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Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838.

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O laß mich ihn durchdringen!
Ich tauche mich mit Geist und Sinn
Durch die vertiefte Bläue hin,
Und kann sie nicht erschwingen!

Was ist so tief, so tief wie sie?
Die Liebe nur alleine.
Sie wird nicht satt und sättigt nie
Mit ihrem Wechselscheine.
-- Schwill an, mein Fluß, und hebe dich!
Mit Grausen übergieße mich!
Mein Leben um das deine!
Du weisest schmeichelnd mich zurück
Zu deiner Blumenschwelle;
So trage denn allein dein Glück,
Und wieg' auf deiner Welle
Der Sonne Pracht, des Mondes Ruh,
Die lieben Sterne führe du
Zur ew'gen Mutterquelle!

O laß mich ihn durchdringen!
Ich tauche mich mit Geiſt und Sinn
Durch die vertiefte Blaͤue hin,
Und kann ſie nicht erſchwingen!

Was iſt ſo tief, ſo tief wie ſie?
Die Liebe nur alleine.
Sie wird nicht ſatt und ſaͤttigt nie
Mit ihrem Wechſelſcheine.
— Schwill an, mein Fluß, und hebe dich!
Mit Grauſen uͤbergieße mich!
Mein Leben um das deine!
Du weiſeſt ſchmeichelnd mich zuruͤck
Zu deiner Blumenſchwelle;
So trage denn allein dein Gluͤck,
Und wieg' auf deiner Welle
Der Sonne Pracht, des Mondes Ruh,
Die lieben Sterne fuͤhre du
Zur ew'gen Mutterquelle!

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[63/0079] O laß mich ihn durchdringen! Ich tauche mich mit Geiſt und Sinn Durch die vertiefte Blaͤue hin, Und kann ſie nicht erſchwingen! Was iſt ſo tief, ſo tief wie ſie? Die Liebe nur alleine. Sie wird nicht ſatt und ſaͤttigt nie Mit ihrem Wechſelſcheine. — Schwill an, mein Fluß, und hebe dich! Mit Grauſen uͤbergieße mich! Mein Leben um das deine! Du weiſeſt ſchmeichelnd mich zuruͤck Zu deiner Blumenſchwelle; So trage denn allein dein Gluͤck, Und wieg' auf deiner Welle Der Sonne Pracht, des Mondes Ruh, Die lieben Sterne fuͤhre du Zur ew'gen Mutterquelle!

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Gedichte. Stuttgart, 1838, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_gedichte_1838/79>, abgerufen am 29.03.2024.