sizt, ob man gleich berechtigt wäre, von sei- ner Erziehung ein mehreres zu fordern und zu erwarten. Wenn aber einem Fürsten von freyen Menschen, die bisdahin seines gleichen waren, die Crone angeboten wird, so versprechen sich seine nunmehrigen Unterthanen etwas ganz aus- serordentliches von ihm. Die Dankbarkeit muss alsdann seine erste Tugend seyn, weil er, nächst der Vorsehung, seinen eigenen Unter- thanen seine Grösse zu verdanken hat. Wenn ein König, der den väterlichen Thron bestieg, schlecht regiert, so gereicht es ihm selbst zur Schande; wenn aber ein Fürst, den freye Wahl zur höchsten Würde erhob, sie schlecht verwal- tet, so beschimpft er zu gleicher Zeit seine Un- terthanen, die ihn wählten."
Da nach der nun einmal bestehenden Form und Verfassung der Reiche- und Länder-Regie- rungen, dieses ohne gewaltsame Erschütterun- gen nicht mehr zu ändern ist, so müssen wir uns mit relativem Trost und Accommodation der Principien behelfen. Richtig ist, dass Gott den Regenten- und Obrigkeitlichen Stand zu ehren eben so gemessen befohlen hat, als den der Eltern; diss geht aber nur auf den Stand,
sizt, ob man gleich berechtigt wäre, von sei- ner Erziehung ein mehreres zu fordern und zu erwarten. Wenn aber einem Fürsten von freyen Menschen, die bisdahin seines gleichen waren, die Crone angeboten wird, so versprechen sich seine nunmehrigen Unterthanen etwas ganz aus- serordentliches von ihm. Die Dankbarkeit muſs alsdann seine erste Tugend seyn, weil er, nächst der Vorsehung, seinen eigenen Unter- thanen seine Gröſse zu verdanken hat. Wenn ein König, der den väterlichen Thron bestieg, schlecht regiert, so gereicht es ihm selbst zur Schande; wenn aber ein Fürst, den freye Wahl zur höchsten Würde erhob, sie schlecht verwal- tet, so beschimpft er zu gleicher Zeit seine Un- terthanen, die ihn wählten.„
Da nach der nun einmal bestehenden Form und Verfassung der Reiche- und Länder-Regie- rungen, dieses ohne gewaltsame Erschütterun- gen nicht mehr zu ändern ist, so müssen wir uns mit relativem Trost und Accommodation der Principien behelfen. Richtig ist, daſs Gott den Regenten- und Obrigkeitlichen Stand zu ehren eben so gemessen befohlen hat, als den der Eltern; diſs geht aber nur auf den Stand,
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sizt, ob man gleich berechtigt wäre, von sei-
ner Erziehung ein mehreres zu fordern und zu
erwarten. Wenn aber einem Fürsten von freyen
Menschen, die bisdahin seines gleichen waren,
die Crone angeboten wird, so versprechen sich
seine nunmehrigen Unterthanen etwas ganz aus-
serordentliches von ihm. Die Dankbarkeit muſs
alsdann seine erste Tugend seyn, weil er,
nächst der Vorsehung, seinen eigenen Unter-
thanen seine Gröſse zu verdanken hat. Wenn
ein König, der den väterlichen Thron bestieg,
schlecht regiert, so gereicht es ihm selbst zur
Schande; wenn aber ein Fürst, den freye Wahl
zur höchsten Würde erhob, sie schlecht verwal-
tet, so beschimpft er zu gleicher Zeit seine Un-
terthanen, die ihn wählten.„
Da nach der nun einmal bestehenden Form
und Verfassung der Reiche- und Länder-Regie-
rungen, dieses ohne gewaltsame Erschütterun-
gen nicht mehr zu ändern ist, so müssen wir
uns mit relativem Trost und Accommodation
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Moser, Friedrich Carl von: Politische Wahrheiten. Bd. 1. Zürich, 1796, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moser_politische01_1796/140>, abgerufen am 11.12.2024.
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