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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.

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mit Froin in einen weitern Wortwechsel gerieth, ergrif er die Kohlenhacke, schlug dem Froin dieselbe mit einer solchen Gewalt in den Kopf, daß sie darin stecken blieb und mit Gewalt herausgezogen werden muste, und an dieser Verwundung muste derselbe den folgenden Tag Abends sterben.

Die Zeit, als er in dem Stockhause zubrachte, beobachtete ich ihn öfters: Er schlug sich täglich mit dem an seinen Armfesseln befindlichen Schlosse mit einer solchen Heftigkeit gegen die Brust, daß man sich entsatzte, auch bediente er sich öfters eines starken Stocks, mit dem er sich gegen den Kopf mit aller Heftigkeit schlug. Verwies man ihm dieses, so behauptete er, daß er es thun müste, drohete die andern Jnquisiten zu erschlagen, forderte Hunde und Katzen zum Essen, lachte über alle Religionserinnerung, schlief ruhig und aß mit ausserordentlichem Appetit. Anno 1781 den 30sten April wurde er auf Lebenszeit in das hiesige Zucht- und Arbeitshaus abgegeben. Von seiner fernern Lebensgeschichte vielleicht ein andermal mehr.

Gl...


mit Froin in einen weitern Wortwechsel gerieth, ergrif er die Kohlenhacke, schlug dem Froin dieselbe mit einer solchen Gewalt in den Kopf, daß sie darin stecken blieb und mit Gewalt herausgezogen werden muste, und an dieser Verwundung muste derselbe den folgenden Tag Abends sterben.

Die Zeit, als er in dem Stockhause zubrachte, beobachtete ich ihn oͤfters: Er schlug sich taͤglich mit dem an seinen Armfesseln befindlichen Schlosse mit einer solchen Heftigkeit gegen die Brust, daß man sich entsatzte, auch bediente er sich oͤfters eines starken Stocks, mit dem er sich gegen den Kopf mit aller Heftigkeit schlug. Verwies man ihm dieses, so behauptete er, daß er es thun muͤste, drohete die andern Jnquisiten zu erschlagen, forderte Hunde und Katzen zum Essen, lachte uͤber alle Religionserinnerung, schlief ruhig und aß mit ausserordentlichem Appetit. Anno 1781 den 30sten April wurde er auf Lebenszeit in das hiesige Zucht- und Arbeitshaus abgegeben. Von seiner fernern Lebensgeschichte vielleicht ein andermal mehr.

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[37/0037] mit Froin in einen weitern Wortwechsel gerieth, ergrif er die Kohlenhacke, schlug dem Froin dieselbe mit einer solchen Gewalt in den Kopf, daß sie darin stecken blieb und mit Gewalt herausgezogen werden muste, und an dieser Verwundung muste derselbe den folgenden Tag Abends sterben. Die Zeit, als er in dem Stockhause zubrachte, beobachtete ich ihn oͤfters: Er schlug sich taͤglich mit dem an seinen Armfesseln befindlichen Schlosse mit einer solchen Heftigkeit gegen die Brust, daß man sich entsatzte, auch bediente er sich oͤfters eines starken Stocks, mit dem er sich gegen den Kopf mit aller Heftigkeit schlug. Verwies man ihm dieses, so behauptete er, daß er es thun muͤste, drohete die andern Jnquisiten zu erschlagen, forderte Hunde und Katzen zum Essen, lachte uͤber alle Religionserinnerung, schlief ruhig und aß mit ausserordentlichem Appetit. Anno 1781 den 30sten April wurde er auf Lebenszeit in das hiesige Zucht- und Arbeitshaus abgegeben. Von seiner fernern Lebensgeschichte vielleicht ein andermal mehr. Gl...

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786/37>, abgerufen am 25.04.2024.