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Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.

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Vorschlag zu einer Zettelbank.

Wenn alle öffentlichen Cassen ihre lahm liegenden Gelder
dahin abgeben könnten: .........

So würde man nicht allein vieles zählen und wägen, son-
dern auch sehr viele Umschweife und Mühe besonders auch
Porto und Gerichtsgebühren ersparen, und mit mehrer Si-
cherheit und Ruhe einen Bankschein als das baare Geld selbst
bewahren; man würde mindern Verlust bey den Geldsorten
haben; und vom Lande in die Stadt, und von der Stadt
aufs Land die Zahlung lieber mit Banknoten als mit baarem
Gelde verrichten.

Hauptsächlich aber würde man aller Wahrscheinlichkeit nach
auf diese Weise immer ein großes Capital gegen einen gerin-
gen Zins in der Bank haben, und dieses zum Vortheil der
Handlung nutzen können.

Wann dann von diesem Capital auf keine andre Pfänder
als auf Linnen und Garn, welches Ballenweise in die Bank
geliefert würde, und höchstens auch auf Wollenballen zu vier
vom Hundert vorgeschossen würde:

So würde der einheimische Kaufmann nie zur Unzeit los-
schlagen dürfen; er würde sein Linnen und Garn so lange
auf eigne Rechnung behalten können, bis es von aussen gefor-
dert würde; er würde nur den dritten Theil des Geldes nö-
thig haben, was er jetzt nöthig hat; und der Wollenfabrikant
könnte zu rechter Zeit das nöthige ankaufen, und einen Bal-
len nach dem andern, so wie er die Zahlung leistete, aus der
Bank ziehen.

Diese Art der Anstalt, welche ich hier nur auf eine unge-
künstelte Art aufzustellen bemühet bin, nennet man eine Zet-
telbank, und solche ist in allen Ländern, wo das baare Geld

und
Vorſchlag zu einer Zettelbank.

Wenn alle oͤffentlichen Caſſen ihre lahm liegenden Gelder
dahin abgeben koͤnnten: .........

So wuͤrde man nicht allein vieles zaͤhlen und waͤgen, ſon-
dern auch ſehr viele Umſchweife und Muͤhe beſonders auch
Porto und Gerichtsgebuͤhren erſparen, und mit mehrer Si-
cherheit und Ruhe einen Bankſchein als das baare Geld ſelbſt
bewahren; man wuͤrde mindern Verluſt bey den Geldſorten
haben; und vom Lande in die Stadt, und von der Stadt
aufs Land die Zahlung lieber mit Banknoten als mit baarem
Gelde verrichten.

Hauptſaͤchlich aber wuͤrde man aller Wahrſcheinlichkeit nach
auf dieſe Weiſe immer ein großes Capital gegen einen gerin-
gen Zins in der Bank haben, und dieſes zum Vortheil der
Handlung nutzen koͤnnen.

Wann dann von dieſem Capital auf keine andre Pfaͤnder
als auf Linnen und Garn, welches Ballenweiſe in die Bank
geliefert wuͤrde, und hoͤchſtens auch auf Wollenballen zu vier
vom Hundert vorgeſchoſſen wuͤrde:

So wuͤrde der einheimiſche Kaufmann nie zur Unzeit los-
ſchlagen duͤrfen; er wuͤrde ſein Linnen und Garn ſo lange
auf eigne Rechnung behalten koͤnnen, bis es von auſſen gefor-
dert wuͤrde; er wuͤrde nur den dritten Theil des Geldes noͤ-
thig haben, was er jetzt noͤthig hat; und der Wollenfabrikant
koͤnnte zu rechter Zeit das noͤthige ankaufen, und einen Bal-
len nach dem andern, ſo wie er die Zahlung leiſtete, aus der
Bank ziehen.

Dieſe Art der Anſtalt, welche ich hier nur auf eine unge-
kuͤnſtelte Art aufzuſtellen bemuͤhet bin, nennet man eine Zet-
telbank, und ſolche iſt in allen Laͤndern, wo das baare Geld

und
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[462/0480] Vorſchlag zu einer Zettelbank. Wenn alle oͤffentlichen Caſſen ihre lahm liegenden Gelder dahin abgeben koͤnnten: ......... So wuͤrde man nicht allein vieles zaͤhlen und waͤgen, ſon- dern auch ſehr viele Umſchweife und Muͤhe beſonders auch Porto und Gerichtsgebuͤhren erſparen, und mit mehrer Si- cherheit und Ruhe einen Bankſchein als das baare Geld ſelbſt bewahren; man wuͤrde mindern Verluſt bey den Geldſorten haben; und vom Lande in die Stadt, und von der Stadt aufs Land die Zahlung lieber mit Banknoten als mit baarem Gelde verrichten. Hauptſaͤchlich aber wuͤrde man aller Wahrſcheinlichkeit nach auf dieſe Weiſe immer ein großes Capital gegen einen gerin- gen Zins in der Bank haben, und dieſes zum Vortheil der Handlung nutzen koͤnnen. Wann dann von dieſem Capital auf keine andre Pfaͤnder als auf Linnen und Garn, welches Ballenweiſe in die Bank geliefert wuͤrde, und hoͤchſtens auch auf Wollenballen zu vier vom Hundert vorgeſchoſſen wuͤrde: So wuͤrde der einheimiſche Kaufmann nie zur Unzeit los- ſchlagen duͤrfen; er wuͤrde ſein Linnen und Garn ſo lange auf eigne Rechnung behalten koͤnnen, bis es von auſſen gefor- dert wuͤrde; er wuͤrde nur den dritten Theil des Geldes noͤ- thig haben, was er jetzt noͤthig hat; und der Wollenfabrikant koͤnnte zu rechter Zeit das noͤthige ankaufen, und einen Bal- len nach dem andern, ſo wie er die Zahlung leiſtete, aus der Bank ziehen. Dieſe Art der Anſtalt, welche ich hier nur auf eine unge- kuͤnſtelte Art aufzuſtellen bemuͤhet bin, nennet man eine Zet- telbank, und ſolche iſt in allen Laͤndern, wo das baare Geld und

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Zitationshilfe: Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/480>, abgerufen am 28.03.2024.