Gözenopfern. Dann was den Heiden (wie es jener Heidnische Historicus selbst bekannt) für Thiere heilig waren/ und nicht solten angerühret werden/ dieselben hat wollen angerührt und ihme aufgeopfert haben: Im gegentheil was bej den Heiden gemein und gebräuchig/ daß mußte bej den Juden nicht also sejn. 4. So müßte auch das Volk Israel hierdurch nicht allein in den schranken der mässigkeit/ reinigkeit/ heiligkeit und des Gehorsams gehalten/ sondern von andern ungläubigen underschieden werden/ bis endlich solche schiedwand zwüschen den Völkern under dem Reich deß Messiae aufgehoben worden.

Nun was geschahe weiters under der Nachkommenschaft Noah. Namlich Nimrod deß vermaledejeten Chams Enkel und Chusen Sohn/ fieng an die Menschen mit gewalt ünd arglist gleich einem Jäger zu treiben/ und auch zuvertreiben/ die nicht in sein garn wolten / und zu desto mehrer seiner sicherheit/ fieng er an nach der sündflut (gleich wie vorhin Cain) Stätte zubauen und fest zumachen. Hohe Thurn zu Babel Darum sich die Menschen von der Höhe in die Thäler/ von den Ber gen in das ebne flache Land gelassen/ daselbst fiengen sie under Nimrod an den sehr hohen Babylonischen Thurn zubauen/ damit sie für fehrnerm Sündflut sich konnten sicher machen. Von welches Thurn Heidnische Gedicht von Himmelssturmenden Riesen erbauung der Heiden Fabel entstanden/ wegen den Riesen/ die den Himmel besteigen wolten. Darumm der allweise Gott/ zu sonderbarem zwek solches zwahren zugelassen/ und aber da es zeit/ der menschen thorheit zuoffenbaren/ solches underfahen/ in ein anlas der enderung in vil Sprachen/ und wie man darfür hält in die 72. Sprachen gebracht/ daß also ein verwirrtes Babel hieraus worden/ keiner den andern mehr verstehen/ und den Bau fortzusezen vermochten.

zu seinem besondern Zwek und gebrauch/ gegebnen Verbots und Gesazes. Warum̃ aber der Allerhöchste der Iscaelitischen Kirchen/ neben andern Ceremonien dises verbott von der Speisen underscheid gegeben/ können folgende Ursachen bejgebracht werden. Dann 1. so wolte Gott der Herr hiermit zeigen seinen bevollmächtigten und uneingeschrankten Gewalt über alles. Welcher mit dem seinen thut was er will. 2. Damit er lehrete/ wie die Menschen in gebrauchung und niessung der Creaturen/ von deß Erschöpfers derselben gnad und güte/ Segen und Fürsehung dependieren und hangen müssen. 3. So wolte auch Gott hierdurch in seinem Volk erweken ein rechtes abscheuen ab der Heidnischen Abgotterej und Gözenopfern. Dañ was den Heiden (wie es jener Heidnische Historicus selbst bekannt) für Thiere heilig waren/ und nicht solten angerühret werden/ dieselben hat wollen angerührt und ihme aufgeopfert haben: Im gegentheil was bej den Heiden gemein und gebräuchig/ daß mußte bej den Juden nicht also sejn. 4. So müßte auch das Volk Israel hierdurch nicht allein in den schranken der mässigkeit/ reinigkeit/ heiligkeit und des Gehorsams gehalten/ sondern von andern ungläubigen underschieden werden/ bis endlich solche schiedwand zwüschen den Völkern under dem Reich deß Messiae aufgehoben worden.

Nun was geschahe weiters under der Nachkommenschaft Noah. Namlich Nimrod deß vermaledejeten Chams Enkel und Chusen Sohn/ fieng an die Menschen mit gewalt ünd arglist gleich einem Jäger zu treiben/ und auch zuvertreiben/ die nicht in sein garn wolten / und zu desto mehrer seiner sicherheit/ fieng er an nach der sündflut (gleich wie vorhin Cain) Stätte zubauen und fest zumachen. Hohe Thurn zu Babel Darum sich die Menschen von der Höhe in die Thäler/ von den Ber gen in das ebne flache Land gelassen/ daselbst fiengen sie under Nimrod an den sehr hohen Babylonischen Thurn zubauen/ damit sie für fehrnerm Sündflut sich koñten sicher machen. Von welches Thurn Heidnische Gedicht von Himmelssturmenden Riesen erbauung der Heiden Fabel entstanden/ wegen den Riesen/ die den Himmel besteigen wolten. Darum̃ der allweise Gott/ zu sonderbarem zwek solches zwahren zugelassen/ und aber da es zeit/ der menschen thorheit zuoffenbaren/ solches underfahen/ in ein anlas der enderung in vil Sprachen/ und wie man darfür hält in die 72. Sprachen gebracht/ daß also ein verwirrtes Babel hieraus worden/ keiner den andern mehr verstehen/ und den Bau fortzusezen vermochten.

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[20/0050] zu seinem besondern Zwek und gebrauch/ gegebnen Verbots und Gesazes. Warum̃ aber der Allerhöchste der Iscaelitischen Kirchen/ neben andern Ceremonien dises verbott von der Speisen underscheid gegeben/ können folgende Ursachen bejgebracht werden. Dann 1. so wolte Gott der Herr hiermit zeigen seinen bevollmächtigten und uneingeschrankten Gewalt über alles. Welcher mit dem seinen thut was er will. 2. Damit er lehrete/ wie die Menschen in gebrauchung und niessung der Creaturen/ von deß Erschöpfers derselben gnad und güte/ Segen und Fürsehung dependieren und hangen müssen. 3. So wolte auch Gott hierdurch in seinem Volk erweken ein rechtes abscheuen ab der Heidnischen Abgotterej und Gözenopfern. Dañ was den Heiden (wie es jener Heidnische Historicus selbst bekannt) für Thiere heilig waren/ und nicht solten angerühret werden/ dieselben hat wollen angerührt und ihme aufgeopfert haben: Im gegentheil was bej den Heiden gemein und gebräuchig/ daß mußte bej den Juden nicht also sejn. 4. So müßte auch das Volk Israel hierdurch nicht allein in den schranken der mässigkeit/ reinigkeit/ heiligkeit und des Gehorsams gehalten/ sondern von andern ungläubigen underschieden werden/ bis endlich solche schiedwand zwüschen den Völkern under dem Reich deß Messiae aufgehoben worden. Nun was geschahe weiters under der Nachkommenschaft Noah. Namlich Nimrod deß vermaledejeten Chams Enkel und Chusen Sohn/ fieng an die Menschen mit gewalt ünd arglist gleich einem Jäger zu treiben/ und auch zuvertreiben/ die nicht in sein garn wolten / und zu desto mehrer seiner sicherheit/ fieng er an nach der sündflut (gleich wie vorhin Cain) Stätte zubauen und fest zumachen. Darum sich die Menschen von der Höhe in die Thäler/ von den Ber gen in das ebne flache Land gelassen/ daselbst fiengen sie under Nimrod an den sehr hohen Babylonischen Thurn zubauen/ damit sie für fehrnerm Sündflut sich koñten sicher machen. Von welches Thurn erbauung der Heiden Fabel entstanden/ wegen den Riesen/ die den Himmel besteigen wolten. Darum̃ der allweise Gott/ zu sonderbarem zwek solches zwahren zugelassen/ und aber da es zeit/ der menschen thorheit zuoffenbaren/ solches underfahen/ in ein anlas der enderung in vil Sprachen/ und wie man darfür hält in die 72. Sprachen gebracht/ daß also ein verwirrtes Babel hieraus worden/ keiner den andern mehr verstehen/ und den Bau fortzusezen vermochten. Hohe Thurn zu Babel Heidnische Gedicht von Himmelssturmenden Riesen

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/50>, abgerufen am 29.04.2024.