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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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schweig über die Stadt und Stifft Hildesheim keine Landes-Hoheit gehabt
haben/ sondern daß man auch so gar sich getrauen dörffte/ positive zu behaup-
ten/ daß die Bischöffe zu Hildesheim in medio aevo die Landes-Hoheit selbst
exerciret haben/ so will man demselben hier zur Nachricht einen locum ex
TANGMARI vita S. Bernwardi apud LEIBNITIUM l. c. Tom. I. p. 444.

beyrucken/ allwo der dieser Sachen (als Bernwardi gewesener Lehrmeister)
nohtwendig kundige Autor von erstgemeldeten Bernwardo also schreibt: Un-
de & a Moguntino Archiepiscopo plura & miseranda apertis inimicitiis est
perpessus, cujus animositatem patientissime ferens Divina NB. ac REGA-
LIA benignissime administrabat.
Doch genug hievon.

Pag. 28. wird ferner ein Kayserliches Diploma de An 1013. auf das aller-
ärgste vertrehet. Der Gegner sagt 1. der damalige Bischoff hätte noch nicht
einmal das Jus angariarum gehabt und zu keiner Reis einige Frohn von sei-
nen eigenen Leuten oder Censiten aufbieten noch erforderen können und habe
sich also von Kayserlicher Majestät darüber in specie privilegiren lassen/ die
Frohn erforderen zu dörffen/ wann er in des Kaysers Angelegenheiten zu reisen
hätte. Nun hätte es zwar a) nichts zu sagen/ wann deme würcklich also wä-
re; Dann daß zu selbigen Zeiten die geistliche Stände des Reichs die Landes-
Hoheit noch nicht nach allen Stücken so/ wie jetzo/ besessen haben/ ist zwar
eine ausgemachte Sache/ alleine haben dann die Weltliche sie damalen so ge-
habt/ wie heut zu Tag? Jst es nicht also/ daß sie dieselbe eben so wenig voll-
kommen gehabt/ als die Geistliche? Ferner/ folget dann/ wann ein Bischoff
ein oder anderes Regale damalen noch nicht gehabt/ daß es deßwegen der
Hertzog selbiger Gegend gehabt/ oder daß der Bischoff sein Landsaß gewesen
seye? oder gibt es nicht vielmehr ein tertium, daß nemlich ein solches Regale
selbiger Zeit noch dem Kayser zugestanden habe/ oder/ wie z. E. das Jus colle-
ctandi,
noch gar unbekannt gewesen seye? Aber ist nicht einmal nöhtig/ auf
diese fontes solutionum zu verfallen. Dann es stehet b) kein Wort in dem
Diplomate, daß der Bischoff das Jus sequelae (dann von diesen und nicht von
Frohndiensten und von allen hominibus, cujuscunque videantur personae,
folglich nicht nur von Censiten sondern auch von denen Vasallen und Stan-
des-Personen so wohl als dem gemeinen Volck redet das von dem boshafften
Gegner auch in diesem Stück vertrehte Diploma) vorhero nicht gehabt habe
oder daß es eine neue Gnade seye/ sondern der Kayser sagt nur: Der Bischoff
solle zu diesem und jenen befugt seyn/ welches ja eben so wohl eine Manutenentz
bey einem vorhin schon längst gehabten Recht seyn kan/ welche sich der Bischoff
entweder zu mehrerer Sicherheit/ (da ja bekannt ist/ daß man ehedem sich öff-
ters überflüssige Privilegia ertheilen lassen) oder weil er etwa darüber mit sei-
nen Vasallen oder sonst jemand Stritt gehabt/ hat von dem Kayser ausstellen
lassen.

2tens avanciret der Gegner/ es erhelle aus dem angeführten Diplomate,
daß die potestas judiciaria bloß bey denen Beamten des weltlichen Landes-
Herrns gestanden seye/ dann es würde keines Kayserlichen Gebotts-Brieff ge-
braucht haben/ wann zu selbiger ein Bischoff über die weltliche Beamte et-
was zu sagen gehabt hätte. Dieses ist einer der absurdesten Schlüsse/ die man
nur ersinnen kan: Dann es stehet von einem Landes-Herrn oder dessen Beam-
ten oder denen Beamten im Land in dem gantzen Diplomate abermalen kein
Wort/ sondern es heisset nur generaliter: es solle keine richterliche Person/ sie
seye wer sie wolle/ dem Bischoff hierin einigen Eintrag thun; lassen sich nun
aber unter diesen richterlichen Personen nicht viel vernünfftiger die in so vielen
anderen Kayserlichen Diplomatibus vorkommende und specialius benahmßte
Kayserliche Hof-Pfaltz-Westphälische-Land- und andere dergleichen ehedessen in

diesen

ſchweig uͤber die Stadt und Stifft Hildesheim keine Landes-Hoheit gehabt
haben/ ſondern daß man auch ſo gar ſich getrauen doͤrffte/ poſitivè zu behaup-
ten/ daß die Biſchoͤffe zu Hildesheim in medio ævo die Landes-Hoheit ſelbſt
exerciret haben/ ſo will man demſelben hier zur Nachricht einen locum ex
TANGMARI vita S. Bernwardi apud LEIBNITIUM l. c. Tom. I. p. 444.

beyrucken/ allwo der dieſer Sachen (als Bernwardi geweſener Lehrmeiſter)
nohtwendig kundige Autor von erſtgemeldeten Bernwardo alſo ſchreibt: Un-
de & à Moguntino Archiepiſcopo plura & miſeranda apertis inimicitiis eſt
perpeſſus, cujus animoſitatem patientiſſimè ferens Divina NB. ac REGA-
LIA benigniſſimè adminiſtrabat.
Doch genug hievon.

Pag. 28. wird ferner ein Kayſerliches Diploma de An 1013. auf das aller-
aͤrgſte vertrehet. Der Gegner ſagt 1. der damalige Biſchoff haͤtte noch nicht
einmal das Jus angariarum gehabt und zu keiner Reis einige Frohn von ſei-
nen eigenen Leuten oder Cenſiten aufbieten noch erforderen koͤnnen und habe
ſich alſo von Kayſerlicher Majeſtaͤt daruͤber in ſpecie privilegiren laſſen/ die
Frohn erforderen zu doͤrffen/ wann er in des Kayſers Angelegenheiten zu reiſen
haͤtte. Nun haͤtte es zwar a) nichts zu ſagen/ wann deme wuͤrcklich alſo waͤ-
re; Dann daß zu ſelbigen Zeiten die geiſtliche Staͤnde des Reichs die Landes-
Hoheit noch nicht nach allen Stuͤcken ſo/ wie jetzo/ beſeſſen haben/ iſt zwar
eine ausgemachte Sache/ alleine haben dann die Weltliche ſie damalen ſo ge-
habt/ wie heut zu Tag? Jſt es nicht alſo/ daß ſie dieſelbe eben ſo wenig voll-
kommen gehabt/ als die Geiſtliche? Ferner/ folget dann/ wann ein Biſchoff
ein oder anderes Regale damalen noch nicht gehabt/ daß es deßwegen der
Hertzog ſelbiger Gegend gehabt/ oder daß der Biſchoff ſein Landſaß geweſen
ſeye? oder gibt es nicht vielmehr ein tertium, daß nemlich ein ſolches Regale
ſelbiger Zeit noch dem Kayſer zugeſtanden habe/ oder/ wie z. E. das Jus colle-
ctandi,
noch gar unbekannt geweſen ſeye? Aber iſt nicht einmal noͤhtig/ auf
dieſe fontes ſolutionum zu verfallen. Dann es ſtehet b) kein Wort in dem
Diplomate, daß der Biſchoff das Jus ſequelæ (dann von dieſen und nicht von
Frohndienſten und von allen hominibus, cujuscunque videantur perſonæ,
folglich nicht nur von Cenſiten ſondern auch von denen Vaſallen und Stan-
des-Perſonen ſo wohl als dem gemeinen Volck redet das von dem boshafften
Gegner auch in dieſem Stuͤck vertrehte Diploma) vorhero nicht gehabt habe
oder daß es eine neue Gnade ſeye/ ſondern der Kayſer ſagt nur: Der Biſchoff
ſolle zu dieſem und jenen befugt ſeyn/ welches ja eben ſo wohl eine Manutenentz
bey einem vorhin ſchon laͤngſt gehabten Recht ſeyn kan/ welche ſich der Biſchoff
entweder zu mehrerer Sicherheit/ (da ja bekannt iſt/ daß man ehedem ſich oͤff-
ters uͤberfluͤſſige Privilegia ertheilen laſſen) oder weil er etwa daruͤber mit ſei-
nen Vaſallen oder ſonſt jemand Stritt gehabt/ hat von dem Kayſer ausſtellen
laſſen.

2tens avanciret der Gegner/ es erhelle aus dem angefuͤhrten Diplomate,
daß die poteſtas judiciaria bloß bey denen Beamten des weltlichen Landes-
Herrns geſtanden ſeye/ dann es wuͤrde keines Kayſerlichen Gebotts-Brieff ge-
braucht haben/ wann zu ſelbiger ein Biſchoff uͤber die weltliche Beamte et-
was zu ſagen gehabt haͤtte. Dieſes iſt einer der abſurdeſten Schluͤſſe/ die man
nur erſinnen kan: Dann es ſtehet von einem Landes-Herrn oder deſſen Beam-
ten oder denen Beamten im Land in dem gantzen Diplomate abermalen kein
Wort/ ſondern es heiſſet nur generaliter: es ſolle keine richterliche Perſon/ ſie
ſeye wer ſie wolle/ dem Biſchoff hierin einigen Eintrag thun; laſſen ſich nun
aber unter dieſen richterlichen Perſonen nicht viel vernuͤnfftiger die in ſo vielen
anderen Kayſerlichen Diplomatibus vorkommende und ſpecialiùs benahmßte
Kayſerliche Hof-Pfaltz-Weſtphaͤliſche-Land- und andere dergleichen ehedeſſen in

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[23/0025] ſchweig uͤber die Stadt und Stifft Hildesheim keine Landes-Hoheit gehabt haben/ ſondern daß man auch ſo gar ſich getrauen doͤrffte/ poſitivè zu behaup- ten/ daß die Biſchoͤffe zu Hildesheim in medio ævo die Landes-Hoheit ſelbſt exerciret haben/ ſo will man demſelben hier zur Nachricht einen locum ex TANGMARI vita S. Bernwardi apud LEIBNITIUM l. c. Tom. I. p. 444. beyrucken/ allwo der dieſer Sachen (als Bernwardi geweſener Lehrmeiſter) nohtwendig kundige Autor von erſtgemeldeten Bernwardo alſo ſchreibt: Un- de & à Moguntino Archiepiſcopo plura & miſeranda apertis inimicitiis eſt perpeſſus, cujus animoſitatem patientiſſimè ferens Divina NB. ac REGA- LIA benigniſſimè adminiſtrabat. Doch genug hievon. Pag. 28. wird ferner ein Kayſerliches Diploma de An 1013. auf das aller- aͤrgſte vertrehet. Der Gegner ſagt 1. der damalige Biſchoff haͤtte noch nicht einmal das Jus angariarum gehabt und zu keiner Reis einige Frohn von ſei- nen eigenen Leuten oder Cenſiten aufbieten noch erforderen koͤnnen und habe ſich alſo von Kayſerlicher Majeſtaͤt daruͤber in ſpecie privilegiren laſſen/ die Frohn erforderen zu doͤrffen/ wann er in des Kayſers Angelegenheiten zu reiſen haͤtte. Nun haͤtte es zwar a) nichts zu ſagen/ wann deme wuͤrcklich alſo waͤ- re; Dann daß zu ſelbigen Zeiten die geiſtliche Staͤnde des Reichs die Landes- Hoheit noch nicht nach allen Stuͤcken ſo/ wie jetzo/ beſeſſen haben/ iſt zwar eine ausgemachte Sache/ alleine haben dann die Weltliche ſie damalen ſo ge- habt/ wie heut zu Tag? Jſt es nicht alſo/ daß ſie dieſelbe eben ſo wenig voll- kommen gehabt/ als die Geiſtliche? Ferner/ folget dann/ wann ein Biſchoff ein oder anderes Regale damalen noch nicht gehabt/ daß es deßwegen der Hertzog ſelbiger Gegend gehabt/ oder daß der Biſchoff ſein Landſaß geweſen ſeye? oder gibt es nicht vielmehr ein tertium, daß nemlich ein ſolches Regale ſelbiger Zeit noch dem Kayſer zugeſtanden habe/ oder/ wie z. E. das Jus colle- ctandi, noch gar unbekannt geweſen ſeye? Aber iſt nicht einmal noͤhtig/ auf dieſe fontes ſolutionum zu verfallen. Dann es ſtehet b) kein Wort in dem Diplomate, daß der Biſchoff das Jus ſequelæ (dann von dieſen und nicht von Frohndienſten und von allen hominibus, cujuscunque videantur perſonæ, folglich nicht nur von Cenſiten ſondern auch von denen Vaſallen und Stan- des-Perſonen ſo wohl als dem gemeinen Volck redet das von dem boshafften Gegner auch in dieſem Stuͤck vertrehte Diploma) vorhero nicht gehabt habe oder daß es eine neue Gnade ſeye/ ſondern der Kayſer ſagt nur: Der Biſchoff ſolle zu dieſem und jenen befugt ſeyn/ welches ja eben ſo wohl eine Manutenentz bey einem vorhin ſchon laͤngſt gehabten Recht ſeyn kan/ welche ſich der Biſchoff entweder zu mehrerer Sicherheit/ (da ja bekannt iſt/ daß man ehedem ſich oͤff- ters uͤberfluͤſſige Privilegia ertheilen laſſen) oder weil er etwa daruͤber mit ſei- nen Vaſallen oder ſonſt jemand Stritt gehabt/ hat von dem Kayſer ausſtellen laſſen. 2tens avanciret der Gegner/ es erhelle aus dem angefuͤhrten Diplomate, daß die poteſtas judiciaria bloß bey denen Beamten des weltlichen Landes- Herrns geſtanden ſeye/ dann es wuͤrde keines Kayſerlichen Gebotts-Brieff ge- braucht haben/ wann zu ſelbiger ein Biſchoff uͤber die weltliche Beamte et- was zu ſagen gehabt haͤtte. Dieſes iſt einer der abſurdeſten Schluͤſſe/ die man nur erſinnen kan: Dann es ſtehet von einem Landes-Herrn oder deſſen Beam- ten oder denen Beamten im Land in dem gantzen Diplomate abermalen kein Wort/ ſondern es heiſſet nur generaliter: es ſolle keine richterliche Perſon/ ſie ſeye wer ſie wolle/ dem Biſchoff hierin einigen Eintrag thun; laſſen ſich nun aber unter dieſen richterlichen Perſonen nicht viel vernuͤnfftiger die in ſo vielen anderen Kayſerlichen Diplomatibus vorkommende und ſpecialiùs benahmßte Kayſerliche Hof-Pfaltz-Weſtphaͤliſche-Land- und andere dergleichen ehedeſſen in dieſen

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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/25>, abgerufen am 23.04.2024.