Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829.

Bild:
<< vorherige Seite

wissen konnte, und die eine ziemlich enge Vertraulichkeit zwischen ihr und mir voraussetzen ließen; aber er verrieth keine eifersüchtige Regung. Mit lebhaftem Antheil ging er auf das Gespräch über seine Selbstvorwürfe ein, deren Ungrund ich ihm klar zu machen suchte.

"Die Vermuthung," sagte ich: "Ihre lauten Worte im Walde könnten dem Räuber verrathen haben, daß Heinrich viel Geld bei sich trug, will ich Ihnen als wahrscheinlich zugeben, ja ich will dieselbe sogar als Gewißheit gelten laßen; was folgt daraus? Ein Zufall machte den Räuber mit dem anlockenden Umstande bekannt, und wenn sich auch erweisen ließe, daß ohne diesen Zufall die Beraubung gar nicht versucht worden wäre, so bleiben Ihre Worte doch immer eine rein zufällige Veranlaßung des Unglückes. Sie wollten dasselbe nicht, sie konnten nicht

wissen konnte, und die eine ziemlich enge Vertraulichkeit zwischen ihr und mir voraussetzen ließen; aber er verrieth keine eifersüchtige Regung. Mit lebhaftem Antheil ging er auf das Gespräch über seine Selbstvorwürfe ein, deren Ungrund ich ihm klar zu machen suchte.

„Die Vermuthung,“ sagte ich: „Ihre lauten Worte im Walde könnten dem Räuber verrathen haben, daß Heinrich viel Geld bei sich trug, will ich Ihnen als wahrscheinlich zugeben, ja ich will dieselbe sogar als Gewißheit gelten laßen; was folgt daraus? Ein Zufall machte den Räuber mit dem anlockenden Umstande bekannt, und wenn sich auch erweisen ließe, daß ohne diesen Zufall die Beraubung gar nicht versucht worden wäre, so bleiben Ihre Worte doch immer eine rein zufällige Veranlaßung des Unglückes. Sie wollten dasselbe nicht, sie konnten nicht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0114" n="94"/>
wissen konnte, und die eine ziemlich enge Vertraulichkeit zwischen ihr und mir voraussetzen ließen; aber er verrieth keine eifersüchtige Regung. Mit lebhaftem Antheil ging er auf das Gespräch über seine Selbstvorwürfe ein, deren Ungrund ich ihm klar zu machen suchte.</p>
          <p>&#x201E;Die <hi rendition="#g">Vermuthung</hi>,&#x201C; sagte ich: &#x201E;Ihre lauten Worte im Walde könnten dem Räuber verrathen haben, daß Heinrich viel Geld bei sich trug, will ich Ihnen als wahrscheinlich zugeben, ja ich will dieselbe sogar als Gewißheit gelten laßen; was folgt daraus? Ein <hi rendition="#g">Zufall</hi> machte den Räuber mit dem anlockenden Umstande bekannt, und wenn sich auch erweisen ließe, daß ohne diesen Zufall die Beraubung gar nicht versucht worden wäre, so bleiben Ihre Worte doch immer eine rein <hi rendition="#g">zufällige</hi> Veranlaßung des Unglückes. Sie <hi rendition="#g">wollten</hi> dasselbe nicht, sie konnten nicht
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0114] wissen konnte, und die eine ziemlich enge Vertraulichkeit zwischen ihr und mir voraussetzen ließen; aber er verrieth keine eifersüchtige Regung. Mit lebhaftem Antheil ging er auf das Gespräch über seine Selbstvorwürfe ein, deren Ungrund ich ihm klar zu machen suchte. „Die Vermuthung,“ sagte ich: „Ihre lauten Worte im Walde könnten dem Räuber verrathen haben, daß Heinrich viel Geld bei sich trug, will ich Ihnen als wahrscheinlich zugeben, ja ich will dieselbe sogar als Gewißheit gelten laßen; was folgt daraus? Ein Zufall machte den Räuber mit dem anlockenden Umstande bekannt, und wenn sich auch erweisen ließe, daß ohne diesen Zufall die Beraubung gar nicht versucht worden wäre, so bleiben Ihre Worte doch immer eine rein zufällige Veranlaßung des Unglückes. Sie wollten dasselbe nicht, sie konnten nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-01-02T10:45:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
GDZ Göttingen: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-02T10:45:31Z)
UB Leipzig: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. 38-0-637:15785; Bilder 0107 bis 0110) (2013-01-02T10:45:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-01-02T10:45:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/114
Zitationshilfe: Müllner, Adolph: Der Kaliber. Leipzig, 1829, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/muellner_kaliber_1829/114>, abgerufen am 28.03.2024.