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Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779.

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gen, ohne den väterlichen Unwillen zu be-
fürchten, Sie in Herzensangelegenheiten zum
Vertrauten zu machen, die Jhren Absichten
diametralisch entgegen stunden? Das na-
türlichste war, daß sie in diesem Drange
mit ihrem Geliebten sich unter mütterliche
Protektion begab, und so glücklich war diese
zu erhalten. Da Sie im Begriff waren
Jhre Mine springen zu lassen, lag bereits
der Schwefelfaden an der Gegenmine, und
Sie sehn aus dem Erfolg. Jhr Held --
Vetter Anton ist aufgeflogen.

Er nachdenkend. Ja ia! Es geht mir
ein Licht auf.

Jch. Nun so wünsch ich, daß Sie Lott-
chens Hochzeitfackel dabey anzünden!

Hier brach ich ab, weil ich vermerkte,
daß meinen trägen Freund ein fauler
Schlummer anwandelte, und ihm ungeach-
tet des hellen Lichtes, das ihm eben aufge-

gan-

gen, ohne den vaͤterlichen Unwillen zu be-
fuͤrchten, Sie in Herzensangelegenheiten zum
Vertrauten zu machen, die Jhren Abſichten
diametraliſch entgegen ſtunden? Das na-
tuͤrlichſte war, daß ſie in dieſem Drange
mit ihrem Geliebten ſich unter muͤtterliche
Protektion begab, und ſo gluͤcklich war dieſe
zu erhalten. Da Sie im Begriff waren
Jhre Mine ſpringen zu laſſen, lag bereits
der Schwefelfaden an der Gegenmine, und
Sie ſehn aus dem Erfolg. Jhr Held —
Vetter Anton iſt aufgeflogen.

Er nachdenkend. Ja ia! Es geht mir
ein Licht auf.

Jch. Nun ſo wuͤnſch ich, daß Sie Lott-
chens Hochzeitfackel dabey anzuͤnden!

Hier brach ich ab, weil ich vermerkte,
daß meinen traͤgen Freund ein fauler
Schlummer anwandelte, und ihm ungeach-
tet des hellen Lichtes, das ihm eben aufge-

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[230/0238] gen, ohne den vaͤterlichen Unwillen zu be- fuͤrchten, Sie in Herzensangelegenheiten zum Vertrauten zu machen, die Jhren Abſichten diametraliſch entgegen ſtunden? Das na- tuͤrlichſte war, daß ſie in dieſem Drange mit ihrem Geliebten ſich unter muͤtterliche Protektion begab, und ſo gluͤcklich war dieſe zu erhalten. Da Sie im Begriff waren Jhre Mine ſpringen zu laſſen, lag bereits der Schwefelfaden an der Gegenmine, und Sie ſehn aus dem Erfolg. Jhr Held — Vetter Anton iſt aufgeflogen. Er nachdenkend. Ja ia! Es geht mir ein Licht auf. Jch. Nun ſo wuͤnſch ich, daß Sie Lott- chens Hochzeitfackel dabey anzuͤnden! Hier brach ich ab, weil ich vermerkte, daß meinen traͤgen Freund ein fauler Schlummer anwandelte, und ihm ungeach- tet des hellen Lichtes, das ihm eben aufge- gan-

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Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 4. Altenburg, 1779, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen04_1779/238>, abgerufen am 29.03.2024.