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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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der Reime.
gleichstimmende Reime. Die vielfältige Reime in
Dactylico genere werden getadelt. Das Dactyli-
sche genus ist zu ernsthafften Dingen nicht geschickt.
Allgemeine Eigenschafften des Reimes/ aus dem
Vondel.

WIr wollen zu den Reimen der
Teutschen Verse uns wiederum
wenden. Von welchen diejeni-
gen/ die Teutsche Prosodien geschrieben
viel Lehrsätze haben/ die hier unnöthig
zu wiederholen. Die Teutsche Sprache
hat vor der Italiänischen und Spani-
schen den Vorzug/ daß sie eine Abwech-
selung unter den Reimen hat: Da hin-
gegen diese mehrentheils Weibliche Rei-
ine gebrauchen müssen/ welches ein Poe-
ma
schwach und krafftloß macht/ weil die
Worte alle abfallen/ und dadurch den
Poetischen Trieb hemmen/ der durch
die Männliche Reime immerfort un-
terhalten und angefrischet wird. Die
Italianner werden deßhalben genöthiget
ihre Poesin in gewisse Stances einzuthei-

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der Reime.
gleichſtimmende Reime. Die vielfaͤltige Reime in
Dactylico genere werden getadelt. Das Dactyli-
ſche genus iſt zu ernſthafften Dingen nicht geſchickt.
Allgemeine Eigenſchafften des Reimes/ aus dem
Vondel.

WIr wollen zu den Reimen der
Teutſchen Verſe uns wiederum
wenden. Von welchen diejeni-
gen/ die Teutſche Proſodien geſchrieben
viel Lehrſaͤtze haben/ die hier unnoͤthig
zu wiederholen. Die Teutſche Sprache
hat vor der Italiaͤniſchen und Spani-
ſchen den Vorzug/ daß ſie eine Abwech-
ſelung unter den Reimen hat: Da hin-
gegen dieſe mehrentheils Weibliche Rei-
ine gebrauchen muͤſſen/ welches ein Poë-
ma
ſchwach und krafftloß macht/ weil die
Worte alle abfallen/ und dadurch den
Poetiſchen Trieb hemmen/ der durch
die Maͤnnliche Reime immerfort un-
terhalten und angefriſchet wird. Die
Italiāner werden deßhalben genoͤthiget
ihre Poëſin in gewiſſe Stances einzuthei-

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[609/0621] der Reime. gleichſtimmende Reime. Die vielfaͤltige Reime in Dactylico genere werden getadelt. Das Dactyli- ſche genus iſt zu ernſthafften Dingen nicht geſchickt. Allgemeine Eigenſchafften des Reimes/ aus dem Vondel. WIr wollen zu den Reimen der Teutſchen Verſe uns wiederum wenden. Von welchen diejeni- gen/ die Teutſche Proſodien geſchrieben viel Lehrſaͤtze haben/ die hier unnoͤthig zu wiederholen. Die Teutſche Sprache hat vor der Italiaͤniſchen und Spani- ſchen den Vorzug/ daß ſie eine Abwech- ſelung unter den Reimen hat: Da hin- gegen dieſe mehrentheils Weibliche Rei- ine gebrauchen muͤſſen/ welches ein Poë- ma ſchwach und krafftloß macht/ weil die Worte alle abfallen/ und dadurch den Poetiſchen Trieb hemmen/ der durch die Maͤnnliche Reime immerfort un- terhalten und angefriſchet wird. Die Italiāner werden deßhalben genoͤthiget ihre Poëſin in gewiſſe Stances einzuthei- len/ q q

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/621>, abgerufen am 29.03.2024.