Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

Bild:
<< vorherige Seite
Und fähret über die Berge,
Den Jüngling mitten inn',
Und fort bis wo der Pfeffer wächst --
O du Knabe, wie ist dir zu Sinn?
Und als er sich besonnen,
Lag er im grünen Gras,
Gar hoch auf einer Heiden,
Die Liebste bei ihm saß.
Ein Teppich ist gebreitet,
Köstlich gewirket, bunt,
Darauf ein lustig Essen
In blankem Silber stund.
Und als er sich die Augen reibt
Und schaut sich um und an,
Ist sie wie eine Prinzessin schön,
Wie ein Prinz er angethan.
Sie sieht ihn an so schelmisch,
Sie schenkt ihm lieblich ein,
Er will nicht weiter trinken,
Legt sich zur Buhlin sein.
Da ging es an ein Küssen,
Er kriegt nicht satt an ihr:
Fürwahr ihr güldner Gürtel wär'
Zu Schaden kommen schier.
Und faͤhret uͤber die Berge,
Den Juͤngling mitten inn',
Und fort bis wo der Pfeffer waͤchst —
O du Knabe, wie iſt dir zu Sinn?
Und als er ſich beſonnen,
Lag er im gruͤnen Gras,
Gar hoch auf einer Heiden,
Die Liebſte bei ihm ſaß.
Ein Teppich iſt gebreitet,
Koͤſtlich gewirket, bunt,
Darauf ein luſtig Eſſen
In blankem Silber ſtund.
Und als er ſich die Augen reibt
Und ſchaut ſich um und an,
Iſt ſie wie eine Prinzeſſin ſchoͤn,
Wie ein Prinz er angethan.
Sie ſieht ihn an ſo ſchelmiſch,
Sie ſchenkt ihm lieblich ein,
Er will nicht weiter trinken,
Legt ſich zur Buhlin ſein.
Da ging es an ein Kuͤſſen,
Er kriegt nicht ſatt an ihr:
Fuͤrwahr ihr guͤldner Guͤrtel waͤr'
Zu Schaden kommen ſchier.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0048" n="32"/>
          <lg n="36">
            <l>Und fa&#x0364;hret u&#x0364;ber die Berge,</l><lb/>
            <l>Den Ju&#x0364;ngling mitten inn',</l><lb/>
            <l>Und fort bis wo der Pfeffer wa&#x0364;chst &#x2014;</l><lb/>
            <l>O du Knabe, wie i&#x017F;t dir zu Sinn?</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="37">
            <l>Und als er &#x017F;ich be&#x017F;onnen,</l><lb/>
            <l>Lag er im gru&#x0364;nen Gras,</l><lb/>
            <l>Gar hoch auf einer Heiden,</l><lb/>
            <l>Die Lieb&#x017F;te bei ihm &#x017F;aß.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="38">
            <l>Ein Teppich i&#x017F;t gebreitet,</l><lb/>
            <l>Ko&#x0364;&#x017F;tlich gewirket, bunt,</l><lb/>
            <l>Darauf ein lu&#x017F;tig E&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>In blankem Silber &#x017F;tund.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="39">
            <l>Und als er &#x017F;ich die Augen reibt</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chaut &#x017F;ich um und an,</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t &#x017F;ie wie eine Prinze&#x017F;&#x017F;in &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
            <l>Wie ein Prinz er angethan.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="40">
            <l>Sie &#x017F;ieht ihn an &#x017F;o &#x017F;chelmi&#x017F;ch,</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;chenkt ihm lieblich ein,</l><lb/>
            <l>Er will nicht weiter trinken,</l><lb/>
            <l>Legt &#x017F;ich zur Buhlin &#x017F;ein.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="41">
            <l>Da ging es an ein Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Er kriegt nicht &#x017F;att an ihr:</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;rwahr ihr gu&#x0364;ldner Gu&#x0364;rtel wa&#x0364;r'</l><lb/>
            <l>Zu Schaden kommen &#x017F;chier.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0048] Und faͤhret uͤber die Berge, Den Juͤngling mitten inn', Und fort bis wo der Pfeffer waͤchst — O du Knabe, wie iſt dir zu Sinn? Und als er ſich beſonnen, Lag er im gruͤnen Gras, Gar hoch auf einer Heiden, Die Liebſte bei ihm ſaß. Ein Teppich iſt gebreitet, Koͤſtlich gewirket, bunt, Darauf ein luſtig Eſſen In blankem Silber ſtund. Und als er ſich die Augen reibt Und ſchaut ſich um und an, Iſt ſie wie eine Prinzeſſin ſchoͤn, Wie ein Prinz er angethan. Sie ſieht ihn an ſo ſchelmiſch, Sie ſchenkt ihm lieblich ein, Er will nicht weiter trinken, Legt ſich zur Buhlin ſein. Da ging es an ein Kuͤſſen, Er kriegt nicht ſatt an ihr: Fuͤrwahr ihr guͤldner Guͤrtel waͤr' Zu Schaden kommen ſchier.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/48
Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/48>, abgerufen am 28.04.2024.