Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niekamp, Johann: Der zum Leyden und Sterben bereitwilliger [...] Herr M. Johannes Ulricus Dörrien [...]. Hildesheim, 1706.

Bild:
<< vorherige Seite

her in dieses Hauß kommen mögte. Welches zwar als eine kleine Ungleichheit der Gedancken von den Seinigen entschuldiget wurde / ich aber als ein nachdenckliches Rähtsel annahm / welches die erfolgende Zeit vielleicht balde aufflösen würde. Man sagte mir dabey / daß der seelige HErr sonst überall wenig redete / wohl aber seine Hände zu falten / und starre gen Himmel zu sehen gewohnet wäre / denen Anwesenden aber auff ihre Nachfrage antwortete: Er redete mit GOtt. Wie solten mir denn nicht diese seine letzte Rede / ein Denck-Mahl seyn seiner tieffen Gedancken und verborgenen Meynung? Ich bin demnach gegen vierzehen Tage nach meiner Visite allhier in diesem Hause gegenwärtig / und sehe nun / was wir für ein Opffer / nemlich seinen verblichenen Leichnam in die Kirche hinbringen sollen. Da hat nun unser Seel. Herr Magister gleichsam sagen wollen 2. Tim. IV./ was Paulus an den Timotheum geschrieben: Ich werde schier geopffert / und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Es thue doch ein jeder die Liebe an mir und bringe meinen Leib / als mein letztes in der Welt übriges Opffer zur Kirchen / wo die Gebeine und Asche meines Cörpers bey dem Altar mögen auffgehoben werden.

Nun dahin ist es nemlich anitzo gekommen / daß wir was von ihm übrig ist / als ein Opffer in die Kirche hinbringen sollen: Nachdem unsern seeligen Hrn. Magister in seinem Leben sowohl andere / als Er auch selbst sich dem HErrn rühmlich geopffert haben. Welches mit dero Genehmhaltung anitzo noch mit wenigen zu rühmen

her in dieses Hauß kommen mögte. Welches zwar als eine kleine Ungleichheit der Gedancken von den Seinigen entschuldiget wurde / ich aber als ein nachdenckliches Rähtsel annahm / welches die erfolgende Zeit vielleicht balde aufflösen würde. Man sagte mir dabey / daß der seelige HErr sonst überall wenig redete / wohl aber seine Hände zu falten / und starre gen Himmel zu sehen gewohnet wäre / denen Anwesenden aber auff ihre Nachfrage antwortete: Er redete mit GOtt. Wie solten mir denn nicht diese seine letzte Rede / ein Denck-Mahl seyn seiner tieffen Gedancken und verborgenen Meynung? Ich bin demnach gegen vierzehen Tage nach meiner Visite allhier in diesem Hause gegenwärtig / und sehe nun / was wir für ein Opffer / nemlich seinen verblichenen Leichnam in die Kirche hinbringen sollen. Da hat nun unser Seel. Herr Magister gleichsam sagen wollen 2. Tim. IV./ was Paulus an den Timotheum geschrieben: Ich werde schier geopffert / und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Es thue doch ein jeder die Liebe an mir und bringe meinen Leib / als mein letztes in der Welt übriges Opffer zur Kirchen / wo die Gebeine und Asche meines Cörpers bey dem Altar mögen auffgehoben werden.

Nun dahin ist es nemlich anitzo gekommen / daß wir was von ihm übrig ist / als ein Opffer in die Kirche hinbringen sollen: Nachdem unsern seeligen Hrn. Magister in seinem Leben sowohl andere / als Er auch selbst sich dem HErrn rühmlich geopffert haben. Welches mit dero Genehmhaltung anitzo noch mit wenigen zu rühmen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0052" n="50"/>
her in dieses Hauß kommen mögte.                      Welches zwar als eine kleine Ungleichheit der Gedancken von den Seinigen                      entschuldiget wurde / ich aber als ein nachdenckliches Rähtsel annahm / welches                      die erfolgende Zeit vielleicht balde aufflösen würde. Man sagte mir dabey / daß                      der seelige HErr sonst überall wenig redete / wohl aber seine Hände zu falten /                      und starre gen Himmel zu sehen gewohnet wäre / denen Anwesenden aber auff ihre                      Nachfrage antwortete: Er redete mit GOtt. Wie solten mir denn nicht diese seine                      letzte Rede / ein Denck-Mahl seyn seiner tieffen Gedancken und verborgenen                      Meynung? Ich bin demnach gegen vierzehen Tage nach meiner Visite allhier in                      diesem Hause gegenwärtig / und sehe nun / was wir für ein Opffer / nemlich                      seinen verblichenen Leichnam in die Kirche hinbringen sollen. Da hat nun unser                      Seel. Herr Magister gleichsam sagen wollen <note place="left">2. Tim.                          IV.</note>/ was Paulus an den Timotheum geschrieben: Ich werde schier                      geopffert / und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Es thue doch ein                      jeder die Liebe an mir und bringe meinen Leib / als mein letztes in der Welt                      übriges Opffer zur Kirchen / wo die Gebeine und Asche meines Cörpers bey dem                      Altar mögen auffgehoben werden.</p>
        <p>Nun dahin ist es nemlich anitzo gekommen / daß wir was von ihm übrig ist / als                      ein Opffer in die Kirche hinbringen sollen: Nachdem unsern seeligen Hrn.                      Magister in seinem Leben sowohl andere / als Er auch selbst sich dem HErrn                      rühmlich geopffert haben. Welches mit dero Genehmhaltung anitzo noch mit wenigen                      zu rühmen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0052] her in dieses Hauß kommen mögte. Welches zwar als eine kleine Ungleichheit der Gedancken von den Seinigen entschuldiget wurde / ich aber als ein nachdenckliches Rähtsel annahm / welches die erfolgende Zeit vielleicht balde aufflösen würde. Man sagte mir dabey / daß der seelige HErr sonst überall wenig redete / wohl aber seine Hände zu falten / und starre gen Himmel zu sehen gewohnet wäre / denen Anwesenden aber auff ihre Nachfrage antwortete: Er redete mit GOtt. Wie solten mir denn nicht diese seine letzte Rede / ein Denck-Mahl seyn seiner tieffen Gedancken und verborgenen Meynung? Ich bin demnach gegen vierzehen Tage nach meiner Visite allhier in diesem Hause gegenwärtig / und sehe nun / was wir für ein Opffer / nemlich seinen verblichenen Leichnam in die Kirche hinbringen sollen. Da hat nun unser Seel. Herr Magister gleichsam sagen wollen / was Paulus an den Timotheum geschrieben: Ich werde schier geopffert / und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Es thue doch ein jeder die Liebe an mir und bringe meinen Leib / als mein letztes in der Welt übriges Opffer zur Kirchen / wo die Gebeine und Asche meines Cörpers bey dem Altar mögen auffgehoben werden. 2. Tim. IV. Nun dahin ist es nemlich anitzo gekommen / daß wir was von ihm übrig ist / als ein Opffer in die Kirche hinbringen sollen: Nachdem unsern seeligen Hrn. Magister in seinem Leben sowohl andere / als Er auch selbst sich dem HErrn rühmlich geopffert haben. Welches mit dero Genehmhaltung anitzo noch mit wenigen zu rühmen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_prediger_1706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_prediger_1706/52
Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Der zum Leyden und Sterben bereitwilliger [...] Herr M. Johannes Ulricus Dörrien [...]. Hildesheim, 1706, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_prediger_1706/52>, abgerufen am 29.03.2024.