Allgemeine Zeitung, Nr. 131, 19. März 1908.Nr. 131. München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 19. März 1908. [Spaltenumbruch]
Ein Interview mit dem Reichskanzler. * St. Petersburg, 17. März.Die Nowoje Wremja ver- Deutschland hintertreibe durchaus nicht das maze- Sodann geht das Interview auf die persische Die Bagdad-Bahn endige an der persischen Die Angriffe der russischen Presse seien in Hof und Gesellschaft. Rout bei Prinz und Prinzessin Ludwig. * München, 18. März.st. Die prächtigen und dabei intimen Salons im Wittels- -- Se. kgl. Hoheit der Prinzregent begab sich -- Frau Erzherzogin Adelgunde, Herzogin von Mo- Münchener Stadtanzeiger. * Erkrankung des Prinzen Konrad. * München, 18. März.In dem Befin- # Die Augustinerstockfrage. Heute vormittag wurde * Errichtung eines Denkmals für Ludwig II. Das * Auch über das Gärtnerplatz-Theater hat nun der hiesige Es scheint, daß die Herren vom Musikerverband es darauf eh. Der Evangelische Handwerkerverein feierte am Samstag Tristan in Musik setzen. Er findet das Meisterwerk Wag- Theater und Musik. -lt. Münchener Volkstheater. Nach den erfolgreichen Wochen -tz. Lieder-Abend von Anton Schlosser. Seinen zweiten + Klavierabend. Der Pianist Franz Rösler aus Ron * Kleine Mitteilungen. Herr Anton Zvonar, ein junger Bildende Kunst. * Breslau, 18. März. (Privattelegramm.) Nr. 131. München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 19. März 1908. [Spaltenumbruch]
Ein Interview mit dem Reichskanzler. * St. Petersburg, 17. März.Die Nowoje Wremja ver- Deutſchland hintertreibe durchaus nicht das maze- Sodann geht das Interview auf die perſiſche Die Bagdad-Bahn endige an der perſiſchen Die Angriffe der ruſſiſchen Preſſe ſeien in Hof und Geſellſchaft. Rout bei Prinz und Prinzeſſin Ludwig. * München, 18. März.st. Die prächtigen und dabei intimen Salons im Wittels- — Se. kgl. Hoheit der Prinzregent begab ſich — Frau Erzherzogin Adelgunde, Herzogin von Mo- Münchener Stadtanzeiger. * Erkrankung des Prinzen Konrad. * München, 18. März.In dem Befin- # Die Auguſtinerſtockfrage. Heute vormittag wurde * Errichtung eines Denkmals für Ludwig II. Das * Auch über das Gärtnerplatz-Theater hat nun der hieſige Es ſcheint, daß die Herren vom Muſikerverband es darauf eh. Der Evangeliſche Handwerkerverein feierte am Samstag Triſtan in Muſik ſetzen. Er findet das Meiſterwerk Wag- Theater und Muſik. -lt. Münchener Volkstheater. Nach den erfolgreichen Wochen -tz. Lieder-Abend von Anton Schloſſer. Seinen zweiten † Klavierabend. Der Pianiſt Franz Rösler aus Ron * Kleine Mitteilungen. Herr Anton Zvonar, ein junger Bildende Kunſt. * Breslau, 18. März. (Privattelegramm.) <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Nr. 131. München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 19. März 1908.</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Ein Interview mit dem Reichskanzler.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 17. März.</dateline><lb/> <p>Die Nowoje Wremja ver-<lb/> öffentlicht ein langes <hi rendition="#g">Interview mit dem Reichs-<lb/> kanzler Fürſten Bülow.</hi> Fürſt Bülow erklärte<lb/> darin kategoriſch, daß die Regierung <hi rendition="#g">Oeſterreich-<lb/> Ungarns die Kabinette von St. Petersburg<lb/> und Berlin gleichzeitig von dem Sandſchak-<lb/> Bahnprojekt</hi> benachrichtigt habe. Daher ſei die Be-<lb/> hauptung der ruſſiſchen Preſſe, das Projekt ſei von Berlin<lb/> angeregt worden, vollkommen irrig. Die öſterreichiſch-<lb/> ungariſchen Pläne ſtimmten durchaus mit dem Berliner<lb/> Vertrag überein und verfolgten nur Handelsziele. Daher<lb/> konnten ſie deutſcherſeits nur ebenſo freudig begrüßt wer-<lb/> den wie jedes andere gleichartige Unternehmen. Die<lb/> ruſſiſche Erregung darüber ſei ganz unverſtändlich. Deutſch-<lb/> land verfolge auf dem Balkan nur ſeine Handelsintereſſen<lb/> und die Herſtellung der Ruhe in Verbindung mit den<lb/> anderen Mächten.</p><lb/> <p>Deutſchland hintertreibe durchaus nicht das <hi rendition="#g">maze-<lb/> doniſche Reformwerk.</hi> Der deutſche Botſchafter in<lb/> Konſtantinopel habe lediglich einige ſachliche Einwendungen<lb/> zu den Vorſchlägen über die <hi rendition="#g">mazedoniſche Gerichts-<lb/> reform</hi> erhoben, um ernſten Schwierigkeiten vorzu-<lb/> beugen. Die anderen Botſchafter ſtimmten einſtimmig zu.<lb/> Deutſchland halte an der Gemeinſamkeit der Aktion der<lb/> Mächte feſt und, falls gelegentlich die deutſchen Vorſchläge<lb/> nicht die Billigung Europas finden ſollten, würde Deutſch-<lb/> land den mehr intereſſierten Mächten den Vorrang laſſen.</p><lb/> <p>Sodann geht das Interview auf die <hi rendition="#g">perſiſche<lb/> Frage</hi> ein. Dabei erklärte der Reichskanzler, Deutſch-<lb/> land verfolge dort nur ein kommerzielles Ziel. Die anglo-<lb/> ruſſiſche Verſtändigung ſpreche das Prinzip der offenen Tür<lb/> aus, das Deutſchland benutzen werde gemäß ſeiner allge-<lb/> meinen Politik, die darauf abziele, das Prinzip der freien<lb/> Konkurrenz und die Unabhängigkeit zukunftsreicher Länder<lb/> aufrecht zu erhalten. Da die engliſche Bank wie die ruſſiſche<lb/> in Perſien andersartige Aufgaben verfolgen, ſo fühlten<lb/> unſere Kaufleute das Bedürfnis, eine eigene Bank in Per-<lb/> ſien zu beſitzen. Das waren die Erwägungen, welche die<lb/> Gründung einer <hi rendition="#g">Filiale der Deutſchen Orient-<lb/> bank</hi> in Perſien bewirkten. Was die <hi rendition="#g">deutſche</hi> Schule<lb/> betrifft, ſo verdankt ſie ihre Entſtehung der <hi rendition="#g">Initiative<lb/> des Schahs.</hi> Vergeſſen Sie nicht, daß es in Perſien auch<lb/> amerikaniſche, zwei franzöſiſche und ruſſiſche Schulen gibt;<lb/> warum greift man gerade uns unſerer Schule wegen an?<lb/> Das Gleiche gilt von der Idee einer <hi rendition="#g">Zweigbahn der<lb/> Bagdad-Linie</hi> nach Perſien. Gleich warf man uns<lb/> vor, daß wir <hi rendition="#g">unſere Hand nach Perſien</hi> ausſtrecken.<lb/> Im türkiſch-perſiſchen Konflikt haben wir eine friedenſtif-<lb/> tende Rolle geſpielt; wir haben der Türkei geraten, ihre<lb/> vorgeſchobenen Truppen zurückzuziehen und jeden Konflikt<lb/> zu vermeiden.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Bagdad-Bahn</hi> endige an der perſiſchen<lb/> Grenze und durchziehe nur türkiſches Gebiet. Das deutſche<lb/> Kapital nehme in der Bagdad-Bahn-Geſellſchaft die erſte<lb/> Stelle ein. Deutſchland habe jedoch niemals die Teilnahme<lb/> fremden Kapitals verhindert. Daher ſtehe das Unter-<lb/> nehmen, obwohl es dem Sinne nach deutſch ſei, unter türki-<lb/> ſcher Flagge und behalte den internationalen Charakter.<lb/> Es werde von Deutſchen geleitet, es ſei jedoch auch fremdes<lb/> Kapital in der Adminiſtration vertreten. Deutſchland<lb/> denke weder an die Koloniſation Kleinaſiens, noch an die<lb/> Erwerbung eines Hafens im Perſiſchen Meerbuſen, hoffe<lb/> aber, daß die Bahn <hi rendition="#g">Meſſopotamien</hi> wirtſchaftlich<lb/> heben werde, was von Nutzen für die Allgemeinheit ſein<lb/> werde.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Angriffe der ruſſiſchen Preſſe</hi> ſeien in<lb/> jeder Hinſicht ungerechtfertigt. Einſt habe Fürſt Bismarck<lb/> dieſe Angriffe mit dem Wort „Druckerſchwärze“ abgetan.<lb/> Inzwiſchen habe ſich aber der Einfluß der ruſſiſchen Preſſe<lb/> vergrößert, auch in Rußland ſelbſt, weshalb man die immer<lb/> feindlichere Haltung der ruſſiſchen Preſſe gegen Deutſchland<lb/> nicht länger ignorieren dürfe. Deutſchland beabſichtigt<lb/> niemand anzugreifen. Der Ausbau ſeiner Flotte ſei gegen<lb/> niemand gerichtet, nur müſſe Deutſchland als Großmacht<lb/> für jede Eventualität gerüſtet ſein und ſeine Grenzen zu<lb/> ſchützen wiſſen. Die Gerüchte von einer Einmiſchung in<lb/> die inneren ruſſiſchen Verhältniſſe ſeien lächerlich. <cit><quote>„Wir<lb/><cb/> bleiben Ihre guten Nachbarn und werden uns nie um<lb/> Dinge kümmern, die uns nichts angehen. Einer Ihrer<lb/> großen Staatsmänner hat einmal geſagt: „Rußland iſt<lb/> nicht Aſien, aber auch nicht Europa. Rußland, das iſt<lb/> Rußland.“ „Wir wünſchen,“ ſchloß der Kanzler, „daß das<lb/> große ruſſiſche Reich ſich entſprechend ſeinen ruſſiſchen Be-<lb/> dürfniſſen entwickeln möge.“</quote></cit></p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Hof und Geſellſchaft.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Rout bei Prinz und Prinzeſſin Ludwig.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">München,</hi> 18. März.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#aq">st.</hi> Die prächtigen und dabei intimen Salons im Wittels-<lb/> bacher Palais erſchloſſen ſich heute abend zu einem Empfangs-<lb/> abend, zu dem Prinz und Prinzeſſin <hi rendition="#g">Ludwig</hi> mehr als tauſend<lb/> Einladungen an die Münchener Geſellſchaft hatten ergehen laſſen.<lb/> Noch von den alljährlichen Ballfeſten bei dem Thronfolgerpaar<lb/> war es den meiſten Gäſten in Erinnerung, wie gemütlich und<lb/> heimiſch ſich die Geſellſchaft bei der Gaſtfreundſchaft im Wittels-<lb/> bacher-Palais fühlt. Heute lagerte zwar noch der Schatten der<lb/> Trauer auf dem Hauſe, und deswegen war an Stelle des Ball-<lb/> feſtes ein Rout getreten. Gegen 8½ Uhr wurde es lebhaft in<lb/> der Briennerſtraße; Wagen auf Wagen fuhr durch das Tor, und<lb/> über die mit ſchweren Teppichen belegte Treppe, die mit Palmen-<lb/> gruppen und Lorbeer geſchmückt war, begaben ſich die Gäſte des<lb/> Hauſes in die prunkvollen Salons, die ſchon durch ihre Archi-<lb/> tektonik unvergleichlich wirken. Zahlloſe Lüſters und Wandarme<lb/> erhellten die blumengeſchmückten Säle. Hofmarſchall Freiherr<lb/> v. Laßberg, Oberhofmeiſterin Gräfin Dürckheim, die Hofdamen<lb/> Baronin Kesling, Baronin Wulffen und Frln. v. Zwehl, die<lb/> perſönlichen Adjutanten Baron Leonrod, Baron Rotenhan, Baron<lb/> Soden und Baron Reichlin begrüßten die Geladenen im Vorſaal.<lb/> Im erſten Salon empfingen Prinz und Prinzeſſin Ludwig ſowie<lb/> die Prinzeſſinnen Adelgunde, Hildegard, Wiltrud, Helmtrud und<lb/> Prinz Franz die Gäſte. Vom königlichen Hauſe waren Prinz<lb/><hi rendition="#g">Rupprecht,</hi> Prinz und Prinzeſſin <hi rendition="#g">Ludwig Ferdinand,</hi><lb/> Prinzeſſin <hi rendition="#g">Klara,</hi> Herzog <hi rendition="#g">Karl Theodor,</hi> Herzog <hi rendition="#g">Ludwig<lb/> Wilhelm,</hi> Herzog <hi rendition="#g">Chriſtoph,</hi> ferner Prinz <hi rendition="#g">Ernſt von<lb/> Sachſen-Meiningen</hi> erſchienen. Die Salons und der<lb/> große Ballſaal füllten ſich immer mehr und es bildeten ſich als-<lb/> bald größere und kleinere Gruppen, in denen eifrig geplaudert<lb/> wurde. Beſonders das Lenbach-Zimmer (Arbeitszimmer des<lb/> Prinzen Ludwig) erweckte beſonderes Intereſſe und war ſtets<lb/> dicht gefüllt. Aus der glänzenden Geſellſchaft ſeien als anweſend<lb/> genannt: der päpſtliche Nuntius und das ganze diplomatiſche<lb/> Korps, die Fürſten v. Oettingen-Spielberg. Löwenſtein, Hohen-<lb/> lohe, Quadt, die Grafen Törring, Fugger, Königsegg, Pappen-<lb/> heim, Friedrich, Karl und Klemens Schönborn, v. Rechberg,<lb/> Baſſenheim mit ihren Gemahlinnen, die oberſten Hofchargen, die<lb/> Palaſtdamen, die Staatsminiſter (mit Ausnahme des noch er-<lb/> holungsbedürftigen Kultusminiſters v. Wehner), viele Generale,<lb/> Reichs- und Staatsräte, das Präſidium der Kammer der Ab-<lb/> geordneten mit Ausnahme des abweſenden Hofrates Fuchs, Ober-<lb/> bürgermeiſter v. Borſcht, die Vorſtände des Gemeindekollegiums<lb/> Schwarz und Huber, die Kämmerer, die Hofſtaaten der Prinzen<lb/> und Prinzeſſinnen, Stiftspropſt Dr. Ritter v. Türk, der Rektor<lb/> der Univerſität Dr. Endres, der Rektor der Techniſchen Hochſchule<lb/> v. Thierſch, Prorektor v. Dyck, der Direktor der Tierärztlichen<lb/> Hochſchule Prof. Albrecht, die Vorſtände des Deutſchen Muſeums<lb/> v. Miller und Dr. v. Linde, der Präſident der Münchener Künſt-<lb/> ler-Genoſſenſchaft v. Peterſen, Archiprat v. Destouches, die Aus-<lb/> ſchußmitglieder des Vereins vom Roten Kreuz, Eiſenbahndirek-<lb/> tionspräſident Hauck, Oberinſpektor Arendts, die Stabsoffiziere<lb/> des 10. Infanterie-Regiments in Ingolſtadt, deſſen Inhaber<lb/> Prinz Ludwig iſt, die Kommandeure der Münchener Regimenter<lb/> uſw. Die Damen trugen ſämtlich große Toilette und funkelten<lb/> von Perlen und Edelſteinen, Agraffen und Diademen, deren<lb/> blendender Glanz kontraſtierte mit der einfachen Kleidung der<lb/> Herren, die mit Ausnahme der Offiziere alle im Frack ohne große<lb/> Ordensbänder erſchienen. Die höchſten Herrſchaften blieben in<lb/> angeregter Unterhaltung mit ihren Gäſten bis nach Mitternacht.<lb/> Prinz und Prinzeſſin Ludwig und ihre Töchter ſorgten ſtets und<lb/> überall, daß ſich ihre Gäſte wohl fühlten, und bewirkten dadurch,<lb/> daß man nach einem überaus ſchön verlaufenen Abend nur un-<lb/> gern von der gaſtlichen Stätte ſchied.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>— Se. kgl. Hoheit der <hi rendition="#g">Prinzregent</hi> begab ſich<lb/> heute vormittag nach der Thereſienhöhe und beſichtigte dort<lb/> das Panorama „Die Schlacht bei Orleans“ von Profeſſor<lb/><hi rendition="#g">Diemer.</hi> Der Regent wurde bei ſeiner Ankunft von dem<lb/> Künſtler und den Herren der Verwaltung des Panoramas<lb/> empfangen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p>— Frau Erzherzogin Adelgunde, Herzogin von Mo-<lb/> dena, vollendet morgen Donnerstag ihr 85. Lebensjahr.<lb/> Erfreulicherweiſe ſchreitet die Geneſung der an Influenza<lb/><cb/> erkrankten Herzogin, der allverehrten Schweſter unſeres<lb/> Prinzregenten, ſtetig fort. Immerhin bedarf jedoch die<lb/> hohe Frau noch einiger Schonung, daher werden ſich die<lb/> Gratulationen auf die Sr. kgl. Hoheit des Prinzregenten<lb/> und der allernächſten Anverwandten beſchränken.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Münchener Stadtanzeiger.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Erkrankung des Prinzen Konrad.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">* München,</hi> 18. März.</dateline><lb/> <p>In dem Befin-<lb/> den des Prinzen iſt eine Beſſerung eingetreten. Die ſchar-<lb/> lachverdächtige Ausſchlagsfläche iſt zurückgegangen. Der<lb/> Prinz befindet ſich in Behandlung des Leibarzts Dr. Bre-<lb/> dauer, doch waren auch die Univerſitätsprofeſſoren Dr.<lb/> Friedrich v. <hi rendition="#g">Müller</hi> und Dr. Karl <hi rendition="#g">Poſſelt</hi> zur Kon-<lb/> ſultation beigezogen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b"># Die Auguſtinerſtockfrage.</hi> </head><lb/> <p>Heute vormittag wurde<lb/> das Auguſtinerſtockareal neuerdings von einer Kommiſſion,<lb/> beſtehend aus Vertretern der Regierung, des Reichsrats-<lb/> und der Abgeordnetenkammer, in Augenſchein genommen.<lb/> Die Angelegenheit iſt bekanntlich vom Reichsratsplenum<lb/> zur neuerlichen Beratung an den Ausſchuß des Reichsrates<lb/> zurückverwieſen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Errichtung eines Denkmals für Ludwig</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi></head><lb/> <p>Das<lb/> Kollegium hat ſich bekanntlich mit dem Vorſchlage des<lb/> Magiſtrates, das Denkmal für König Ludwig <hi rendition="#aq">II.</hi> auf der<lb/><hi rendition="#g">Corneliusbrücke</hi> errichten zu laſſen, nicht einver-<lb/> ſtanden erklärt und dem Verein für Errichtung eines Denk-<lb/> mals anheimgeſtellt, einen geeigneteren Platz ausfindig<lb/> zu machen. Die Kollegien haben ſich nunmehr dahin ent-<lb/> ſchieden, unter Zuziehung des Vereins eine Kommiſſion<lb/> aus Mitgliedern beider Kollegien zu bilden, die die Platz-<lb/> frage in allſeits befriedigender Weiſe löſen ſoll.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"><lb/> <p>* <hi rendition="#b">Auch über das Gärtnerplatz-Theater</hi> hat nun der hieſige<lb/><hi rendition="#g">Lokalverein des Allgem. Deutſchen Muſiker-<lb/> verbandes</hi> den <hi rendition="#g">Boykott</hi> verhängt. Die Direktion des<lb/> Theaters teilt uns darüber mit: <cit><quote>„Wir ſahen uns genötigt, ſieben<lb/> Mitgliedern unſeres Orcheſters am 27. Dezember v. J. die Mit-<lb/> teilung zukommen zu laſſen, daß ihre Verträge, die zum 1. Sep-<lb/> tember d. J. ablaufen, nicht wieder erneuert werden könnten.<lb/> (Wir glauben beſonders betonen zu müſſen, daß es ſich nicht um<lb/><hi rendition="#g">Kündigung</hi> laufender Verträge, ſondern um <hi rendition="#g">Nichterneue-<lb/> rung</hi> ablaufender Kontrakte handelt.) Die Gründe für dieſe<lb/> Maßregel waren lediglich ſachliche, künſtleriſche: einige Kompo-<lb/> niſten, die bei Erſtaufführungen ihrer Operetten unſere Gäſte<lb/> waren, hatten ſich bei uns beſchwert, daß die Ausführung mehrerer<lb/> Inſtrumente nicht auf der Höhe der Leiſtungsfähigkeit eines<lb/> Orcheſters von künſtleriſcher Bedeutung ſtünde. Auf Befragen<lb/> erklärten unſere Herren Kapellmeiſter jene ſieben Mitglieder<lb/> als diejenigen, welche die Qualität unſerer Muſikaufführungen<lb/> beeinträchtigten. Wir bedauern ſelber das Los der durch die<lb/> leider notwendige Maßregel Betroffenen, von denen mehrere<lb/> unſerem Orcheſter lange Jahre angehört hatten. Aus Menſchlich-<lb/> keitsgründen verſtanden wir uns ſogar dazu, drei von ihnen<lb/> dennoch wieder zu engagieren. Wir wieſen ihnen, um dies zu<lb/> ermöglichen, ſtatt der bisher von ihnen geſpielten Inſtrumente<lb/> ſolche zu, die leichter auszuführen waren. Wir glauben alſo, daß<lb/> wir jede nur irgend mögliche Rückſicht haben walten laſſen. Den<lb/> Vorſchlag der Vertrauensmänner vom Lokalverein des Allgem.<lb/> Deutſchen Muſikerverbandes, künftighin ausſchließlich durch ſeine<lb/> Vermittlung zu engagieren, glaubten wir ablehnen zu müſſen,<lb/> da uns ſein Tarif viel zu hoch erſchien. Dies iſt vermutlich die<lb/> Urſache des über das Gärtnertheater verhängten Boykotts.“</quote></cit></p><lb/> <p>Es ſcheint, daß die Herren vom Muſikerverband es darauf<lb/> anlegen wollen, den Bogen zu überſpannen und ſich die Sym-<lb/> pathien des Publikums gründlich zu verſcherzen. Gewiß iſt ihr<lb/> Vorgehen zu entſchuldigen, insbeſondere mit der weitgehenden<lb/> Konnivenz, die man von ſeiten der Ausſtellungsleitung dem<lb/> Verband gegenüber geübt hat und von der gar ſeltſame Dinge<lb/> erzählt werden.</p> </div><lb/> <div xml:id="a02a" next="#a02b" type="jComment" n="3"><lb/> <p><hi rendition="#aq">eh.</hi><hi rendition="#b">Der Evangeliſche Handwerkerverein</hi> feierte am Samstag<lb/> und Sonntag unter zahlreicher Beteiligung ſein 60. <hi rendition="#g">Stif-<lb/> tungs feſt.</hi> Am Samstag fand im großen Saale des Vereins-<lb/> hauſes ein <hi rendition="#g">Feſtabend</hi> ſtatt, dem als Gäſte Polizeidirektor<lb/> Frhr. <hi rendition="#g">von der Heydte,</hi> Oberkonſiſtorialrat <hi rendition="#g">Schmetzer,</hi><lb/> Rechtsrat <hi rendition="#g">Schöner</hi> und der Bundespräſident der bayer, evang.<lb/> Handwerkervereine Dekan <hi rendition="#g">Heck</hi>-Schwabach beiwohnten. Auch<lb/> das Ehrenmitglied Baron v. <hi rendition="#g">Lupin</hi> und verſchiedene Abord-<lb/> nungen von Vereinen waren zugegen. Beſondere Ehrungen<lb/></p> </div> </div> </div> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="a01b" prev="#a01a" type="jComment" n="2"> <p>Triſtan in Muſik ſetzen. Er findet das Meiſterwerk Wag-<lb/> ners zu lang, zu langweilig und zu viel Philoſophie darin-<lb/> nen. Er will einen franzöſiſchen Triſtan ſchaffen!!! Sonſt<lb/> weiter nichts?</p><lb/> <byline> <hi rendition="#g">Nikolaus Artes.</hi> </byline> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Theater und Muſik.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">-lt.</hi> <hi rendition="#b">Münchener Volkstheater.</hi> </head><lb/> <p>Nach den erfolgreichen Wochen<lb/> des Glöcknerſchen Gaſtſpiels nahm das Volkstheater ſeine Alltags-<lb/> tätigkeit ſofort mit einer Erſtaufführung auf. „<hi rendition="#g">Gegen den<lb/> Strom</hi>“ betiteln ſich drei Einakter: „<hi rendition="#g">Frei!</hi>“, „<hi rendition="#g">Wilde Ehe</hi>“<lb/> und „<hi rendition="#g">Sünde?</hi>“ von Jakob <hi rendition="#g">Fürth.</hi> Die drei Stückchen ſtehen<lb/> innerlich in keinem Zuſammenhang, nur die Tendenz, gegen kon-<lb/> ventionelle Sittenbegriffe Front zu machen, iſt ihnen gemeinſam<lb/> und findet in dem Uebertitel „Gegen den Strom“ die zutreffende<lb/> Bezeichnung. Einen überzeugenden Erfolg bei dem kühnen<lb/> Wagnis, gegen den Strom zu ſchwimmen, wird der Autor wohl<lb/> nicht haben, ebenſowenig wird ihm beſchieden ſein, hierbei ruhm-<lb/> voll unterzugehen — dazu iſt das dramatiſche Wäſſerchen, in dem<lb/> er redſelig herumplätſchert, zu ſeicht. Das erſte Stück „Frei!“<lb/> behandelt ein <hi rendition="#aq">matrimonium non consumatum,</hi> die Frau in der<lb/> ausſchließlichen Rolle der Krankenpflegerin, bis ſie durch die<lb/> Lektüre Nietſches, die ihr der altruiſtiſch veranlagte Arzt ihres<lb/> Mannes gegeben, in Wirklichkeit aber durch die Liebe zum<lb/> Bruder dieſes Arztes ihre Feſſeln ſprengen möchte. Der Arzt<lb/> aber, der ſich ſelbſt von ihr geliebt glaubt, wird durch dieſe Liebe<lb/> zur Herrenmoral bekehrt und läßt den im Wege ſtehenden<lb/> Kranken bei einem Anfall ohne Hilfe zugrunde gehen. Das über-<lb/> aus peinlich wirkende Stück iſt nicht geeignet, Sympathien für<lb/> irgend eine der beteiligten Perſonen auszulöſen. Die „Wilde Ehe“<lb/> behandelt eine Offiziersliebe, die wegen mangelnder Kaution<lb/> ihren Abſchluß in der Ehe nicht finden kann. Als ſie nach fünf-<lb/> jährigem Warten endlich in dem Beſitz der Kaution wären, geht<lb/> dieſe durch Unterſchlagung wieder zu Verluſt und damit auch jede<lb/> Hoffnung. Die beiden gehen hierauf eine „wilde Ehe“ ein, nach-<lb/> dem die ſie bemutternde „Frau Hauptmann“ das Geſtändnis<lb/> ablegt, ebenfalls mit ihrem verſtorbenen Manne nur in wilder<lb/> Ehe gelebt zu haben. Der Verſuch, eine ſolche Vereinigung als<lb/> moraliſch höher ſtehend hinzuſtellen als ſo manche Konvenienzehe,<lb/> wird zwar gemacht, den Beweis aber bleibt man uns ſchuldig.<lb/> Gearbeitet iſt das zweite Stück beſſer als das erſte. Das dritte,<lb/> „Sünde?“, betrifft eine Geſchwiſterehe. Zwei Leutchen, die, na-<lb/> türlich ohne davon zu wiſſen, einen gemeinſamem Vater haben,<lb/> heiraten ſich. Als der Pſeudovater und der wirkliche Vater zuſam-<lb/> mentreffen, tagt es fürchterlich. Der wirkliche Vater möchte die<lb/> beiden trennen, der andere, von ſeiner verſtorbenen Frau ſelbſt<lb/><cb/> ſchmählich betrogene Vater, will das Glück der Kinder nicht<lb/> ſtören, weil — die Madonna ihm eingibt, daß dies Verhältnis<lb/> keine Sünde ſein könne. Er ſetzt es durch, die beiden in Un-<lb/> kenntnis zu laſſen und erklärt, die Verantwortung hierfür zu<lb/> übernehmen. Trotz aller Tragik wird auch hier, ebenſo wie bei<lb/> den anderen, dem dramatiſchen Konflikt ſorgfältig aus dem<lb/> Wege gegangen. Die Abſicht, die Liebe als ſiegreiche Ueber-<lb/> winderin aller moraliſchen Vorurteile zu zeigen, iſt überall<lb/> vorhanden, der eigentliche Kampf aber, ohne den kein Sieg<lb/> möglich iſt, wird uns vom Verfaſſer vorenthalten. Die Liebe<lb/> behält recht nicht deshalb, weil ſie im Rechte iſt, ſondern weil<lb/> vom Autor konſtruierte Zufälligkeiten ihr augenblicklich recht<lb/> geben. Geſpielt wurde unter der Regie Cäſar Becks im allge-<lb/> meinen recht anerkennenswert, wenn auch nicht ganz gleichmäßig.<lb/> Hervorgehoben zu werden verdienen Emmy Gindorfer, Diana<lb/> Dietrich, Alexandrine Malten und Mary Holm ſowie die Herren<lb/> Cäſar Beck, Otto Kuſtermann, Hermann Pfanz. Im letzten Stücke<lb/> hatte Herr Pinegger an Stelle Hermann Pfanz’ die Rolle des<lb/> Brown übernommen. Der Beifall hielt ſich, wie bereits im Vor-<lb/> bericht erwähnt, nachdem nach dem erſten Stück die übereifrige<lb/> Claque das im Volkstheater ſonſt nicht übliche Ziſchen heraus-<lb/> gefordert hatte, in recht mäßigen Grenzen, doch konnte nach dem<lb/> zweiten und letzten Stücke der Verfaſſer dankend erſcheinen.</p> </div><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">-tz.</hi> <hi rendition="#b">Lieder-Abend von Anton Schloſſer.</hi> </head><lb/> <p>Seinen zweiten<lb/> Abend hatte der Sänger einer Reihe Liederkomponiſten der jüng-<lb/> ſten Generation gewidmet. Die Eindrücke, die man davon emp-<lb/> fing, waren ziemlich ungleich. Die Lieder von Martin Ober-<lb/> dörfer und Agnes Schienemann halten ſich in den Grenzen wohl-<lb/> anſtändig genügſamer Unterhaltungsmuſik, die man einmal ganz<lb/> gerne hört und dann ſofort wieder vergißt, die weder im guten<lb/> noch im ſchlechten Sinne irgendwie aufregend wirkt. Ein ernſterer<lb/> Muſikerkopf blickt uns ſchon aus den Geſängen von Heinrich<lb/> Kaſpar Schmid entgegen, entſchiedenes künſtleriſches Intereſſe be-<lb/> anſpruchen aber die Lieder von Otto Vrieslander. Dem<lb/> jungen Münchener Lyriker hat vor Jahren einmal Ludwig<lb/> Wüllner einen Abend gewidmet; die diesmal zu Gehör gebrach-<lb/> ten Nummern aus A. Girauds „Pierrot Lunaire“ dürften aber<lb/> die Eigenart des jungen Tonſetzers noch treffender kennzeichnen<lb/> als die damals von Wüllner vorgeführten Lieder nach Goethe<lb/> und des Knaben Wunderhorn. Vrieslanders Pierrot Lunaire-<lb/> Lieder bilden einen ſtattlichen Band von nicht weniger als 46<lb/> Nummern (Verlag Dr. Heinrich Lewy, München, wo auch die<lb/> übrigen an dem Abend geſungenen Lieder von Oberdörfer,<lb/> Schienemann und Schmid erſchienen ſind). Das Hauptwirkungs-<lb/> mittel der Dichtungen und dementſprechend auch der Muſik iſt<lb/> geiſtreich groteske Draſtik; es iſt aber das beſte Zeichen für<lb/> Vrieslanders muſikaliſche Potenz, daß er dabei weder in Manier<lb/> noch in Monotonie verfällt; man mag den Band von vorne bis<lb/><cb/> hinten durchblättern, in jedem Lied findet man wieder einen<lb/> neuen originellen Zug, überall ſprudelt ein friſcher Quell melodi-<lb/> ſcher und harmoniſcher Empfindung, der ſelbſt in Stücken wie der<lb/> „Laterne“, wo die Bizarrerie bis zum äußerſten geſteigert iſt,<lb/> noch künſtleriſche Wirkung garantiert. Von den diesmal geſunge-<lb/> nen acht Liedern hinterließen <hi rendition="#aq">„Valse de Chopin“</hi>, „Die Eſtrade“,<lb/> „Die Violine“ und das Schlußmotto „Böhmiſcher Kriſtall“ den<lb/> meiſten Eindruck. Der Sänger erfreute bei der Bewältigung der<lb/> ſchwierigen Aufgabe durch wohltuend ſicheres muſikaliſches Emp-<lb/> finden und vornehme künſtleriſche Intelligenz. Sein ſympathi-<lb/> ſches, trefflich gebildetes, aber im Umfang beſchränktes Organ<lb/> freilich war den geſtellten hohen Anforderungen nicht in gleichen<lb/> Maße gewachſen, doch mußte ſich der Künſtler durch Transpoſition<lb/> und Punktierungen ganz geſchmackvoll zu helfen. Jedenfalls ge-<lb/> bührt ihm beſonderer Dank für die Vorführung der intereſſanter<lb/> Stücke von Vrieslander. Am Flügel ſaß Profeſſor <hi rendition="#g">Schmid<lb/> Lindner,</hi> der in Rückſicht auf den Sänger oft etwas gar zu<lb/> zurückhaltend ſich gab, im übrigen aber für den techniſch ebenſo<lb/> ſchwierigen wie intereſſanten Klavierpart der Vrieslander-Lieder<lb/> wohl der berufenſte Interpret war.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">† Klavierabend.</hi> </head><lb/> <p>Der Pianiſt Franz <hi rendition="#g">Rösler</hi> aus Ron<lb/> wird am Donnerstag, den 19. März, im Bayeriſchen Hof mit<lb/> Bach und Couperin beginnen, dann einige Werke von Beethoven<lb/> darunter deſſen Appaſſionata, ſpielen und ſchließlich mit Brahms<lb/> Chopin und Rubinſtein endigen. Karten bei Otto Bauer<lb/> Maximilianſtraße 5.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">* Kleine Mitteilungen.</hi> </head><lb/> <p>Herr Anton <hi rendition="#g">Zvonar,</hi> ein junger<lb/> Tenor mit „phänomenalen Stimmitteln“, Schüler des Kammer-<lb/> ſängers <hi rendition="#g">Schuegraf,</hi> wurde nach erfolgreichem Probeſingen<lb/> von Direktor Rainer Simons unter glänzenden Bedingungen auf<lb/> fünf Jahre an der Wiener Volksoper verpflichtet. — Im <hi rendition="#g">Schulz-<lb/> Beuthen</hi>-Konzert in <hi rendition="#g">Dresden,</hi> welches zur Vorfeier des<lb/> 70. Geburtstages des Komponiſten im Vereinshaus ſtattfand,<lb/> wurden u. a. ſeine 2. Symphonie „Frühlingsfeier“ ſowie Ein-<lb/> leitung und Schluß aus ſeiner muſikaliſchen Tragödie „Die<lb/> Paria“ aufgeführt und erbrachten dem greiſen Tondichter einen<lb/> ſtürmiſchen Erfolg.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bildende Kunſt.</hi> </head><lb/> <div xml:id="a03a" next="#a03b" type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">* Breslau,</hi> 18. März.</dateline><lb/> <p>(<hi rendition="#g">Privattelegramm.</hi>)<lb/> Zur Erinnerung an Theodor Körner und das Lützowſche<lb/> Freikorps wird in der Stadt <hi rendition="#g">Zobten</hi> ein <hi rendition="#g">Monumen-<lb/> talbrunnen</hi> aus den Mitteln des Landeskunſtfonds er-<lb/> richtet werden. Die Ausführung des Brunnens wurde dem</p> </div> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 131. München, Donnerstag Allgemeine Zeitung 19. März 1908.
Ein Interview mit dem Reichskanzler.
* St. Petersburg, 17. März.
Die Nowoje Wremja ver-
öffentlicht ein langes Interview mit dem Reichs-
kanzler Fürſten Bülow. Fürſt Bülow erklärte
darin kategoriſch, daß die Regierung Oeſterreich-
Ungarns die Kabinette von St. Petersburg
und Berlin gleichzeitig von dem Sandſchak-
Bahnprojekt benachrichtigt habe. Daher ſei die Be-
hauptung der ruſſiſchen Preſſe, das Projekt ſei von Berlin
angeregt worden, vollkommen irrig. Die öſterreichiſch-
ungariſchen Pläne ſtimmten durchaus mit dem Berliner
Vertrag überein und verfolgten nur Handelsziele. Daher
konnten ſie deutſcherſeits nur ebenſo freudig begrüßt wer-
den wie jedes andere gleichartige Unternehmen. Die
ruſſiſche Erregung darüber ſei ganz unverſtändlich. Deutſch-
land verfolge auf dem Balkan nur ſeine Handelsintereſſen
und die Herſtellung der Ruhe in Verbindung mit den
anderen Mächten.
Deutſchland hintertreibe durchaus nicht das maze-
doniſche Reformwerk. Der deutſche Botſchafter in
Konſtantinopel habe lediglich einige ſachliche Einwendungen
zu den Vorſchlägen über die mazedoniſche Gerichts-
reform erhoben, um ernſten Schwierigkeiten vorzu-
beugen. Die anderen Botſchafter ſtimmten einſtimmig zu.
Deutſchland halte an der Gemeinſamkeit der Aktion der
Mächte feſt und, falls gelegentlich die deutſchen Vorſchläge
nicht die Billigung Europas finden ſollten, würde Deutſch-
land den mehr intereſſierten Mächten den Vorrang laſſen.
Sodann geht das Interview auf die perſiſche
Frage ein. Dabei erklärte der Reichskanzler, Deutſch-
land verfolge dort nur ein kommerzielles Ziel. Die anglo-
ruſſiſche Verſtändigung ſpreche das Prinzip der offenen Tür
aus, das Deutſchland benutzen werde gemäß ſeiner allge-
meinen Politik, die darauf abziele, das Prinzip der freien
Konkurrenz und die Unabhängigkeit zukunftsreicher Länder
aufrecht zu erhalten. Da die engliſche Bank wie die ruſſiſche
in Perſien andersartige Aufgaben verfolgen, ſo fühlten
unſere Kaufleute das Bedürfnis, eine eigene Bank in Per-
ſien zu beſitzen. Das waren die Erwägungen, welche die
Gründung einer Filiale der Deutſchen Orient-
bank in Perſien bewirkten. Was die deutſche Schule
betrifft, ſo verdankt ſie ihre Entſtehung der Initiative
des Schahs. Vergeſſen Sie nicht, daß es in Perſien auch
amerikaniſche, zwei franzöſiſche und ruſſiſche Schulen gibt;
warum greift man gerade uns unſerer Schule wegen an?
Das Gleiche gilt von der Idee einer Zweigbahn der
Bagdad-Linie nach Perſien. Gleich warf man uns
vor, daß wir unſere Hand nach Perſien ausſtrecken.
Im türkiſch-perſiſchen Konflikt haben wir eine friedenſtif-
tende Rolle geſpielt; wir haben der Türkei geraten, ihre
vorgeſchobenen Truppen zurückzuziehen und jeden Konflikt
zu vermeiden.
Die Bagdad-Bahn endige an der perſiſchen
Grenze und durchziehe nur türkiſches Gebiet. Das deutſche
Kapital nehme in der Bagdad-Bahn-Geſellſchaft die erſte
Stelle ein. Deutſchland habe jedoch niemals die Teilnahme
fremden Kapitals verhindert. Daher ſtehe das Unter-
nehmen, obwohl es dem Sinne nach deutſch ſei, unter türki-
ſcher Flagge und behalte den internationalen Charakter.
Es werde von Deutſchen geleitet, es ſei jedoch auch fremdes
Kapital in der Adminiſtration vertreten. Deutſchland
denke weder an die Koloniſation Kleinaſiens, noch an die
Erwerbung eines Hafens im Perſiſchen Meerbuſen, hoffe
aber, daß die Bahn Meſſopotamien wirtſchaftlich
heben werde, was von Nutzen für die Allgemeinheit ſein
werde.
Die Angriffe der ruſſiſchen Preſſe ſeien in
jeder Hinſicht ungerechtfertigt. Einſt habe Fürſt Bismarck
dieſe Angriffe mit dem Wort „Druckerſchwärze“ abgetan.
Inzwiſchen habe ſich aber der Einfluß der ruſſiſchen Preſſe
vergrößert, auch in Rußland ſelbſt, weshalb man die immer
feindlichere Haltung der ruſſiſchen Preſſe gegen Deutſchland
nicht länger ignorieren dürfe. Deutſchland beabſichtigt
niemand anzugreifen. Der Ausbau ſeiner Flotte ſei gegen
niemand gerichtet, nur müſſe Deutſchland als Großmacht
für jede Eventualität gerüſtet ſein und ſeine Grenzen zu
ſchützen wiſſen. Die Gerüchte von einer Einmiſchung in
die inneren ruſſiſchen Verhältniſſe ſeien lächerlich. „Wir
bleiben Ihre guten Nachbarn und werden uns nie um
Dinge kümmern, die uns nichts angehen. Einer Ihrer
großen Staatsmänner hat einmal geſagt: „Rußland iſt
nicht Aſien, aber auch nicht Europa. Rußland, das iſt
Rußland.“ „Wir wünſchen,“ ſchloß der Kanzler, „daß das
große ruſſiſche Reich ſich entſprechend ſeinen ruſſiſchen Be-
dürfniſſen entwickeln möge.“
Hof und Geſellſchaft.
Rout bei Prinz und Prinzeſſin Ludwig.
* München, 18. März.
st. Die prächtigen und dabei intimen Salons im Wittels-
bacher Palais erſchloſſen ſich heute abend zu einem Empfangs-
abend, zu dem Prinz und Prinzeſſin Ludwig mehr als tauſend
Einladungen an die Münchener Geſellſchaft hatten ergehen laſſen.
Noch von den alljährlichen Ballfeſten bei dem Thronfolgerpaar
war es den meiſten Gäſten in Erinnerung, wie gemütlich und
heimiſch ſich die Geſellſchaft bei der Gaſtfreundſchaft im Wittels-
bacher-Palais fühlt. Heute lagerte zwar noch der Schatten der
Trauer auf dem Hauſe, und deswegen war an Stelle des Ball-
feſtes ein Rout getreten. Gegen 8½ Uhr wurde es lebhaft in
der Briennerſtraße; Wagen auf Wagen fuhr durch das Tor, und
über die mit ſchweren Teppichen belegte Treppe, die mit Palmen-
gruppen und Lorbeer geſchmückt war, begaben ſich die Gäſte des
Hauſes in die prunkvollen Salons, die ſchon durch ihre Archi-
tektonik unvergleichlich wirken. Zahlloſe Lüſters und Wandarme
erhellten die blumengeſchmückten Säle. Hofmarſchall Freiherr
v. Laßberg, Oberhofmeiſterin Gräfin Dürckheim, die Hofdamen
Baronin Kesling, Baronin Wulffen und Frln. v. Zwehl, die
perſönlichen Adjutanten Baron Leonrod, Baron Rotenhan, Baron
Soden und Baron Reichlin begrüßten die Geladenen im Vorſaal.
Im erſten Salon empfingen Prinz und Prinzeſſin Ludwig ſowie
die Prinzeſſinnen Adelgunde, Hildegard, Wiltrud, Helmtrud und
Prinz Franz die Gäſte. Vom königlichen Hauſe waren Prinz
Rupprecht, Prinz und Prinzeſſin Ludwig Ferdinand,
Prinzeſſin Klara, Herzog Karl Theodor, Herzog Ludwig
Wilhelm, Herzog Chriſtoph, ferner Prinz Ernſt von
Sachſen-Meiningen erſchienen. Die Salons und der
große Ballſaal füllten ſich immer mehr und es bildeten ſich als-
bald größere und kleinere Gruppen, in denen eifrig geplaudert
wurde. Beſonders das Lenbach-Zimmer (Arbeitszimmer des
Prinzen Ludwig) erweckte beſonderes Intereſſe und war ſtets
dicht gefüllt. Aus der glänzenden Geſellſchaft ſeien als anweſend
genannt: der päpſtliche Nuntius und das ganze diplomatiſche
Korps, die Fürſten v. Oettingen-Spielberg. Löwenſtein, Hohen-
lohe, Quadt, die Grafen Törring, Fugger, Königsegg, Pappen-
heim, Friedrich, Karl und Klemens Schönborn, v. Rechberg,
Baſſenheim mit ihren Gemahlinnen, die oberſten Hofchargen, die
Palaſtdamen, die Staatsminiſter (mit Ausnahme des noch er-
holungsbedürftigen Kultusminiſters v. Wehner), viele Generale,
Reichs- und Staatsräte, das Präſidium der Kammer der Ab-
geordneten mit Ausnahme des abweſenden Hofrates Fuchs, Ober-
bürgermeiſter v. Borſcht, die Vorſtände des Gemeindekollegiums
Schwarz und Huber, die Kämmerer, die Hofſtaaten der Prinzen
und Prinzeſſinnen, Stiftspropſt Dr. Ritter v. Türk, der Rektor
der Univerſität Dr. Endres, der Rektor der Techniſchen Hochſchule
v. Thierſch, Prorektor v. Dyck, der Direktor der Tierärztlichen
Hochſchule Prof. Albrecht, die Vorſtände des Deutſchen Muſeums
v. Miller und Dr. v. Linde, der Präſident der Münchener Künſt-
ler-Genoſſenſchaft v. Peterſen, Archiprat v. Destouches, die Aus-
ſchußmitglieder des Vereins vom Roten Kreuz, Eiſenbahndirek-
tionspräſident Hauck, Oberinſpektor Arendts, die Stabsoffiziere
des 10. Infanterie-Regiments in Ingolſtadt, deſſen Inhaber
Prinz Ludwig iſt, die Kommandeure der Münchener Regimenter
uſw. Die Damen trugen ſämtlich große Toilette und funkelten
von Perlen und Edelſteinen, Agraffen und Diademen, deren
blendender Glanz kontraſtierte mit der einfachen Kleidung der
Herren, die mit Ausnahme der Offiziere alle im Frack ohne große
Ordensbänder erſchienen. Die höchſten Herrſchaften blieben in
angeregter Unterhaltung mit ihren Gäſten bis nach Mitternacht.
Prinz und Prinzeſſin Ludwig und ihre Töchter ſorgten ſtets und
überall, daß ſich ihre Gäſte wohl fühlten, und bewirkten dadurch,
daß man nach einem überaus ſchön verlaufenen Abend nur un-
gern von der gaſtlichen Stätte ſchied.
— Se. kgl. Hoheit der Prinzregent begab ſich
heute vormittag nach der Thereſienhöhe und beſichtigte dort
das Panorama „Die Schlacht bei Orleans“ von Profeſſor
Diemer. Der Regent wurde bei ſeiner Ankunft von dem
Künſtler und den Herren der Verwaltung des Panoramas
empfangen.
— Frau Erzherzogin Adelgunde, Herzogin von Mo-
dena, vollendet morgen Donnerstag ihr 85. Lebensjahr.
Erfreulicherweiſe ſchreitet die Geneſung der an Influenza
erkrankten Herzogin, der allverehrten Schweſter unſeres
Prinzregenten, ſtetig fort. Immerhin bedarf jedoch die
hohe Frau noch einiger Schonung, daher werden ſich die
Gratulationen auf die Sr. kgl. Hoheit des Prinzregenten
und der allernächſten Anverwandten beſchränken.
Münchener Stadtanzeiger.
* Erkrankung des Prinzen Konrad.
* München, 18. März.
In dem Befin-
den des Prinzen iſt eine Beſſerung eingetreten. Die ſchar-
lachverdächtige Ausſchlagsfläche iſt zurückgegangen. Der
Prinz befindet ſich in Behandlung des Leibarzts Dr. Bre-
dauer, doch waren auch die Univerſitätsprofeſſoren Dr.
Friedrich v. Müller und Dr. Karl Poſſelt zur Kon-
ſultation beigezogen.
# Die Auguſtinerſtockfrage.
Heute vormittag wurde
das Auguſtinerſtockareal neuerdings von einer Kommiſſion,
beſtehend aus Vertretern der Regierung, des Reichsrats-
und der Abgeordnetenkammer, in Augenſchein genommen.
Die Angelegenheit iſt bekanntlich vom Reichsratsplenum
zur neuerlichen Beratung an den Ausſchuß des Reichsrates
zurückverwieſen werden.
* Errichtung eines Denkmals für Ludwig II.
Das
Kollegium hat ſich bekanntlich mit dem Vorſchlage des
Magiſtrates, das Denkmal für König Ludwig II. auf der
Corneliusbrücke errichten zu laſſen, nicht einver-
ſtanden erklärt und dem Verein für Errichtung eines Denk-
mals anheimgeſtellt, einen geeigneteren Platz ausfindig
zu machen. Die Kollegien haben ſich nunmehr dahin ent-
ſchieden, unter Zuziehung des Vereins eine Kommiſſion
aus Mitgliedern beider Kollegien zu bilden, die die Platz-
frage in allſeits befriedigender Weiſe löſen ſoll.
* Auch über das Gärtnerplatz-Theater hat nun der hieſige
Lokalverein des Allgem. Deutſchen Muſiker-
verbandes den Boykott verhängt. Die Direktion des
Theaters teilt uns darüber mit: „Wir ſahen uns genötigt, ſieben
Mitgliedern unſeres Orcheſters am 27. Dezember v. J. die Mit-
teilung zukommen zu laſſen, daß ihre Verträge, die zum 1. Sep-
tember d. J. ablaufen, nicht wieder erneuert werden könnten.
(Wir glauben beſonders betonen zu müſſen, daß es ſich nicht um
Kündigung laufender Verträge, ſondern um Nichterneue-
rung ablaufender Kontrakte handelt.) Die Gründe für dieſe
Maßregel waren lediglich ſachliche, künſtleriſche: einige Kompo-
niſten, die bei Erſtaufführungen ihrer Operetten unſere Gäſte
waren, hatten ſich bei uns beſchwert, daß die Ausführung mehrerer
Inſtrumente nicht auf der Höhe der Leiſtungsfähigkeit eines
Orcheſters von künſtleriſcher Bedeutung ſtünde. Auf Befragen
erklärten unſere Herren Kapellmeiſter jene ſieben Mitglieder
als diejenigen, welche die Qualität unſerer Muſikaufführungen
beeinträchtigten. Wir bedauern ſelber das Los der durch die
leider notwendige Maßregel Betroffenen, von denen mehrere
unſerem Orcheſter lange Jahre angehört hatten. Aus Menſchlich-
keitsgründen verſtanden wir uns ſogar dazu, drei von ihnen
dennoch wieder zu engagieren. Wir wieſen ihnen, um dies zu
ermöglichen, ſtatt der bisher von ihnen geſpielten Inſtrumente
ſolche zu, die leichter auszuführen waren. Wir glauben alſo, daß
wir jede nur irgend mögliche Rückſicht haben walten laſſen. Den
Vorſchlag der Vertrauensmänner vom Lokalverein des Allgem.
Deutſchen Muſikerverbandes, künftighin ausſchließlich durch ſeine
Vermittlung zu engagieren, glaubten wir ablehnen zu müſſen,
da uns ſein Tarif viel zu hoch erſchien. Dies iſt vermutlich die
Urſache des über das Gärtnertheater verhängten Boykotts.“
Es ſcheint, daß die Herren vom Muſikerverband es darauf
anlegen wollen, den Bogen zu überſpannen und ſich die Sym-
pathien des Publikums gründlich zu verſcherzen. Gewiß iſt ihr
Vorgehen zu entſchuldigen, insbeſondere mit der weitgehenden
Konnivenz, die man von ſeiten der Ausſtellungsleitung dem
Verband gegenüber geübt hat und von der gar ſeltſame Dinge
erzählt werden.
eh. Der Evangeliſche Handwerkerverein feierte am Samstag
und Sonntag unter zahlreicher Beteiligung ſein 60. Stif-
tungs feſt. Am Samstag fand im großen Saale des Vereins-
hauſes ein Feſtabend ſtatt, dem als Gäſte Polizeidirektor
Frhr. von der Heydte, Oberkonſiſtorialrat Schmetzer,
Rechtsrat Schöner und der Bundespräſident der bayer, evang.
Handwerkervereine Dekan Heck-Schwabach beiwohnten. Auch
das Ehrenmitglied Baron v. Lupin und verſchiedene Abord-
nungen von Vereinen waren zugegen. Beſondere Ehrungen
Triſtan in Muſik ſetzen. Er findet das Meiſterwerk Wag-
ners zu lang, zu langweilig und zu viel Philoſophie darin-
nen. Er will einen franzöſiſchen Triſtan ſchaffen!!! Sonſt
weiter nichts?
Nikolaus Artes.
Theater und Muſik.
-lt. Münchener Volkstheater.
Nach den erfolgreichen Wochen
des Glöcknerſchen Gaſtſpiels nahm das Volkstheater ſeine Alltags-
tätigkeit ſofort mit einer Erſtaufführung auf. „Gegen den
Strom“ betiteln ſich drei Einakter: „Frei!“, „Wilde Ehe“
und „Sünde?“ von Jakob Fürth. Die drei Stückchen ſtehen
innerlich in keinem Zuſammenhang, nur die Tendenz, gegen kon-
ventionelle Sittenbegriffe Front zu machen, iſt ihnen gemeinſam
und findet in dem Uebertitel „Gegen den Strom“ die zutreffende
Bezeichnung. Einen überzeugenden Erfolg bei dem kühnen
Wagnis, gegen den Strom zu ſchwimmen, wird der Autor wohl
nicht haben, ebenſowenig wird ihm beſchieden ſein, hierbei ruhm-
voll unterzugehen — dazu iſt das dramatiſche Wäſſerchen, in dem
er redſelig herumplätſchert, zu ſeicht. Das erſte Stück „Frei!“
behandelt ein matrimonium non consumatum, die Frau in der
ausſchließlichen Rolle der Krankenpflegerin, bis ſie durch die
Lektüre Nietſches, die ihr der altruiſtiſch veranlagte Arzt ihres
Mannes gegeben, in Wirklichkeit aber durch die Liebe zum
Bruder dieſes Arztes ihre Feſſeln ſprengen möchte. Der Arzt
aber, der ſich ſelbſt von ihr geliebt glaubt, wird durch dieſe Liebe
zur Herrenmoral bekehrt und läßt den im Wege ſtehenden
Kranken bei einem Anfall ohne Hilfe zugrunde gehen. Das über-
aus peinlich wirkende Stück iſt nicht geeignet, Sympathien für
irgend eine der beteiligten Perſonen auszulöſen. Die „Wilde Ehe“
behandelt eine Offiziersliebe, die wegen mangelnder Kaution
ihren Abſchluß in der Ehe nicht finden kann. Als ſie nach fünf-
jährigem Warten endlich in dem Beſitz der Kaution wären, geht
dieſe durch Unterſchlagung wieder zu Verluſt und damit auch jede
Hoffnung. Die beiden gehen hierauf eine „wilde Ehe“ ein, nach-
dem die ſie bemutternde „Frau Hauptmann“ das Geſtändnis
ablegt, ebenfalls mit ihrem verſtorbenen Manne nur in wilder
Ehe gelebt zu haben. Der Verſuch, eine ſolche Vereinigung als
moraliſch höher ſtehend hinzuſtellen als ſo manche Konvenienzehe,
wird zwar gemacht, den Beweis aber bleibt man uns ſchuldig.
Gearbeitet iſt das zweite Stück beſſer als das erſte. Das dritte,
„Sünde?“, betrifft eine Geſchwiſterehe. Zwei Leutchen, die, na-
türlich ohne davon zu wiſſen, einen gemeinſamem Vater haben,
heiraten ſich. Als der Pſeudovater und der wirkliche Vater zuſam-
mentreffen, tagt es fürchterlich. Der wirkliche Vater möchte die
beiden trennen, der andere, von ſeiner verſtorbenen Frau ſelbſt
ſchmählich betrogene Vater, will das Glück der Kinder nicht
ſtören, weil — die Madonna ihm eingibt, daß dies Verhältnis
keine Sünde ſein könne. Er ſetzt es durch, die beiden in Un-
kenntnis zu laſſen und erklärt, die Verantwortung hierfür zu
übernehmen. Trotz aller Tragik wird auch hier, ebenſo wie bei
den anderen, dem dramatiſchen Konflikt ſorgfältig aus dem
Wege gegangen. Die Abſicht, die Liebe als ſiegreiche Ueber-
winderin aller moraliſchen Vorurteile zu zeigen, iſt überall
vorhanden, der eigentliche Kampf aber, ohne den kein Sieg
möglich iſt, wird uns vom Verfaſſer vorenthalten. Die Liebe
behält recht nicht deshalb, weil ſie im Rechte iſt, ſondern weil
vom Autor konſtruierte Zufälligkeiten ihr augenblicklich recht
geben. Geſpielt wurde unter der Regie Cäſar Becks im allge-
meinen recht anerkennenswert, wenn auch nicht ganz gleichmäßig.
Hervorgehoben zu werden verdienen Emmy Gindorfer, Diana
Dietrich, Alexandrine Malten und Mary Holm ſowie die Herren
Cäſar Beck, Otto Kuſtermann, Hermann Pfanz. Im letzten Stücke
hatte Herr Pinegger an Stelle Hermann Pfanz’ die Rolle des
Brown übernommen. Der Beifall hielt ſich, wie bereits im Vor-
bericht erwähnt, nachdem nach dem erſten Stück die übereifrige
Claque das im Volkstheater ſonſt nicht übliche Ziſchen heraus-
gefordert hatte, in recht mäßigen Grenzen, doch konnte nach dem
zweiten und letzten Stücke der Verfaſſer dankend erſcheinen.
-tz. Lieder-Abend von Anton Schloſſer.
Seinen zweiten
Abend hatte der Sänger einer Reihe Liederkomponiſten der jüng-
ſten Generation gewidmet. Die Eindrücke, die man davon emp-
fing, waren ziemlich ungleich. Die Lieder von Martin Ober-
dörfer und Agnes Schienemann halten ſich in den Grenzen wohl-
anſtändig genügſamer Unterhaltungsmuſik, die man einmal ganz
gerne hört und dann ſofort wieder vergißt, die weder im guten
noch im ſchlechten Sinne irgendwie aufregend wirkt. Ein ernſterer
Muſikerkopf blickt uns ſchon aus den Geſängen von Heinrich
Kaſpar Schmid entgegen, entſchiedenes künſtleriſches Intereſſe be-
anſpruchen aber die Lieder von Otto Vrieslander. Dem
jungen Münchener Lyriker hat vor Jahren einmal Ludwig
Wüllner einen Abend gewidmet; die diesmal zu Gehör gebrach-
ten Nummern aus A. Girauds „Pierrot Lunaire“ dürften aber
die Eigenart des jungen Tonſetzers noch treffender kennzeichnen
als die damals von Wüllner vorgeführten Lieder nach Goethe
und des Knaben Wunderhorn. Vrieslanders Pierrot Lunaire-
Lieder bilden einen ſtattlichen Band von nicht weniger als 46
Nummern (Verlag Dr. Heinrich Lewy, München, wo auch die
übrigen an dem Abend geſungenen Lieder von Oberdörfer,
Schienemann und Schmid erſchienen ſind). Das Hauptwirkungs-
mittel der Dichtungen und dementſprechend auch der Muſik iſt
geiſtreich groteske Draſtik; es iſt aber das beſte Zeichen für
Vrieslanders muſikaliſche Potenz, daß er dabei weder in Manier
noch in Monotonie verfällt; man mag den Band von vorne bis
hinten durchblättern, in jedem Lied findet man wieder einen
neuen originellen Zug, überall ſprudelt ein friſcher Quell melodi-
ſcher und harmoniſcher Empfindung, der ſelbſt in Stücken wie der
„Laterne“, wo die Bizarrerie bis zum äußerſten geſteigert iſt,
noch künſtleriſche Wirkung garantiert. Von den diesmal geſunge-
nen acht Liedern hinterließen „Valse de Chopin“, „Die Eſtrade“,
„Die Violine“ und das Schlußmotto „Böhmiſcher Kriſtall“ den
meiſten Eindruck. Der Sänger erfreute bei der Bewältigung der
ſchwierigen Aufgabe durch wohltuend ſicheres muſikaliſches Emp-
finden und vornehme künſtleriſche Intelligenz. Sein ſympathi-
ſches, trefflich gebildetes, aber im Umfang beſchränktes Organ
freilich war den geſtellten hohen Anforderungen nicht in gleichen
Maße gewachſen, doch mußte ſich der Künſtler durch Transpoſition
und Punktierungen ganz geſchmackvoll zu helfen. Jedenfalls ge-
bührt ihm beſonderer Dank für die Vorführung der intereſſanter
Stücke von Vrieslander. Am Flügel ſaß Profeſſor Schmid
Lindner, der in Rückſicht auf den Sänger oft etwas gar zu
zurückhaltend ſich gab, im übrigen aber für den techniſch ebenſo
ſchwierigen wie intereſſanten Klavierpart der Vrieslander-Lieder
wohl der berufenſte Interpret war.
† Klavierabend.
Der Pianiſt Franz Rösler aus Ron
wird am Donnerstag, den 19. März, im Bayeriſchen Hof mit
Bach und Couperin beginnen, dann einige Werke von Beethoven
darunter deſſen Appaſſionata, ſpielen und ſchließlich mit Brahms
Chopin und Rubinſtein endigen. Karten bei Otto Bauer
Maximilianſtraße 5.
* Kleine Mitteilungen.
Herr Anton Zvonar, ein junger
Tenor mit „phänomenalen Stimmitteln“, Schüler des Kammer-
ſängers Schuegraf, wurde nach erfolgreichem Probeſingen
von Direktor Rainer Simons unter glänzenden Bedingungen auf
fünf Jahre an der Wiener Volksoper verpflichtet. — Im Schulz-
Beuthen-Konzert in Dresden, welches zur Vorfeier des
70. Geburtstages des Komponiſten im Vereinshaus ſtattfand,
wurden u. a. ſeine 2. Symphonie „Frühlingsfeier“ ſowie Ein-
leitung und Schluß aus ſeiner muſikaliſchen Tragödie „Die
Paria“ aufgeführt und erbrachten dem greiſen Tondichter einen
ſtürmiſchen Erfolg.
Bildende Kunſt.
* Breslau, 18. März.
(Privattelegramm.)
Zur Erinnerung an Theodor Körner und das Lützowſche
Freikorps wird in der Stadt Zobten ein Monumen-
talbrunnen aus den Mitteln des Landeskunſtfonds er-
richtet werden. Die Ausführung des Brunnens wurde dem
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(2022-01-12T12:00:00Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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