Probatum est! der Markus ist fort! Die Hammel sind fort! Der Jung in die Schäferhütt' eingesperrt und das Thürlein verbohrt! -- Nun sag mir einer, daß Physiognomik nichts sey, und daß nicht alles zutreff' auf'n Haar. Will gern den Verlust verschmerzen, sind's doch nicht die purpurfarbnen Hammel des Candide. All' meine Schöps, ieder seine vier Gulden un- ter Brüdern werth, sind mir nicht so lieb, als daß der Markus ein Dieb ist. Nun ihr Zweifler, habt ihr doch klaren Beweiß, daß die Kunst nicht fallirt. Lang gnug hab ichs voraus gesagt, daß es so kommen würd', aber da waret ihr all' des Markus Advokaten, nun seht ihrs, daß ich recht prognosticirt hab. -- Soll mich wundern, was der Philipp angeben wird, wenn der vom Revier kommt; wird große Augen machen, ich glaub' er masakrirt' den Kerl
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Am Tage Sankt Sebaldi. Eine wichtige Entdeckung.
Probatum eſt! der Markus iſt fort! Die Hammel ſind fort! Der Jung in die Schaͤferhuͤtt’ eingeſperrt und das Thuͤrlein verbohrt! — Nun ſag mir einer, daß Phyſiognomik nichts ſey, und daß nicht alles zutreff’ auf’n Haar. Will gern den Verluſt verſchmerzen, ſind’s doch nicht die purpurfarbnen Hammel des Candide. All’ meine Schoͤps, ieder ſeine vier Gulden un- ter Bruͤdern werth, ſind mir nicht ſo lieb, als daß der Markus ein Dieb iſt. Nun ihr Zweifler, habt ihr doch klaren Beweiß, daß die Kunſt nicht fallirt. Lang gnug hab ichs voraus geſagt, daß es ſo kommen wuͤrd’, aber da waret ihr all’ des Markus Advokaten, nun ſeht ihrs, daß ich recht prognoſticirt hab. — Soll mich wundern, was der Philipp angeben wird, wenn der vom Revier kommt; wird große Augen machen, ich glaub’ er maſakrirt’ den Kerl
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Am Tage Sankt Sebaldi.
Eine wichtige Entdeckung.
Probatum eſt! der Markus iſt fort!
Die Hammel ſind fort! Der Jung in die
Schaͤferhuͤtt’ eingeſperrt und das Thuͤrlein
verbohrt! — Nun ſag mir einer, daß
Phyſiognomik nichts ſey, und daß nicht
alles zutreff’ auf’n Haar. Will gern den
Verluſt verſchmerzen, ſind’s doch nicht die
purpurfarbnen Hammel des Candide. All’
meine Schoͤps, ieder ſeine vier Gulden un-
ter Bruͤdern werth, ſind mir nicht ſo lieb,
als daß der Markus ein Dieb iſt. Nun
ihr Zweifler, habt ihr doch klaren Beweiß,
daß die Kunſt nicht fallirt. Lang gnug hab
ichs voraus geſagt, daß es ſo kommen
wuͤrd’, aber da waret ihr all’ des Markus
Advokaten, nun ſeht ihrs, daß ich recht
prognoſticirt hab. — Soll mich wundern,
was der Philipp angeben wird, wenn der
vom Revier kommt; wird große Augen
machen, ich glaub’ er maſakrirt’ den Kerl
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/182>, abgerufen am 03.12.2023.
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