Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737.Und welche nicht durch den Geist GOttes getrie- ben würden; auch nicht GOttes Kinder seyen. Nicander. Wir wollen diesen Dingen nachden- cken, und weilen es nun schon spat unsern Abschied vor dieses mahl nehmen, uns ihnen empfehlende; und hiemit giengen sie von einander. Vierte Conversation. Nach dem unsere drey Freunde etliche Tage her- Alamodan. Jch will demselben gerne anhören. Nicander. Mir soll es gleichfals nicht zuwider seyn, dessen Sentiment darüber zu vernehmen: es wird mir denn auch wiederum frey stehen, meine Dubia dawider vorzubringen. Modestin. Es ist nicht mehr als billig, daß ein jeder unter uns gleiche Freyheit habe; und wäre etwas sehr ungereimtes, wo unter gleich freyen Leu- ten einer über oder vor dem andern sich etwas vor- aus nehmen wolte in der Untersuchung der Wahr- heit; wovon einem jeden gleich so viel als dem an- dern
Und welche nicht durch den Geiſt GOttes getrie- ben wuͤrden; auch nicht GOttes Kinder ſeyen. Nicander. Wir wollen dieſen Dingen nachden- cken, und weilen es nun ſchon ſpat unſern Abſchied vor dieſes mahl nehmen, uns ihnen empfehlende; und hiemit giengen ſie von einander. Vierte Converſation. Nach dem unſere drey Freunde etliche Tage her- Alamodan. Jch will demſelben gerne anhoͤren. Nicander. Mir ſoll es gleichfals nicht zuwider ſeyn, deſſen Sentiment daruͤber zu vernehmen: es wird mir denn auch wiederum frey ſtehen, meine Dubia dawider vorzubringen. Modeſtin. Es iſt nicht mehr als billig, daß ein jeder unter uns gleiche Freyheit habe; und waͤre etwas ſehr ungereimtes, wo unter gleich freyen Leu- ten einer uͤber oder vor dem andern ſich etwas vor- aus nehmen wolte in der Unterſuchung der Wahr- heit; wovon einem jeden gleich ſo viel als dem an- dern
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp> <p><pb facs="#f0098" n="92"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Und welche nicht durch den Geiſt <hi rendition="#fr">GOttes getrie-<lb/> ben wuͤrden;</hi> auch nicht GOttes Kinder ſeyen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Nicander.</hi> </hi> </speaker> <p>Wir wollen dieſen Dingen nachden-<lb/> cken, und weilen es nun ſchon ſpat unſern Abſchied<lb/> vor dieſes mahl nehmen, uns ihnen empfehlende;<lb/> und hiemit giengen ſie von einander.</p> </sp> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vierte <hi rendition="#aq">Converſation.</hi></hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">N</hi>ach dem unſere drey Freunde etliche Tage her-<lb/> nach wiederum zuſammen gekommen, fien-<lb/> ge <hi rendition="#aq">Modeſtinus</hi> den <hi rendition="#aq">Diſcours</hi> folgender Weiſe<lb/> an: Wir haben in unſerm vorigen <hi rendition="#aq">Diſcours</hi> etwas<lb/> von der Wiedergebuhrt geſprochen. Wo es ihnen<lb/> nicht zuwider, wollen wir jetzo einmahl auch in et-<lb/> was unterſuchen und ſehen: welches die Hinder-<lb/> niſſe der neuen Gebuhrt und des Wachsthums der-<lb/> ſelben ins beſondere ſeyen.</p><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Alamodan.</hi> </hi> </speaker> <p>Jch will demſelben gerne anhoͤren.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Nicander.</hi> </hi> </speaker> <p>Mir ſoll es gleichfals nicht zuwider<lb/> ſeyn, deſſen <hi rendition="#aq">Sentiment</hi> daruͤber zu vernehmen: es<lb/> wird mir denn auch wiederum frey ſtehen, meine<lb/><hi rendition="#aq">Dubia</hi> dawider vorzubringen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Modeſtin.</hi> </hi> </speaker> <p>Es iſt nicht mehr als billig, daß ein<lb/> jeder unter uns gleiche Freyheit habe; und waͤre<lb/> etwas ſehr ungereimtes, wo unter gleich freyen Leu-<lb/> ten einer uͤber oder vor dem andern ſich etwas vor-<lb/> aus nehmen wolte in der Unterſuchung der Wahr-<lb/> heit; wovon einem jeden gleich ſo viel als dem an-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [92/0098]
Und welche nicht durch den Geiſt GOttes getrie-
ben wuͤrden; auch nicht GOttes Kinder ſeyen.
Nicander. Wir wollen dieſen Dingen nachden-
cken, und weilen es nun ſchon ſpat unſern Abſchied
vor dieſes mahl nehmen, uns ihnen empfehlende;
und hiemit giengen ſie von einander.
Vierte Converſation.
Nach dem unſere drey Freunde etliche Tage her-
nach wiederum zuſammen gekommen, fien-
ge Modeſtinus den Diſcours folgender Weiſe
an: Wir haben in unſerm vorigen Diſcours etwas
von der Wiedergebuhrt geſprochen. Wo es ihnen
nicht zuwider, wollen wir jetzo einmahl auch in et-
was unterſuchen und ſehen: welches die Hinder-
niſſe der neuen Gebuhrt und des Wachsthums der-
ſelben ins beſondere ſeyen.
Alamodan. Jch will demſelben gerne anhoͤren.
Nicander. Mir ſoll es gleichfals nicht zuwider
ſeyn, deſſen Sentiment daruͤber zu vernehmen: es
wird mir denn auch wiederum frey ſtehen, meine
Dubia dawider vorzubringen.
Modeſtin. Es iſt nicht mehr als billig, daß ein
jeder unter uns gleiche Freyheit habe; und waͤre
etwas ſehr ungereimtes, wo unter gleich freyen Leu-
ten einer uͤber oder vor dem andern ſich etwas vor-
aus nehmen wolte in der Unterſuchung der Wahr-
heit; wovon einem jeden gleich ſo viel als dem an-
dern
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/98 |
Zitationshilfe: | Modestinus, Theophilus: Freymüthige Doch Bescheidene Unterredungen Von Kirchen- Religions- Politischen- und Natur-Sachen. Frankfurt (Main) u. a., 1737. , S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/modestinus_unterredungen_1737/98>, abgerufen am 18.08.2022. |