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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ansahen. Es war Leben und Bewegung in ihren Mienen, ihre Fragen und Antworten bezeugten einen gewissen Grad von Bildung; sie drückte sich in einer Sprache und in Formen und Wendungen aus, die in guter Gesellschaft üblich sind, oder, wie Stureson sich sagte, aus der Pension von Trondhjem stammten, und dazu paßte das röthliche helle Kleid von modernem Schnitt und das schwarze Seidenschürzchen, in dessen Taschen sie ihre Hände steckte.

Das Jahr ist Ihnen also heiter und gut bis jetzt vergangen, sagte der Missionär, und hat Ihr Herz froh gemacht, liebe Mary.

Ich bin zufrieden, Herr Probst, erwiderte sie. Mein guter Vater thut Alles, was ich wünschen kann, und dieser Sommer ist so schön und warm; ich habe der Freuden viele gehabt.

Zufriedenheit, mein Kind, ist das wahre Glück des Lebens, fiel Stockfleth ein, und recht von Herzen ist mir lieb zu hören, daß die Stille dieses einsamen Hauses alle Ihre Wünsche in sich aufgenommen hat.

Sie bleiben doch bei uns? fragte Mary.

Einige Tage, wenn es der Vater erlaubt, antwortete er.

Dann sollen Sie jeden Morgen einen frischen Blumenstrauß haben, fuhr sie lebhaft fort. Ole hat mein Gärtchen angelegt, und ich habe es gepflegt. Jetzt blühen Goldlack, Nelken und Rosen darin.

ansahen. Es war Leben und Bewegung in ihren Mienen, ihre Fragen und Antworten bezeugten einen gewissen Grad von Bildung; sie drückte sich in einer Sprache und in Formen und Wendungen aus, die in guter Gesellschaft üblich sind, oder, wie Stureson sich sagte, aus der Pension von Trondhjem stammten, und dazu paßte das röthliche helle Kleid von modernem Schnitt und das schwarze Seidenschürzchen, in dessen Taschen sie ihre Hände steckte.

Das Jahr ist Ihnen also heiter und gut bis jetzt vergangen, sagte der Missionär, und hat Ihr Herz froh gemacht, liebe Mary.

Ich bin zufrieden, Herr Probst, erwiderte sie. Mein guter Vater thut Alles, was ich wünschen kann, und dieser Sommer ist so schön und warm; ich habe der Freuden viele gehabt.

Zufriedenheit, mein Kind, ist das wahre Glück des Lebens, fiel Stockfleth ein, und recht von Herzen ist mir lieb zu hören, daß die Stille dieses einsamen Hauses alle Ihre Wünsche in sich aufgenommen hat.

Sie bleiben doch bei uns? fragte Mary.

Einige Tage, wenn es der Vater erlaubt, antwortete er.

Dann sollen Sie jeden Morgen einen frischen Blumenstrauß haben, fuhr sie lebhaft fort. Ole hat mein Gärtchen angelegt, und ich habe es gepflegt. Jetzt blühen Goldlack, Nelken und Rosen darin.

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[0035] ansahen. Es war Leben und Bewegung in ihren Mienen, ihre Fragen und Antworten bezeugten einen gewissen Grad von Bildung; sie drückte sich in einer Sprache und in Formen und Wendungen aus, die in guter Gesellschaft üblich sind, oder, wie Stureson sich sagte, aus der Pension von Trondhjem stammten, und dazu paßte das röthliche helle Kleid von modernem Schnitt und das schwarze Seidenschürzchen, in dessen Taschen sie ihre Hände steckte. Das Jahr ist Ihnen also heiter und gut bis jetzt vergangen, sagte der Missionär, und hat Ihr Herz froh gemacht, liebe Mary. Ich bin zufrieden, Herr Probst, erwiderte sie. Mein guter Vater thut Alles, was ich wünschen kann, und dieser Sommer ist so schön und warm; ich habe der Freuden viele gehabt. Zufriedenheit, mein Kind, ist das wahre Glück des Lebens, fiel Stockfleth ein, und recht von Herzen ist mir lieb zu hören, daß die Stille dieses einsamen Hauses alle Ihre Wünsche in sich aufgenommen hat. Sie bleiben doch bei uns? fragte Mary. Einige Tage, wenn es der Vater erlaubt, antwortete er. Dann sollen Sie jeden Morgen einen frischen Blumenstrauß haben, fuhr sie lebhaft fort. Ole hat mein Gärtchen angelegt, und ich habe es gepflegt. Jetzt blühen Goldlack, Nelken und Rosen darin.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/35>, abgerufen am 19.04.2024.