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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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Doch brachten sie in diesem engeren Ver-
wahrsam nur die Nächte zu; bei Tage
hingegen war ihnen gestattet, in freier Luft
auf dem Verdecke zu verweilen. Auf ihre
fernere Behandlung während der Ueberfahrt
nach Amerika werde ich in der Folge wieder
zurückkommen.

Der hiernächst bedeutendste Gegenstand
des Handels an dieser Küste sind die Ele-
phanten-Zähne, von welchen auch der ganze
Strich zwischen Cap Palmas und tres Pun-
tas den Namen der "Zahn-Küste" führt.
Habe ich die Erzählungen der Eingebohrnen
recht verstanden, so bemächtigen sie sich dieser
stark gesuchten Waare, indem sie sich, in
Partheien von 30 und mehr Personen, in
die landeinwärts gelegenen Wälder auf die
Elephanten-Jagd begeben. Jhre Waffen be-
stehen hauptsächlich in fußlangen zweischnei-
digen Säbelklingen, die sie von den Schiffen
einhandeln und zu diesen Jagden an langen
Stangen befestigen. Haben sie ein solches
Thier aufgespürt, so suchen sie es entweder
zu beschleichen, oder treiben es mit offner
Gewalt auf, und trachten einzig dahin, ihm
den Rüssel, der seine vorzüglichste Schutzwehr
ausmacht, an der Wurzel abzuhauen; oder
sie zerschneiden ihm die Sehnen an den
Füßen, um es so zum Fallen zu bringen.
Jst der Feind solchergestalt überwältigt, so

Doch brachten ſie in dieſem engeren Ver-
wahrſam nur die Naͤchte zu; bei Tage
hingegen war ihnen geſtattet, in freier Luft
auf dem Verdecke zu verweilen. Auf ihre
fernere Behandlung waͤhrend der Ueberfahrt
nach Amerika werde ich in der Folge wieder
zuruͤckkommen.

Der hiernaͤchſt bedeutendſte Gegenſtand
des Handels an dieſer Kuͤſte ſind die Ele-
phanten-Zaͤhne, von welchen auch der ganze
Strich zwiſchen Cap Palmas und tres Pun-
tas den Namen der „Zahn-Kuͤſte‟ fuͤhrt.
Habe ich die Erzaͤhlungen der Eingebohrnen
recht verſtanden, ſo bemaͤchtigen ſie ſich dieſer
ſtark geſuchten Waare, indem ſie ſich, in
Partheien von 30 und mehr Perſonen, in
die landeinwaͤrts gelegenen Waͤlder auf die
Elephanten-Jagd begeben. Jhre Waffen be-
ſtehen hauptſaͤchlich in fußlangen zweiſchnei-
digen Saͤbelklingen, die ſie von den Schiffen
einhandeln und zu dieſen Jagden an langen
Stangen befeſtigen. Haben ſie ein ſolches
Thier aufgeſpuͤrt, ſo ſuchen ſie es entweder
zu beſchleichen, oder treiben es mit offner
Gewalt auf, und trachten einzig dahin, ihm
den Ruͤſſel, der ſeine vorzuͤglichſte Schutzwehr
ausmacht, an der Wurzel abzuhauen; oder
ſie zerſchneiden ihm die Sehnen an den
Fuͤßen, um es ſo zum Fallen zu bringen.
Jſt der Feind ſolchergeſtalt uͤberwaͤltigt, ſo

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[10/0014] Doch brachten ſie in dieſem engeren Ver- wahrſam nur die Naͤchte zu; bei Tage hingegen war ihnen geſtattet, in freier Luft auf dem Verdecke zu verweilen. Auf ihre fernere Behandlung waͤhrend der Ueberfahrt nach Amerika werde ich in der Folge wieder zuruͤckkommen. Der hiernaͤchſt bedeutendſte Gegenſtand des Handels an dieſer Kuͤſte ſind die Ele- phanten-Zaͤhne, von welchen auch der ganze Strich zwiſchen Cap Palmas und tres Pun- tas den Namen der „Zahn-Kuͤſte‟ fuͤhrt. Habe ich die Erzaͤhlungen der Eingebohrnen recht verſtanden, ſo bemaͤchtigen ſie ſich dieſer ſtark geſuchten Waare, indem ſie ſich, in Partheien von 30 und mehr Perſonen, in die landeinwaͤrts gelegenen Waͤlder auf die Elephanten-Jagd begeben. Jhre Waffen be- ſtehen hauptſaͤchlich in fußlangen zweiſchnei- digen Saͤbelklingen, die ſie von den Schiffen einhandeln und zu dieſen Jagden an langen Stangen befeſtigen. Haben ſie ein ſolches Thier aufgeſpuͤrt, ſo ſuchen ſie es entweder zu beſchleichen, oder treiben es mit offner Gewalt auf, und trachten einzig dahin, ihm den Ruͤſſel, der ſeine vorzuͤglichſte Schutzwehr ausmacht, an der Wurzel abzuhauen; oder ſie zerſchneiden ihm die Sehnen an den Fuͤßen, um es ſo zum Fallen zu bringen. Jſt der Feind ſolchergeſtalt uͤberwaͤltigt, ſo

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/14>, abgerufen am 19.04.2024.