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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.

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ten. Ein Bauer aus Schwickauer Hammer schenkte ihm ein altes abgenutztes Pferd, dieses schlachtete er, zog es ab, und speisete lange Zeit davon.

Unter allem seinem schmutzigen Essenzubereiten verdient folgendes besonders angeführt zu werden. Er fieng einen Jgel, brannte demselben die Stachel ab, brühte ihn, und legte ihn sodann in einen Topf, kochte denselben, ließ seine Excrementen in den Topf und aß dieses Gemische mit Appetit.

Endlich rückte der unglückliche Zeitpunkt herbei, daß er ein Mörder wurde. Blaseck Froin, ein Mann von vierzig Jahren, ein Bauer aus Cziasno, kam den 27sten Junius 1780 in den Kochtzitzer Wald zu Schlitten, um Kohlen zu laden, warf dem Flaccus vor, daß er nasse Kohlen habe, und verlangte endlich von ihm, daß er sich mit dem Aufladen fördern sollte. Flaccus antwortete darauf: laß mich in Ruhe, denn siehe! meine Kohlenhacke liegt hier, Du wirst sonst was damit abkriegen. Auf nochmaliges Ermahnen, sich mit dem Aufladen zu fördern, antwortete er hitzig: zum Teufel, wie viel Befehlshaber hast Du in Dir, worauf der Froin antwortete : Eine Mandel. Flaccus erwiederte: darum sehe ich es, denn von Dir selbst hast Du das nicht. Da er endlich sich weigerte, alle Kohlen aufzuladen und


ten. Ein Bauer aus Schwickauer Hammer schenkte ihm ein altes abgenutztes Pferd, dieses schlachtete er, zog es ab, und speisete lange Zeit davon.

Unter allem seinem schmutzigen Essenzubereiten verdient folgendes besonders angefuͤhrt zu werden. Er fieng einen Jgel, brannte demselben die Stachel ab, bruͤhte ihn, und legte ihn sodann in einen Topf, kochte denselben, ließ seine Excrementen in den Topf und aß dieses Gemische mit Appetit.

Endlich ruͤckte der ungluͤckliche Zeitpunkt herbei, daß er ein Moͤrder wurde. Blaseck Froin, ein Mann von vierzig Jahren, ein Bauer aus Cziasno, kam den 27sten Junius 1780 in den Kochtzitzer Wald zu Schlitten, um Kohlen zu laden, warf dem Flaccus vor, daß er nasse Kohlen habe, und verlangte endlich von ihm, daß er sich mit dem Aufladen foͤrdern sollte. Flaccus antwortete darauf: laß mich in Ruhe, denn siehe! meine Kohlenhacke liegt hier, Du wirst sonst was damit abkriegen. Auf nochmaliges Ermahnen, sich mit dem Aufladen zu foͤrdern, antwortete er hitzig: zum Teufel, wie viel Befehlshaber hast Du in Dir, worauf der Froin antwortete : Eine Mandel. Flaccus erwiederte: darum sehe ich es, denn von Dir selbst hast Du das nicht. Da er endlich sich weigerte, alle Kohlen aufzuladen und

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[36/0036] ten. Ein Bauer aus Schwickauer Hammer schenkte ihm ein altes abgenutztes Pferd, dieses schlachtete er, zog es ab, und speisete lange Zeit davon. Unter allem seinem schmutzigen Essenzubereiten verdient folgendes besonders angefuͤhrt zu werden. Er fieng einen Jgel, brannte demselben die Stachel ab, bruͤhte ihn, und legte ihn sodann in einen Topf, kochte denselben, ließ seine Excrementen in den Topf und aß dieses Gemische mit Appetit. Endlich ruͤckte der ungluͤckliche Zeitpunkt herbei, daß er ein Moͤrder wurde. Blaseck Froin, ein Mann von vierzig Jahren, ein Bauer aus Cziasno, kam den 27sten Junius 1780 in den Kochtzitzer Wald zu Schlitten, um Kohlen zu laden, warf dem Flaccus vor, daß er nasse Kohlen habe, und verlangte endlich von ihm, daß er sich mit dem Aufladen foͤrdern sollte. Flaccus antwortete darauf: laß mich in Ruhe, denn siehe! meine Kohlenhacke liegt hier, Du wirst sonst was damit abkriegen. Auf nochmaliges Ermahnen, sich mit dem Aufladen zu foͤrdern, antwortete er hitzig: zum Teufel, wie viel Befehlshaber hast Du in Dir, worauf der Froin antwortete : Eine Mandel. Flaccus erwiederte: darum sehe ich es, denn von Dir selbst hast Du das nicht. Da er endlich sich weigerte, alle Kohlen aufzuladen und

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786/36>, abgerufen am 25.04.2024.