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Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731.

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diesen Gegenden üblich gewesene Kayserliche Gerichte und Gerichts-Personen
verstehen? nemlich/ daß solche/ wann des Bischoffs Vasallen oder Untertha-
nen wider denselben in hoc puncto Klage führen würden/ sie damit abweisen/
oder vicissim, wann der Bischoff dißfalls wider diese klagen würde/ sie ihn
bey solchen Gerechtsamen manuteniren sollten. Und was ist wohl lächerliche-
res/ als daß der Autor aus den Kayserlichen Verbott/ den Bischoff in dem Ju-
re sequelae
nicht zu beeinträchtigen/ schliessen will/ der Bischoff habe also dieses
Recht nicht vorhin gehabt/ eben als wann es nicht noch jetzo toto die geschähe/
daß Mandata de non turbando wider diejenige ergiengen/ welche jemand in
dem hergebrachten Besitz einer Gerechtsame stöhren wollen.

3tens endlich will der Gegnerische Schrifften-Steller erzwingen/ man ler-
ne aus mehrbesagtem Diplomate, daß die weltliche Beamte die Frohn- und
Herren-Dienste/ als zur Landes Superiorität gehörig/ vor den Ducem Saxo-
niae
behauptet hätten. Aber wo geschiehet eines Ducis? wo eines Ducis Sa-
xoniae?
wo dessen Beamten? wo deren Behauptung ermelter Jurium vor den
Hertzog Meldung? der Kayser sagt ja nur: es solle niemand den Bischoff an
dem Jure sequelae irren; folget nun hieraus: es habe vorhero der Hertzog das
Jus sequelae gehabt? Quae? qualis? quanta? Und wie reimet sich das zusam-
men/ das Jus sequelae im Stifft Hildesheim habe zu des Hertzogs in Sach-
sen Landes-Hoheit gehört und doch habe der Kayser dem Bischoff es per mo-
dum Privilegii
verliehen: wie hat dann der Kayser dem Hertzog ein Stück sei-
ner Landes-Hoheit nemmen können? Seynd dieses nicht Gespenster und Lufft-
Streiche eines gelehrten Don Quichot?

Und so schönen Grund haben unseres Antagonisten Asserta und so treff-
lich hangen seine Principia aneinander/ wann man sie auch nur bloß nach de-
nen von ihme selbst angeführten Excerptis des Diplomatis beurtheilet. Nim-
met man aber dieses selbst und völlig zur Hand/ so ligt die erstaunliche Bos-
heit des Gegnerischen Concipistens vollends an dem hellen Mittag. Dann
das Diploma lautet in extenso apud LEIBNITIUM l. c. Tom. 2. p. 155. also:

In nomine Sanctae & Individuae Trinitatis. Henricus Divina Clemen-
tia Rex, omnium fidelium nostrorum praesentium & futurorum industria
noverit, qualiter fidelis noster Bernwardus Hildensemensis Ecclesiae Vene-
rabilis Praesul celsitudinem nostram adiit, miserabilem conquestus quaeri-
moniam, eo quod peccatis id merentibus in loco superius memorato ab An-
tecessoribus suis collecta, suo quoque ingenio maxime & decenter elabora-
ta cunctorum ibidem voluminum scripta vorax ignis absorbuit, in cinerem nam-
que cuncta redegit, unde praefatus ille Pontifex regalem nostram exoravit
clementiam, ut Monasterium praedictum super ripam fluvii Indistra con-
structum sub tuitionem nostram & Mundiburdium reciperemus, ipsamque
Parochiam Arnulfi Regis & Hlothowici caeterorumque Antecessorum no-
strorum confirmatione seu defensione --- his liminibus & terminis assigna-
tam. Heic sequitur descriptio limitum.

Quam petitionem, quia justam esse agnovimus, neutiquam denegavi-
mus, sed magis assensum praebuimus, maxime quia perpetuae felicitatis no-
strae & Regiae prosperitatis non parvum incrementum fore credimus, si
Ecclesias Dei, & Ecclesiasticas personas promovere, tueri & consolari non
desistimus. Tum quod nos, nostrosq; parentes in gremio ejusdem Ecclesiae
oriundos, & hucusque, filio Dei operante sublimatos esse fatemur, unde non-
solum Episcopum praedictum & Ecclesiam sibi commissam sub nostram de-
fensionem & immunitatem & tuitionem rerum etiam ab Antecessoribus
nostris, caeterisque fidelibus omnia eidem Ecclesiae tradita, quovis locorum
agnita, sive detenta fuerint, in praediis, in mancipiis, silvis aut venationi-

bus

dieſen Gegenden uͤblich geweſene Kayſerliche Gerichte und Gerichts-Perſonen
verſtehen? nemlich/ daß ſolche/ wann des Biſchoffs Vaſallen oder Untertha-
nen wider denſelben in hoc puncto Klage fuͤhren wuͤrden/ ſie damit abweiſen/
oder viciſſim, wann der Biſchoff dißfalls wider dieſe klagen wuͤrde/ ſie ihn
bey ſolchen Gerechtſamen manuteniren ſollten. Und was iſt wohl laͤcherliche-
res/ als daß der Autor aus den Kayſerlichen Verbott/ den Biſchoff in dem Ju-
re ſequelæ
nicht zu beeintraͤchtigen/ ſchlieſſen will/ der Biſchoff habe alſo dieſes
Recht nicht vorhin gehabt/ eben als wann es nicht noch jetzo toto die geſchaͤhe/
daß Mandata de non turbando wider diejenige ergiengen/ welche jemand in
dem hergebrachten Beſitz einer Gerechtſame ſtoͤhren wollen.

3tens endlich will der Gegneriſche Schrifften-Steller erzwingen/ man ler-
ne aus mehrbeſagtem Diplomate, daß die weltliche Beamte die Frohn- und
Herren-Dienſte/ als zur Landes Superioritaͤt gehoͤrig/ vor den Ducem Saxo-
niæ
behauptet haͤtten. Aber wo geſchiehet eines Ducis? wo eines Ducis Sa-
xoniæ?
wo deſſen Beamten? wo deren Behauptung ermelter Jurium vor den
Hertzog Meldung? der Kayſer ſagt ja nur: es ſolle niemand den Biſchoff an
dem Jure ſequelæ irren; folget nun hieraus: es habe vorhero der Hertzog das
Jus ſequelæ gehabt? Quæ? qualis? quanta? Und wie reimet ſich das zuſam-
men/ das Jus ſequelæ im Stifft Hildesheim habe zu des Hertzogs in Sach-
ſen Landes-Hoheit gehoͤrt und doch habe der Kayſer dem Biſchoff es per mo-
dum Privilegii
verliehen: wie hat dann der Kayſer dem Hertzog ein Stuͤck ſei-
ner Landes-Hoheit nemmen koͤnnen? Seynd dieſes nicht Geſpenſter und Lufft-
Streiche eines gelehrten Don Quichot?

Und ſo ſchoͤnen Grund haben unſeres Antagoniſten Aſſerta und ſo treff-
lich hangen ſeine Principia aneinander/ wann man ſie auch nur bloß nach de-
nen von ihme ſelbſt angefuͤhrten Excerptis des Diplomatis beurtheilet. Nim-
met man aber dieſes ſelbſt und voͤllig zur Hand/ ſo ligt die erſtaunliche Bos-
heit des Gegneriſchen Concipiſtens vollends an dem hellen Mittag. Dann
das Diploma lautet in extenſo apud LEIBNITIUM l. c. Tom. 2. p. 155. alſo:

In nomine Sanctæ & Individuæ Trinitatis. Henricus Divinâ Clemen-
tiâ Rex, omnium fidelium noſtrorum præſentium & futurorum induſtria
noverit, qualiter fidelis noſter Bernwardus Hildenſemenſis Eccleſiæ Vene-
rabilis Præſul celſitudinem noſtram adiit, miſerabilem conqueſtus quæri-
moniam, eò quod peccatis id merentibus in loco ſuperius memorato ab An-
teceſſoribus ſuis collecta, ſuo quoque ingenio maximè & decenter elabora-
ta cunctorum ibidem voluminum ſcripta vorax ignis abſorbuit, in cinerem nam-
que cuncta redegit, unde præfatus ille Pontifex regalem noſtram exoravit
clementiam, ut Monaſterium prædictum ſuper ripam fluvii Indiſtra con-
ſtructum ſub tuitionem noſtram & Mundiburdium reciperemus, ipsámque
Parochiam Arnulfi Regis & Hlothowici cæterorúmque Anteceſſorum no-
ſtrorum confirmatione ſeu defenſione --- his liminibus & terminis aſſigna-
tam. Hîc ſequitur deſcriptio limitum.

Quam petitionem, quia juſtam eſſe agnovimus, neutiquam denegavi-
mus, ſed magìs aſſenſum præbuimus, maximè quia perpetuæ felicitatis no-
ſtræ & Regiæ proſperitatis non parvum incrementum fore credimus, ſi
Eccleſias Dei, & Eccleſiaſticas perſonas promovere, tueri & conſolari non
deſiſtimus. Tum quod nos, noſtrósq; parentes in gremio ejusdem Eccleſiæ
oriundos, & hucuſque, filio Dei operante ſublimatos eſſe fatemur, unde non-
ſolùm Epiſcopum prædictum & Eccleſiam ſibi commiſſam ſub noſtram de-
fenſionem & immunitatem & tuitionem rerum etiam ab Anteceſſoribus
noſtris, cæterísque fidelibus omnia eidem Eccleſiæ tradita, quovis locorum
agnita, ſive detenta fuerint, in prædiis, in mancipiis, ſilvis aut venationi-

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[24/0026] dieſen Gegenden uͤblich geweſene Kayſerliche Gerichte und Gerichts-Perſonen verſtehen? nemlich/ daß ſolche/ wann des Biſchoffs Vaſallen oder Untertha- nen wider denſelben in hoc puncto Klage fuͤhren wuͤrden/ ſie damit abweiſen/ oder viciſſim, wann der Biſchoff dißfalls wider dieſe klagen wuͤrde/ ſie ihn bey ſolchen Gerechtſamen manuteniren ſollten. Und was iſt wohl laͤcherliche- res/ als daß der Autor aus den Kayſerlichen Verbott/ den Biſchoff in dem Ju- re ſequelæ nicht zu beeintraͤchtigen/ ſchlieſſen will/ der Biſchoff habe alſo dieſes Recht nicht vorhin gehabt/ eben als wann es nicht noch jetzo toto die geſchaͤhe/ daß Mandata de non turbando wider diejenige ergiengen/ welche jemand in dem hergebrachten Beſitz einer Gerechtſame ſtoͤhren wollen. 3tens endlich will der Gegneriſche Schrifften-Steller erzwingen/ man ler- ne aus mehrbeſagtem Diplomate, daß die weltliche Beamte die Frohn- und Herren-Dienſte/ als zur Landes Superioritaͤt gehoͤrig/ vor den Ducem Saxo- niæ behauptet haͤtten. Aber wo geſchiehet eines Ducis? wo eines Ducis Sa- xoniæ? wo deſſen Beamten? wo deren Behauptung ermelter Jurium vor den Hertzog Meldung? der Kayſer ſagt ja nur: es ſolle niemand den Biſchoff an dem Jure ſequelæ irren; folget nun hieraus: es habe vorhero der Hertzog das Jus ſequelæ gehabt? Quæ? qualis? quanta? Und wie reimet ſich das zuſam- men/ das Jus ſequelæ im Stifft Hildesheim habe zu des Hertzogs in Sach- ſen Landes-Hoheit gehoͤrt und doch habe der Kayſer dem Biſchoff es per mo- dum Privilegii verliehen: wie hat dann der Kayſer dem Hertzog ein Stuͤck ſei- ner Landes-Hoheit nemmen koͤnnen? Seynd dieſes nicht Geſpenſter und Lufft- Streiche eines gelehrten Don Quichot? Und ſo ſchoͤnen Grund haben unſeres Antagoniſten Aſſerta und ſo treff- lich hangen ſeine Principia aneinander/ wann man ſie auch nur bloß nach de- nen von ihme ſelbſt angefuͤhrten Excerptis des Diplomatis beurtheilet. Nim- met man aber dieſes ſelbſt und voͤllig zur Hand/ ſo ligt die erſtaunliche Bos- heit des Gegneriſchen Concipiſtens vollends an dem hellen Mittag. Dann das Diploma lautet in extenſo apud LEIBNITIUM l. c. Tom. 2. p. 155. alſo: In nomine Sanctæ & Individuæ Trinitatis. Henricus Divinâ Clemen- tiâ Rex, omnium fidelium noſtrorum præſentium & futurorum induſtria noverit, qualiter fidelis noſter Bernwardus Hildenſemenſis Eccleſiæ Vene- rabilis Præſul celſitudinem noſtram adiit, miſerabilem conqueſtus quæri- moniam, eò quod peccatis id merentibus in loco ſuperius memorato ab An- teceſſoribus ſuis collecta, ſuo quoque ingenio maximè & decenter elabora- ta cunctorum ibidem voluminum ſcripta vorax ignis abſorbuit, in cinerem nam- que cuncta redegit, unde præfatus ille Pontifex regalem noſtram exoravit clementiam, ut Monaſterium prædictum ſuper ripam fluvii Indiſtra con- ſtructum ſub tuitionem noſtram & Mundiburdium reciperemus, ipsámque Parochiam Arnulfi Regis & Hlothowici cæterorúmque Anteceſſorum no- ſtrorum confirmatione ſeu defenſione --- his liminibus & terminis aſſigna- tam. Hîc ſequitur deſcriptio limitum. Quam petitionem, quia juſtam eſſe agnovimus, neutiquam denegavi- mus, ſed magìs aſſenſum præbuimus, maximè quia perpetuæ felicitatis no- ſtræ & Regiæ proſperitatis non parvum incrementum fore credimus, ſi Eccleſias Dei, & Eccleſiaſticas perſonas promovere, tueri & conſolari non deſiſtimus. Tum quod nos, noſtrósq; parentes in gremio ejusdem Eccleſiæ oriundos, & hucuſque, filio Dei operante ſublimatos eſſe fatemur, unde non- ſolùm Epiſcopum prædictum & Eccleſiam ſibi commiſſam ſub noſtram de- fenſionem & immunitatem & tuitionem rerum etiam ab Anteceſſoribus noſtris, cæterísque fidelibus omnia eidem Eccleſiæ tradita, quovis locorum agnita, ſive detenta fuerint, in prædiis, in mancipiis, ſilvis aut venationi- bus

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Zitationshilfe: Moser, Johann Jacob: Abgenöthigte Beleuchtung der Ignorantz und vielfältigen Unwahrheiten. [s. l.], 1731, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_beleuchtung_1731/26>, abgerufen am 16.04.2024.