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Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682.

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Exempel der Reimgebände.
Da Anio fleußt bey der Tybur hinab/
Da kan das Obstgewächs die Tempe selbst beschimpfen/
Da rauschen die Bäche mit sittigem Trab.
Der Südwind der sonst feucht/ heist hie die Wolcken weichen/
Da lachet der Himmel mit freundlichen Blick.
Da muß der Regen Naß nicht stets das Land durchstreichen.
Ach Plancus dis zielet auff menschliches Glück.
Die Klugheit die bey dir sich hat zum Steur gesetzet/
Die ladet dich selber zur Lustigkeit ein/
Wenn man beym Traubensafft sich recht und wol ergetzet/
Und lässet die Vögel bemühet nur seyn.
Du must den gleich darauff zum blutgen Treffen gehen
Es sey noch daß Tiburs sein Schatten dich hält.
So macht es Teucer auch der rücklings muste sehen
Sein Väterlich Ertheil und Salamins Feld.
Er nam den Pöppelkrantz in Regen-Thau genetzet/
Sprach: werthe Gesellen/ was trauren wir viel?
Hat uns das leichte Glück auß unserm Raum versetzet/
So gehet auch wieder das günstige Spiel.
Wir tratten ihm nur nach/ wohin es immer leitet/
Gedencket wie freudig geht Teucer vorn an.
Uns hat ein Salamin schon wieder zubereitet
Apollo/ der liegen und triegen nicht kan.
So seit nur was ihr seyt/ seyt Männer an dem Hertzen
Uns hat wol vor diesem ein härters gedrückt
Daß süsse Kelterbluht das steuret allem Schmertzen.
Auff Morgen seit wieder zu schiffen geschickt.
Ex-
Exempel der Reimgebaͤnde.
Da Anio fleußt bey der Tybur hinab/
Da kan das Obſtgewaͤchs die Tempe ſelbſt beſchimpfen/
Da rauſchen die Baͤche mit ſittigem Trab.
Der Suͤdwind der ſonſt feucht/ heiſt hie die Wolcken weichen/
Da lachet der Himmel mit freundlichen Blick.
Da muß der Regen Naß nicht ſtets das Land durchſtreichen.
Ach Plancus dis zielet auff menſchliches Gluͤck.
Die Klugheit die bey dir ſich hat zum Steur geſetzet/
Die ladet dich ſelber zur Luſtigkeit ein/
Wenn man beym Traubenſafft ſich recht und wol ergetzet/
Und laͤſſet die Voͤgel bemuͤhet nur ſeyn.
Du muſt den gleich darauff zum blutgen Treffen gehen
Es ſey noch daß Tiburs ſein Schatten dich haͤlt.
So macht es Teucer auch der ruͤcklings muſte ſehen
Sein Vaͤterlich Ertheil und Salamins Feld.
Er nam den Poͤppelkrantz in Regen-Thau genetzet/
Sprach: werthe Geſellen/ was trauren wir viel?
Hat uns das leichte Gluͤck auß unſerm Raum verſetzet/
So gehet auch wieder das guͤnſtige Spiel.
Wir tratten ihm nur nach/ wohin es immer leitet/
Gedencket wie freudig geht Teucer vorn an.
Uns hat ein Salamin ſchon wieder zubereitet
Apollo/ der liegen und triegen nicht kan.
So ſeit nur was ihr ſeyt/ ſeyt Maͤnner an dem Hertzen
Uns hat wol vor dieſem ein haͤrters gedruͤckt
Daß ſuͤſſe Kelterbluht das ſteuret allem Schmertzen.
Auff Morgen ſeit wieder zu ſchiffen geſchickt.
Ex-
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[793/0805] Exempel der Reimgebaͤnde. Da Anio fleußt bey der Tybur hinab/ Da kan das Obſtgewaͤchs die Tempe ſelbſt beſchimpfen/ Da rauſchen die Baͤche mit ſittigem Trab. Der Suͤdwind der ſonſt feucht/ heiſt hie die Wolcken weichen/ Da lachet der Himmel mit freundlichen Blick. Da muß der Regen Naß nicht ſtets das Land durchſtreichen. Ach Plancus dis zielet auff menſchliches Gluͤck. Die Klugheit die bey dir ſich hat zum Steur geſetzet/ Die ladet dich ſelber zur Luſtigkeit ein/ Wenn man beym Traubenſafft ſich recht und wol ergetzet/ Und laͤſſet die Voͤgel bemuͤhet nur ſeyn. Du muſt den gleich darauff zum blutgen Treffen gehen Es ſey noch daß Tiburs ſein Schatten dich haͤlt. So macht es Teucer auch der ruͤcklings muſte ſehen Sein Vaͤterlich Ertheil und Salamins Feld. Er nam den Poͤppelkrantz in Regen-Thau genetzet/ Sprach: werthe Geſellen/ was trauren wir viel? Hat uns das leichte Gluͤck auß unſerm Raum verſetzet/ So gehet auch wieder das guͤnſtige Spiel. Wir tratten ihm nur nach/ wohin es immer leitet/ Gedencket wie freudig geht Teucer vorn an. Uns hat ein Salamin ſchon wieder zubereitet Apollo/ der liegen und triegen nicht kan. So ſeit nur was ihr ſeyt/ ſeyt Maͤnner an dem Hertzen Uns hat wol vor dieſem ein haͤrters gedruͤckt Daß ſuͤſſe Kelterbluht das ſteuret allem Schmertzen. Auff Morgen ſeit wieder zu ſchiffen geſchickt. Ex-

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Zitationshilfe: Morhof, Daniel Georg: Unterricht Von Der Teutschen Sprache und Poesie. Kiel, 1682, S. 793. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/morhof_unterricht_1682/805>, abgerufen am 29.03.2024.