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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775.

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Von dem versch. Interesse, welches die Landesh.
Wällen, und die Macht sich hinter denselben zu wehren, erhal-
ten hatten, auch mit ihrem durch die Handlung erworbenen
Gelde am weitesten reichen konnten; bedienten sich der ihnen
ertheilten Freyheiten gegen ihre ehmaligen Beförderer, ver-
einigten sich untereinander, und setzten dem Oberamte eben
die Privilegien entgegen, welche ihnen ehedem gegen das Un-
teramt waren ertheilet worden.

Der römische König Henrich, verbot zwar hierauf auf
Begehren der Reichsfürsten alle dergleichen Vereinigungen, *)
und der Kaiser Friederich der II. gieng in der bekannten Con-
stitution
vom Jahr 1232. noch weiter, indem er die Städte
namentlich dem Reichsfürstlichen Oberamte unterwarf, **)

mit-
*) Ipsi (scilicet principes) sententiantes pronunciando
diffinierunt: Quod nulla civitas, nullum oppidum,
communiones, constitutiones, colligationes, con-
foederationes vel conjurationes aliquas quocunque
nomine censeantur facere possent. Constit. regis
Henrici de
1231.
**) Die Constitution geht zwar eigentlich nur auf die Erz-
und Bischöflichen Städte. Der Grund derselben spricht
aber sowol für die missos imperatorios saeculares als
ecclesiasticos; wenn es heißt: Sicut enim tempori-
bus retroactis ordinatio civitatum & bonorum
omnium, quae ab imperiali celsitudine conferuntur
ad archiepiscopos & episcopos
(hier muß man noth-
wendig hinzudenken, qua missos Caesareos, folglich auch
die duces & comites palatinos qua missos mit verste-
hen) pertinebat; sie eandem ordinationem ad ipsos
& eorum officiales, ab eis specialiter institutos per-
petuo volumus permanere, non ob stante abusu
aliquo
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Von dem verſch. Intereſſe, welches die Landesh.
Waͤllen, und die Macht ſich hinter denſelben zu wehren, erhal-
ten hatten, auch mit ihrem durch die Handlung erworbenen
Gelde am weiteſten reichen konnten; bedienten ſich der ihnen
ertheilten Freyheiten gegen ihre ehmaligen Befoͤrderer, ver-
einigten ſich untereinander, und ſetzten dem Oberamte eben
die Privilegien entgegen, welche ihnen ehedem gegen das Un-
teramt waren ertheilet worden.

Der roͤmiſche Koͤnig Henrich, verbot zwar hierauf auf
Begehren der Reichsfuͤrſten alle dergleichen Vereinigungen, *)
und der Kaiſer Friederich der II. gieng in der bekannten Con-
ſtitution
vom Jahr 1232. noch weiter, indem er die Staͤdte
namentlich dem Reichsfuͤrſtlichen Oberamte unterwarf, **)

mit-
*) Ipſi (ſcilicet principes) ſententiantes pronunciando
diffinierunt: Quod nulla civitas, nullum oppidum,
communiones, conſtitutiones, colligationes, con-
fœderationes vel conjurationes aliquas quocunque
nomine cenſeantur facere poſſent. Conſtit. regis
Henrici de
1231.
**) Die Conſtitution geht zwar eigentlich nur auf die Erz-
und Biſchoͤflichen Staͤdte. Der Grund derſelben ſpricht
aber ſowol fuͤr die miſſos imperatorios ſæculares als
eccleſiaſticos; wenn es heißt: Sicut enim tempori-
bus retroactis ordinatio civitatum & bonorum
omnium, quæ ab imperiali celſitudine conferuntur
ad archiepiſcopos & epiſcopos
(hier muß man noth-
wendig hinzudenken, qua miſſos Cæſareos, folglich auch
die duces & comites palatinos qua miſſos mit verſte-
hen) pertinebat; ſie eandem ordinationem ad ipſos
& eorum officiales, ab eis ſpecialiter inſtitutos per-
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[314/0332] Von dem verſch. Intereſſe, welches die Landesh. Waͤllen, und die Macht ſich hinter denſelben zu wehren, erhal- ten hatten, auch mit ihrem durch die Handlung erworbenen Gelde am weiteſten reichen konnten; bedienten ſich der ihnen ertheilten Freyheiten gegen ihre ehmaligen Befoͤrderer, ver- einigten ſich untereinander, und ſetzten dem Oberamte eben die Privilegien entgegen, welche ihnen ehedem gegen das Un- teramt waren ertheilet worden. Der roͤmiſche Koͤnig Henrich, verbot zwar hierauf auf Begehren der Reichsfuͤrſten alle dergleichen Vereinigungen, *) und der Kaiſer Friederich der II. gieng in der bekannten Con- ſtitution vom Jahr 1232. noch weiter, indem er die Staͤdte namentlich dem Reichsfuͤrſtlichen Oberamte unterwarf, **) mit- *) Ipſi (ſcilicet principes) ſententiantes pronunciando diffinierunt: Quod nulla civitas, nullum oppidum, communiones, conſtitutiones, colligationes, con- fœderationes vel conjurationes aliquas quocunque nomine cenſeantur facere poſſent. Conſtit. regis Henrici de 1231. **) Die Conſtitution geht zwar eigentlich nur auf die Erz- und Biſchoͤflichen Staͤdte. Der Grund derſelben ſpricht aber ſowol fuͤr die miſſos imperatorios ſæculares als eccleſiaſticos; wenn es heißt: Sicut enim tempori- bus retroactis ordinatio civitatum & bonorum omnium, quæ ab imperiali celſitudine conferuntur ad archiepiſcopos & epiſcopos (hier muß man noth- wendig hinzudenken, qua miſſos Cæſareos, folglich auch die duces & comites palatinos qua miſſos mit verſte- hen) pertinebat; ſie eandem ordinationem ad ipſos & eorum officiales, ab eis ſpecialiter inſtitutos per- petuo volumus permanere, non ob ſtante abuſu aliquo —

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 1. Berlin, 1775, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien01_1775/332>, abgerufen am 29.03.2024.