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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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er, seine Mütze um den Kopf drehend, aber sogar für das Gesindel auf den Gebirgen, für die Berg- und Waldlappen erhob er sich und wollte ihr Recht schützen. Auf den Lappmärkten am Malanger Fjord, wo das schmutzige Ungeziefer von allen Fjellen heruntersteigt, dreimal im Jahre, und wo der Sorenskriver sonst wohl tausend Spezies mit nach Haus nahm, für Strafen und Bußen, stand er wie ein Berserker mit dem Schwerte, duldete kein Unrecht, wie er es nannte, kein Uebervortheilen, keine zu hohen Preise, und Niemand durfte einen Lappen höhnen oder beleidigen. So strafte er gute Leute um Kleinigkeiten und nahm nicht hundert Spezies mit nach Haus.

Ich habe von dem alten Richter in Israel gehört, sagte Stureson. Er galt etwas in Christiania.

Bei den Dummköpfen, die da Gesetze machen, rief der Kaufmann. Hier hat er wenige Freunde gehabt; keine Thür, die ihm mit rechtem Willkommen geöffnet wurde, keine Hand, die ihm dienstfertig seinen Toddy mischte. -- Das Lumpenvolk freilich, das hing ihm an, und da und dort gab's wohl einen Narren, der von ihm sagte: das ist ein Mann, wie er sein soll, wollte Gott, es wären Viele wie er. Hinterlassen hat er blutwenig; jammert die Wittwe jetzt um Pension. Es war ein leichtsinniger Mann, gab und gab an Volk, dem es nichts nützen konnte; machte lächerliche Versuche, den Lappen zu helfen, Ackerbau zu treiben, Ordnung und Sitte ins lüderliche Leben der Herum-

er, seine Mütze um den Kopf drehend, aber sogar für das Gesindel auf den Gebirgen, für die Berg- und Waldlappen erhob er sich und wollte ihr Recht schützen. Auf den Lappmärkten am Malanger Fjord, wo das schmutzige Ungeziefer von allen Fjellen heruntersteigt, dreimal im Jahre, und wo der Sorenskriver sonst wohl tausend Spezies mit nach Haus nahm, für Strafen und Bußen, stand er wie ein Berserker mit dem Schwerte, duldete kein Unrecht, wie er es nannte, kein Uebervortheilen, keine zu hohen Preise, und Niemand durfte einen Lappen höhnen oder beleidigen. So strafte er gute Leute um Kleinigkeiten und nahm nicht hundert Spezies mit nach Haus.

Ich habe von dem alten Richter in Israel gehört, sagte Stureson. Er galt etwas in Christiania.

Bei den Dummköpfen, die da Gesetze machen, rief der Kaufmann. Hier hat er wenige Freunde gehabt; keine Thür, die ihm mit rechtem Willkommen geöffnet wurde, keine Hand, die ihm dienstfertig seinen Toddy mischte. — Das Lumpenvolk freilich, das hing ihm an, und da und dort gab's wohl einen Narren, der von ihm sagte: das ist ein Mann, wie er sein soll, wollte Gott, es wären Viele wie er. Hinterlassen hat er blutwenig; jammert die Wittwe jetzt um Pension. Es war ein leichtsinniger Mann, gab und gab an Volk, dem es nichts nützen konnte; machte lächerliche Versuche, den Lappen zu helfen, Ackerbau zu treiben, Ordnung und Sitte ins lüderliche Leben der Herum-

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[0024] er, seine Mütze um den Kopf drehend, aber sogar für das Gesindel auf den Gebirgen, für die Berg- und Waldlappen erhob er sich und wollte ihr Recht schützen. Auf den Lappmärkten am Malanger Fjord, wo das schmutzige Ungeziefer von allen Fjellen heruntersteigt, dreimal im Jahre, und wo der Sorenskriver sonst wohl tausend Spezies mit nach Haus nahm, für Strafen und Bußen, stand er wie ein Berserker mit dem Schwerte, duldete kein Unrecht, wie er es nannte, kein Uebervortheilen, keine zu hohen Preise, und Niemand durfte einen Lappen höhnen oder beleidigen. So strafte er gute Leute um Kleinigkeiten und nahm nicht hundert Spezies mit nach Haus. Ich habe von dem alten Richter in Israel gehört, sagte Stureson. Er galt etwas in Christiania. Bei den Dummköpfen, die da Gesetze machen, rief der Kaufmann. Hier hat er wenige Freunde gehabt; keine Thür, die ihm mit rechtem Willkommen geöffnet wurde, keine Hand, die ihm dienstfertig seinen Toddy mischte. — Das Lumpenvolk freilich, das hing ihm an, und da und dort gab's wohl einen Narren, der von ihm sagte: das ist ein Mann, wie er sein soll, wollte Gott, es wären Viele wie er. Hinterlassen hat er blutwenig; jammert die Wittwe jetzt um Pension. Es war ein leichtsinniger Mann, gab und gab an Volk, dem es nichts nützen konnte; machte lächerliche Versuche, den Lappen zu helfen, Ackerbau zu treiben, Ordnung und Sitte ins lüderliche Leben der Herum-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/24>, abgerufen am 16.04.2024.