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Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832.

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aber er thut euch doch so zierlich und schnicklich, wie
von Zucker und bläst sich jedes Stäubchen vom Aermel
weg.
Weber.
Ich hab' ihn nie gesehen, wo er nicht ängstliche,
halbfreundliche Gesichter gemacht hätte, wie wenn er
bei jedem Athemzug besorgte, daß ihm sein Freund,
der Buchdrucker, Eins hinter's Ohr schlüge. Ich
war Zeuge, als ihm dieser von Hinten eine Tabaks-
pfcife mit dem Saft auf seine Häupten ausleerte, um
einen Anlaß zu Händeln zu haben.
Glasbrenner.
Richtig, der mit dem rothen schwammigten Aus-
sehen, das ist erst der rechte; so keinen Säufer sah ich
in meinem Leben. Sein Verstand ist ganz verschlammt,
er redt' langsam und gebrochen, auf zehn Schritte riecht
er nach Branntwein.
Weber.
So haltet nur die Nase zu, denn dort seh ich beide
edle Männer an der Thür.
Kollmer.
Sie werden mich suchen wegen des Kaufs. Auf
Wiedersehn, ihr Herren!
(Ab.)
Schmid.
Was will denn der Kollmer mit dem unnützen
Zeug, dem Buch, oder was es ist?
aber er thut euch doch ſo zierlich und ſchnicklich, wie
von Zucker und bläst ſich jedes Stäubchen vom Aermel
weg.
Weber.
Ich hab’ ihn nie geſehen, wo er nicht ängſtliche,
halbfreundliche Geſichter gemacht hätte, wie wenn er
bei jedem Athemzug beſorgte, daß ihm ſein Freund,
der Buchdrucker, Eins hinter’s Ohr ſchlüge. Ich
war Zeuge, als ihm dieſer von Hinten eine Tabaks-
pfcife mit dem Saft auf ſeine Häupten ausleerte, um
einen Anlaß zu Händeln zu haben.
Glasbrenner.
Richtig, der mit dem rothen ſchwammigten Aus-
ſehen, das iſt erſt der rechte; ſo keinen Säufer ſah ich
in meinem Leben. Sein Verſtand iſt ganz verſchlammt,
er redt’ langſam und gebrochen, auf zehn Schritte riecht
er nach Branntwein.
Weber.
So haltet nur die Naſe zu, denn dort ſeh ich beide
edle Männer an der Thür.
Kollmer.
Sie werden mich ſuchen wegen des Kaufs. Auf
Wiederſehn, ihr Herren!
(Ab.)
Schmid.
Was will denn der Kollmer mit dem unnützen
Zeug, dem Buch, oder was es iſt?
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[178/0186] aber er thut euch doch ſo zierlich und ſchnicklich, wie von Zucker und bläst ſich jedes Stäubchen vom Aermel weg. Weber. Ich hab’ ihn nie geſehen, wo er nicht ängſtliche, halbfreundliche Geſichter gemacht hätte, wie wenn er bei jedem Athemzug beſorgte, daß ihm ſein Freund, der Buchdrucker, Eins hinter’s Ohr ſchlüge. Ich war Zeuge, als ihm dieſer von Hinten eine Tabaks- pfcife mit dem Saft auf ſeine Häupten ausleerte, um einen Anlaß zu Händeln zu haben. Glasbrenner. Richtig, der mit dem rothen ſchwammigten Aus- ſehen, das iſt erſt der rechte; ſo keinen Säufer ſah ich in meinem Leben. Sein Verſtand iſt ganz verſchlammt, er redt’ langſam und gebrochen, auf zehn Schritte riecht er nach Branntwein. Weber. So haltet nur die Naſe zu, denn dort ſeh ich beide edle Männer an der Thür. Kollmer. Sie werden mich ſuchen wegen des Kaufs. Auf Wiederſehn, ihr Herren!(Ab.) Schmid. Was will denn der Kollmer mit dem unnützen Zeug, dem Buch, oder was es iſt?

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Zitationshilfe: Mörike, Eduard: Maler Nolten. Bd. 1. Stuttgart, 1832, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moerike_nolten01_1832/186>, abgerufen am 19.04.2024.