verunglückten Schiffe leider! ein Raub der Wellen geworden war.
Nicht aber zufrieden, dies mit der nö- thigen Ausführlichkeit zurückberichtet zu haben, reisete ich selbst nach Stettin, um jede noch etwa mangelnde Auskunft zu ertheilen. Der Wechsel ward demnach mit Protest zurück- gesandt|, und wir hielten den Sturm für abgeschlagen. Jn der That veränderte man nun auch in Lissabon die Art und Weise des Angriffs: denn nach Verlauf eines halben Jahres lief von dort eine Aufforderung an den Magistrat in Colberg ein, mich, den Schiffer Nettelbeck, in dieser schon ange- führten Sache zu einer zu zahlenden Ent- schädigung von dreitausend und einigen hun- dert Thalern obrigkeitlich anzuhalten. Da diese Summe, nach portugiesischem Gelde, in Rees ausgedrückt war, deren 300 auf einen Preussischen Thaler gehen, so paradirte demnach in jener Eingabe eine Forderung von beinahe einer Million Rees, welche das Pu- blikum meiner guten Vaterstadt treuherzig mit ebensoviel Thalern verwechselte, und nun billig die Hände über den Köpfen zusammen- schlug, daß der Nettelbeck tausend Mal mehr schuldig sey, als er Haare auf dem Kopfe habe! Meine gegebene nähere Erklärung machte nach und nach dieser Verwunderung ein Ende.
Es versteht sich wohl, daß ich bei meiner gerichtlichen Vernehmung gegen jene Anmu-
verungluͤckten Schiffe leider! ein Raub der Wellen geworden war.
Nicht aber zufrieden, dies mit der noͤ- thigen Ausfuͤhrlichkeit zuruͤckberichtet zu haben, reiſete ich ſelbſt nach Stettin, um jede noch etwa mangelnde Auskunft zu ertheilen. Der Wechſel ward demnach mit Proteſt zuruͤck- geſandt|, und wir hielten den Sturm fuͤr abgeſchlagen. Jn der That veraͤnderte man nun auch in Liſſabon die Art und Weiſe des Angriffs: denn nach Verlauf eines halben Jahres lief von dort eine Aufforderung an den Magiſtrat in Colberg ein, mich, den Schiffer Nettelbeck, in dieſer ſchon ange- fuͤhrten Sache zu einer zu zahlenden Ent- ſchaͤdigung von dreitauſend und einigen hun- dert Thalern obrigkeitlich anzuhalten. Da dieſe Summe, nach portugieſiſchem Gelde, in Rees ausgedruͤckt war, deren 300 auf einen Preuſſiſchen Thaler gehen, ſo paradirte demnach in jener Eingabe eine Forderung von beinahe einer Million Rees, welche das Pu- blikum meiner guten Vaterſtadt treuherzig mit ebenſoviel Thalern verwechſelte, und nun billig die Haͤnde uͤber den Koͤpfen zuſammen- ſchlug, daß der Nettelbeck tauſend Mal mehr ſchuldig ſey, als er Haare auf dem Kopfe habe! Meine gegebene naͤhere Erklaͤrung machte nach und nach dieſer Verwunderung ein Ende.
Es verſteht ſich wohl, daß ich bei meiner gerichtlichen Vernehmung gegen jene Anmu-
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verungluͤckten Schiffe leider! ein Raub der
Wellen geworden war.
Nicht aber zufrieden, dies mit der noͤ-
thigen Ausfuͤhrlichkeit zuruͤckberichtet zu haben,
reiſete ich ſelbſt nach Stettin, um jede noch
etwa mangelnde Auskunft zu ertheilen. Der
Wechſel ward demnach mit Proteſt zuruͤck-
geſandt|, und wir hielten den Sturm fuͤr
abgeſchlagen. Jn der That veraͤnderte man
nun auch in Liſſabon die Art und Weiſe des
Angriffs: denn nach Verlauf eines halben
Jahres lief von dort eine Aufforderung an
den Magiſtrat in Colberg ein, mich, den
Schiffer Nettelbeck, in dieſer ſchon ange-
fuͤhrten Sache zu einer zu zahlenden Ent-
ſchaͤdigung von dreitauſend und einigen hun-
dert Thalern obrigkeitlich anzuhalten. Da
dieſe Summe, nach portugieſiſchem Gelde,
in Rees ausgedruͤckt war, deren 300 auf
einen Preuſſiſchen Thaler gehen, ſo paradirte
demnach in jener Eingabe eine Forderung von
beinahe einer Million Rees, welche das Pu-
blikum meiner guten Vaterſtadt treuherzig
mit ebenſoviel Thalern verwechſelte, und nun
billig die Haͤnde uͤber den Koͤpfen zuſammen-
ſchlug, daß der Nettelbeck tauſend Mal mehr
ſchuldig ſey, als er Haare auf dem Kopfe habe!
Meine gegebene naͤhere Erklaͤrung machte nach
und nach dieſer Verwunderung ein Ende.
Es verſteht ſich wohl, daß ich bei meiner
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/279>, abgerufen am 05.12.2023.
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