Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776.
Die geographische Lage wirklich gestochen worden; nicht die große, so aus 17 Plan-chen besteht, und in das Cabinet S. königl. Maj. gekommen ist, sondern die kleine, welche von ihm nach jener verfertiget worden. Schwerlich hat irgend ein Land auf diese Art eine so vollständige Charte erhalten, daß ein ehrlicher Mann, um sich über den Verlust einer würdigen Frau zu zerstreuen, sich aufmacht, und aus freyen Willen auf eigne Kosten, mit vie- ler Beschwerlichkeit ein Land ausmißt, und ihm davon eine vortrefliche Charte schenket. Aber schwerlich giebt es auch noch irgend einen Mann, der so denkt, handelt, und -- was ich für das größte Glück schätze, so mein Freund ist als er. Doch jetzt zur Frage: Herr Prof. Lichtenberg hat, nach der uns mitgetheilten Nachricht die Polhöhe oder die geographi- sche Breite durch oft wiederholte Beobachtungen nach zwo verschiedenen Methoden bestimmt, nach der gewöhnlichen, und nach derjenigen, deren sich P. Hell in Wardehus und Hn. Cap. Niebuhr in Arabien bedient haben, welche um so viel vortreflicher ist, als dabey diejenigen Fehler des Instruments, die auch der geschickteste Künstler begehen kan, der Richtig- keit der Beobachtung nicht schaden können. Ein Mittel aus seinen besten Beobachtungen giebt für die Polhöhe 52 Grade 16 Minuten 12 Secunden, also 9 Minuten 12 Secunden weniger, als sie von Wolffen a) und auf einigen Charten, aber nur etwa 4 Minuten we- niger als dieselbe auf der Oßnabr. Charte von 1753 angege- ben wird. Er hat sich dabey nicht bloß des Firsternen Verzeichnisses sehen a) Element. Geograph. §. 60.
Die geographiſche Lage wirklich geſtochen worden; nicht die große, ſo aus 17 Plan-chen beſteht, und in das Cabinet S. koͤnigl. Maj. gekommen iſt, ſondern die kleine, welche von ihm nach jener verfertiget worden. Schwerlich hat irgend ein Land auf dieſe Art eine ſo vollſtaͤndige Charte erhalten, daß ein ehrlicher Mann, um ſich uͤber den Verluſt einer wuͤrdigen Frau zu zerſtreuen, ſich aufmacht, und aus freyen Willen auf eigne Koſten, mit vie- ler Beſchwerlichkeit ein Land ausmißt, und ihm davon eine vortrefliche Charte ſchenket. Aber ſchwerlich giebt es auch noch irgend einen Mann, der ſo denkt, handelt, und — was ich fuͤr das groͤßte Gluͤck ſchaͤtze, ſo mein Freund iſt als er. Doch jetzt zur Frage: Herr Prof. Lichtenberg hat, nach der uns mitgetheilten Nachricht die Polhoͤhe oder die geographi- ſche Breite durch oft wiederholte Beobachtungen nach zwo verſchiedenen Methoden beſtimmt, nach der gewoͤhnlichen, und nach derjenigen, deren ſich P. Hell in Wardehus und Hn. Cap. Niebuhr in Arabien bedient haben, welche um ſo viel vortreflicher iſt, als dabey diejenigen Fehler des Inſtruments, die auch der geſchickteſte Kuͤnſtler begehen kan, der Richtig- keit der Beobachtung nicht ſchaden koͤnnen. Ein Mittel aus ſeinen beſten Beobachtungen giebt fuͤr die Polhoͤhe 52 Grade 16 Minuten 12 Secunden, alſo 9 Minuten 12 Secunden weniger, als ſie von Wolffen a) und auf einigen Charten, aber nur etwa 4 Minuten we- niger als dieſelbe auf der Oßnabr. Charte von 1753 angege- ben wird. Er hat ſich dabey nicht bloß des Firſternen Verzeichniſſes ſehen a) Element. Geograph. §. 60.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0508" n="490"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die geographiſche Lage</hi></fw><lb/> wirklich geſtochen worden; nicht die große, ſo aus 17 Plan-<lb/> chen beſteht, und in das Cabinet S. koͤnigl. Maj. gekommen<lb/> iſt, ſondern die kleine, welche von ihm nach jener verfertiget<lb/> worden. Schwerlich hat irgend ein Land auf dieſe Art eine<lb/> ſo vollſtaͤndige Charte erhalten, daß ein ehrlicher Mann, um<lb/> ſich uͤber den Verluſt einer wuͤrdigen Frau zu zerſtreuen, ſich<lb/> aufmacht, und aus freyen Willen auf eigne Koſten, mit vie-<lb/> ler Beſchwerlichkeit ein Land ausmißt, und ihm davon eine<lb/> vortrefliche Charte ſchenket. Aber ſchwerlich giebt es auch<lb/> noch irgend einen Mann, der ſo denkt, handelt, und — was<lb/> ich fuͤr das groͤßte Gluͤck ſchaͤtze, ſo mein Freund iſt als er.<lb/> Doch jetzt zur Frage: Herr Prof. Lichtenberg hat, nach der<lb/> uns mitgetheilten Nachricht die Polhoͤhe oder die geographi-<lb/> ſche Breite durch oft wiederholte Beobachtungen nach zwo<lb/> verſchiedenen Methoden beſtimmt, nach der gewoͤhnlichen,<lb/> und nach derjenigen, deren ſich <hi rendition="#aq">P.</hi> Hell in Wardehus und Hn.<lb/> Cap. Niebuhr in Arabien bedient haben, welche um ſo viel<lb/> vortreflicher iſt, als dabey diejenigen Fehler des Inſtruments,<lb/> die auch der geſchickteſte Kuͤnſtler begehen kan, der Richtig-<lb/> keit der Beobachtung nicht ſchaden koͤnnen. Ein Mittel aus<lb/> ſeinen beſten Beobachtungen giebt fuͤr die Polhoͤhe<lb/><hi rendition="#et">52 <hi rendition="#fr">Grade 16 Minuten 12 Secunden</hi>,</hi><lb/> alſo 9 Minuten 12 Secunden weniger, als ſie von Wolffen<lb/><note place="foot" n="a)"><hi rendition="#aq">Element. Geograph.</hi> §. 60.</note> und auf einigen Charten, aber nur etwa 4 Minuten we-<lb/> niger als dieſelbe auf der Oßnabr. Charte von 1753 angege-<lb/> ben wird.</p><lb/> <p>Er hat ſich dabey nicht bloß des Firſternen Verzeichniſſes<lb/> des Hrn. <hi rendition="#aq">de la Caille,</hi> ſondern auch das von dem beruͤhmten<lb/> Hrn. <hi rendition="#aq">Bradley,</hi> dem man ſo lange mit Ungedult entgegen ge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſehen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [490/0508]
Die geographiſche Lage
wirklich geſtochen worden; nicht die große, ſo aus 17 Plan-
chen beſteht, und in das Cabinet S. koͤnigl. Maj. gekommen
iſt, ſondern die kleine, welche von ihm nach jener verfertiget
worden. Schwerlich hat irgend ein Land auf dieſe Art eine
ſo vollſtaͤndige Charte erhalten, daß ein ehrlicher Mann, um
ſich uͤber den Verluſt einer wuͤrdigen Frau zu zerſtreuen, ſich
aufmacht, und aus freyen Willen auf eigne Koſten, mit vie-
ler Beſchwerlichkeit ein Land ausmißt, und ihm davon eine
vortrefliche Charte ſchenket. Aber ſchwerlich giebt es auch
noch irgend einen Mann, der ſo denkt, handelt, und — was
ich fuͤr das groͤßte Gluͤck ſchaͤtze, ſo mein Freund iſt als er.
Doch jetzt zur Frage: Herr Prof. Lichtenberg hat, nach der
uns mitgetheilten Nachricht die Polhoͤhe oder die geographi-
ſche Breite durch oft wiederholte Beobachtungen nach zwo
verſchiedenen Methoden beſtimmt, nach der gewoͤhnlichen,
und nach derjenigen, deren ſich P. Hell in Wardehus und Hn.
Cap. Niebuhr in Arabien bedient haben, welche um ſo viel
vortreflicher iſt, als dabey diejenigen Fehler des Inſtruments,
die auch der geſchickteſte Kuͤnſtler begehen kan, der Richtig-
keit der Beobachtung nicht ſchaden koͤnnen. Ein Mittel aus
ſeinen beſten Beobachtungen giebt fuͤr die Polhoͤhe
52 Grade 16 Minuten 12 Secunden,
alſo 9 Minuten 12 Secunden weniger, als ſie von Wolffen
a) und auf einigen Charten, aber nur etwa 4 Minuten we-
niger als dieſelbe auf der Oßnabr. Charte von 1753 angege-
ben wird.
Er hat ſich dabey nicht bloß des Firſternen Verzeichniſſes
des Hrn. de la Caille, ſondern auch das von dem beruͤhmten
Hrn. Bradley, dem man ſo lange mit Ungedult entgegen ge-
ſehen
a) Element. Geograph. §. 60.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/508 |
| Zitationshilfe: | Möser, Justus: Patriotische Phantasien. Bd. 2. Berlin, 1776, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moeser_phantasien02_1776/508>, abgerufen am 19.04.2024. |
