Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Monti, Anton de: Zwey Brieffe welche der Frantzösische Minister Marqvis de Monti vor seiner Arretirung an den Rußl. Kayserl. Hn. Gen. Feld-Marschall Graffen von Münnich abgelassen. [s. l.], [1734].

Bild:
<< vorherige Seite

pitulation wegen vergleichen dörfte; so bedarf es doch nicht, daß man
derselben etwas von meiner Person einverleibe. Jch wil mich nebst
allen meinen Bedienten und Equipage in Ew. Excell. Lager einfin-
den, und bin bereit, alles Unglück, so man mir zugedacht, auszuste-
hen. Nichts wird mir rühmlicher seyn, als wofern man mich daselbst
übel tractiren wird, so lange bis die Beschwerden, welche alle Sou-
verain
en, denen an der Erhaltung derer Rechte ihrer Ministres ge-
legen ist, und die Klagen der gantzen Welt für Dero Allerdurchl-
Principalin kommen werden, und ich bin versichert, daß Dieselben
nach der Jhnen beywohnenden vollkommenen Erkäntniß derer
Vorzüge derer Ministers von meinem Character meine Umstände
nicht aber die Ew. Excell. ertheilte Ordre ändern werde/ weil es un-
möglich, daß Ew. Excell. dergleichen Ordre solte empfangen haben.
Jch gebe es gerne zu, daß dasjenige, was sich seit 3 Tagen begeben
hat, Ew. Excell. nicht wenig Verdruß verursachen muß, allein, ich
kan nicht dafür; keiner als ich und meine Bedienten haben Theil
daran, und alle Härte, so mein Herr deßhalb gegen die Pohlen und
Stadt Dantzig gebrauchen werden, sind ungerecht. Jch ersuche Ew.
Excell. mir eine baldige Antwort zu ertheilen, damit ich Anstalt
machen könne, mich zu ihnen hinaus zuverfügen, wenn es mit der
Capitulation zum Stande gekommen. Jch halte für gut, diesem einige
Anmerckungen über die gegenwärtige Angelegenheit beyzufügen,
welche vielleicht Ew. Excell. bishero nicht sind vorgestellet worden:
1) Es ist bishero noch nicht der Krieg zwischen Franckreich und
Rußland angekündiget worden. 2) Wenn auch gleich die Kriegs-
Declaration würcklich erfolgt, so ist es doch Herkommens, daß man
denen Ministern, welche sich an deuen im Krieg mitverwickelten
Höfen aufhalten, Passeports ertheile, um selbige Lande zu verlassen.
Noch vielmehr ist man mir solches schuldig, da ich mich in einer zu
der Republic Pohlen gehörigen Stadt befinde, gedachte Republic
auch währenden Ruhestandes sowol, als der verstorbene König und
alle Ministres derer Prntzen, welche wider Franckreich im Kriege
begriffen sind, nach dem Tode des Königes Augusti mich in der

Qualität

pitulation wegen vergleichen doͤrfte; ſo bedarf es doch nicht, daß man
derſelben etwas von meiner Perſon einverleibe. Jch wil mich nebſt
allen meinen Bedienten und Equipage in Ew. Excell. Lager einfin-
den, und bin bereit, alles Ungluͤck, ſo man mir zugedacht, auszuſte-
hen. Nichts wird mir ruͤhmlicher ſeyn, als wofern man mich daſelbſt
uͤbel tractiren wird, ſo lange bis die Beſchwerden, welche alle Sou-
verain
en, denen an der Erhaltung derer Rechte ihrer Miniſtres ge-
legen iſt, und die Klagen der gantzen Welt fuͤr Dero Allerdurchl-
Principalin kommen werden, und ich bin verſichert, daß Dieſelben
nach der Jhnen beywohnenden vollkommenen Erkaͤntniß derer
Vorzuͤge derer Miniſters von meinem Character meine Umſtaͤnde
nicht aber die Ew. Excell. ertheilte Ordre aͤndern werde/ weil es un-
moͤglich, daß Ew. Excell. dergleichen Ordre ſolte empfangen haben.
Jch gebe es gerne zu, daß dasjenige, was ſich ſeit 3 Tagen begeben
hat, Ew. Excell. nicht wenig Verdruß verurſachen muß, allein, ich
kan nicht dafuͤr; keiner als ich und meine Bedienten haben Theil
daran, und alle Haͤrte, ſo mein Herr deßhalb gegen die Pohlen und
Stadt Dantzig gebrauchen werden, ſind ungerecht. Jch erſuche Ew.
Excell. mir eine baldige Antwort zu ertheilen, damit ich Anſtalt
machen koͤnne, mich zu ihnen hinaus zuverfuͤgen, wenn es mit der
Capitulation zum Stande gekom̃en. Jch halte fuͤr gut, dieſem einige
Anmerckungen uͤber die gegenwaͤrtige Angelegenheit beyzufuͤgen,
welche vielleicht Ew. Excell. bishero nicht ſind vorgeſtellet worden:
1) Es iſt bishero noch nicht der Krieg zwiſchen Franckreich und
Rußland angekuͤndiget worden. 2) Wenn auch gleich die Kriegs-
Declaration wuͤrcklich erfolgt, ſo iſt es doch Herkommens, daß man
denen Miniſtern, welche ſich an deuen im Krieg mitverwickelten
Hoͤfen aufhalten, Paſſeports ertheile, um ſelbige Lande zu verlaſſen.
Noch vielmehr iſt man mir ſolches ſchuldig, da ich mich in einer zu
der Republic Pohlen gehoͤrigen Stadt befinde, gedachte Republic
auch waͤhrenden Ruheſtandes ſowol, als der verſtorbene Koͤnig und
alle Miniſtres derer Prntzen, welche wider Franckreich im Kriege
begriffen ſind, nach dem Tode des Koͤniges Auguſti mich in der

Qualitaͤt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0004" n="4"/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">pitulation</hi></hi> wegen vergleichen do&#x0364;rfte; &#x017F;o bedarf es doch nicht, daß man<lb/>
der&#x017F;elben etwas von meiner Per&#x017F;on einverleibe. Jch wil mich neb&#x017F;t<lb/>
allen meinen Bedienten und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Equipage</hi></hi> in Ew. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Excell.</hi></hi> Lager einfin-<lb/>
den, und bin bereit, alles Unglu&#x0364;ck, &#x017F;o man mir zugedacht, auszu&#x017F;te-<lb/>
hen. Nichts wird mir ru&#x0364;hmlicher &#x017F;eyn, als wofern man mich da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
u&#x0364;bel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">tractir</hi></hi>en wird, &#x017F;o lange bis die Be&#x017F;chwerden, welche alle <hi rendition="#aq">S<hi rendition="#i">ou-<lb/>
verain</hi></hi>en, denen an der Erhaltung derer Rechte ihrer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mini&#x017F;tres</hi></hi> ge-<lb/>
legen i&#x017F;t, und die Klagen der gantzen Welt fu&#x0364;r Dero Allerdurchl-<lb/>
Principalin kommen werden, und ich bin ver&#x017F;ichert, daß Die&#x017F;elben<lb/>
nach der Jhnen beywohnenden vollkommenen Erka&#x0364;ntniß derer<lb/>
Vorzu&#x0364;ge derer Mini&#x017F;ters von meinem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Character</hi></hi> meine Um&#x017F;ta&#x0364;nde<lb/>
nicht aber die Ew. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Excell.</hi></hi> ertheilte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ordre</hi></hi> a&#x0364;ndern werde/ weil es un-<lb/>
mo&#x0364;glich, daß Ew. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Excell.</hi></hi> dergleichen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ordre</hi></hi> &#x017F;olte empfangen haben.<lb/>
Jch gebe es gerne zu, daß dasjenige, was &#x017F;ich &#x017F;eit 3 Tagen begeben<lb/>
hat, Ew. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Excell.</hi></hi> nicht wenig Verdruß verur&#x017F;achen muß, allein, ich<lb/>
kan nicht dafu&#x0364;r; keiner als ich und meine Bedienten haben Theil<lb/>
daran, und alle Ha&#x0364;rte, &#x017F;o mein Herr deßhalb gegen die Pohlen und<lb/>
Stadt Dantzig gebrauchen werden, &#x017F;ind ungerecht. Jch er&#x017F;uche Ew.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Excell.</hi></hi> mir eine baldige Antwort zu ertheilen, damit ich An&#x017F;talt<lb/>
machen ko&#x0364;nne, mich zu ihnen hinaus zuverfu&#x0364;gen, wenn es mit der<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Capitulation</hi></hi> zum Stande gekom&#x0303;en. Jch halte fu&#x0364;r gut, die&#x017F;em einige<lb/>
Anmerckungen u&#x0364;ber die gegenwa&#x0364;rtige Angelegenheit beyzufu&#x0364;gen,<lb/>
welche vielleicht Ew. <hi rendition="#aq">E<hi rendition="#i">xcell.</hi></hi> bishero nicht &#x017F;ind vorge&#x017F;tellet worden:<lb/>
1) Es i&#x017F;t bishero noch nicht der Krieg zwi&#x017F;chen Franckreich und<lb/>
Rußland angeku&#x0364;ndiget worden. 2) Wenn auch gleich die Kriegs-<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Declaration</hi></hi> wu&#x0364;rcklich erfolgt, &#x017F;o i&#x017F;t es doch Herkommens, daß man<lb/>
denen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mini&#x017F;tern,</hi></hi> welche &#x017F;ich an deuen im Krieg mitverwickelten<lb/>
Ho&#x0364;fen aufhalten, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pa&#x017F;&#x017F;eports</hi></hi> ertheile, um &#x017F;elbige Lande zu verla&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Noch vielmehr i&#x017F;t man mir &#x017F;olches &#x017F;chuldig, da ich mich in einer zu<lb/>
der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Republic</hi></hi> Pohlen geho&#x0364;rigen Stadt befinde, gedachte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Republic</hi></hi><lb/>
auch wa&#x0364;hrenden Ruhe&#x017F;tandes &#x017F;owol, als der ver&#x017F;torbene Ko&#x0364;nig und<lb/>
alle <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Mini&#x017F;tres</hi></hi> derer Prntzen, welche wider Franckreich im Kriege<lb/>
begriffen &#x017F;ind, nach dem Tode des Ko&#x0364;niges <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Augu&#x017F;ti</hi></hi> mich in der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Qualit</hi></hi>a&#x0364;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0004] pitulation wegen vergleichen doͤrfte; ſo bedarf es doch nicht, daß man derſelben etwas von meiner Perſon einverleibe. Jch wil mich nebſt allen meinen Bedienten und Equipage in Ew. Excell. Lager einfin- den, und bin bereit, alles Ungluͤck, ſo man mir zugedacht, auszuſte- hen. Nichts wird mir ruͤhmlicher ſeyn, als wofern man mich daſelbſt uͤbel tractiren wird, ſo lange bis die Beſchwerden, welche alle Sou- verainen, denen an der Erhaltung derer Rechte ihrer Miniſtres ge- legen iſt, und die Klagen der gantzen Welt fuͤr Dero Allerdurchl- Principalin kommen werden, und ich bin verſichert, daß Dieſelben nach der Jhnen beywohnenden vollkommenen Erkaͤntniß derer Vorzuͤge derer Miniſters von meinem Character meine Umſtaͤnde nicht aber die Ew. Excell. ertheilte Ordre aͤndern werde/ weil es un- moͤglich, daß Ew. Excell. dergleichen Ordre ſolte empfangen haben. Jch gebe es gerne zu, daß dasjenige, was ſich ſeit 3 Tagen begeben hat, Ew. Excell. nicht wenig Verdruß verurſachen muß, allein, ich kan nicht dafuͤr; keiner als ich und meine Bedienten haben Theil daran, und alle Haͤrte, ſo mein Herr deßhalb gegen die Pohlen und Stadt Dantzig gebrauchen werden, ſind ungerecht. Jch erſuche Ew. Excell. mir eine baldige Antwort zu ertheilen, damit ich Anſtalt machen koͤnne, mich zu ihnen hinaus zuverfuͤgen, wenn es mit der Capitulation zum Stande gekom̃en. Jch halte fuͤr gut, dieſem einige Anmerckungen uͤber die gegenwaͤrtige Angelegenheit beyzufuͤgen, welche vielleicht Ew. Excell. bishero nicht ſind vorgeſtellet worden: 1) Es iſt bishero noch nicht der Krieg zwiſchen Franckreich und Rußland angekuͤndiget worden. 2) Wenn auch gleich die Kriegs- Declaration wuͤrcklich erfolgt, ſo iſt es doch Herkommens, daß man denen Miniſtern, welche ſich an deuen im Krieg mitverwickelten Hoͤfen aufhalten, Paſſeports ertheile, um ſelbige Lande zu verlaſſen. Noch vielmehr iſt man mir ſolches ſchuldig, da ich mich in einer zu der Republic Pohlen gehoͤrigen Stadt befinde, gedachte Republic auch waͤhrenden Ruheſtandes ſowol, als der verſtorbene Koͤnig und alle Miniſtres derer Prntzen, welche wider Franckreich im Kriege begriffen ſind, nach dem Tode des Koͤniges Auguſti mich in der Qualitaͤt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/monti_brieffe_1734
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/monti_brieffe_1734/4
Zitationshilfe: Monti, Anton de: Zwey Brieffe welche der Frantzösische Minister Marqvis de Monti vor seiner Arretirung an den Rußl. Kayserl. Hn. Gen. Feld-Marschall Graffen von Münnich abgelassen. [s. l.], [1734], S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/monti_brieffe_1734/4>, abgerufen am 19.04.2024.