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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

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trieben, darauf zurudern; und da fand sich's
denn, daß eine viereckige Bouteille aus einem
Flaschenfutter, den Hals nach oben gekehrt
und mit einem Korkstöpsel versehen, im Meere
schwamm. Rings um hatte sich ein runder
Haufen Seegras um dieselbe, in einem Durch-
schnitte von 10 bis 12 Fuß, angesetzt. Jch
ergriff die Flasche, mich weit über Bord leh-
nend, an der Mündung, war aber nicht im
Stande, sie von dem Kräutergeflechte zu
trennen, welches an dieselbe fest angewachsen
war. Es bedurfte daher meines Messers,
womit ich all diese fremdartigen Anhängsel
kappte und solchergestalt, wiewohl nicht ohne
Anstrengung und Beschwerde, mich meiner
Beute bemächtigte.

Bei genauerer Besichtigung befand sich
nun, daß diese Flasche etwa zu einem Drit-
tel (und daher ihre aufrechte Stellung) mit
in Brandtwein eingemachten, aber freilich
schon verdorbenen Kirschen angefüllt und ver-
muthlich auch, als unbrauchbar, über Bord
geworfen war. Allein was sie eigentlich in
meinen Augen merkwürdig machte, war die
Entdeckung, daß sich aussen umher überall
Schulpen und andre Muscheln fest angesetzt
hatten, die hinwiederum den Seegewächsen
zu einem Befestigungs-Punkte gedient, um
Wurzeln darinn zu schlagen und allmählig
zu einem dichten Klumpen von so ansehnlichem

trieben, darauf zurudern; und da fand ſich’s
denn, daß eine viereckige Bouteille aus einem
Flaſchenfutter, den Hals nach oben gekehrt
und mit einem Korkſtoͤpſel verſehen, im Meere
ſchwamm. Rings um hatte ſich ein runder
Haufen Seegras um dieſelbe, in einem Durch-
ſchnitte von 10 bis 12 Fuß, angeſetzt. Jch
ergriff die Flaſche, mich weit uͤber Bord leh-
nend, an der Muͤndung, war aber nicht im
Stande, ſie von dem Kraͤutergeflechte zu
trennen, welches an dieſelbe feſt angewachſen
war. Es bedurfte daher meines Meſſers,
womit ich all dieſe fremdartigen Anhaͤngſel
kappte und ſolchergeſtalt, wiewohl nicht ohne
Anſtrengung und Beſchwerde, mich meiner
Beute bemaͤchtigte.

Bei genauerer Beſichtigung befand ſich
nun, daß dieſe Flaſche etwa zu einem Drit-
tel (und daher ihre aufrechte Stellung) mit
in Brandtwein eingemachten, aber freilich
ſchon verdorbenen Kirſchen angefuͤllt und ver-
muthlich auch, als unbrauchbar, uͤber Bord
geworfen war. Allein was ſie eigentlich in
meinen Augen merkwuͤrdig machte, war die
Entdeckung, daß ſich auſſen umher uͤberall
Schulpen und andre Muſcheln feſt angeſetzt
hatten, die hinwiederum den Seegewaͤchſen
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[29/0033] trieben, darauf zurudern; und da fand ſich’s denn, daß eine viereckige Bouteille aus einem Flaſchenfutter, den Hals nach oben gekehrt und mit einem Korkſtoͤpſel verſehen, im Meere ſchwamm. Rings um hatte ſich ein runder Haufen Seegras um dieſelbe, in einem Durch- ſchnitte von 10 bis 12 Fuß, angeſetzt. Jch ergriff die Flaſche, mich weit uͤber Bord leh- nend, an der Muͤndung, war aber nicht im Stande, ſie von dem Kraͤutergeflechte zu trennen, welches an dieſelbe feſt angewachſen war. Es bedurfte daher meines Meſſers, womit ich all dieſe fremdartigen Anhaͤngſel kappte und ſolchergeſtalt, wiewohl nicht ohne Anſtrengung und Beſchwerde, mich meiner Beute bemaͤchtigte. Bei genauerer Beſichtigung befand ſich nun, daß dieſe Flaſche etwa zu einem Drit- tel (und daher ihre aufrechte Stellung) mit in Brandtwein eingemachten, aber freilich ſchon verdorbenen Kirſchen angefuͤllt und ver- muthlich auch, als unbrauchbar, uͤber Bord geworfen war. Allein was ſie eigentlich in meinen Augen merkwuͤrdig machte, war die Entdeckung, daß ſich auſſen umher uͤberall Schulpen und andre Muſcheln feſt angeſetzt hatten, die hinwiederum den Seegewaͤchſen zu einem Befeſtigungs-Punkte gedient, um Wurzeln darinn zu ſchlagen und allmaͤhlig zu einem dichten Klumpen von ſo anſehnlichem

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/33>, abgerufen am 28.03.2024.