Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite

Erster Bürger.

Der Tagdieb!

Hanswurst.

Was, du Schuft?
Gott der Herr schlägt am lustigen Sommertage
Seinen bunten Reifen in die Luft, --
Was guckst du scheel, wenn ich den meinen schlage?
Der eine nuzt so wenig wie der ander',
Aber Kinder und Narren sehen's gern.
Ich bin nicht Bonapart' und bin nicht Alexander,
Und hab' doch meinen Sparr'n so gut wie diese Herrn.
-- Was führt ihr überhaupt so hohen Ton
Und schämt euch schier, mich auch nur zu belachen?
Ich sah die ganze würdige Nation
Schon viel possierlichere Sprünge machen!
Aus jezt -- wem sein Kopf lieb ist!

Erſter Bürger.

Der Tagdieb!

Hanswurſt.

Was, du Schuft?
Gott der Herr ſchlaͤgt am luſtigen Sommertage
Seinen bunten Reifen in die Luft, —
Was guckſt du ſcheel, wenn ich den meinen ſchlage?
Der eine nuzt ſo wenig wie der ander',
Aber Kinder und Narren ſehen's gern.
Ich bin nicht Bonapart' und bin nicht Alexander,
Und hab' doch meinen Sparr'n ſo gut wie dieſe Herrn.
— Was fuͤhrt ihr uͤberhaupt ſo hohen Ton
Und ſchaͤmt euch ſchier, mich auch nur zu belachen?
Ich ſah die ganze wuͤrdige Nation
Schon viel poſſierlichere Spruͤnge machen!
Aus jezt — wem ſein Kopf lieb iſt!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0236" n="220"/>
        <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Bürger.</hi> </p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Der Tagdieb!</l><lb/>
        </lg>
        <p rendition="#c"> <hi rendition="#g">Hanswur&#x017F;t.</hi> </p><lb/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>Was, du Schuft?</l><lb/>
            <l>Gott der Herr &#x017F;chla&#x0364;gt am lu&#x017F;tigen Sommertage</l><lb/>
            <l>Seinen bunten Reifen in die Luft, &#x2014;</l><lb/>
            <l>Was guck&#x017F;t du &#x017F;cheel, wenn ich den meinen &#x017F;chlage?</l><lb/>
            <l>Der eine nuzt &#x017F;o wenig wie der ander',</l><lb/>
            <l>Aber Kinder und Narren &#x017F;ehen's gern.</l><lb/>
            <l>Ich bin nicht Bonapart' und bin nicht Alexander,</l><lb/>
            <l>Und hab' doch meinen Sparr'n &#x017F;o gut wie die&#x017F;e Herrn.</l><lb/>
            <l>&#x2014; Was fu&#x0364;hrt ihr u&#x0364;berhaupt &#x017F;o hohen Ton</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;cha&#x0364;mt euch &#x017F;chier, mich auch nur zu belachen?</l><lb/>
            <l>Ich &#x017F;ah die ganze wu&#x0364;rdige Nation</l><lb/>
            <l>Schon viel po&#x017F;&#x017F;ierlichere Spru&#x0364;nge machen!</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="2">
            <l>Aus jezt &#x2014; wem &#x017F;ein Kopf lieb i&#x017F;t!</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0236] Erſter Bürger. Der Tagdieb! Hanswurſt. Was, du Schuft? Gott der Herr ſchlaͤgt am luſtigen Sommertage Seinen bunten Reifen in die Luft, — Was guckſt du ſcheel, wenn ich den meinen ſchlage? Der eine nuzt ſo wenig wie der ander', Aber Kinder und Narren ſehen's gern. Ich bin nicht Bonapart' und bin nicht Alexander, Und hab' doch meinen Sparr'n ſo gut wie dieſe Herrn. — Was fuͤhrt ihr uͤberhaupt ſo hohen Ton Und ſchaͤmt euch ſchier, mich auch nur zu belachen? Ich ſah die ganze wuͤrdige Nation Schon viel poſſierlichere Spruͤnge machen! Aus jezt — wem ſein Kopf lieb iſt!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/236
Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/236>, abgerufen am 19.04.2024.