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Der Arbeitgeber. Nr. 699. Frankfurt a. M., 24. September 1870.

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Der "Arbeitgeber" erscheint
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die "Patentliste" monatlich.
Preis: 1 / 2 jährl. in Preußen
3 fl. 2 kr. od. 1 Thlr. 22 Gr.,
bei allen übrigen deutschen
Postämtern 2 fl. 55 kr. od.
1 2 / 3 Thlr. Anzeigen: für die
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Raum 6 kr. Der Betrag wird
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Red. des "Arbeitgeber",
Gallusgasse 9.
in Frankfurt a. M.

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Der
Arbeitgeber.
Archiv für die gesammte Volkswirthschaft,
Central-Anzeiger für Stellen- und Arbeitergesuche.
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gen, von letzteren auch Jnse-
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jederzeit angenommen.
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Das Patent= u. Maschinen-
Geschäft des "Arbeitgeber"
übernimmt die Ausführung
neuer Erfindungen, vermit-
telt den Ankauf ( zum Fabrik-
preis ) und Verkauf von Ma-
schinen aller Art, es besorgt
Patente für alle Länder und
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Nro 699.
Usingen bei
Frankfurt a. M., 24. September
1870.


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des "Arbeitgeber" bitten wir möglichst bald einzu-
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Preis pr. Halbjahr 2 fl. 20 kr., einschließlich Postaufschlag
2 fl. 55 kr. ( 1 Thlr. 20 ) , in Preußen mit Zeitungssteuer 3 fl. 2 kr.



Durch Nacht zum Licht. * )

Jn den Künsten des Verderbens ist die Menschheit immer weit
voraus, die Künste des Segens hinken nach.

Wie ausgebildet war nicht der Opferkultus, ehe die öffentliche
Sicherheit die Aufmerksamkeit der Jntelligenz auf sich zog! Wie
raffinirt hatte sich das Priesterthum organisirt, ehe es Lehrer und
Aerzte gab! Wie sorgsam "sperrte der König die Brücken und die
Straßen", ehe die Regierungen auf Hebung der Jndustrie, auf Schutz
für Handel und Wandel bedacht waren!

Jmmer war es die Noth, die zur Lehrerin werden mußte;
die Armuth, die zum Reichthum führte; die äußerste Gefahr,
die zum Stachel der Sicherheit wurde. Alles in der Menschheit
arbeitet sich aus der Finsterniß herauf, aus der "Nacht zum Licht."
Wer die Selbstbestimmung und das Recht auf sie leugnen will, der
darf keine Kulturgeschichte studiren, sich nicht mit der Entwicklung
der Gesittung beschäftigen; denn da ist alle Autorität, alles soge-
nannte "göttliche Recht" verloren. Die Geschichte der Polizei, im
Sinne der antiken " Politeia " ist die nachdrücklichste Lehrerin der
menschlichen Freiheit.

Wie wir heute auf dieses Thema kommen, was uns heute zu
solcher Betrachtung bringt und zwingt? Der Krieg, der Feldzug in
Frankreich! Jedermann staunt die Führung der deutschen Armee
an, der Einsichtige bewundert sie. Die Kriegskunst feiert soeben ihre
höchsten Triumphe, und wäre das Menschenmorden nicht, wären
nicht die vielen Zehntausende von Verwundeten, Aechzenden, Stöhnen-
den, die Leichenfelder und Opferstätten, man könnte jubiliren über die
Strategik wie über die Taktik, über die große Bewegung der Schach-
figuren, wie über die Kampfart in der Nähe.

Man sieht da, es gibt eine Kriegs kunst, eine Anwendung
der Kriegs wissenschaft. Diese Kriegskunst ist in Wahrheit die
achte der Künste, und Bellona heißt die achte Muse. Die
Ueberflügelung der sich zurückziehenden französischen Armee, ihre
Absperrung zwischen Maas und Mosel, die Zurückwerfung dreier
Armeekorps auf Metz, die Säuberung der Straße nach Chalons und
Paris: das sind Meisterwerke des berechnenden Verstandes, ausge-
führt durch den Muth und die Disciplin vortrefflicher Heereskörper.
Die Meister des Krieges sind überwunden von den "langsamen
[Spaltenumbruch] schwerfälligen" Deutschen; die tetes carrees sind geschmeidiger, er-
findsamer, anstelliger als das Volk der Jnitiative selbst!

Sind wir auch nur halb so weit, nur halb so sehr in der
Strategik der producirenden Armeen, in der Taktik der Kon-
kurrenz? Kennen wir das wirthschaftliche Terrain wie das
kriegerische? Kann sich die Statistik messen mit der Genauigkeit
der militärischen Uebersichten, mit der Pünktlichkeit ihrer Angaben,
der Unfehlbarkeit der Dispositionen? Das Material, die Mann-
schaft, ist doch sicherlich in beiden Fällen gleich gut, es ist ja eigent-
lich dasselbe, nur in anderem Rocke, nur unter anderen Kommando-
wörtern. Der Zweck ist auf ökonomischem Felde unendlich höher,
humaner, ja die Humanität selbst; es gilt die Erhaltung und
Förderung der Menschheit, statt ihre brutale Schädigung
und Zerstörung. Dort fallen die Tapfern und überleben viel-
fach den Kampf nicht; hier überlebt der Tapferste am meisten und
genießt den Preis der Tapferkeit, Wohlleben, Zufriedenheit, heiteres
Dasein.

Jst das nicht die verkehrte Welt, daß selbst im 19. Jahr-
hundert die Kunst des Verderbens tausend Meilen vor der Kunst
des Segens voraus ist? Könnte eine solche Betrachtung den
Menschenfreund nicht gründlich niederschlagen und ihm die Arbeit
für die Wohlfahrt seiner Nebenmenschen für immer verleiden? Es
darf nicht sein und muß nicht nothwendig so sein. Wir hoffen auf
eine Umkehr der Gedankenrichtung gerade nach diesem Kriege; auf
eine Einkehr des Geschlechtes in sich selbst. Es muß endlich zum
Nachdenken über sich und sein Geschick kommen, es muß sich als
große Friedensarmee konstituiren, der Kargheit der Natur wie der
Tücke des Schmarotzerthums ernstlich auf den Leib gehen, und mit
Hilfe der Wissenschaft, der Technik, des Fleißes und des guten Willens
zum Objektiv den Satz des Apostels nehmen: " Wer nicht
arbeitet, der soll auch nicht essen.
"

Die "Waffen werden bald ruhen, des Krieges Stürme schwei-
gen "; auf blutige Schlachten folgt Sammlung der Gemüther und
die Nothwendigkeit, die erlittenen Schäden auszumerzen. Dann mag
auch die Reihe wieder an "Gesang und Tanz" kommen, der fried-
liche Reigen mag sich bilden, der Schluß des arbeitsvollen Tages
und die Ermunterung zu neuer friedlicher Kraftanstrengung.

Das wird die Zeit sein, wo unsere Wissenschaft zur
vollen Geltung und zu segensreicher Wirksamkeit
kommt.

* Helft unseren tapferen Soldaten! Einer unserer Freunde,
der dieser Tage aus dem Belagerungsrayon von Metz zurückkehrte,
wohin er freiwillige Gaben für die Soldaten gebracht hatte, bestätigt,
daß die Belagerungstruppen hauptsächlich an wollenen Socken, wollenen
Unterhosen und wollenen Hemden Noth leiden. Wird nicht bald in
Anbetracht der Herbstwitterung für diese Gegenstände gesorgt, so wer-
den wir Tausende von kostbaren Menschenleben verlieren, aber nicht
in der Schlacht, sondern in Folge schlechter Kleidung. Und das wäre
denn doch für Deutschland, für das humanistisch durchgebildete Deutsch-
land, für das industrielle Deutschland, für das wirthschaftliche Deutsch-
land -- sagen wir es gerade heraus -- eine Schande. Jeder unserer
Soldaten repräsentirt ein Vermögen, das für seine körperliche
und geistige Erziehung aufgewendet wurde. Und dieses Vermögen
[Ende Spaltensatz]

* ) Aus No. 35 des "Oestr. Oekonomist", welche dieses Aufsatzes wegen
unbegreiflicherweise mit Beschlag belegt wurde. Wir finden nichts so Ge-
fahrdrohendes darin, um den sonst trefflichen Aufsatz unseren Lesern zu ent-
ziehen. A. d. Red.
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Durch Nacht zum Licht. * )

Jn den Künsten des Verderbens ist die Menschheit immer weit
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Wie ausgebildet war nicht der Opferkultus, ehe die öffentliche
Sicherheit die Aufmerksamkeit der Jntelligenz auf sich zog! Wie
raffinirt hatte sich das Priesterthum organisirt, ehe es Lehrer und
Aerzte gab! Wie sorgsam „sperrte der König die Brücken und die
Straßen“, ehe die Regierungen auf Hebung der Jndustrie, auf Schutz
für Handel und Wandel bedacht waren!

Jmmer war es die Noth, die zur Lehrerin werden mußte;
die Armuth, die zum Reichthum führte; die äußerste Gefahr,
die zum Stachel der Sicherheit wurde. Alles in der Menschheit
arbeitet sich aus der Finsterniß herauf, aus der „Nacht zum Licht.“
Wer die Selbstbestimmung und das Recht auf sie leugnen will, der
darf keine Kulturgeschichte studiren, sich nicht mit der Entwicklung
der Gesittung beschäftigen; denn da ist alle Autorität, alles soge-
nannte „göttliche Recht“ verloren. Die Geschichte der Polizei, im
Sinne der antiken „ Politeia “ ist die nachdrücklichste Lehrerin der
menschlichen Freiheit.

Wie wir heute auf dieses Thema kommen, was uns heute zu
solcher Betrachtung bringt und zwingt? Der Krieg, der Feldzug in
Frankreich! Jedermann staunt die Führung der deutschen Armee
an, der Einsichtige bewundert sie. Die Kriegskunst feiert soeben ihre
höchsten Triumphe, und wäre das Menschenmorden nicht, wären
nicht die vielen Zehntausende von Verwundeten, Aechzenden, Stöhnen-
den, die Leichenfelder und Opferstätten, man könnte jubiliren über die
Strategik wie über die Taktik, über die große Bewegung der Schach-
figuren, wie über die Kampfart in der Nähe.

Man sieht da, es gibt eine Kriegs kunst, eine Anwendung
der Kriegs wissenschaft. Diese Kriegskunst ist in Wahrheit die
achte der Künste, und Bellona heißt die achte Muse. Die
Ueberflügelung der sich zurückziehenden französischen Armee, ihre
Absperrung zwischen Maas und Mosel, die Zurückwerfung dreier
Armeekorps auf Metz, die Säuberung der Straße nach Chalons und
Paris: das sind Meisterwerke des berechnenden Verstandes, ausge-
führt durch den Muth und die Disciplin vortrefflicher Heereskörper.
Die Meister des Krieges sind überwunden von den „langsamen
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findsamer, anstelliger als das Volk der Jnitiative selbst!

Sind wir auch nur halb so weit, nur halb so sehr in der
Strategik der producirenden Armeen, in der Taktik der Kon-
kurrenz? Kennen wir das wirthschaftliche Terrain wie das
kriegerische? Kann sich die Statistik messen mit der Genauigkeit
der militärischen Uebersichten, mit der Pünktlichkeit ihrer Angaben,
der Unfehlbarkeit der Dispositionen? Das Material, die Mann-
schaft, ist doch sicherlich in beiden Fällen gleich gut, es ist ja eigent-
lich dasselbe, nur in anderem Rocke, nur unter anderen Kommando-
wörtern. Der Zweck ist auf ökonomischem Felde unendlich höher,
humaner, ja die Humanität selbst; es gilt die Erhaltung und
Förderung der Menschheit, statt ihre brutale Schädigung
und Zerstörung. Dort fallen die Tapfern und überleben viel-
fach den Kampf nicht; hier überlebt der Tapferste am meisten und
genießt den Preis der Tapferkeit, Wohlleben, Zufriedenheit, heiteres
Dasein.

Jst das nicht die verkehrte Welt, daß selbst im 19. Jahr-
hundert die Kunst des Verderbens tausend Meilen vor der Kunst
des Segens voraus ist? Könnte eine solche Betrachtung den
Menschenfreund nicht gründlich niederschlagen und ihm die Arbeit
für die Wohlfahrt seiner Nebenmenschen für immer verleiden? Es
darf nicht sein und muß nicht nothwendig so sein. Wir hoffen auf
eine Umkehr der Gedankenrichtung gerade nach diesem Kriege; auf
eine Einkehr des Geschlechtes in sich selbst. Es muß endlich zum
Nachdenken über sich und sein Geschick kommen, es muß sich als
große Friedensarmee konstituiren, der Kargheit der Natur wie der
Tücke des Schmarotzerthums ernstlich auf den Leib gehen, und mit
Hilfe der Wissenschaft, der Technik, des Fleißes und des guten Willens
zum Objektiv den Satz des Apostels nehmen: „ Wer nicht
arbeitet, der soll auch nicht essen.

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gen “; auf blutige Schlachten folgt Sammlung der Gemüther und
die Nothwendigkeit, die erlittenen Schäden auszumerzen. Dann mag
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und die Ermunterung zu neuer friedlicher Kraftanstrengung.

Das wird die Zeit sein, wo unsere Wissenschaft zur
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kommt.

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der dieser Tage aus dem Belagerungsrayon von Metz zurückkehrte,
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Unterhosen und wollenen Hemden Noth leiden. Wird nicht bald in
Anbetracht der Herbstwitterung für diese Gegenstände gesorgt, so wer-
den wir Tausende von kostbaren Menschenleben verlieren, aber nicht
in der Schlacht, sondern in Folge schlechter Kleidung. Und das wäre
denn doch für Deutschland, für das humanistisch durchgebildete Deutsch-
land, für das industrielle Deutschland, für das wirthschaftliche Deutsch-
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Soldaten repräsentirt ein Vermögen, das für seine körperliche
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unbegreiflicherweise mit Beschlag belegt wurde. Wir finden nichts so Ge-
fahrdrohendes darin, um den sonst trefflichen Aufsatz unseren Lesern zu ent-
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[0001] Der „Arbeitgeber“ erscheint wöchentlich, die „Patentliste“ monatlich. Preis: 1 / 2 jährl. in Preußen 3 fl. 2 kr. od. 1 Thlr. 22 Gr., bei allen übrigen deutschen Postämtern 2 fl. 55 kr. od. 1 2 / 3 Thlr. Anzeigen: für die dreispaltige Petitzeile od. deren Raum 6 kr. Der Betrag wird durch Postnachnahme erhoben. Kleine Beträge können durch Briefmarken ausgeglichen werden. Red. des „Arbeitgeber“, Gallusgasse 9. in Frankfurt a. M. Der Arbeitgeber. Archiv für die gesammte Volkswirthschaft, Central-Anzeiger für Stellen- und Arbeitergesuche. Bestellungen werden von allen Postämtern u. Buchhandlun- gen, von letzteren auch Jnse- rate jederzeit angenommen. Briefe werden franco erbeten. Das Patent= u. Maschinen- Geschäft des „Arbeitgeber“ übernimmt die Ausführung neuer Erfindungen, vermit- telt den Ankauf ( zum Fabrik- preis ) und Verkauf von Ma- schinen aller Art, es besorgt Patente für alle Länder und übernimmt deren Ver- werthung. Nro 699. Usingen bei Frankfurt a. M., 24. September 1870. Einladung zum Abonnement. Neue Abonnements auf dasIV. Vierteljahr 1870 des „Arbeitgeber“ bitten wir möglichst bald einzu- reichen. -- Da wir nichts mehr pr. Buchhandel versen- den, so bitten wir alle Bestellungen bei der Post zu machen oder direkt an uns zu richten. Preis pr. Halbjahr 2 fl. 20 kr., einschließlich Postaufschlag 2 fl. 55 kr. ( 1 Thlr. 20 ) , in Preußen mit Zeitungssteuer 3 fl. 2 kr. Durch Nacht zum Licht. * ) Jn den Künsten des Verderbens ist die Menschheit immer weit voraus, die Künste des Segens hinken nach. Wie ausgebildet war nicht der Opferkultus, ehe die öffentliche Sicherheit die Aufmerksamkeit der Jntelligenz auf sich zog! Wie raffinirt hatte sich das Priesterthum organisirt, ehe es Lehrer und Aerzte gab! Wie sorgsam „sperrte der König die Brücken und die Straßen“, ehe die Regierungen auf Hebung der Jndustrie, auf Schutz für Handel und Wandel bedacht waren! Jmmer war es die Noth, die zur Lehrerin werden mußte; die Armuth, die zum Reichthum führte; die äußerste Gefahr, die zum Stachel der Sicherheit wurde. Alles in der Menschheit arbeitet sich aus der Finsterniß herauf, aus der „Nacht zum Licht.“ Wer die Selbstbestimmung und das Recht auf sie leugnen will, der darf keine Kulturgeschichte studiren, sich nicht mit der Entwicklung der Gesittung beschäftigen; denn da ist alle Autorität, alles soge- nannte „göttliche Recht“ verloren. Die Geschichte der Polizei, im Sinne der antiken „ Politeia “ ist die nachdrücklichste Lehrerin der menschlichen Freiheit. Wie wir heute auf dieses Thema kommen, was uns heute zu solcher Betrachtung bringt und zwingt? Der Krieg, der Feldzug in Frankreich! Jedermann staunt die Führung der deutschen Armee an, der Einsichtige bewundert sie. Die Kriegskunst feiert soeben ihre höchsten Triumphe, und wäre das Menschenmorden nicht, wären nicht die vielen Zehntausende von Verwundeten, Aechzenden, Stöhnen- den, die Leichenfelder und Opferstätten, man könnte jubiliren über die Strategik wie über die Taktik, über die große Bewegung der Schach- figuren, wie über die Kampfart in der Nähe. Man sieht da, es gibt eine Kriegs kunst, eine Anwendung der Kriegs wissenschaft. Diese Kriegskunst ist in Wahrheit die achte der Künste, und Bellona heißt die achte Muse. Die Ueberflügelung der sich zurückziehenden französischen Armee, ihre Absperrung zwischen Maas und Mosel, die Zurückwerfung dreier Armeekorps auf Metz, die Säuberung der Straße nach Chalons und Paris: das sind Meisterwerke des berechnenden Verstandes, ausge- führt durch den Muth und die Disciplin vortrefflicher Heereskörper. Die Meister des Krieges sind überwunden von den „langsamen schwerfälligen“ Deutschen; die têtes carrées sind geschmeidiger, er- findsamer, anstelliger als das Volk der Jnitiative selbst! Sind wir auch nur halb so weit, nur halb so sehr in der Strategik der producirenden Armeen, in der Taktik der Kon- kurrenz? Kennen wir das wirthschaftliche Terrain wie das kriegerische? Kann sich die Statistik messen mit der Genauigkeit der militärischen Uebersichten, mit der Pünktlichkeit ihrer Angaben, der Unfehlbarkeit der Dispositionen? Das Material, die Mann- schaft, ist doch sicherlich in beiden Fällen gleich gut, es ist ja eigent- lich dasselbe, nur in anderem Rocke, nur unter anderen Kommando- wörtern. Der Zweck ist auf ökonomischem Felde unendlich höher, humaner, ja die Humanität selbst; es gilt die Erhaltung und Förderung der Menschheit, statt ihre brutale Schädigung und Zerstörung. Dort fallen die Tapfern und überleben viel- fach den Kampf nicht; hier überlebt der Tapferste am meisten und genießt den Preis der Tapferkeit, Wohlleben, Zufriedenheit, heiteres Dasein. Jst das nicht die verkehrte Welt, daß selbst im 19. Jahr- hundert die Kunst des Verderbens tausend Meilen vor der Kunst des Segens voraus ist? Könnte eine solche Betrachtung den Menschenfreund nicht gründlich niederschlagen und ihm die Arbeit für die Wohlfahrt seiner Nebenmenschen für immer verleiden? Es darf nicht sein und muß nicht nothwendig so sein. Wir hoffen auf eine Umkehr der Gedankenrichtung gerade nach diesem Kriege; auf eine Einkehr des Geschlechtes in sich selbst. Es muß endlich zum Nachdenken über sich und sein Geschick kommen, es muß sich als große Friedensarmee konstituiren, der Kargheit der Natur wie der Tücke des Schmarotzerthums ernstlich auf den Leib gehen, und mit Hilfe der Wissenschaft, der Technik, des Fleißes und des guten Willens zum Objektiv den Satz des Apostels nehmen: „ Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen. “ Die „Waffen werden bald ruhen, des Krieges Stürme schwei- gen “; auf blutige Schlachten folgt Sammlung der Gemüther und die Nothwendigkeit, die erlittenen Schäden auszumerzen. Dann mag auch die Reihe wieder an „Gesang und Tanz“ kommen, der fried- liche Reigen mag sich bilden, der Schluß des arbeitsvollen Tages und die Ermunterung zu neuer friedlicher Kraftanstrengung. Das wird die Zeit sein, wo unsere Wissenschaft zur vollen Geltung und zu segensreicher Wirksamkeit kommt. * Helft unseren tapferen Soldaten! Einer unserer Freunde, der dieser Tage aus dem Belagerungsrayon von Metz zurückkehrte, wohin er freiwillige Gaben für die Soldaten gebracht hatte, bestätigt, daß die Belagerungstruppen hauptsächlich an wollenen Socken, wollenen Unterhosen und wollenen Hemden Noth leiden. Wird nicht bald in Anbetracht der Herbstwitterung für diese Gegenstände gesorgt, so wer- den wir Tausende von kostbaren Menschenleben verlieren, aber nicht in der Schlacht, sondern in Folge schlechter Kleidung. Und das wäre denn doch für Deutschland, für das humanistisch durchgebildete Deutsch- land, für das industrielle Deutschland, für das wirthschaftliche Deutsch- land -- sagen wir es gerade heraus -- eine Schande. Jeder unserer Soldaten repräsentirt ein Vermögen, das für seine körperliche und geistige Erziehung aufgewendet wurde. Und dieses Vermögen * ) Aus No. 35 des „Oestr. Oekonomist“, welche dieses Aufsatzes wegen unbegreiflicherweise mit Beschlag belegt wurde. Wir finden nichts so Ge- fahrdrohendes darin, um den sonst trefflichen Aufsatz unseren Lesern zu ent- ziehen. A. d. Red.

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 699. Frankfurt a. M., 24. September 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0699_1870/1>, abgerufen am 29.03.2024.