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Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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I.

Es mögen jetzt wohl mehr als zwanzig Jahre vorüber gegangen sein, als ein großes Boot von sechs Rudern, mit einer Halbkajüte versehen, an der Küste des Norwegischen Hochlandes hinfuhr, das jenseits des großen Westfjord und des Polarkreises, bis nach dem Nordcap hinauf, ein wildes Labyrinth von Felsen, Inseln, Inselbrocken und zahllosen Sunden und Meeresarmen darstellt, welche tief in den Schooß der Gebirge und Klüfte dringen.

Damals konnte man noch nicht, wie jetzt, mit dem Regierungsdampfschiff rasch und leicht diese wüsten Irrwege durchfahren, erst mehrere Jahre später wurde damit der Anfang gemacht; die einzige Möglichkeit, von einer Handelsstelle der Kaufleute zur anderen zu gelangen, blieb das Ruderboot, mit welchem freilich nur langsam weiter zu kommen war.

Es war ein Sommertag, so schön und still, warm und sonnenvoll, als hinge der blaue, fleckenlose Himmel über einem südlichen Lande; ein einziger Blick aber reichte hin, um diese Täuschung zu zerstören.

I.

Es mögen jetzt wohl mehr als zwanzig Jahre vorüber gegangen sein, als ein großes Boot von sechs Rudern, mit einer Halbkajüte versehen, an der Küste des Norwegischen Hochlandes hinfuhr, das jenseits des großen Westfjord und des Polarkreises, bis nach dem Nordcap hinauf, ein wildes Labyrinth von Felsen, Inseln, Inselbrocken und zahllosen Sunden und Meeresarmen darstellt, welche tief in den Schooß der Gebirge und Klüfte dringen.

Damals konnte man noch nicht, wie jetzt, mit dem Regierungsdampfschiff rasch und leicht diese wüsten Irrwege durchfahren, erst mehrere Jahre später wurde damit der Anfang gemacht; die einzige Möglichkeit, von einer Handelsstelle der Kaufleute zur anderen zu gelangen, blieb das Ruderboot, mit welchem freilich nur langsam weiter zu kommen war.

Es war ein Sommertag, so schön und still, warm und sonnenvoll, als hinge der blaue, fleckenlose Himmel über einem südlichen Lande; ein einziger Blick aber reichte hin, um diese Täuschung zu zerstören.

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[0007] I. Es mögen jetzt wohl mehr als zwanzig Jahre vorüber gegangen sein, als ein großes Boot von sechs Rudern, mit einer Halbkajüte versehen, an der Küste des Norwegischen Hochlandes hinfuhr, das jenseits des großen Westfjord und des Polarkreises, bis nach dem Nordcap hinauf, ein wildes Labyrinth von Felsen, Inseln, Inselbrocken und zahllosen Sunden und Meeresarmen darstellt, welche tief in den Schooß der Gebirge und Klüfte dringen. Damals konnte man noch nicht, wie jetzt, mit dem Regierungsdampfschiff rasch und leicht diese wüsten Irrwege durchfahren, erst mehrere Jahre später wurde damit der Anfang gemacht; die einzige Möglichkeit, von einer Handelsstelle der Kaufleute zur anderen zu gelangen, blieb das Ruderboot, mit welchem freilich nur langsam weiter zu kommen war. Es war ein Sommertag, so schön und still, warm und sonnenvoll, als hinge der blaue, fleckenlose Himmel über einem südlichen Lande; ein einziger Blick aber reichte hin, um diese Täuschung zu zerstören.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:04:01Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:04:01Z)

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Zitationshilfe: Mügge, Theodor: Am Malanger Fjord. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–176. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muegge_fjord_1910/7>, abgerufen am 19.04.2024.