Wenn mein Haber nicht so ist wie er seyn soll, hab ist des keine Schuld: fällt nicht eine Erndte aus wie die andre; wär auch dem Ding wohl zu helfen gewesen, wenn er nicht so rasch wär verfüttert, sondern ein wenig vorher ausgelüftet worden.
Jst mir mit meinem Bücherliefranten in der Ostermeß nicht anders ergangen. Hat mir derselb' für mein baar Geld eitel Schund von Büchern geschikt, wo sich der unrein' Modergeruch nicht so auslüften läßt, wie aus'm Haber. Muß mich doch dran legen und die schaale Lektür' verkäuen, wenn ich nicht gar darben will. Tröst' mich damit, daß dem erlauchten Publikum von seinen Futtermeistern den Skribenten eben kein tauglicher Futter aufgeschüttet wird. Dem- ungeachtet ists seit einiger Zeit so dran ge- wöhnt, daß ihn recht darnach lüstet. Denk 's werd' mit Jhren Pferden auch so gehen, werden wohl noch lustig nach meinem Ha- ber wiehern und dabey gedeyhen.
Die Gäul' sind mir recht, sonderlich der Klopstockische Pegasus, wenn er noch Kno- chenvest' ist. Trag' so ein Plänchen mit mir herum, das ich nach der Erndt' auszu-
führen
Antwort.
Wenn mein Haber nicht ſo iſt wie er ſeyn ſoll, hab iſt des keine Schuld: faͤllt nicht eine Erndte aus wie die andre; waͤr auch dem Ding wohl zu helfen geweſen, wenn er nicht ſo raſch waͤr verfuͤttert, ſondern ein wenig vorher ausgeluͤftet worden.
Jſt mir mit meinem Buͤcherliefranten in der Oſtermeß nicht anders ergangen. Hat mir derſelb’ fuͤr mein baar Geld eitel Schund von Buͤchern geſchikt, wo ſich der unrein’ Modergeruch nicht ſo ausluͤften laͤßt, wie aus’m Haber. Muß mich doch dran legen und die ſchaale Lektuͤr’ verkaͤuen, wenn ich nicht gar darben will. Troͤſt’ mich damit, daß dem erlauchten Publikum von ſeinen Futtermeiſtern den Skribenten eben kein tauglicher Futter aufgeſchuͤttet wird. Dem- ungeachtet iſts ſeit einiger Zeit ſo dran ge- woͤhnt, daß ihn recht darnach luͤſtet. Denk ’s werd’ mit Jhren Pferden auch ſo gehen, werden wohl noch luſtig nach meinem Ha- ber wiehern und dabey gedeyhen.
Die Gaͤul’ ſind mir recht, ſonderlich der Klopſtockiſche Pegaſus, wenn er noch Kno- chenveſt’ iſt. Trag’ ſo ein Plaͤnchen mit mir herum, das ich nach der Erndt’ auszu-
fuͤhren
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Antwort.
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ſoll, hab iſt des keine Schuld: faͤllt nicht
eine Erndte aus wie die andre; waͤr auch
dem Ding wohl zu helfen geweſen, wenn
er nicht ſo raſch waͤr verfuͤttert, ſondern ein
wenig vorher ausgeluͤftet worden.
Jſt mir mit meinem Buͤcherliefranten in
der Oſtermeß nicht anders ergangen. Hat
mir derſelb’ fuͤr mein baar Geld eitel Schund
von Buͤchern geſchikt, wo ſich der unrein’
Modergeruch nicht ſo ausluͤften laͤßt, wie
aus’m Haber. Muß mich doch dran legen
und die ſchaale Lektuͤr’ verkaͤuen, wenn ich
nicht gar darben will. Troͤſt’ mich damit,
daß dem erlauchten Publikum von ſeinen
Futtermeiſtern den Skribenten eben kein
tauglicher Futter aufgeſchuͤttet wird. Dem-
ungeachtet iſts ſeit einiger Zeit ſo dran ge-
woͤhnt, daß ihn recht darnach luͤſtet. Denk
’s werd’ mit Jhren Pferden auch ſo gehen,
werden wohl noch luſtig nach meinem Ha-
ber wiehern und dabey gedeyhen.
Die Gaͤul’ ſind mir recht, ſonderlich der
Klopſtockiſche Pegaſus, wenn er noch Kno-
chenveſt’ iſt. Trag’ ſo ein Plaͤnchen mit
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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/67>, abgerufen am 03.12.2023.
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