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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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treiber zu bringen. Habe hier noch dicht dabei einen Burschen wohnen, einen Lappjungen, den er auferzogen, nach Trondenäes ins Seminar geschickt und zum Schulmeister gemacht hat. Könnt ihn bald sehen, Landrichter. Ist wahr, ist ein anstelliger Kerl geworden, habe ihn eben hier im Hause, giebt meiner Mary Unterricht und spielt mit ihr auf dem Ding da -- er deutete nach dem Klavier hin.

Sie haben also Kinder, Herr Hvaland? fragte Stureson.

Das eine Kind, war die Antwort, ist ein feingemachtes Mädchen, Herr Stureson. Habe sie vier Jahre in Trondhjem gehabt zur Erziehung; ist auch in Christiania gewesen und im letzten Jahre mit mir aus Bergen zurückgekommen ins Haus.

Er erzählte diese Familiennachrichten mit dem Stolze eines Vaters, der an seine Tochter wohlgefällig denkt, und Stureson zog die Lippen zusammen und sagte mit heimlichem Spott: Bei so vieler Bildung und Erziehung in der Fremde, solchen Reisen und so langer Abwesenheit wird es ihr hier nicht sonderlich gefallen.

Kennt unsere Mädchen nicht, Landrichter, lachte Hvaland, haben die tiefe Sehnsucht nach der Heimath in ihrer Brust, wie Alle, die hier geboren sind. Ist ein sonderbares Ding damit, Herr Stureson, kann es sich Keiner erklären. Gott hat es seinen Wesen, die in diesen wilden Fjorden leben und wachsen, eingeimpft,

treiber zu bringen. Habe hier noch dicht dabei einen Burschen wohnen, einen Lappjungen, den er auferzogen, nach Trondenäes ins Seminar geschickt und zum Schulmeister gemacht hat. Könnt ihn bald sehen, Landrichter. Ist wahr, ist ein anstelliger Kerl geworden, habe ihn eben hier im Hause, giebt meiner Mary Unterricht und spielt mit ihr auf dem Ding da — er deutete nach dem Klavier hin.

Sie haben also Kinder, Herr Hvaland? fragte Stureson.

Das eine Kind, war die Antwort, ist ein feingemachtes Mädchen, Herr Stureson. Habe sie vier Jahre in Trondhjem gehabt zur Erziehung; ist auch in Christiania gewesen und im letzten Jahre mit mir aus Bergen zurückgekommen ins Haus.

Er erzählte diese Familiennachrichten mit dem Stolze eines Vaters, der an seine Tochter wohlgefällig denkt, und Stureson zog die Lippen zusammen und sagte mit heimlichem Spott: Bei so vieler Bildung und Erziehung in der Fremde, solchen Reisen und so langer Abwesenheit wird es ihr hier nicht sonderlich gefallen.

Kennt unsere Mädchen nicht, Landrichter, lachte Hvaland, haben die tiefe Sehnsucht nach der Heimath in ihrer Brust, wie Alle, die hier geboren sind. Ist ein sonderbares Ding damit, Herr Stureson, kann es sich Keiner erklären. Gott hat es seinen Wesen, die in diesen wilden Fjorden leben und wachsen, eingeimpft,

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[0025] treiber zu bringen. Habe hier noch dicht dabei einen Burschen wohnen, einen Lappjungen, den er auferzogen, nach Trondenäes ins Seminar geschickt und zum Schulmeister gemacht hat. Könnt ihn bald sehen, Landrichter. Ist wahr, ist ein anstelliger Kerl geworden, habe ihn eben hier im Hause, giebt meiner Mary Unterricht und spielt mit ihr auf dem Ding da — er deutete nach dem Klavier hin. Sie haben also Kinder, Herr Hvaland? fragte Stureson. Das eine Kind, war die Antwort, ist ein feingemachtes Mädchen, Herr Stureson. Habe sie vier Jahre in Trondhjem gehabt zur Erziehung; ist auch in Christiania gewesen und im letzten Jahre mit mir aus Bergen zurückgekommen ins Haus. Er erzählte diese Familiennachrichten mit dem Stolze eines Vaters, der an seine Tochter wohlgefällig denkt, und Stureson zog die Lippen zusammen und sagte mit heimlichem Spott: Bei so vieler Bildung und Erziehung in der Fremde, solchen Reisen und so langer Abwesenheit wird es ihr hier nicht sonderlich gefallen. Kennt unsere Mädchen nicht, Landrichter, lachte Hvaland, haben die tiefe Sehnsucht nach der Heimath in ihrer Brust, wie Alle, die hier geboren sind. Ist ein sonderbares Ding damit, Herr Stureson, kann es sich Keiner erklären. Gott hat es seinen Wesen, die in diesen wilden Fjorden leben und wachsen, eingeimpft,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/25>, abgerufen am 28.03.2024.