Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

aufgestellet habe? Es ist mir genug, wenn ich nur von Ihnen die Erlaubniß erhalte, die Zahl Ihrer Verehrer vergrößern zu dürfen, alsdenn will ich sehen, ob ich andre in dem Eifer, Dero Gunst zu verdienen, übertreffen kann. Und wie sehr wünschte ich, daß diese durch eine unverletzliche Treue und Beständigkeit könnte erlangt werden: so dürfte ich an der Erfüllung meiner Hoffnung nicht einen Augenblick länger zweifeln. So begierig ich schon der Erklärung von Ihnen, über den Antrag meines Herzens, entgegen sehe: so sehr habe ich Ursache zu wünschen, daß ich diese nicht mündlich erhalte, damit meine Base, die Frau v. W. nichts davon erfahre. Der geringste Wink, den sie von meiner Absicht bekäme, würde mich des angenehmen Umganges mit Ihnen berauben, und den Zutritt zu Ihrem Hause, das durch Sie, vortrefliches Fräulein, für mich zu einem Louvre wird, auf einmal versperren. Ich weiß, daß das Fräulein von S. Ihr ganzes Vertrauen besitzt; allein sollte sie auch wohl verschwiegen genug seyn, daß Sie

aufgestellet habe? Es ist mir genug, wenn ich nur von Ihnen die Erlaubniß erhalte, die Zahl Ihrer Verehrer vergrößern zu dürfen, alsdenn will ich sehen, ob ich andre in dem Eifer, Dero Gunst zu verdienen, übertreffen kann. Und wie sehr wünschte ich, daß diese durch eine unverletzliche Treue und Beständigkeit könnte erlangt werden: so dürfte ich an der Erfüllung meiner Hoffnung nicht einen Augenblick länger zweifeln. So begierig ich schon der Erklärung von Ihnen, über den Antrag meines Herzens, entgegen sehe: so sehr habe ich Ursache zu wünschen, daß ich diese nicht mündlich erhalte, damit meine Base, die Frau v. W. nichts davon erfahre. Der geringste Wink, den sie von meiner Absicht bekäme, würde mich des angenehmen Umganges mit Ihnen berauben, und den Zutritt zu Ihrem Hause, das durch Sie, vortrefliches Fräulein, für mich zu einem Louvre wird, auf einmal versperren. Ich weiß, daß das Fräulein von S. Ihr ganzes Vertrauen besitzt; allein sollte sie auch wohl verschwiegen genug seyn, daß Sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0273" n="271"/>
aufgestellet habe? Es ist mir genug, wenn ich nur von Ihnen die Erlaubniß erhalte, die Zahl Ihrer Verehrer vergrößern zu dürfen, alsdenn will ich sehen, ob ich andre in dem Eifer, Dero Gunst zu verdienen, übertreffen kann. Und wie sehr wünschte ich, daß diese durch eine unverletzliche Treue und Beständigkeit könnte erlangt werden: so dürfte ich an der Erfüllung meiner Hoffnung nicht einen Augenblick länger zweifeln. So begierig ich schon der Erklärung von Ihnen, über den Antrag meines Herzens, entgegen sehe: so sehr habe ich Ursache zu wünschen, daß ich diese nicht mündlich erhalte, damit meine Base, die Frau v. W. nichts davon erfahre. Der geringste Wink, den sie von meiner Absicht bekäme, würde mich des angenehmen Umganges mit Ihnen berauben, und den Zutritt zu Ihrem Hause, das durch Sie, vortrefliches Fräulein, für mich zu einem Louvre wird, auf einmal versperren. Ich weiß, daß das Fräulein von S. Ihr ganzes Vertrauen besitzt; allein sollte sie auch wohl verschwiegen genug seyn, daß Sie
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0273] aufgestellet habe? Es ist mir genug, wenn ich nur von Ihnen die Erlaubniß erhalte, die Zahl Ihrer Verehrer vergrößern zu dürfen, alsdenn will ich sehen, ob ich andre in dem Eifer, Dero Gunst zu verdienen, übertreffen kann. Und wie sehr wünschte ich, daß diese durch eine unverletzliche Treue und Beständigkeit könnte erlangt werden: so dürfte ich an der Erfüllung meiner Hoffnung nicht einen Augenblick länger zweifeln. So begierig ich schon der Erklärung von Ihnen, über den Antrag meines Herzens, entgegen sehe: so sehr habe ich Ursache zu wünschen, daß ich diese nicht mündlich erhalte, damit meine Base, die Frau v. W. nichts davon erfahre. Der geringste Wink, den sie von meiner Absicht bekäme, würde mich des angenehmen Umganges mit Ihnen berauben, und den Zutritt zu Ihrem Hause, das durch Sie, vortrefliches Fräulein, für mich zu einem Louvre wird, auf einmal versperren. Ich weiß, daß das Fräulein von S. Ihr ganzes Vertrauen besitzt; allein sollte sie auch wohl verschwiegen genug seyn, daß Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T15:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T15:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T15:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenumbruch erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Worttrennungen am Zeilenende entfallen.
  • Das lange „s“ („ſ“) wird als normales rundes „s“ wiedergegeben.
  • Auslassungspunkte werden, unabhängig von der Anzahl der Punkte, als „…“ (Sonderzeichen Alt+0133) wiedergegeben.
  • Apostrophe werden durch das Sonderzeichen „’“ (Alt+0146) wiedergegeben (nicht durch die Variante auf der Tastatur).
  • Bindestriche werden durch den normalen Bindestrich „-“ wiedergegeben (nicht durch „=“).
  • Gleichheitszeichen „=“ werden als normale Gedankenstriche (Halbgeviertstriche) „–“ wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/273
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Grandison der Zweite, Oder Geschichte des Herrn v. N*** in Briefen entworfen. Zweiter Theil. Eisenach, 1761, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_grandison02_1761/273>, abgerufen am 23.04.2024.