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Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

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Schlägt er den Deckel zu des ungeheueren Werkes,
Faßt es unter den Arm, nimmt Hut und Stock und em¬
pfiehlt sich.

Unermeßliches Beifallklatschen des sämmtlichen Pöbels
Folgte dem Trefflichen nach, bis er ganz in der Pforte
verschwunden,

Und es rauschte noch lang und tosete schwärmende Freude.
Aber Lolegrin hatte, der Gott, das ganze Spektakel
Heimlich mit angesehn und gehört, in Gestalt der Cicade
Auf dem hangenden Zweig der schwarzen Weide sich wiegend.
Jetzo verließ er den Ort und schwang sich empor zu den
Göttern,

Ihnen treulich zu melden die Thaten des sicheren Mannes
Und das himmlische Mahl mit süßem Gelächter zu würzen.

Schlaͤgt er den Deckel zu des ungeheueren Werkes,
Faßt es unter den Arm, nimmt Hut und Stock und em¬
pfiehlt ſich.

Unermeßliches Beifallklatſchen des ſaͤmmtlichen Poͤbels
Folgte dem Trefflichen nach, bis er ganz in der Pforte
verſchwunden,

Und es rauſchte noch lang und toſete ſchwaͤrmende Freude.
Aber Lolegrin hatte, der Gott, das ganze Spektakel
Heimlich mit angeſehn und gehoͤrt, in Geſtalt der Cicade
Auf dem hangenden Zweig der ſchwarzen Weide ſich wiegend.
Jetzo verließ er den Ort und ſchwang ſich empor zu den
Goͤttern,

Ihnen treulich zu melden die Thaten des ſicheren Mannes
Und das himmliſche Mahl mit ſuͤßem Gelaͤchter zu wuͤrzen.

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[189/0205] Schlaͤgt er den Deckel zu des ungeheueren Werkes, Faßt es unter den Arm, nimmt Hut und Stock und em¬ pfiehlt ſich. Unermeßliches Beifallklatſchen des ſaͤmmtlichen Poͤbels Folgte dem Trefflichen nach, bis er ganz in der Pforte verſchwunden, Und es rauſchte noch lang und toſete ſchwaͤrmende Freude. Aber Lolegrin hatte, der Gott, das ganze Spektakel Heimlich mit angeſehn und gehoͤrt, in Geſtalt der Cicade Auf dem hangenden Zweig der ſchwarzen Weide ſich wiegend. Jetzo verließ er den Ort und ſchwang ſich empor zu den Goͤttern, Ihnen treulich zu melden die Thaten des ſicheren Mannes Und das himmliſche Mahl mit ſuͤßem Gelaͤchter zu wuͤrzen.

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/205>, abgerufen am 23.04.2024.