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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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An den geneigten Leser.
müssen/ da er nicht mehr als acht Capita von
seinem Wercke außgearbeitet/ welchen Ver-
lust ich sehr bedaure. Dann es ist mir zum
Theil derselben Einhalt bekant/ und hat er
viele Unterredungen mit mir deßhalben ge-
pflogen/ welchen ich zu erst auff diese Gedan-
cken gebracht. Ich habe von erster Jugend
an auff die Teutsche und andere Nordische
Sprachen ein absonderlich Auge geworffen/
und ein höhers und ehrwürdigers Alterthum
in ihnen vermerckt/ als man sonst ins gemein
davor hält. Ich habe in Griechischer und
Lateinischer Sprache so viele Fußstapffen der-
selben ersehen/ daß ich mir auch einmahl
ein gantzes weitläufftiges Buch Originum
Germanicarum
zu schreiben vorgenommen.
Dazu ich zwar schon viele Dinge in Bereit-
schafft habe. Aber zu Außarbeitung eines so
vollständigen Werckes/ da ein Tag den an-
dern lehret/ dessen man sich auch in der Ge-
schwindigkeit nicht abhelffen kan/ würde bey
andern nöthigern Dingen meine Lebens Zeit
vielleicht zu kurtz fallen. Was ich in dem er-
sten Theil hier erwehne/ ist nur ein Schat-
tenwerck deßjenigen was noch übrig ist. Ich
zweiffle nicht/ es werden viele dasselbe als ein
Paradoxon halten: Ich bitte aber dieselben/

ein

An den geneigten Leſer.
muͤſſen/ da er nicht mehr als acht Capita von
ſeinem Wercke außgearbeitet/ welchen Ver-
luſt ich ſehr bedaure. Dann es iſt mir zum
Theil derſelben Einhalt bekant/ und hat er
viele Unterredungen mit mir deßhalben ge-
pflogen/ welchen ich zu erſt auff dieſe Gedan-
cken gebracht. Ich habe von erſter Jugend
an auff die Teutſche und andere Nordiſche
Sprachen ein abſonderlich Auge geworffen/
und ein hoͤhers und ehrwuͤrdigers Alterthum
in ihnen vermerckt/ als man ſonſt ins gemein
davor haͤlt. Ich habe in Griechiſcher und
Lateiniſcher Sprache ſo viele Fußſtapffen der-
ſelben erſehen/ daß ich mir auch einmahl
ein gantzes weitlaͤufftiges Buch Originum
Germanicarum
zu ſchreiben vorgenommen.
Dazu ich zwar ſchon viele Dinge in Bereit-
ſchafft habe. Aber zu Außarbeitung eines ſo
vollſtaͤndigen Werckes/ da ein Tag den an-
dern lehret/ deſſen man ſich auch in der Ge-
ſchwindigkeit nicht abhelffen kan/ wuͤrde bey
andern noͤthigern Dingen meine Lebens Zeit
vielleicht zu kurtz fallen. Was ich in dem er-
ſten Theil hier erwehne/ iſt nur ein Schat-
tenwerck deßjenigen was noch uͤbrig iſt. Ich
zweiffle nicht/ es werden viele daſſelbe als ein
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[0010] An den geneigten Leſer. muͤſſen/ da er nicht mehr als acht Capita von ſeinem Wercke außgearbeitet/ welchen Ver- luſt ich ſehr bedaure. Dann es iſt mir zum Theil derſelben Einhalt bekant/ und hat er viele Unterredungen mit mir deßhalben ge- pflogen/ welchen ich zu erſt auff dieſe Gedan- cken gebracht. Ich habe von erſter Jugend an auff die Teutſche und andere Nordiſche Sprachen ein abſonderlich Auge geworffen/ und ein hoͤhers und ehrwuͤrdigers Alterthum in ihnen vermerckt/ als man ſonſt ins gemein davor haͤlt. Ich habe in Griechiſcher und Lateiniſcher Sprache ſo viele Fußſtapffen der- ſelben erſehen/ daß ich mir auch einmahl ein gantzes weitlaͤufftiges Buch Originum Germanicarum zu ſchreiben vorgenommen. Dazu ich zwar ſchon viele Dinge in Bereit- ſchafft habe. Aber zu Außarbeitung eines ſo vollſtaͤndigen Werckes/ da ein Tag den an- dern lehret/ deſſen man ſich auch in der Ge- ſchwindigkeit nicht abhelffen kan/ wuͤrde bey andern noͤthigern Dingen meine Lebens Zeit vielleicht zu kurtz fallen. Was ich in dem er- ſten Theil hier erwehne/ iſt nur ein Schat- tenwerck deßjenigen was noch uͤbrig iſt. Ich zweiffle nicht/ es werden viele daſſelbe als ein Paradoxon halten: Ich bitte aber dieſelben/ ein

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/10>, abgerufen am 19.04.2024.