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Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783.

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kraft, dennoch ein ziemlich deutliches Bewußtseyn
von sich selbst, und von seinem Zustand behalten
könne.

Der Zufall, von dem ich rede, hat sich im-
mer bei mir auf folgende Art geäußert. Jch wache
bisweilen des Nachts plötzlich auf, fühle mich aber
zugleich in einen äusserst peinlichen, und sonderba-
ren Zustand versetzt, der schwer zu beschreiben ist,
weil die damit verbundnen Empfindungen, mit an-
dern gewöhnlichen, wenige oder gar keine Ähnlich-
keit haben.

Es ist mir ohngefähr so, als ob ich mich
über und über mit Feuer umgeben sehe, das mir
aber eigentlich keine Empfindung vom Brennen, son-
dern nur eine heftige Beängstigung, verursacht.

Während dieses Zustandes ist die Phantasie
in gänzlicher Verwirrung. Ungehirnte Schrecken-
bilder schweben um mich, und Vorstellungen, die
keinen Zusammenhang und Menschensinn haben,
gehn mir durch den Kopf.

Die Angst treibt mich zu schreien, aber die
Kehle ist wie zugedrückt. Der ganze Körper ist
wie gefesselt, oder eingekerkert, und alles Ver-
mögen irgend ein Glied des Körpers zu bewegen,
ist weg.


Die-

kraft, dennoch ein ziemlich deutliches Bewußtseyn
von sich selbst, und von seinem Zustand behalten
koͤnne.

Der Zufall, von dem ich rede, hat sich im-
mer bei mir auf folgende Art geaͤußert. Jch wache
bisweilen des Nachts ploͤtzlich auf, fuͤhle mich aber
zugleich in einen aͤusserst peinlichen, und sonderba-
ren Zustand versetzt, der schwer zu beschreiben ist,
weil die damit verbundnen Empfindungen, mit an-
dern gewoͤhnlichen, wenige oder gar keine Aͤhnlich-
keit haben.

Es ist mir ohngefaͤhr so, als ob ich mich
uͤber und uͤber mit Feuer umgeben sehe, das mir
aber eigentlich keine Empfindung vom Brennen, son-
dern nur eine heftige Beaͤngstigung, verursacht.

Waͤhrend dieses Zustandes ist die Phantasie
in gaͤnzlicher Verwirrung. Ungehirnte Schrecken-
bilder schweben um mich, und Vorstellungen, die
keinen Zusammenhang und Menschensinn haben,
gehn mir durch den Kopf.

Die Angst treibt mich zu schreien, aber die
Kehle ist wie zugedruͤckt. Der ganze Koͤrper ist
wie gefesselt, oder eingekerkert, und alles Ver-
moͤgen irgend ein Glied des Koͤrpers zu bewegen,
ist weg.


Die-
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[48/0052] kraft, dennoch ein ziemlich deutliches Bewußtseyn von sich selbst, und von seinem Zustand behalten koͤnne. Der Zufall, von dem ich rede, hat sich im- mer bei mir auf folgende Art geaͤußert. Jch wache bisweilen des Nachts ploͤtzlich auf, fuͤhle mich aber zugleich in einen aͤusserst peinlichen, und sonderba- ren Zustand versetzt, der schwer zu beschreiben ist, weil die damit verbundnen Empfindungen, mit an- dern gewoͤhnlichen, wenige oder gar keine Aͤhnlich- keit haben. Es ist mir ohngefaͤhr so, als ob ich mich uͤber und uͤber mit Feuer umgeben sehe, das mir aber eigentlich keine Empfindung vom Brennen, son- dern nur eine heftige Beaͤngstigung, verursacht. Waͤhrend dieses Zustandes ist die Phantasie in gaͤnzlicher Verwirrung. Ungehirnte Schrecken- bilder schweben um mich, und Vorstellungen, die keinen Zusammenhang und Menschensinn haben, gehn mir durch den Kopf. Die Angst treibt mich zu schreien, aber die Kehle ist wie zugedruͤckt. Der ganze Koͤrper ist wie gefesselt, oder eingekerkert, und alles Ver- moͤgen irgend ein Glied des Koͤrpers zu bewegen, ist weg. Die-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 1, St. 1. Berlin, 1783, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde01_1783/52>, abgerufen am 23.04.2024.