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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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Monacho-Canonico geben können/ wann er sich nicht etwa auch darüber zu
seyn düncket/ von diesem bey des Autoris Religions-Verwandten so hochge-
prisenen Mann zu lernen.

Gleich darauf bringet der Gegner ein neues treffliches Argument und
Specimen artis rabulisticae zu Marckt/ nemlich weil Bischoff Wigbertus des
Vorhabens gewesen/ denen Canonicis tertiam proventuum partem zuzu-
wenden/ so schliesset er daraus/ daß ermelte Canonici damahls sehr arm und
ohne alles Vermögen gewesen seyen. Es wird aber jeder vernünfftiger Mensch
hieraus vielmehr den Schluß machen: der Autor seye sehr arm entweder an
Verstand oder doch an guten und ehrlichen Willen/ welches letztere auch das
wahrscheinlichste ist/ zumahlen wann man bedencket/ daß er pag. praec. ihnen
endlich noch wenige zeitliche Güter zugeschrieben/ hier aber ihnen nun vollends
gar alles Vermögen absprechen will. Doch mit der Bosheit ist wiederum die
Ignorantz in gleichen Grad verknüpfft. Dann es ist ex Jure Canonico bekannt/
(vid. c. vobis 2. C. 12. q. 2. c. quatuor 27. C. 12. q. 2. und c. 30. C. 12. q. 2.) daß ehe-
dessen die Revenüen einer Kirch also getheilet wurden/ daß ein Viertel davon dem
Haupt/ ein Viertheil der Geistlichkeit/ ein Viertheil denen Armen und Viertheil
dem Kirchen-Bau zugewendet wurde/ der Bischoff aber administrirte alles al-
lein; nachdeme aber die Collegia Canonicorum von obvermelten Chrodogango
auf einen andern Fuß gesetzet wurden/ fiengen nicht nur die Bischöffe an/ die
Kirchen-Güter auch quoad substantiam mit ihren Dom-Capituln zu theilen
und diesen ihren Theil zu eigener Administration zu überlassen/ sondern man
beobachtete auch bey solchen Theilungen obige Proportion nicht so genan/ son-
dern es kame disfalls auf eine Vergleichung zwischen dem Bischoff und dem
Dom-Capitul an/ wie dieses wiederum BOEHMER l. c. p. 291. seqq. §. 45 &
seqq.
weitläufftig ausführet. Und haben wir den Schlüssel vollkommen zu
dem was Wigbertus vorgehabt: nemlich er wollte die Stiffts-Güter nicht mehr
mit dem Capitul in Gemeinschafft haben/ sondern mit ihme abtheilen/ und
wiewohl dem Capitul nach denen alten Canonibus also nur der vierte Theil
gebühret hätte/ so wolte er doch/ vielleicht damit das Capitul desto eher in die
Theilung willigen möchte/ ein übriges thun und ihnen den dritten Theil zu-
kommen lassen.

Incidenter kan man hiebey nicht umhin/ unsern Aristarchum zu belehren/
daß Wigbertus nicht An. 884. könne gestorben seyn/ weil SCHATENIUS aus
glaubwürdigen Zeugnüssen dargethan hat/ daß er noch anno 888. Concilio
Moguntino, anno 890. Conventui Forcheimensi
und anno 895. Concilio
Triburiensi
beygewohnet habe/ und also noch muß im Leben gewesen seyn.

Auf dieses fangt sich der Autor wiederum selbst in denen Stricken/ die er
anderen geleget hatte. Er sagt nemlich: Bischoff Walbertus habe das Vor-
haben seines Antecessoris mit Besserung derer Pfründen vor die Dom-Herrn
vollstreckt: Hat uun Walbertus die Pfründen nur gebessert/ so müssen ja die
Dom-Herrn vorher schon Pfründen oder Revenüen und Güter/ woraus sie
solche gezogen/ gehabt haben; Jst aber dieses/ wie kan dann der Autor auf
eben dieser pagina sagen: Diese Dom-Herren hätten gar kein Vermögen ge-
habt und pag. seq. wiederum: man habe deßwegen keinen Probst ehender ge-
braucht/ weil keine gewisse Pfründen/ Renten und Güter vor die Canonicos
ausgesetzt gewesen seyen! Mendacem oportet esse memorem!

Endlich nun und nach vielen Umschweiff kommet der Gegner auf sein ver-
meintliches Haupt-Argument, nemlich die Hohe Hildesheimische Dom-Prob-
stey seye erst unter Bischoff Walberto aufgekommen. Der Leser beliebe aber
1. dasjenige zu wiederholen/ was schon oben hievon gesagt und wie aus des
Autoris eigenen Sätzen dargethan worden ist/ daß hochermelte Dom-Prob-
stey älter seyn müsse und allem Vermuhten nach so alt als das Stifft selbsten.

2. Beliebe

Monacho-Canonico geben koͤnnen/ wann er ſich nicht etwa auch daruͤber zu
ſeyn duͤncket/ von dieſem bey des Autoris Religions-Verwandten ſo hochge-
priſenen Mann zu lernen.

Gleich darauf bringet der Gegner ein neues treffliches Argument und
Specimen artis rabuliſticæ zu Marckt/ nemlich weil Biſchoff Wigbertus des
Vorhabens geweſen/ denen Canonicis tertiam proventuum partem zuzu-
wenden/ ſo ſchlieſſet er daraus/ daß ermelte Canonici damahls ſehr arm und
ohne alles Vermoͤgen geweſen ſeyen. Es wird aber jeder vernuͤnfftiger Menſch
hieraus vielmehr den Schluß machen: der Autor ſeye ſehr arm entweder an
Verſtand oder doch an guten und ehrlichen Willen/ welches letztere auch das
wahrſcheinlichſte iſt/ zumahlen wann man bedencket/ daß er pag. præc. ihnen
endlich noch wenige zeitliche Guͤter zugeſchrieben/ hier aber ihnen nun vollends
gar alles Vermoͤgen abſprechen will. Doch mit der Bosheit iſt wiederum die
Ignorantz in gleichen Grad verknuͤpfft. Dann es iſt ex Jure Canonico bekannt/
(vid. c. vobis 2. C. 12. q. 2. c. quatuor 27. C. 12. q. 2. und c. 30. C. 12. q. 2.) daß ehe-
deſſen die Revenüen einer Kirch alſo getheilet wurden/ daß ein Viertel davon dem
Haupt/ ein Viertheil der Geiſtlichkeit/ ein Viertheil denen Armen und Viertheil
dem Kirchen-Bau zugewendet wurde/ der Biſchoff aber adminiſtrirte alles al-
lein; nachdeme aber die Collegia Canonicorum von obvermelten Chrodogango
auf einen andern Fuß geſetzet wurden/ fiengen nicht nur die Biſchoͤffe an/ die
Kirchen-Guͤter auch quoad ſubſtantiam mit ihren Dom-Capituln zu theilen
und dieſen ihren Theil zu eigener Adminiſtration zu uͤberlaſſen/ ſondern man
beobachtete auch bey ſolchen Theilungen obige Proportion nicht ſo genan/ ſon-
dern es kame disfalls auf eine Vergleichung zwiſchen dem Biſchoff und dem
Dom-Capitul an/ wie dieſes wiederum BOEHMER l. c. p. 291. ſeqq. §. 45 &
ſeqq.
weitlaͤufftig ausfuͤhret. Und haben wir den Schluͤſſel vollkommen zu
dem was Wigbertus vorgehabt: nemlich er wollte die Stiffts-Guͤter nicht mehr
mit dem Capitul in Gemeinſchafft haben/ ſondern mit ihme abtheilen/ und
wiewohl dem Capitul nach denen alten Canonibus alſo nur der vierte Theil
gebuͤhret haͤtte/ ſo wolte er doch/ vielleicht damit das Capitul deſto eher in die
Theilung willigen moͤchte/ ein uͤbriges thun und ihnen den dritten Theil zu-
kommen laſſen.

Incidenter kan man hiebey nicht umhin/ unſern Ariſtarchum zu belehren/
daß Wigbertus nicht An. 884. koͤnne geſtorben ſeyn/ weil SCHATENIUS aus
glaubwuͤrdigen Zeugnuͤſſen dargethan hat/ daß er noch anno 888. Concilio
Moguntino, anno 890. Conventui Forcheimenſi
und anno 895. Concilio
Triburienſi
beygewohnet habe/ und alſo noch muß im Leben geweſen ſeyn.

Auf dieſes fangt ſich der Autor wiederum ſelbſt in denen Stricken/ die er
anderen geleget hatte. Er ſagt nemlich: Biſchoff Walbertus habe das Vor-
haben ſeines Anteceſſoris mit Beſſerung derer Pfruͤnden vor die Dom-Herrn
vollſtreckt: Hat uun Walbertus die Pfruͤnden nur gebeſſert/ ſo muͤſſen ja die
Dom-Herrn vorher ſchon Pfruͤnden oder Revenüen und Guͤter/ woraus ſie
ſolche gezogen/ gehabt haben; Jſt aber dieſes/ wie kan dann der Autor auf
eben dieſer pagina ſagen: Dieſe Dom-Herren haͤtten gar kein Vermoͤgen ge-
habt und pag. ſeq. wiederum: man habe deßwegen keinen Probſt ehender ge-
braucht/ weil keine gewiſſe Pfruͤnden/ Renten und Guͤter vor die Canonicos
ausgeſetzt geweſen ſeyen! Mendacem oportet eſſe memorem!

Endlich nun und nach vielen Umſchweiff kommet der Gegner auf ſein ver-
meintliches Haupt-Argument, nemlich die Hohe Hildesheimiſche Dom-Prob-
ſtey ſeye erſt unter Biſchoff Walberto aufgekommen. Der Leſer beliebe aber
1. dasjenige zu wiederholen/ was ſchon oben hievon geſagt und wie aus des
Autoris eigenen Saͤtzen dargethan worden iſt/ daß hochermelte Dom-Prob-
ſtey aͤlter ſeyn muͤſſe und allem Vermuhten nach ſo alt als das Stifft ſelbſten.

2. Beliebe
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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/10>, abgerufen am 25.04.2024.