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Der Arbeitgeber. Nr. 695. Frankfurt a. M., 27. August 1870.

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[Spaltenumbruch] bardzinsfußes schreiten konnte, ergibt sich unter diesen Umständen
von selbst.

* Waaren=Kreditverein. Der Frankfurter Waaren=Kredit-
verein hat den Zinsfuß für Darlehen auf 6 pCt. festgesetzt.

* Zwangscours in Frankreich. Michel Chevalier sagt über
den kürzlich verhängten Zwangscours, daß derselbe überall, wo er
ohne gleichzeitige Anwendung von Vorsichtsmaßregeln eingeführt
wurde, große Nachtheile mit sich brachte, und was noch schlimmer,
daß diese zur Beseitigung einer zufälligen und vorübergehenden
Schwierigkeit angewandte Maßregel sehr bald permanent wurde.
Oestreich, Jtalien, Brasilien, Rußland und die Vereinigten Staaten
nahmen diese Maßregel in Momenten der Krisis an, und nach einer
Reihe von Jahren waren sie noch nicht im Stande den Zwangs-
cours wieder los zu werden. Als Vorsichtsmaßregel empfiehlt
Chevalier die Notenemission auf 1600 Millionen Francs zu be-
schränken. Wie bekannt, hat man auf ihn nicht gehört. Die Folge
davon ist, daß heute die Banknoten in Frankreich nicht mehr
al pari stehen.

* Wollmärkte. Ueber die Bedeutung der Preußischen Woll-
märkte gibt die nachstehende Notiz der im Jahre 1869 darauf ver-
kauften Wolle einigen Aufschluß. Es wurden verkauft zu Berlin
151,573; zu Breslau 69,000; zu Posen 28,727; Königsberg i. Pr.
23,700; Stettin 19,694; Landsberg a. d. W. 14,000; Hildesheim
8560; Stralsund 8494; Kassel 3328; Paderborn 3209; Mühl-
hausen 2200; Halle 2086; Hannover 1530; Düsseldorf 750;
Coblenz 504; Husum 200; Diez 83; Elbing 22 Centner. Jns-
gesammt wurden demnach auf diesen Märkten 1869 verkauft
337,660; im Jahre 1868 nur 284,097; mithin 1869 mehr
53,563 Centner.

Gewerbe.

* Fabrikbetrieb. Jn Hof bestehen jetzt zahlreiche Fabriken, da-
runter eine Schafwoll= und zwei Baumwollspinnereien mit zusammen
84,400 Spindeln, 4 mechanische Webereien mit 775 Webstühlen,
10 Webereifabrikgeschäfte, die in Hof und Umgegend 6000 bis
9000 Handstühle beschäftigen, 31 Tuchmacher mit 62 Handstühlen ec.
Es wird nun von sachkundiger Seite darauf aufmerksam gemacht,
daß die Niederlassung eines tüchtigen und leistungsfähigen Druckers
und Bleichers in Hof sehr erwünscht wäre; ein solcher würde rasch
eine gute Existenz finden. Außerdem wäre wohl die Gründung von
Geschäften für Stickerei= und Weißwaaren lohnend, vielleicht auch in
der Shoddy= oder Mungo=Jndustrie ein Geschäft zu machen. Da
seit 2 Jahren in Bayern Gewerbefreiheit besteht, so ist die geschäft-
liche Niederlassung in keiner Weise mehr erschwert. Bauplätze für
industrielle Anlagen mit oder ohne Dampfkraft sind in Hof in reichster
Auswahl und in den besten Lagen vorhanden und billig zu erwerben,
die Arbeitslöhne in Hof und Umgegend noch immer niedrig.

* Tuchfabrikation. Wir entnehmen dem neuesten Jahresbericht
der Handelskammer von Eupen folgendes: Wenngleich die Befürch-
tungen in Betreff einer Störung des Weltfriedens im verflossenen
Jahr allmählich schwanden, so konnte dennoch die hiesige Tuchfabrika-
tion nicht zu dem Aufschwunge kommen, der es gestattet, das J. 1869
als ein günstiges zu bezeichnen. Forschen wir nach den Gründen,
so kommen wir immer wieder auf den so sehr verminderten Export
nach Nord=Amerika zurück, welcher Markt in Folge der hohen Zölle
und der Ausdehnung, welche die Fabrikation dort nimmt, für die
meisten, sonst in Masse daselbst konsumirten Qualitäten ganz ver-
schlossen ist. Jn Folge dessen hat sich auf den meisten übrigen Märk-
ten eine solche Konkurrenz entwickelt, daß an ein lohnendes Geschäft
nicht zu denken ist, und es nur unter Aufbietung aller Kräfte mög-
lich wird die Fabrikation in Thätigkeit zu erhalten. Den Haupt-
absatz hatten auch im vorigen Jahre die hiesigen Tuchfabriken nach
den Zollvereinsstaaten, wo das Geschäft namentlich in Damenmäntel-
stoffen eine Zeit lang ein lebhaftes war, obgleich die Preise wenig
lohnend.

Jn Jtalien war das Geschäft fortwährend sehr gedrückt, und
die Geldverhältnisse äußerst schwierig, so daß nur mit größter Vor-
sicht dorthin gearbeitet werden konnte. Holland, Belgien und die
Schweiz fallen für die hiesige Jndustrie weniger in's Gewicht. Die
Geschäfte nahmen nicht zu.

[Spaltenumbruch]

Die Märkte in Ostindien und China leiden an Ueber-
füllung an Wollenwaaren, hauptsächlich englischen Ursprungs, und
kann kein gutes Geschäft darin aufkommen, da deren Konsum zu
gering gegen den vorhandenen Vorrath ist; jedoch ist dabei zu be-
merken, daß mit den hiesigen Fabrikaten vermöge ihrer bewährten
Qualität noch eher Verkäufe zu ermöglichen sind, wenn auch zu wenig
lohnenden Preisen.

Die Levante bezog auch nicht bedeutender, als im Jahre vor-
her, und der im Anfang mittelmäßige Geschäftsgang verschlechterte
sich gegen das Ende desselben Jahres.

Frankreich, namentlich Paris, hat in Paletotstoffen einigen
hiesigen Fabriken Absatz gewährt, wenn auch nicht bedeutend. -- Jn
Militärtüchern ist im vorigen Jahr hier wenig gemacht worden.

* Messingblech und Draht. Die Produktion betrug auf den
6 Walzwerken zu Hönnenwerth, Böspede, Rödinghausen, Oese, Letmathe
und Barendorf, im Kreise Jserlohn 1869, circa 20,000 Centner.
Das stetige Schwanken der Kupferpreise hat den Preis dieses Halb-
fabrikates gedrückt, indem die Preiserniedrigung des Kupfers dauernd
auf die Messingpreise zurückwirkte, während die Halbfabrikate den
Steigungen des Rohmaterials nicht in gleichem Maße nachfolgen
konnten. Durch die hohen Frachten, besonders nach den östlichen
Provinzen, bleibt das Absatzgebiet auf Westphalen und Rheinland
beschränkt. Da sich diese Messinghalbfabrikate weder durch Gewicht
noch die Art der Verpackung von groben Eisenwaaren unterscheiden,
die Bahnen außerdem keine größere Garantie für die Messingwaaren
übernehmen, so ist es gewiß unbillig, daß die letzteren höher tarifirt
sind. Messingdrath wird in Hönnenwerth, Böspede, Jserlohn und
Sundwig in vier Etablissements von den gröberen bis zu den feinsten
Sorten gezogen. Das Fabrikat erfreut sich eines günstigen Absatzes
und ist die Produktion in den letzten Jahren erheblich gestiegen.

* Puddelwerke. Nach dem Jahresbericht der Handelskammer
des Kreises Jserlohn waren die drei Walzwerke zu Limbach, Neu-
Orge und Rödinghausen im verflossenen Jahr vollauf beschäftigt. Jn
Walzdraht und Puddelstahl wurden große Quantitäten für den Export
geliefert. Auf dem Walzwerke zu Neu=Orge waren insgesammt
420 Arbeiter beschäftigt. Die Produktion betrug: 10,400 Centner
Gußwaaren, 142,000 Centner Stabeisen und Puddelstahl, 9000 Ctr.
Schwarzblech und 14,200 Ctr. Weißblech. Der Limburger Fabrik-
und Hüttenverein war zu weiterer Ausdehnung des Betriebs veran-
laßt. Es wurden neu angelegt 3 Puddelöfen, 3 Dampfkessel, 1 Dampf-
hammer, 2 Dampfreckhämmer. Die Produktion stieg auf 8840 Ctr.
Gußwaaren und 112,000 Ctr. Puddelstahl.

* Steinsalz bei Sperenberg. Ueber die Arbeiten bei Speren-
berg liegt folgender neuer Bericht vor: Mit dem in einer Entfer-
nung von 330 Lachter ( a 6 2 / 3 Fuß rhein. ) von dem Bohrloch No. I.
angesetzten Bohrloche No. II. bei Sperenberg ist am 17. d. M. in
einer Tiefe von 369 Fuß Steinsalz angetroffen worden. Es geht
daraus hervor, daß das Sperenberger Steinsalzvorkommen, welches
die Vertikalmächtigkeit der bisher bekannten Steinsalzlager weit über-
trifft, auch in horizontaler Richtung eine bedeutende Ausdehnung
besitzt. Das Bohrloch No I., mit welchem das Steinsalz in einer
Tiefe von 284 Fuß angetroffen ward, hat mit Schluß des Monats
Juli eine Tiefe von 3242 Fuß erreicht. Das Steinsalz zeigt gegen-
wärtig eine größere Beimengung von Anhydrit als früher, woraus
vermuthet werden darf, daß die unterliegenden Schichten, deren Unter-
suchung von großem Jnteresse ist, bald werden erreicht werden.

Technik.
[Abbildung]

* Patent=Ledermaserirap-
parat von Gustav Bofinger
in Weingarten. Dieser Apparat,
den unsere nebenstehende Zeichnung
veranschaulicht, besteht aus einem
schmiedeisernen Rahmen der als
Handgriff dient und zugleich zwei
Gummiwalzen trägt. Ueber diese
Gummiwalzen läuft das Maserir-
tuch ohne Ende aus Leder. Die Apparate werden für sämmtliche
Holzarten gefertigt. Das Arbeiten mit diesem Apparat geschieht auf

[Spaltenumbruch] bardzinsfußes schreiten konnte, ergibt sich unter diesen Umständen
von selbst.

* Waaren=Kreditverein. Der Frankfurter Waaren=Kredit-
verein hat den Zinsfuß für Darlehen auf 6 pCt. festgesetzt.

* Zwangscours in Frankreich. Michel Chevalier sagt über
den kürzlich verhängten Zwangscours, daß derselbe überall, wo er
ohne gleichzeitige Anwendung von Vorsichtsmaßregeln eingeführt
wurde, große Nachtheile mit sich brachte, und was noch schlimmer,
daß diese zur Beseitigung einer zufälligen und vorübergehenden
Schwierigkeit angewandte Maßregel sehr bald permanent wurde.
Oestreich, Jtalien, Brasilien, Rußland und die Vereinigten Staaten
nahmen diese Maßregel in Momenten der Krisis an, und nach einer
Reihe von Jahren waren sie noch nicht im Stande den Zwangs-
cours wieder los zu werden. Als Vorsichtsmaßregel empfiehlt
Chevalier die Notenemission auf 1600 Millionen Francs zu be-
schränken. Wie bekannt, hat man auf ihn nicht gehört. Die Folge
davon ist, daß heute die Banknoten in Frankreich nicht mehr
al pari stehen.

* Wollmärkte. Ueber die Bedeutung der Preußischen Woll-
märkte gibt die nachstehende Notiz der im Jahre 1869 darauf ver-
kauften Wolle einigen Aufschluß. Es wurden verkauft zu Berlin
151,573; zu Breslau 69,000; zu Posen 28,727; Königsberg i. Pr.
23,700; Stettin 19,694; Landsberg a. d. W. 14,000; Hildesheim
8560; Stralsund 8494; Kassel 3328; Paderborn 3209; Mühl-
hausen 2200; Halle 2086; Hannover 1530; Düsseldorf 750;
Coblenz 504; Husum 200; Diez 83; Elbing 22 Centner. Jns-
gesammt wurden demnach auf diesen Märkten 1869 verkauft
337,660; im Jahre 1868 nur 284,097; mithin 1869 mehr
53,563 Centner.

Gewerbe.

* Fabrikbetrieb. Jn Hof bestehen jetzt zahlreiche Fabriken, da-
runter eine Schafwoll= und zwei Baumwollspinnereien mit zusammen
84,400 Spindeln, 4 mechanische Webereien mit 775 Webstühlen,
10 Webereifabrikgeschäfte, die in Hof und Umgegend 6000 bis
9000 Handstühle beschäftigen, 31 Tuchmacher mit 62 Handstühlen ec.
Es wird nun von sachkundiger Seite darauf aufmerksam gemacht,
daß die Niederlassung eines tüchtigen und leistungsfähigen Druckers
und Bleichers in Hof sehr erwünscht wäre; ein solcher würde rasch
eine gute Existenz finden. Außerdem wäre wohl die Gründung von
Geschäften für Stickerei= und Weißwaaren lohnend, vielleicht auch in
der Shoddy= oder Mungo=Jndustrie ein Geschäft zu machen. Da
seit 2 Jahren in Bayern Gewerbefreiheit besteht, so ist die geschäft-
liche Niederlassung in keiner Weise mehr erschwert. Bauplätze für
industrielle Anlagen mit oder ohne Dampfkraft sind in Hof in reichster
Auswahl und in den besten Lagen vorhanden und billig zu erwerben,
die Arbeitslöhne in Hof und Umgegend noch immer niedrig.

* Tuchfabrikation. Wir entnehmen dem neuesten Jahresbericht
der Handelskammer von Eupen folgendes: Wenngleich die Befürch-
tungen in Betreff einer Störung des Weltfriedens im verflossenen
Jahr allmählich schwanden, so konnte dennoch die hiesige Tuchfabrika-
tion nicht zu dem Aufschwunge kommen, der es gestattet, das J. 1869
als ein günstiges zu bezeichnen. Forschen wir nach den Gründen,
so kommen wir immer wieder auf den so sehr verminderten Export
nach Nord=Amerika zurück, welcher Markt in Folge der hohen Zölle
und der Ausdehnung, welche die Fabrikation dort nimmt, für die
meisten, sonst in Masse daselbst konsumirten Qualitäten ganz ver-
schlossen ist. Jn Folge dessen hat sich auf den meisten übrigen Märk-
ten eine solche Konkurrenz entwickelt, daß an ein lohnendes Geschäft
nicht zu denken ist, und es nur unter Aufbietung aller Kräfte mög-
lich wird die Fabrikation in Thätigkeit zu erhalten. Den Haupt-
absatz hatten auch im vorigen Jahre die hiesigen Tuchfabriken nach
den Zollvereinsstaaten, wo das Geschäft namentlich in Damenmäntel-
stoffen eine Zeit lang ein lebhaftes war, obgleich die Preise wenig
lohnend.

Jn Jtalien war das Geschäft fortwährend sehr gedrückt, und
die Geldverhältnisse äußerst schwierig, so daß nur mit größter Vor-
sicht dorthin gearbeitet werden konnte. Holland, Belgien und die
Schweiz fallen für die hiesige Jndustrie weniger in's Gewicht. Die
Geschäfte nahmen nicht zu.

[Spaltenumbruch]

Die Märkte in Ostindien und China leiden an Ueber-
füllung an Wollenwaaren, hauptsächlich englischen Ursprungs, und
kann kein gutes Geschäft darin aufkommen, da deren Konsum zu
gering gegen den vorhandenen Vorrath ist; jedoch ist dabei zu be-
merken, daß mit den hiesigen Fabrikaten vermöge ihrer bewährten
Qualität noch eher Verkäufe zu ermöglichen sind, wenn auch zu wenig
lohnenden Preisen.

Die Levante bezog auch nicht bedeutender, als im Jahre vor-
her, und der im Anfang mittelmäßige Geschäftsgang verschlechterte
sich gegen das Ende desselben Jahres.

Frankreich, namentlich Paris, hat in Paletotstoffen einigen
hiesigen Fabriken Absatz gewährt, wenn auch nicht bedeutend. -- Jn
Militärtüchern ist im vorigen Jahr hier wenig gemacht worden.

* Messingblech und Draht. Die Produktion betrug auf den
6 Walzwerken zu Hönnenwerth, Böspede, Rödinghausen, Oese, Letmathe
und Barendorf, im Kreise Jserlohn 1869, circa 20,000 Centner.
Das stetige Schwanken der Kupferpreise hat den Preis dieses Halb-
fabrikates gedrückt, indem die Preiserniedrigung des Kupfers dauernd
auf die Messingpreise zurückwirkte, während die Halbfabrikate den
Steigungen des Rohmaterials nicht in gleichem Maße nachfolgen
konnten. Durch die hohen Frachten, besonders nach den östlichen
Provinzen, bleibt das Absatzgebiet auf Westphalen und Rheinland
beschränkt. Da sich diese Messinghalbfabrikate weder durch Gewicht
noch die Art der Verpackung von groben Eisenwaaren unterscheiden,
die Bahnen außerdem keine größere Garantie für die Messingwaaren
übernehmen, so ist es gewiß unbillig, daß die letzteren höher tarifirt
sind. Messingdrath wird in Hönnenwerth, Böspede, Jserlohn und
Sundwig in vier Etablissements von den gröberen bis zu den feinsten
Sorten gezogen. Das Fabrikat erfreut sich eines günstigen Absatzes
und ist die Produktion in den letzten Jahren erheblich gestiegen.

* Puddelwerke. Nach dem Jahresbericht der Handelskammer
des Kreises Jserlohn waren die drei Walzwerke zu Limbach, Neu-
Orge und Rödinghausen im verflossenen Jahr vollauf beschäftigt. Jn
Walzdraht und Puddelstahl wurden große Quantitäten für den Export
geliefert. Auf dem Walzwerke zu Neu=Orge waren insgesammt
420 Arbeiter beschäftigt. Die Produktion betrug: 10,400 Centner
Gußwaaren, 142,000 Centner Stabeisen und Puddelstahl, 9000 Ctr.
Schwarzblech und 14,200 Ctr. Weißblech. Der Limburger Fabrik-
und Hüttenverein war zu weiterer Ausdehnung des Betriebs veran-
laßt. Es wurden neu angelegt 3 Puddelöfen, 3 Dampfkessel, 1 Dampf-
hammer, 2 Dampfreckhämmer. Die Produktion stieg auf 8840 Ctr.
Gußwaaren und 112,000 Ctr. Puddelstahl.

* Steinsalz bei Sperenberg. Ueber die Arbeiten bei Speren-
berg liegt folgender neuer Bericht vor: Mit dem in einer Entfer-
nung von 330 Lachter ( à 6 2 / 3 Fuß rhein. ) von dem Bohrloch No. I.
angesetzten Bohrloche No. II. bei Sperenberg ist am 17. d. M. in
einer Tiefe von 369 Fuß Steinsalz angetroffen worden. Es geht
daraus hervor, daß das Sperenberger Steinsalzvorkommen, welches
die Vertikalmächtigkeit der bisher bekannten Steinsalzlager weit über-
trifft, auch in horizontaler Richtung eine bedeutende Ausdehnung
besitzt. Das Bohrloch No I., mit welchem das Steinsalz in einer
Tiefe von 284 Fuß angetroffen ward, hat mit Schluß des Monats
Juli eine Tiefe von 3242 Fuß erreicht. Das Steinsalz zeigt gegen-
wärtig eine größere Beimengung von Anhydrit als früher, woraus
vermuthet werden darf, daß die unterliegenden Schichten, deren Unter-
suchung von großem Jnteresse ist, bald werden erreicht werden.

Technik.
[Abbildung]

* Patent=Ledermaserirap-
parat von Gustav Bofinger
in Weingarten. Dieser Apparat,
den unsere nebenstehende Zeichnung
veranschaulicht, besteht aus einem
schmiedeisernen Rahmen der als
Handgriff dient und zugleich zwei
Gummiwalzen trägt. Ueber diese
Gummiwalzen läuft das Maserir-
tuch ohne Ende aus Leder. Die Apparate werden für sämmtliche
Holzarten gefertigt. Das Arbeiten mit diesem Apparat geschieht auf

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[0004] bardzinsfußes schreiten konnte, ergibt sich unter diesen Umständen von selbst. * Waaren=Kreditverein. Der Frankfurter Waaren=Kredit- verein hat den Zinsfuß für Darlehen auf 6 pCt. festgesetzt. * Zwangscours in Frankreich. Michel Chevalier sagt über den kürzlich verhängten Zwangscours, daß derselbe überall, wo er ohne gleichzeitige Anwendung von Vorsichtsmaßregeln eingeführt wurde, große Nachtheile mit sich brachte, und was noch schlimmer, daß diese zur Beseitigung einer zufälligen und vorübergehenden Schwierigkeit angewandte Maßregel sehr bald permanent wurde. Oestreich, Jtalien, Brasilien, Rußland und die Vereinigten Staaten nahmen diese Maßregel in Momenten der Krisis an, und nach einer Reihe von Jahren waren sie noch nicht im Stande den Zwangs- cours wieder los zu werden. Als Vorsichtsmaßregel empfiehlt Chevalier die Notenemission auf 1600 Millionen Francs zu be- schränken. Wie bekannt, hat man auf ihn nicht gehört. Die Folge davon ist, daß heute die Banknoten in Frankreich nicht mehr al pari stehen. * Wollmärkte. Ueber die Bedeutung der Preußischen Woll- märkte gibt die nachstehende Notiz der im Jahre 1869 darauf ver- kauften Wolle einigen Aufschluß. Es wurden verkauft zu Berlin 151,573; zu Breslau 69,000; zu Posen 28,727; Königsberg i. Pr. 23,700; Stettin 19,694; Landsberg a. d. W. 14,000; Hildesheim 8560; Stralsund 8494; Kassel 3328; Paderborn 3209; Mühl- hausen 2200; Halle 2086; Hannover 1530; Düsseldorf 750; Coblenz 504; Husum 200; Diez 83; Elbing 22 Centner. Jns- gesammt wurden demnach auf diesen Märkten 1869 verkauft 337,660; im Jahre 1868 nur 284,097; mithin 1869 mehr 53,563 Centner. Gewerbe. * Fabrikbetrieb. Jn Hof bestehen jetzt zahlreiche Fabriken, da- runter eine Schafwoll= und zwei Baumwollspinnereien mit zusammen 84,400 Spindeln, 4 mechanische Webereien mit 775 Webstühlen, 10 Webereifabrikgeschäfte, die in Hof und Umgegend 6000 bis 9000 Handstühle beschäftigen, 31 Tuchmacher mit 62 Handstühlen ec. Es wird nun von sachkundiger Seite darauf aufmerksam gemacht, daß die Niederlassung eines tüchtigen und leistungsfähigen Druckers und Bleichers in Hof sehr erwünscht wäre; ein solcher würde rasch eine gute Existenz finden. Außerdem wäre wohl die Gründung von Geschäften für Stickerei= und Weißwaaren lohnend, vielleicht auch in der Shoddy= oder Mungo=Jndustrie ein Geschäft zu machen. Da seit 2 Jahren in Bayern Gewerbefreiheit besteht, so ist die geschäft- liche Niederlassung in keiner Weise mehr erschwert. Bauplätze für industrielle Anlagen mit oder ohne Dampfkraft sind in Hof in reichster Auswahl und in den besten Lagen vorhanden und billig zu erwerben, die Arbeitslöhne in Hof und Umgegend noch immer niedrig. * Tuchfabrikation. Wir entnehmen dem neuesten Jahresbericht der Handelskammer von Eupen folgendes: Wenngleich die Befürch- tungen in Betreff einer Störung des Weltfriedens im verflossenen Jahr allmählich schwanden, so konnte dennoch die hiesige Tuchfabrika- tion nicht zu dem Aufschwunge kommen, der es gestattet, das J. 1869 als ein günstiges zu bezeichnen. Forschen wir nach den Gründen, so kommen wir immer wieder auf den so sehr verminderten Export nach Nord=Amerika zurück, welcher Markt in Folge der hohen Zölle und der Ausdehnung, welche die Fabrikation dort nimmt, für die meisten, sonst in Masse daselbst konsumirten Qualitäten ganz ver- schlossen ist. Jn Folge dessen hat sich auf den meisten übrigen Märk- ten eine solche Konkurrenz entwickelt, daß an ein lohnendes Geschäft nicht zu denken ist, und es nur unter Aufbietung aller Kräfte mög- lich wird die Fabrikation in Thätigkeit zu erhalten. Den Haupt- absatz hatten auch im vorigen Jahre die hiesigen Tuchfabriken nach den Zollvereinsstaaten, wo das Geschäft namentlich in Damenmäntel- stoffen eine Zeit lang ein lebhaftes war, obgleich die Preise wenig lohnend. Jn Jtalien war das Geschäft fortwährend sehr gedrückt, und die Geldverhältnisse äußerst schwierig, so daß nur mit größter Vor- sicht dorthin gearbeitet werden konnte. Holland, Belgien und die Schweiz fallen für die hiesige Jndustrie weniger in's Gewicht. Die Geschäfte nahmen nicht zu. Die Märkte in Ostindien und China leiden an Ueber- füllung an Wollenwaaren, hauptsächlich englischen Ursprungs, und kann kein gutes Geschäft darin aufkommen, da deren Konsum zu gering gegen den vorhandenen Vorrath ist; jedoch ist dabei zu be- merken, daß mit den hiesigen Fabrikaten vermöge ihrer bewährten Qualität noch eher Verkäufe zu ermöglichen sind, wenn auch zu wenig lohnenden Preisen. Die Levante bezog auch nicht bedeutender, als im Jahre vor- her, und der im Anfang mittelmäßige Geschäftsgang verschlechterte sich gegen das Ende desselben Jahres. Frankreich, namentlich Paris, hat in Paletotstoffen einigen hiesigen Fabriken Absatz gewährt, wenn auch nicht bedeutend. -- Jn Militärtüchern ist im vorigen Jahr hier wenig gemacht worden. * Messingblech und Draht. Die Produktion betrug auf den 6 Walzwerken zu Hönnenwerth, Böspede, Rödinghausen, Oese, Letmathe und Barendorf, im Kreise Jserlohn 1869, circa 20,000 Centner. Das stetige Schwanken der Kupferpreise hat den Preis dieses Halb- fabrikates gedrückt, indem die Preiserniedrigung des Kupfers dauernd auf die Messingpreise zurückwirkte, während die Halbfabrikate den Steigungen des Rohmaterials nicht in gleichem Maße nachfolgen konnten. Durch die hohen Frachten, besonders nach den östlichen Provinzen, bleibt das Absatzgebiet auf Westphalen und Rheinland beschränkt. Da sich diese Messinghalbfabrikate weder durch Gewicht noch die Art der Verpackung von groben Eisenwaaren unterscheiden, die Bahnen außerdem keine größere Garantie für die Messingwaaren übernehmen, so ist es gewiß unbillig, daß die letzteren höher tarifirt sind. Messingdrath wird in Hönnenwerth, Böspede, Jserlohn und Sundwig in vier Etablissements von den gröberen bis zu den feinsten Sorten gezogen. Das Fabrikat erfreut sich eines günstigen Absatzes und ist die Produktion in den letzten Jahren erheblich gestiegen. * Puddelwerke. Nach dem Jahresbericht der Handelskammer des Kreises Jserlohn waren die drei Walzwerke zu Limbach, Neu- Orge und Rödinghausen im verflossenen Jahr vollauf beschäftigt. Jn Walzdraht und Puddelstahl wurden große Quantitäten für den Export geliefert. Auf dem Walzwerke zu Neu=Orge waren insgesammt 420 Arbeiter beschäftigt. Die Produktion betrug: 10,400 Centner Gußwaaren, 142,000 Centner Stabeisen und Puddelstahl, 9000 Ctr. Schwarzblech und 14,200 Ctr. Weißblech. Der Limburger Fabrik- und Hüttenverein war zu weiterer Ausdehnung des Betriebs veran- laßt. Es wurden neu angelegt 3 Puddelöfen, 3 Dampfkessel, 1 Dampf- hammer, 2 Dampfreckhämmer. Die Produktion stieg auf 8840 Ctr. Gußwaaren und 112,000 Ctr. Puddelstahl. * Steinsalz bei Sperenberg. Ueber die Arbeiten bei Speren- berg liegt folgender neuer Bericht vor: Mit dem in einer Entfer- nung von 330 Lachter ( à 6 2 / 3 Fuß rhein. ) von dem Bohrloch No. I. angesetzten Bohrloche No. II. bei Sperenberg ist am 17. d. M. in einer Tiefe von 369 Fuß Steinsalz angetroffen worden. Es geht daraus hervor, daß das Sperenberger Steinsalzvorkommen, welches die Vertikalmächtigkeit der bisher bekannten Steinsalzlager weit über- trifft, auch in horizontaler Richtung eine bedeutende Ausdehnung besitzt. Das Bohrloch No I., mit welchem das Steinsalz in einer Tiefe von 284 Fuß angetroffen ward, hat mit Schluß des Monats Juli eine Tiefe von 3242 Fuß erreicht. Das Steinsalz zeigt gegen- wärtig eine größere Beimengung von Anhydrit als früher, woraus vermuthet werden darf, daß die unterliegenden Schichten, deren Unter- suchung von großem Jnteresse ist, bald werden erreicht werden. Technik. [Abbildung] * Patent=Ledermaserirap- parat von Gustav Bofinger in Weingarten. Dieser Apparat, den unsere nebenstehende Zeichnung veranschaulicht, besteht aus einem schmiedeisernen Rahmen der als Handgriff dient und zugleich zwei Gummiwalzen trägt. Ueber diese Gummiwalzen läuft das Maserir- tuch ohne Ende aus Leder. Die Apparate werden für sämmtliche Holzarten gefertigt. Das Arbeiten mit diesem Apparat geschieht auf

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 695. Frankfurt a. M., 27. August 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0695_1870/4>, abgerufen am 16.04.2024.