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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Es giebt manche stärkere und größere Geschöpfe darin' aber keines vergreift sich so leicht an ihnen. Vögel und Fische fliehen ihre Berührung ebensowohl, wie die Menschen, denn Jeder wird gebrannt, der ihnen zu nahe kommt. Sie aber rudern mit ihren langen, gefingerten Armen unbekümmert durch die Wellen. Das ganze Ding ist nichts als Magen; Alles, was sie greifen können, halten sie fest, was sie berühren, wird ihre Beute, wird elektrisch angezogen, in den Magen gepackt und muß lassen, was es besitzt.

Er warf sich auf den Rücken, schaute in den Himmel hinauf und sprach mit einem kräftigen Fluche: Gott mag es wissen, wie ich hier leben soll, aber der Teufel soll mich holen, wenn ich nicht am liebsten in die Luft hinaufblicke, um von diesem verwünschten Lande nichts zu sehen. Felsen, Klippen, brandende Wasser, schmutzige, nach Fischthran stinkende Fischer und gaunernde Krämer: das soll deine Gesellschaft sein, Lars Stureson, und wann und wie sollst du davon erlöst werden?

Nach einer Stunde voll Nachdenken richtete er sich auf, denn es war Bewegung in das Boot gekommen. Leise Wellen begannen es zu schaukeln, ein Wind flog kühl über das Wasser hin und zog krause Katzenpfoten, wie die Schiffer es nennen, darauf zusammen. Die Sonne neigte sich dabei tief dem Westen zu, der eine feurige Röthe ausstrahlte, welche an allen hohen Bergen und Spitzen glühte.

Es giebt manche stärkere und größere Geschöpfe darin' aber keines vergreift sich so leicht an ihnen. Vögel und Fische fliehen ihre Berührung ebensowohl, wie die Menschen, denn Jeder wird gebrannt, der ihnen zu nahe kommt. Sie aber rudern mit ihren langen, gefingerten Armen unbekümmert durch die Wellen. Das ganze Ding ist nichts als Magen; Alles, was sie greifen können, halten sie fest, was sie berühren, wird ihre Beute, wird elektrisch angezogen, in den Magen gepackt und muß lassen, was es besitzt.

Er warf sich auf den Rücken, schaute in den Himmel hinauf und sprach mit einem kräftigen Fluche: Gott mag es wissen, wie ich hier leben soll, aber der Teufel soll mich holen, wenn ich nicht am liebsten in die Luft hinaufblicke, um von diesem verwünschten Lande nichts zu sehen. Felsen, Klippen, brandende Wasser, schmutzige, nach Fischthran stinkende Fischer und gaunernde Krämer: das soll deine Gesellschaft sein, Lars Stureson, und wann und wie sollst du davon erlöst werden?

Nach einer Stunde voll Nachdenken richtete er sich auf, denn es war Bewegung in das Boot gekommen. Leise Wellen begannen es zu schaukeln, ein Wind flog kühl über das Wasser hin und zog krause Katzenpfoten, wie die Schiffer es nennen, darauf zusammen. Die Sonne neigte sich dabei tief dem Westen zu, der eine feurige Röthe ausstrahlte, welche an allen hohen Bergen und Spitzen glühte.

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[0011] Es giebt manche stärkere und größere Geschöpfe darin' aber keines vergreift sich so leicht an ihnen. Vögel und Fische fliehen ihre Berührung ebensowohl, wie die Menschen, denn Jeder wird gebrannt, der ihnen zu nahe kommt. Sie aber rudern mit ihren langen, gefingerten Armen unbekümmert durch die Wellen. Das ganze Ding ist nichts als Magen; Alles, was sie greifen können, halten sie fest, was sie berühren, wird ihre Beute, wird elektrisch angezogen, in den Magen gepackt und muß lassen, was es besitzt. Er warf sich auf den Rücken, schaute in den Himmel hinauf und sprach mit einem kräftigen Fluche: Gott mag es wissen, wie ich hier leben soll, aber der Teufel soll mich holen, wenn ich nicht am liebsten in die Luft hinaufblicke, um von diesem verwünschten Lande nichts zu sehen. Felsen, Klippen, brandende Wasser, schmutzige, nach Fischthran stinkende Fischer und gaunernde Krämer: das soll deine Gesellschaft sein, Lars Stureson, und wann und wie sollst du davon erlöst werden? Nach einer Stunde voll Nachdenken richtete er sich auf, denn es war Bewegung in das Boot gekommen. Leise Wellen begannen es zu schaukeln, ein Wind flog kühl über das Wasser hin und zog krause Katzenpfoten, wie die Schiffer es nennen, darauf zusammen. Die Sonne neigte sich dabei tief dem Westen zu, der eine feurige Röthe ausstrahlte, welche an allen hohen Bergen und Spitzen glühte.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/11>, abgerufen am 28.03.2024.