Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

ders; oder ich will mein Haupt nicht sanfte
niederlegen. Schon seit einem Monat steht
die Mutter mit mir in Tractaten, und will
ihn gegen den Wilhelm umsetzen; aber es
wird nichts aus dem Handel, wenn ich auch
den güldnen Hausfrieden, der mir über al-
les lieb ist, dieser Grille aufopfern sollte.
Der Erzvater Jacob hatte zwölf Buben
und dazu vier Weiber; aber keinen philan-
thropinischen Hofmeister, darum machte
ihm sein Edukationswesen nicht halb so viel
Verdruß und Sorge, bey seinem großen
Kinder- und Weibersegen, obs gleich sonst
manchen Strauß in der Ehe gab, als mir
bey meinem geringen.

Sie sehen wohl, daß der neoterische Hof-
meister, der Wigand, den ich Jhnen aufs
Wort abgenommen habe, an dem ganzen
Unfug Schuld hat. Schaffen Sie mir
doch den Stöhrenfried mit guter Manier,
daß meine Frau nichts davon wittert, aus
dem Hause, und spediren Sie ihn wie-
der ad locum unde. Diese Gefälligkeit
will ich Jhnen höher anrechnen, als wei-
land Götz von Berlichingen einen Reuter-
dienst.

Antwort.

ders; oder ich will mein Haupt nicht ſanfte
niederlegen. Schon ſeit einem Monat ſteht
die Mutter mit mir in Tractaten, und will
ihn gegen den Wilhelm umſetzen; aber es
wird nichts aus dem Handel, wenn ich auch
den guͤldnen Hausfrieden, der mir uͤber al-
les lieb iſt, dieſer Grille aufopfern ſollte.
Der Erzvater Jacob hatte zwoͤlf Buben
und dazu vier Weiber; aber keinen philan-
thropiniſchen Hofmeiſter, darum machte
ihm ſein Edukationsweſen nicht halb ſo viel
Verdruß und Sorge, bey ſeinem großen
Kinder- und Weiberſegen, obs gleich ſonſt
manchen Strauß in der Ehe gab, als mir
bey meinem geringen.

Sie ſehen wohl, daß der neoteriſche Hof-
meiſter, der Wigand, den ich Jhnen aufs
Wort abgenommen habe, an dem ganzen
Unfug Schuld hat. Schaffen Sie mir
doch den Stoͤhrenfried mit guter Manier,
daß meine Frau nichts davon wittert, aus
dem Hauſe, und ſpediren Sie ihn wie-
der ad locum unde. Dieſe Gefaͤlligkeit
will ich Jhnen hoͤher anrechnen, als wei-
land Goͤtz von Berlichingen einen Reuter-
dienſt.

Antwort.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0074" n="68"/>
ders; oder ich will mein Haupt nicht &#x017F;anfte<lb/>
niederlegen. Schon &#x017F;eit einem Monat &#x017F;teht<lb/>
die Mutter mit mir in Tractaten, und will<lb/>
ihn gegen den Wilhelm um&#x017F;etzen; aber es<lb/>
wird nichts aus dem Handel, wenn ich auch<lb/>
den gu&#x0364;ldnen Hausfrieden, der mir u&#x0364;ber al-<lb/>
les lieb i&#x017F;t, die&#x017F;er Grille aufopfern &#x017F;ollte.<lb/>
Der Erzvater Jacob hatte zwo&#x0364;lf Buben<lb/>
und dazu vier Weiber; aber keinen philan-<lb/>
thropini&#x017F;chen Hofmei&#x017F;ter, darum machte<lb/>
ihm &#x017F;ein Edukationswe&#x017F;en nicht halb &#x017F;o viel<lb/>
Verdruß und Sorge, bey &#x017F;einem großen<lb/>
Kinder- und Weiber&#x017F;egen, obs gleich &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
manchen Strauß in der Ehe gab, als mir<lb/>
bey meinem geringen.</p><lb/>
            <p>Sie &#x017F;ehen wohl, daß der neoteri&#x017F;che Hof-<lb/>
mei&#x017F;ter, der Wigand, den ich Jhnen aufs<lb/>
Wort abgenommen habe, an dem ganzen<lb/>
Unfug Schuld hat. Schaffen Sie mir<lb/>
doch den Sto&#x0364;hrenfried mit guter Manier,<lb/>
daß meine Frau nichts davon wittert, aus<lb/>
dem Hau&#x017F;e, und &#x017F;pediren Sie ihn wie-<lb/>
der <hi rendition="#aq">ad locum unde.</hi> Die&#x017F;e Gefa&#x0364;lligkeit<lb/>
will ich Jhnen ho&#x0364;her anrechnen, als wei-<lb/>
land Go&#x0364;tz von Berlichingen einen Reuter-<lb/>
dien&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Antwort.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0074] ders; oder ich will mein Haupt nicht ſanfte niederlegen. Schon ſeit einem Monat ſteht die Mutter mit mir in Tractaten, und will ihn gegen den Wilhelm umſetzen; aber es wird nichts aus dem Handel, wenn ich auch den guͤldnen Hausfrieden, der mir uͤber al- les lieb iſt, dieſer Grille aufopfern ſollte. Der Erzvater Jacob hatte zwoͤlf Buben und dazu vier Weiber; aber keinen philan- thropiniſchen Hofmeiſter, darum machte ihm ſein Edukationsweſen nicht halb ſo viel Verdruß und Sorge, bey ſeinem großen Kinder- und Weiberſegen, obs gleich ſonſt manchen Strauß in der Ehe gab, als mir bey meinem geringen. Sie ſehen wohl, daß der neoteriſche Hof- meiſter, der Wigand, den ich Jhnen aufs Wort abgenommen habe, an dem ganzen Unfug Schuld hat. Schaffen Sie mir doch den Stoͤhrenfried mit guter Manier, daß meine Frau nichts davon wittert, aus dem Hauſe, und ſpediren Sie ihn wie- der ad locum unde. Dieſe Gefaͤlligkeit will ich Jhnen hoͤher anrechnen, als wei- land Goͤtz von Berlichingen einen Reuter- dienſt. Antwort.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/74
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 1, 2. Aufl. Altenburg, 1779, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen01_1779/74>, abgerufen am 25.04.2024.