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Der Arbeitgeber. Nr. 698. Frankfurt a. M., 17. September 1870.

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[Spaltenumbruch] Darlehens=Kassenscheine alsbald absorbirt und in Umlauf gesetzt sein
würden, scheint nicht in Erfüllung zu gehen. Jn Bremen ist bereits
die dort errichtete Darlehenskasse aus Mangel an Geschäften wieder
geschlossen worden, und auch aus anderen Orten meldet man, daß
die an die Kassen gestellten Ansprüche sehr gering sind. D[unleserliches Material] Grund
dieser Erscheinung liegt nun offenbar keineswegs an erschwerenden
und uncoulanten Bedingungen, sondern darin, daß unsere Geld= und
Kreditverhältnisse nach einer kurzen momentanen Panik wieder zu
normalen Verhältnissen zurückgekehrt sind, und ist daher die geringe
Benutzung der Kassen als ein günstiges Zeichen unserer kommerciellen
und industriellen Zustände anzusehen.

* Eisenbahnwesen. Die Eifelbahn ist bis Schmidtheim
vollendet und bereits zu Truppentransporten benutzt worden. Auf
der Strecke von dort bis Trier ruht die Bauthätigkeit in Folge des
Krieges. Jndessen sind die Arbeiten so weit gefördert worden, daß
die Eröffnung der ganzen Strecke doch voraussichtlich bis Ende 1871
stattfinden kann.

-- Die Strecke Piski=Petrocseny der ersten Siebenbürger
Bahn wurde sowohl für den Personen= als auch Frachtenverkehr dem
öffentlichen Verkehr übergeben.

-- Nach dem zwischen den Bodenseeuferstaaten geschlossenen
Staatsvertrag in Betreff der Bodenseegürtelbahn sollen die
Anschlußbahnen von St. Margarethen nach Lindau und Feldkirch nach
Buchs im August 1872 dem Verkehr übergeben werden.

-- Die Direktion der Oberschlesischen Bahnen ist schon
seit längerer Zeit mit den östreichischen Bahnen in Verhandlung ge-
treten, um die Frachten=Disparität für Gütersendungen zu beseitigen,
welche im Verkehre zwischen den östreichischen Verbandstationen und
den Stationen Breslau und Stettin besteht. Die dabei am wesent-
lichsten betheiligte Ferdinands=Nordbahn hat sich nunmehr bereit er-
klärt, zur vollständigen Ausgleichung der Frachten=Disparität die
Hand zu bieten, und werden die hierzu erforderlichen Vorarbeiten,
die möglicherweise in einer vollständigen Umarbeitung des Verband-
Tarifes bestehen, schon demnächst zu Ende geführt werden.

* Glasfabrik=Aktien=Gesellschaft. Jn Prag hat sich eine Glas-
[Spaltenumbruch] fabrikaktien=Gesellschaft "Bohemia" mit einem Grundkapital von vor-
läufig 125,000 fl. konstituirt.

Gewerbe.

* Goldleisten= und Möbel=Fabrikation. Wir entnehmen dem
neuesten Jahresbericht der Kölnischen Handelskammer: Der Absatz von
Goldleisten war im Jahre 1869 ein regelmäßigerer, als in den
beiden Jahren vorher, obwohl der Umschlag die Höhe des Jahres
1866 noch nicht wieder erreichte. Exporte von Goldleisten fanden
in gleichem Umfange wie früher Statt, nur waren die Preise etwas
gedrückt. Abgesehen von der im Kölner Zuchthause betriebenen
Goldleisten=Fabrikation, waren am Ende des verflossenen Jahres etwa
400 Arbeiter in diesem Jndustriezweige in Köln thätig, gegen 350
am Schlusse des Jahres 1860.

Der vorjährige Betrieb der Möbelfabrikation kann ein lebhafter
und deren Ergebniß ein befriedigendes genannt werden. Außer den
sonstigen bei der Möbelfabrikation zur Verwendung kommenden Roh-
stoffen, z. B. Roßhaaren, machte sich namentlich eine Preis=Steigerung
bei Eichenholz bemerklich. Außerdem mußten auch den Arbeitern
höhere Löhne zugestanden werden. Ueber verzögerte Beförderung und
wenig sorgsame Behandlung der per Eisenbahn gemachten Versen-
dungen wird Beschwerde geführt.

* Gummi=Waaren. Der Begehr von Gummi=Waaren für
industrielle Zwecke war im verflossenen Jahre in Köln ein sehr bedeutender,
während die Kurzwaaren=Branche sich weniger animirt zeigte, obwohl
auch das Geschäft in den letzteren Artikeln als ein befriedigendes
bezeichnet werden kann. Der Mangel an gutem Rohmaterial macht
sich immer mehr bemerklich, und der Umstand, daß die Preise des
Rohstoffes, namentlich des Para=Gummi, in einer fortschreitenden
Steigerung begriffen sind, mit denen die des Fabrikates nicht gleichen
Schritt zu halten vermögen, macht das Geschäft schwierig und we-
niger lohnend. Auch die Konkurrenz der englischen Fabriken übten
auf die Preise einen Druck aus. Ueber die langen Lieferfristen der
Eisenbahnen wird Klage geführt.   J. d. K. Hdlsk.

Technik.
[Beginn Spaltensatz]

J. B. Landwirthschaftliche
Ausstellung in Oxford, Eng-
land. IV. London, Anfang
September. Als Hilfsmaschi-
nen nicht nur für die Land-
wirthschaft, sondern auch für
alle anderen Gewerbe, für
Handel und Jndustrie, nehmen
die verschiedenen Wägema-
schinen wohl den bedeutendsten
Rang ein, da eben der Aus-
tauschwerth beinahe jeden Pro-
duktes durch dessen Gewicht
bestimmt wird. Die hierzu
gebrauchten Maschinen ändern
sich natürlich je nach Art des
zu wägenden Gegenstandes, und
ihre Verschiedenheit ist so groß,
daß sich eine und dieselbe
Fabrik beinahe nie mit der
Verfertigung aller Arten von
Waagen abgibt. Die genaue
chemische und die Goldwaage,
bei der ein leichter Hauch den
Ausschlag gibt, kann nicht
wohl von ähnlichem Material
oder durch dieselben Hände
gemacht werden, wie die ge-
wöhnlichen Federwaagen zum Wiegen von Fleisch und Brod für die
Haushaltung, oder wie die Decimalwaage für größere Gewichte, und[]

[Spaltenumbruch] Darlehens=Kassenscheine alsbald absorbirt und in Umlauf gesetzt sein
würden, scheint nicht in Erfüllung zu gehen. Jn Bremen ist bereits
die dort errichtete Darlehenskasse aus Mangel an Geschäften wieder
geschlossen worden, und auch aus anderen Orten meldet man, daß
die an die Kassen gestellten Ansprüche sehr gering sind. D[unleserliches Material] Grund
dieser Erscheinung liegt nun offenbar keineswegs an erschwerenden
und uncoulanten Bedingungen, sondern darin, daß unsere Geld= und
Kreditverhältnisse nach einer kurzen momentanen Panik wieder zu
normalen Verhältnissen zurückgekehrt sind, und ist daher die geringe
Benutzung der Kassen als ein günstiges Zeichen unserer kommerciellen
und industriellen Zustände anzusehen.

* Eisenbahnwesen. Die Eifelbahn ist bis Schmidtheim
vollendet und bereits zu Truppentransporten benutzt worden. Auf
der Strecke von dort bis Trier ruht die Bauthätigkeit in Folge des
Krieges. Jndessen sind die Arbeiten so weit gefördert worden, daß
die Eröffnung der ganzen Strecke doch voraussichtlich bis Ende 1871
stattfinden kann.

-- Die Strecke Piski=Petrocseny der ersten Siebenbürger
Bahn wurde sowohl für den Personen= als auch Frachtenverkehr dem
öffentlichen Verkehr übergeben.

-- Nach dem zwischen den Bodenseeuferstaaten geschlossenen
Staatsvertrag in Betreff der Bodenseegürtelbahn sollen die
Anschlußbahnen von St. Margarethen nach Lindau und Feldkirch nach
Buchs im August 1872 dem Verkehr übergeben werden.

-- Die Direktion der Oberschlesischen Bahnen ist schon
seit längerer Zeit mit den östreichischen Bahnen in Verhandlung ge-
treten, um die Frachten=Disparität für Gütersendungen zu beseitigen,
welche im Verkehre zwischen den östreichischen Verbandstationen und
den Stationen Breslau und Stettin besteht. Die dabei am wesent-
lichsten betheiligte Ferdinands=Nordbahn hat sich nunmehr bereit er-
klärt, zur vollständigen Ausgleichung der Frachten=Disparität die
Hand zu bieten, und werden die hierzu erforderlichen Vorarbeiten,
die möglicherweise in einer vollständigen Umarbeitung des Verband-
Tarifes bestehen, schon demnächst zu Ende geführt werden.

* Glasfabrik=Aktien=Gesellschaft. Jn Prag hat sich eine Glas-
[Spaltenumbruch] fabrikaktien=Gesellschaft „Bohemia“ mit einem Grundkapital von vor-
läufig 125,000 fl. konstituirt.

Gewerbe.

* Goldleisten= und Möbel=Fabrikation. Wir entnehmen dem
neuesten Jahresbericht der Kölnischen Handelskammer: Der Absatz von
Goldleisten war im Jahre 1869 ein regelmäßigerer, als in den
beiden Jahren vorher, obwohl der Umschlag die Höhe des Jahres
1866 noch nicht wieder erreichte. Exporte von Goldleisten fanden
in gleichem Umfange wie früher Statt, nur waren die Preise etwas
gedrückt. Abgesehen von der im Kölner Zuchthause betriebenen
Goldleisten=Fabrikation, waren am Ende des verflossenen Jahres etwa
400 Arbeiter in diesem Jndustriezweige in Köln thätig, gegen 350
am Schlusse des Jahres 1860.

Der vorjährige Betrieb der Möbelfabrikation kann ein lebhafter
und deren Ergebniß ein befriedigendes genannt werden. Außer den
sonstigen bei der Möbelfabrikation zur Verwendung kommenden Roh-
stoffen, z. B. Roßhaaren, machte sich namentlich eine Preis=Steigerung
bei Eichenholz bemerklich. Außerdem mußten auch den Arbeitern
höhere Löhne zugestanden werden. Ueber verzögerte Beförderung und
wenig sorgsame Behandlung der per Eisenbahn gemachten Versen-
dungen wird Beschwerde geführt.

* Gummi=Waaren. Der Begehr von Gummi=Waaren für
industrielle Zwecke war im verflossenen Jahre in Köln ein sehr bedeutender,
während die Kurzwaaren=Branche sich weniger animirt zeigte, obwohl
auch das Geschäft in den letzteren Artikeln als ein befriedigendes
bezeichnet werden kann. Der Mangel an gutem Rohmaterial macht
sich immer mehr bemerklich, und der Umstand, daß die Preise des
Rohstoffes, namentlich des Para=Gummi, in einer fortschreitenden
Steigerung begriffen sind, mit denen die des Fabrikates nicht gleichen
Schritt zu halten vermögen, macht das Geschäft schwierig und we-
niger lohnend. Auch die Konkurrenz der englischen Fabriken übten
auf die Preise einen Druck aus. Ueber die langen Lieferfristen der
Eisenbahnen wird Klage geführt.   J. d. K. Hdlsk.

Technik.
[Beginn Spaltensatz]

J. B. Landwirthschaftliche
Ausstellung in Oxford, Eng-
land. IV. London, Anfang
September. Als Hilfsmaschi-
nen nicht nur für die Land-
wirthschaft, sondern auch für
alle anderen Gewerbe, für
Handel und Jndustrie, nehmen
die verschiedenen Wägema-
schinen wohl den bedeutendsten
Rang ein, da eben der Aus-
tauschwerth beinahe jeden Pro-
duktes durch dessen Gewicht
bestimmt wird. Die hierzu
gebrauchten Maschinen ändern
sich natürlich je nach Art des
zu wägenden Gegenstandes, und
ihre Verschiedenheit ist so groß,
daß sich eine und dieselbe
Fabrik beinahe nie mit der
Verfertigung aller Arten von
Waagen abgibt. Die genaue
chemische und die Goldwaage,
bei der ein leichter Hauch den
Ausschlag gibt, kann nicht
wohl von ähnlichem Material
oder durch dieselben Hände
gemacht werden, wie die ge-
wöhnlichen Federwaagen zum Wiegen von Fleisch und Brod für die
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Jndessen sind die Arbeiten so weit gefördert worden, daß die Eröffnung der ganzen Strecke doch voraussichtlich bis Ende 1871 stattfinden kann. -- Die Strecke Piski=Petrocseny der ersten Siebenbürger Bahn wurde sowohl für den Personen= als auch Frachtenverkehr dem öffentlichen Verkehr übergeben. -- Nach dem zwischen den Bodenseeuferstaaten geschlossenen Staatsvertrag in Betreff der Bodenseegürtelbahn sollen die Anschlußbahnen von St. Margarethen nach Lindau und Feldkirch nach Buchs im August 1872 dem Verkehr übergeben werden. -- Die Direktion der Oberschlesischen Bahnen ist schon seit längerer Zeit mit den östreichischen Bahnen in Verhandlung ge- treten, um die Frachten=Disparität für Gütersendungen zu beseitigen, welche im Verkehre zwischen den östreichischen Verbandstationen und den Stationen Breslau und Stettin besteht. 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Abgesehen von der im Kölner Zuchthause betriebenen Goldleisten=Fabrikation, waren am Ende des verflossenen Jahres etwa 400 Arbeiter in diesem Jndustriezweige in Köln thätig, gegen 350 am Schlusse des Jahres 1860. Der vorjährige Betrieb der Möbelfabrikation kann ein lebhafter und deren Ergebniß ein befriedigendes genannt werden. Außer den sonstigen bei der Möbelfabrikation zur Verwendung kommenden Roh- stoffen, z. B. Roßhaaren, machte sich namentlich eine Preis=Steigerung bei Eichenholz bemerklich. Außerdem mußten auch den Arbeitern höhere Löhne zugestanden werden. Ueber verzögerte Beförderung und wenig sorgsame Behandlung der per Eisenbahn gemachten Versen- dungen wird Beschwerde geführt. * Gummi=Waaren. Der Begehr von Gummi=Waaren für industrielle Zwecke war im verflossenen Jahre in Köln ein sehr bedeutender, während die Kurzwaaren=Branche sich weniger animirt zeigte, obwohl auch das Geschäft in den letzteren Artikeln als ein befriedigendes bezeichnet werden kann. Der Mangel an gutem Rohmaterial macht sich immer mehr bemerklich, und der Umstand, daß die Preise des Rohstoffes, namentlich des Para=Gummi, in einer fortschreitenden Steigerung begriffen sind, mit denen die des Fabrikates nicht gleichen Schritt zu halten vermögen, macht das Geschäft schwierig und we- niger lohnend. Auch die Konkurrenz der englischen Fabriken übten auf die Preise einen Druck aus. Ueber die langen Lieferfristen der Eisenbahnen wird Klage geführt. J. d. K. Hdlsk. Technik. J. B. Landwirthschaftliche Ausstellung in Oxford, Eng- land. IV. London, Anfang September. Als Hilfsmaschi- nen nicht nur für die Land- wirthschaft, sondern auch für alle anderen Gewerbe, für Handel und Jndustrie, nehmen die verschiedenen Wägema- schinen wohl den bedeutendsten Rang ein, da eben der Aus- tauschwerth beinahe jeden Pro- duktes durch dessen Gewicht bestimmt wird. Die hierzu gebrauchten Maschinen ändern sich natürlich je nach Art des zu wägenden Gegenstandes, und ihre Verschiedenheit ist so groß, daß sich eine und dieselbe Fabrik beinahe nie mit der Verfertigung aller Arten von Waagen abgibt. Die genaue chemische und die Goldwaage, bei der ein leichter Hauch den Ausschlag gibt, kann nicht wohl von ähnlichem Material oder durch dieselben Hände gemacht werden, wie die ge- wöhnlichen Federwaagen zum Wiegen von Fleisch und Brod für die Haushaltung, oder wie die Decimalwaage für größere Gewichte, und_

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 698. Frankfurt a. M., 17. September 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0698_1870/4>, abgerufen am 29.03.2024.