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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

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bald aber die Vernunft diese Täuschung entdeckt hat, muß auch die darauf gebaute Theorie wegfallen. --

Ferner §. II. Zur Möglichkeit einer Vorstellung gehört demnach zunächst:

1) Etwas, was die Beziehung auf einen Gegenstand möglich macht.

2) Etwas, wodurch die Beziehung auf das Vorstellende, oder auf das Gemüth möglich wird.

§. III. Die Beziehung einer Vorstellung auf einen Gegenstand (§ II. No. 1.) ist möglich, oder: eine Vorstellung stellet etwas, d.h. einen Gegenstand vor, in so fern etwas in ihr, durch etwas von ihr und dem Gemüthe, als dem Subjekte dieser Vorstellung, verschiednes bestimmt und hervorgebracht wird.

§. IV. Die Beziehung einer Vorstellung auf das Gemüth (§. II. No. 2) ist möglich, ich stelle mir, das Gemüth stellt sich etwas vor -- in so fern etwas in der Vorstellung durch etwas anders von ihr selbst und ihrem Gegenstande verschiednes, also von dem Gemüthe, als dem Subjekt derselben, bestimmt und hervorgebracht wird.

§. XIV. Dasjenige, was die Beziehung der Vorstellung auf einen Gegenstand im Bewußtseyn möglich macht (§. III.) und also durch den Gegenstand bestimmt ist, heißt der innere subjektive


bald aber die Vernunft diese Taͤuschung entdeckt hat, muß auch die darauf gebaute Theorie wegfallen. —

Ferner §. II. Zur Moͤglichkeit einer Vorstellung gehoͤrt demnach zunaͤchst:

1) Etwas, was die Beziehung auf einen Gegenstand moͤglich macht.

2) Etwas, wodurch die Beziehung auf das Vorstellende, oder auf das Gemuͤth moͤglich wird.

§. III. Die Beziehung einer Vorstellung auf einen Gegenstand (§ II. No. 1.) ist moͤglich, oder: eine Vorstellung stellet etwas, d.h. einen Gegenstand vor, in so fern etwas in ihr, durch etwas von ihr und dem Gemuͤthe, als dem Subjekte dieser Vorstellung, verschiednes bestimmt und hervorgebracht wird.

§. IV. Die Beziehung einer Vorstellung auf das Gemuͤth (§. II. No. 2) ist moͤglich, ich stelle mir, das Gemuͤth stellt sich etwas vor — in so fern etwas in der Vorstellung durch etwas anders von ihr selbst und ihrem Gegenstande verschiednes, also von dem Gemuͤthe, als dem Subjekt derselben, bestimmt und hervorgebracht wird.

§. XIV. Dasjenige, was die Beziehung der Vorstellung auf einen Gegenstand im Bewußtseyn moͤglich macht (§. III.) und also durch den Gegenstand bestimmt ist, heißt der innere subjektive

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[12/0012] bald aber die Vernunft diese Taͤuschung entdeckt hat, muß auch die darauf gebaute Theorie wegfallen. — Ferner §. II. Zur Moͤglichkeit einer Vorstellung gehoͤrt demnach zunaͤchst: 1) Etwas, was die Beziehung auf einen Gegenstand moͤglich macht. 2) Etwas, wodurch die Beziehung auf das Vorstellende, oder auf das Gemuͤth moͤglich wird. §. III. Die Beziehung einer Vorstellung auf einen Gegenstand (§ II. No. 1.) ist moͤglich, oder: eine Vorstellung stellet etwas, d.h. einen Gegenstand vor, in so fern etwas in ihr, durch etwas von ihr und dem Gemuͤthe, als dem Subjekte dieser Vorstellung, verschiednes bestimmt und hervorgebracht wird. §. IV. Die Beziehung einer Vorstellung auf das Gemuͤth (§. II. No. 2) ist moͤglich, ich stelle mir, das Gemuͤth stellt sich etwas vor — in so fern etwas in der Vorstellung durch etwas anders von ihr selbst und ihrem Gegenstande verschiednes, also von dem Gemuͤthe, als dem Subjekt derselben, bestimmt und hervorgebracht wird. §. XIV. Dasjenige, was die Beziehung der Vorstellung auf einen Gegenstand im Bewußtseyn moͤglich macht (§. III.) und also durch den Gegenstand bestimmt ist, heißt der innere subjektive

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/12>, abgerufen am 28.03.2024.