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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786.

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mehr, wodurch ihm die Ausführung seiner guten
Vorsätze nun merklich erleichtert wurde. --

Er nahm übrigens zu allerlei Mitteln seine
Zuflucht, um sich fromm und tugendhaft zu er¬
halten. -- Vorzüglich suchte er alle Morgen
edle und gute Gesinnungen in sich zu erwecken,
indem er Popens allgemeines Gebet, das er
sich englisch aufgeschrieben, und auswendig ge¬
lernt hatte, hersagte, und wirklich, so oft er es
sagte, dadurch gerührt und zu guten Vorsätzen
und Entschliessungen aufs neue belebt wurde. --
Dann hatte er eine Anzahl Lebensregeln aus
einem Buche ausgeschrieben, die er des Tages
über zu gewissen bestimmten Zeiten laß -- und
ein paar Chorarien, welche etwas zur Tugend
und Frömmigkeit vorzüglich Anfmunterndes hat¬
ten, wurden ebenfalls täglich zu bestimmten
Stunden sehr gewissenhaft von ihm gesungen. --

Wären nun hiebei seine äußern Verhältnisse
nur etwas günstiger und aufmunternder gewor¬
den, so hätte Reiser mit diesen Vorsätzen und
Bestrebungen, die doch bei einem jungen Men¬
schen in seinem Alter (er war damals etwas über

3r Theil. B

mehr, wodurch ihm die Ausfuͤhrung ſeiner guten
Vorſaͤtze nun merklich erleichtert wurde. —

Er nahm uͤbrigens zu allerlei Mitteln ſeine
Zuflucht, um ſich fromm und tugendhaft zu er¬
halten. — Vorzuͤglich ſuchte er alle Morgen
edle und gute Geſinnungen in ſich zu erwecken,
indem er Popens allgemeines Gebet, das er
ſich engliſch aufgeſchrieben, und auswendig ge¬
lernt hatte, herſagte, und wirklich, ſo oft er es
ſagte, dadurch geruͤhrt und zu guten Vorſaͤtzen
und Entſchlieſſungen aufs neue belebt wurde. —
Dann hatte er eine Anzahl Lebensregeln aus
einem Buche ausgeſchrieben, die er des Tages
uͤber zu gewiſſen beſtimmten Zeiten laß — und
ein paar Chorarien, welche etwas zur Tugend
und Froͤmmigkeit vorzuͤglich Anfmunterndes hat¬
ten, wurden ebenfalls taͤglich zu beſtimmten
Stunden ſehr gewiſſenhaft von ihm geſungen. —

Waͤren nun hiebei ſeine aͤußern Verhaͤltniſſe
nur etwas guͤnſtiger und aufmunternder gewor¬
den, ſo haͤtte Reiſer mit dieſen Vorſaͤtzen und
Beſtrebungen, die doch bei einem jungen Men¬
ſchen in ſeinem Alter (er war damals etwas uͤber

3r Theil. B
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[17/0027] mehr, wodurch ihm die Ausfuͤhrung ſeiner guten Vorſaͤtze nun merklich erleichtert wurde. — Er nahm uͤbrigens zu allerlei Mitteln ſeine Zuflucht, um ſich fromm und tugendhaft zu er¬ halten. — Vorzuͤglich ſuchte er alle Morgen edle und gute Geſinnungen in ſich zu erwecken, indem er Popens allgemeines Gebet, das er ſich engliſch aufgeſchrieben, und auswendig ge¬ lernt hatte, herſagte, und wirklich, ſo oft er es ſagte, dadurch geruͤhrt und zu guten Vorſaͤtzen und Entſchlieſſungen aufs neue belebt wurde. — Dann hatte er eine Anzahl Lebensregeln aus einem Buche ausgeſchrieben, die er des Tages uͤber zu gewiſſen beſtimmten Zeiten laß — und ein paar Chorarien, welche etwas zur Tugend und Froͤmmigkeit vorzuͤglich Anfmunterndes hat¬ ten, wurden ebenfalls taͤglich zu beſtimmten Stunden ſehr gewiſſenhaft von ihm geſungen. — Waͤren nun hiebei ſeine aͤußern Verhaͤltniſſe nur etwas guͤnſtiger und aufmunternder gewor¬ den, ſo haͤtte Reiſer mit dieſen Vorſaͤtzen und Beſtrebungen, die doch bei einem jungen Men¬ ſchen in ſeinem Alter (er war damals etwas uͤber 3r Theil. B

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 3. Berlin, 1786, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser03_1786/27>, abgerufen am 28.03.2024.