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Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Nicht so, Herr Doctor. Ich bin gegangen zu schnell in den Wind hinein. Sie haben gesprochen von Ihrem großen praktischen Cursus. Aber nehmen Sie es nicht auf die böse Seite, wenn ich Ihnen mache das Bekenntniß, daß die Herren Professoren von der Universität mir haben gesagt, Sie machen hier viele kleine Cursus in der Stadt, in der schönen Welt, in den belles lettres, kleine Cursus, nicht praktisch, alle mit einander ideal und poetisch, und die Sie nicht werden führen zu der Habilitation. Und dieselben Herren haben mir gegeben die Versicherung, daß es wäre Ihr gutes Glück, wenn Sie würden mit Gewalt herausgerissen aus dieser berlinischen Manier zu leben. Und was die gelehrte Geheimeräthin betrifft und ihre kleine Mignon --

Herr Marquis, brach hier Arthur mit wenig beschönigter Entrüstung in die Rede des Alten ein. Herr Marquis, wiederholte er und steigerte den Ton seiner Worte bis zur entschiedenen Grobheit, die Herren Professoren, die Ihnen das gesagt haben, scheinen zu vergessen, daß ich bei ihnen für medicinische und nicht für moralische Vorlesungen pränumerirt habe.

Nicht zu rasch! nicht zu rasch, mein junger Freund! beschwichtigte ihn der Marquis. Sie werden machen Ihren Cursus medicus in Salerno, und wenn Sie mir curiren meinen Husten, so sollen Sie von mir genannt werden ein Hippokrates.

Nicht so, Herr Doctor. Ich bin gegangen zu schnell in den Wind hinein. Sie haben gesprochen von Ihrem großen praktischen Cursus. Aber nehmen Sie es nicht auf die böse Seite, wenn ich Ihnen mache das Bekenntniß, daß die Herren Professoren von der Universität mir haben gesagt, Sie machen hier viele kleine Cursus in der Stadt, in der schönen Welt, in den belles lettres, kleine Cursus, nicht praktisch, alle mit einander ideal und poetisch, und die Sie nicht werden führen zu der Habilitation. Und dieselben Herren haben mir gegeben die Versicherung, daß es wäre Ihr gutes Glück, wenn Sie würden mit Gewalt herausgerissen aus dieser berlinischen Manier zu leben. Und was die gelehrte Geheimeräthin betrifft und ihre kleine Mignon —

Herr Marquis, brach hier Arthur mit wenig beschönigter Entrüstung in die Rede des Alten ein. Herr Marquis, wiederholte er und steigerte den Ton seiner Worte bis zur entschiedenen Grobheit, die Herren Professoren, die Ihnen das gesagt haben, scheinen zu vergessen, daß ich bei ihnen für medicinische und nicht für moralische Vorlesungen pränumerirt habe.

Nicht zu rasch! nicht zu rasch, mein junger Freund! beschwichtigte ihn der Marquis. Sie werden machen Ihren Cursus medicus in Salerno, und wenn Sie mir curiren meinen Husten, so sollen Sie von mir genannt werden ein Hippokrates.

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[0012] Nicht so, Herr Doctor. Ich bin gegangen zu schnell in den Wind hinein. Sie haben gesprochen von Ihrem großen praktischen Cursus. Aber nehmen Sie es nicht auf die böse Seite, wenn ich Ihnen mache das Bekenntniß, daß die Herren Professoren von der Universität mir haben gesagt, Sie machen hier viele kleine Cursus in der Stadt, in der schönen Welt, in den belles lettres, kleine Cursus, nicht praktisch, alle mit einander ideal und poetisch, und die Sie nicht werden führen zu der Habilitation. Und dieselben Herren haben mir gegeben die Versicherung, daß es wäre Ihr gutes Glück, wenn Sie würden mit Gewalt herausgerissen aus dieser berlinischen Manier zu leben. Und was die gelehrte Geheimeräthin betrifft und ihre kleine Mignon — Herr Marquis, brach hier Arthur mit wenig beschönigter Entrüstung in die Rede des Alten ein. Herr Marquis, wiederholte er und steigerte den Ton seiner Worte bis zur entschiedenen Grobheit, die Herren Professoren, die Ihnen das gesagt haben, scheinen zu vergessen, daß ich bei ihnen für medicinische und nicht für moralische Vorlesungen pränumerirt habe. Nicht zu rasch! nicht zu rasch, mein junger Freund! beschwichtigte ihn der Marquis. Sie werden machen Ihren Cursus medicus in Salerno, und wenn Sie mir curiren meinen Husten, so sollen Sie von mir genannt werden ein Hippokrates.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T15:21:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T15:21:38Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Müller, Wilhelm: Debora. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–148. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_debora_1910/12>, abgerufen am 25.04.2024.