Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite


ihn zu einer hohen Ehrenstelle zu befördern, zu Gemüthe zu führen.

Dieses wirkte. Er wurde durch die dazu dienlichen Mittel wieder hergestellt.

Da aber dieses Versprechen unerfüllt blieb, und er sich also in seiner Hofnung getäuscht sahe, so verfiel er darüber aufs neue in Raserei, ward ins Tollhaus gebracht, rennte mit dem Kopf gegen die Mauer, und starb.


28-34.

Ein junger Mensch von funfzehn Jahren wurde eine geraume Zeit wegen seines seltsamen Betragens in der Schule für wahnwitzig gehalten.

Der Vater wußte aber bald Mittel ein Geständniß von ihm herauszubringen, er gestand nehmlich, daß das Mißvergnügen über den Unterricht in der französischen Sprache, sein Widerwille gegen den Umgang mit kleinern als er ist, und der Ekel das schon gehörte immer wieder anhören zu müssen, ihn auf den Gedanken gebracht habe, sich wahnwitzig zu stellen.




ihn zu einer hohen Ehrenstelle zu befoͤrdern, zu Gemuͤthe zu fuͤhren.

Dieses wirkte. Er wurde durch die dazu dienlichen Mittel wieder hergestellt.

Da aber dieses Versprechen unerfuͤllt blieb, und er sich also in seiner Hofnung getaͤuscht sahe, so verfiel er daruͤber aufs neue in Raserei, ward ins Tollhaus gebracht, rennte mit dem Kopf gegen die Mauer, und starb.


28-34.

Ein junger Mensch von funfzehn Jahren wurde eine geraume Zeit wegen seines seltsamen Betragens in der Schule fuͤr wahnwitzig gehalten.

Der Vater wußte aber bald Mittel ein Gestaͤndniß von ihm herauszubringen, er gestand nehmlich, daß das Mißvergnuͤgen uͤber den Unterricht in der franzoͤsischen Sprache, sein Widerwille gegen den Umgang mit kleinern als er ist, und der Ekel das schon gehoͤrte immer wieder anhoͤren zu muͤssen, ihn auf den Gedanken gebracht habe, sich wahnwitzig zu stellen.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0019" n="19"/><lb/>
ihn zu einer hohen Ehrenstelle zu befo&#x0364;rdern, zu                         Gemu&#x0364;the zu fu&#x0364;hren.</p>
              <p>Dieses wirkte. Er wurde durch die dazu dienlichen                         Mittel wieder hergestellt.</p>
              <p>Da aber dieses Versprechen unerfu&#x0364;llt blieb,                         und er sich also in seiner Hofnung geta&#x0364;uscht sahe, so verfiel er daru&#x0364;ber                         aufs neue in Raserei, ward ins Tollhaus gebracht, rennte mit dem Kopf gegen                         die Mauer, und starb.</p>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            </div>
            <div n="4">
              <head>28-34.</head><lb/>
              <p>Ein junger Mensch von funfzehn Jahren wurde eine geraume                         Zeit wegen seines seltsamen Betragens in der Schule fu&#x0364;r wahnwitzig                         gehalten.</p>
              <p>Der Vater wußte aber bald Mittel ein Gesta&#x0364;ndniß von ihm                         herauszubringen, er gestand nehmlich, daß das Mißvergnu&#x0364;gen u&#x0364;ber den                         Unterricht in der franzo&#x0364;sischen Sprache, sein Widerwille gegen den Umgang                         mit kleinern als er ist, und der Ekel das schon geho&#x0364;rte immer wieder anho&#x0364;ren                         zu mu&#x0364;ssen, ihn auf den Gedanken gebracht habe, <hi rendition="#b">sich                             wahnwitzig zu stellen.</hi></p>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0019] ihn zu einer hohen Ehrenstelle zu befoͤrdern, zu Gemuͤthe zu fuͤhren. Dieses wirkte. Er wurde durch die dazu dienlichen Mittel wieder hergestellt. Da aber dieses Versprechen unerfuͤllt blieb, und er sich also in seiner Hofnung getaͤuscht sahe, so verfiel er daruͤber aufs neue in Raserei, ward ins Tollhaus gebracht, rennte mit dem Kopf gegen die Mauer, und starb. 28-34. Ein junger Mensch von funfzehn Jahren wurde eine geraume Zeit wegen seines seltsamen Betragens in der Schule fuͤr wahnwitzig gehalten. Der Vater wußte aber bald Mittel ein Gestaͤndniß von ihm herauszubringen, er gestand nehmlich, daß das Mißvergnuͤgen uͤber den Unterricht in der franzoͤsischen Sprache, sein Widerwille gegen den Umgang mit kleinern als er ist, und der Ekel das schon gehoͤrte immer wieder anhoͤren zu muͤssen, ihn auf den Gedanken gebracht habe, sich wahnwitzig zu stellen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, University of Glasgow, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/19
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 10, St. 3. Berlin, 1793, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01003_1793/19>, abgerufen am 29.03.2024.