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Der Arbeitgeber. Nr. 704. Frankfurt a. M., 29. Oktober 1870.

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St. Paul, Minnesota..20,04510,401
Brooklyn......396,661266,661
Boston.......253,323 177,812
Peoria, Jllinois....22,854 14,045
Worcester, Massachusetts.. 41,115[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]4,960
Cambridge, Massachusetts.39,650 26,060
Lawrence, Massachusetts.. 29,93217,639
Lynn, Massachusetts...28,23119,083
Springfield, Massachusetts.26,70615,199
New Bedford.....31,24322,300
Syracuse, Newyork... 43,08128,119
Erie, Pennsylvania...19,7429,419

* Zusammenlegung von Grundstücken. Aus Darmstadt
wird mitgetheilt, daß der Bericht über die Vorlage der Regierung
wegen Revision des Gesetzes vom 24. Dezember 1857, betreffend die
Zusammenlegung der Grundstücke, seinem Druck entgegensieht. Hier-
nach ist nunmehr Aussicht vorhanden, daß jenes für die landwirth-
schaftlichen Verhältnisse ungemein wichtige Gesetz auch bald zu Stande
kommen wird, denn von dem bestehenden Gesetz wird wegen dessen
Schwerfälligkeit kein Gebrauch gemacht und der Zweck, den man beim
Erlaß desselben im Auge gehabt, nicht erreicht.

* Volksküchen. Der Betrieb der Hamburger Volksküche
hat im letzten Jahr gute Resultate ergeben. Dieselbe wurde durch-
schnittlich täglich von 750 Personen besucht. Die erzielten Ueber-
schüsse werden jetzt zur Errichtung von zwei neuen Küchen verwendet.

Handel und Verkehr.

* Geldwesen. Seit dem 11. Oktober sind neue Fünffranken-
stücke in Silber, die in Bordeaux geprägt wurden, im Umlauf; sie
zeigen die Worte: " Republique fracaise " und " Dieu protege la
France
." Man hat die Stempel von 1848 benutzt und nur die
Jahreszahl verändert.

* Papiergeld. Jn Frankreich macht man jetzt interessante
Versuche, dem abgeschnittenen Verkehr mit der Bank von Frankreich
und vielen Städten abzuhelfen, um Geld zu erhalten. Wie das
"Bremer Handelsblatt" mittheilt, hat man in Havre, Dieppe,
Lille ein Lokal = Papiergeld gemacht, weil kein Silber mehr
da war. Jn Lyon prägen die Goldschmiede aus Silbergeschirr
Münzen. Jm Jndre=Departement gibt der Receveur general gegen
jede ihm übergebene 1000 Fr.=Note kleinere Abschnitte aus. Jn
Evreur gibt die Gemeinde Papiergeld in Gestalt von Steuerzetteln
aus. Die Diskontobank in Rouen hat 5 und 10 Fr.=Noten aus-
gegeben. Jn Bordeaux behilft man sich mit englischem Geld.

* Würtembergische Depositenbank. Das Defizit der Würtem-
bergischen Depositenbank beträgt 456,455 fl. Den Hauptverlust-
posten bildet der Effektenkonto, erzeugt durch Börsenspiel des früheren
Direktors.

* Konkurrenz der Elsässer Jndustrie. Die Leipziger
Handelskammer hat die Befürchtung deutscher Jndustrieller vor der
Konkurrenz der Elsässer für grundlos erklärt und in ihrer Sitzung
vom 17. d. folgenden Antrag angenommen: "Die hohe Staats-
regierung wolle ihren Einfluß verwenden, daß bei dem Friedensver-
trag mit Frankreich, beziehentlich bei der Erneuerung des Handels-
vertrages, eine billige Reciprocität und das Prinzip einfacher spezi-
fischer Zölle gewahrt, insbesondere die französischen Eingangszölle für
Garne auf die diesseitigen Sätze ermäßigt werden."

* Aufhebung von Ausfuhrverboten. Der preuß. " Staats-
anzeiger " publizirt eine k. Verordnung vom 13. d. M. betreffend die
Aufhebung des Verbots der Ausfuhr und Durchfuhr von Rindvieh,
Schweinen und Schafvieh, sowie die Aufhebung des Verbots der
Ausfuhr und Durchfuhr von Steinkohlen und Coaks für die Grenze
südlich von Malmedy bis Saarbrücken einschließlich.

* Frachtgüter. Jm Straßburger Zollamte hat sich eine
große Menge Frachtgüter vorgefunden, wozu die Begleitpapiere fehlen
und die Adressaten nicht bekannt sind. Wer Güter nach dem Elsaß
gesandt, möge nachsehen.

* Die Korrespondenzkarte. Der "Oestr. Oekonomist" macht
die sehr richtige Bemerkung, daß ohne Korrespondenzkarten im gegen-
[Spaltenumbruch] wärtigen Kriege nicht der zehnte Theil der zwischen den Soldaten
und ihren Familien jetzt gewechselten Mittheilungen erfolgt wäre.
Die Korrespondenzkarte ist bekanntlich eine östreichische Erfindung, und
kann als Verkehrsmittel für die untern Klassen, die eine eigenthüm-
liche Scheu vor Feder und Tinte haben, und bekanntlich oft Jahre
lang ihre Angehörigen in Ungewißheit lassen, bevor sie es über sich
bringen, einen Brief zu schreiben, nicht hoch genug geschätzt werden,
namentlich wenn sie, wie in Oestreich, nur dasselbe Porto zahlt, wie
die Bandsendung. Es ist unbegreiflich, allein es ist Thatsache, daß
selbst im jetzigen Kriege noch sogar Offiziere nach großen Schlachten ec.
ihre Familien Wochen lang ohne Nachricht gelassen haben, obwohl sie
die beste Postverbindung hatten.

* Eisenbahnwesen. Die Eisenbahn von Remilly nach
Pontamousson zur Umgehung von Metz hat bewiesen, daß
unsere Jngenieure mit derselben Schnelligkeit bauen können, die man
den Amerikanern nachrühmt. Am 9. August wurde der Auftrag
zum Bau ertheilt, am 13. war die Strecke Saarbrücken=Remilly
hergestellt und am 14. begann der Bau der neuen Linie. Binnen
5 Wochen war die Aufgabe gelöst und am 23. September wurde
die neue Bahn eröffnet. Dieselbe enthält 2 Viadukte, von welchen
der größte 350 Fuß lang und 22 Fuß hoch ist, zwei Brücken über
die Mosel und eine über die Seille, alles in Holz ausgeführt. Um
rasch zu bauen mußte man die schärfst möglichen Kurven und Stei-
gungen ( 1: 40 ) nehmen. Die Ausführung war der Art, daß man
die meisten Strecken mit 30 Fuß Geschwindigkeit fahren kann.

-- Auf der Main=Neckarbahn trat mit dem 20. d. für
den Personenverkehr ein neuer Fahrplan in Kraft.

-- Die Alsenzbahn soll bereits am 24. d. von Kaisers-
lautern bis Winnweiler dem Verkehr übergeben worden sein.

* Kanalwesen in Amerika. Ueber das Projekt eines Schiffs-
kanals zwischen dem Huron= und Ontariosee legte kürzlich der Prä-
sident der Handelskammer von Chicago einen ausführlichen Bericht
vor, demzufolge der Kanal eine Länge von 60 Meilen haben und
einen Kostenaufwand von circa 40 Millionen Dollars verursachen
würde. Vermittelst dieses Kanals würden Schiffe von Chicago die
oberen Seen und den St. Lorenzstrom passiren, auf direktem Wege
Liverpool circa 30 Stunden eher erreichen als via Erie=Kanal und
New=York.

Gewerbe.

* Patentwesen. Patentgesuche in Bayern, welche kosmetische
und Geheimmittel betreffen, sind in Zukunft an das Staatsministe-
rium zu richten und nicht mehr an das Ministerium des Handels
und der öffentlichen Arbeiten.

-- Patente in Frankreich. Durch Dekret vom 10. Sept.
sind alle Erfinder, welche seit dem 25. August die jährliche Taxe zu
zahlen verhindert waren, von dieser Pflicht entbunden, während ihre
Patente in Kraft bleiben. Es wird später ein Termin festgesetzt wer-
den zur nachträglichen Bezahlung der Taxe.

* Starke Konkurrenz. Der Grundsatz, daß jede Arbeit
des Lohnes werth sei, scheint bei den Buchdruckern nicht überall zur
Geltung zu gelangen. Bekanntlich hat das eidgenössische Depar-
tement des Jnnern für die nächste eidgenössische Volkszählung eine
Lieferung von Zählungstabellen zur Konkurrenz ausgeschrieben. Eine
Buchdruckerei in Lausanne verlangte Fr. 7. 90 für das Tausend,
fünf Berner verlangten zwischen Fr. 5. 90 und Fr. 4. 20, ein
Winterthurer Fr. 2. 10. Aber dies ist alles nichts! Ein unge-
nannter Solothurner Drucker forderte Fr. 2, und Herr Schwen-
dimann daselbst Fr. 1. 30 für das Tausend Tabellen. Dazu hat
er noch die Verpackung ( Kisten ) zu liefern. Die "Typographia"
rügt mit ernsten Worten diese Konkurrenzpfuscherei, welche sich jedoch
wohl von selbst legen wird, da der Wettbewerb sein Heilmittel in
sich selbst trägt.

* Eisenbahnwagen für Rußland. Die sich von Monat zu
Monat mehr entwickelnden russischen Eisenbahnen erfordern momentan
durchschnittlich jährlich die Herstellung von circa 6500 Stück Waggons.
Da die eigenen russischen Fabriken in Warschau davon aber nur
2000 liefern konnten, so wurde der Rest von auswärtigen Fabriken,
namentlich aus Hamburg, Berlin und Chemnitz bezogen, welche jetzt

1870 1860
St. Paul, Minnesota..20,04510,401
Brooklyn......396,661266,661
Boston.......253,323 177,812
Peoria, Jllinois....22,854 14,045
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Cambridge, Massachusetts.39,650 26,060
Lawrence, Massachusetts.. 29,93217,639
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Syracuse, Newyork... 43,08128,119
Erie, Pennsylvania...19,7429,419

* Zusammenlegung von Grundstücken. Aus Darmstadt
wird mitgetheilt, daß der Bericht über die Vorlage der Regierung
wegen Revision des Gesetzes vom 24. Dezember 1857, betreffend die
Zusammenlegung der Grundstücke, seinem Druck entgegensieht. Hier-
nach ist nunmehr Aussicht vorhanden, daß jenes für die landwirth-
schaftlichen Verhältnisse ungemein wichtige Gesetz auch bald zu Stande
kommen wird, denn von dem bestehenden Gesetz wird wegen dessen
Schwerfälligkeit kein Gebrauch gemacht und der Zweck, den man beim
Erlaß desselben im Auge gehabt, nicht erreicht.

* Volksküchen. Der Betrieb der Hamburger Volksküche
hat im letzten Jahr gute Resultate ergeben. Dieselbe wurde durch-
schnittlich täglich von 750 Personen besucht. Die erzielten Ueber-
schüsse werden jetzt zur Errichtung von zwei neuen Küchen verwendet.

Handel und Verkehr.

* Geldwesen. Seit dem 11. Oktober sind neue Fünffranken-
stücke in Silber, die in Bordeaux geprägt wurden, im Umlauf; sie
zeigen die Worte: „ République fraçaise “ und „ Dieu protège la
France
.“ Man hat die Stempel von 1848 benutzt und nur die
Jahreszahl verändert.

* Papiergeld. Jn Frankreich macht man jetzt interessante
Versuche, dem abgeschnittenen Verkehr mit der Bank von Frankreich
und vielen Städten abzuhelfen, um Geld zu erhalten. Wie das
„Bremer Handelsblatt“ mittheilt, hat man in Havre, Dieppe,
Lille ein Lokal = Papiergeld gemacht, weil kein Silber mehr
da war. Jn Lyon prägen die Goldschmiede aus Silbergeschirr
Münzen. Jm Jndre=Departement gibt der Receveur général gegen
jede ihm übergebene 1000 Fr.=Note kleinere Abschnitte aus. Jn
Evreur gibt die Gemeinde Papiergeld in Gestalt von Steuerzetteln
aus. Die Diskontobank in Rouen hat 5 und 10 Fr.=Noten aus-
gegeben. Jn Bordeaux behilft man sich mit englischem Geld.

* Würtembergische Depositenbank. Das Defizit der Würtem-
bergischen Depositenbank beträgt 456,455 fl. Den Hauptverlust-
posten bildet der Effektenkonto, erzeugt durch Börsenspiel des früheren
Direktors.

* Konkurrenz der Elsässer Jndustrie. Die Leipziger
Handelskammer hat die Befürchtung deutscher Jndustrieller vor der
Konkurrenz der Elsässer für grundlos erklärt und in ihrer Sitzung
vom 17. d. folgenden Antrag angenommen: „Die hohe Staats-
regierung wolle ihren Einfluß verwenden, daß bei dem Friedensver-
trag mit Frankreich, beziehentlich bei der Erneuerung des Handels-
vertrages, eine billige Reciprocität und das Prinzip einfacher spezi-
fischer Zölle gewahrt, insbesondere die französischen Eingangszölle für
Garne auf die diesseitigen Sätze ermäßigt werden.“

* Aufhebung von Ausfuhrverboten. Der preuß. „ Staats-
anzeiger “ publizirt eine k. Verordnung vom 13. d. M. betreffend die
Aufhebung des Verbots der Ausfuhr und Durchfuhr von Rindvieh,
Schweinen und Schafvieh, sowie die Aufhebung des Verbots der
Ausfuhr und Durchfuhr von Steinkohlen und Coaks für die Grenze
südlich von Malmedy bis Saarbrücken einschließlich.

* Frachtgüter. Jm Straßburger Zollamte hat sich eine
große Menge Frachtgüter vorgefunden, wozu die Begleitpapiere fehlen
und die Adressaten nicht bekannt sind. Wer Güter nach dem Elsaß
gesandt, möge nachsehen.

* Die Korrespondenzkarte. Der „Oestr. Oekonomist“ macht
die sehr richtige Bemerkung, daß ohne Korrespondenzkarten im gegen-
[Spaltenumbruch] wärtigen Kriege nicht der zehnte Theil der zwischen den Soldaten
und ihren Familien jetzt gewechselten Mittheilungen erfolgt wäre.
Die Korrespondenzkarte ist bekanntlich eine östreichische Erfindung, und
kann als Verkehrsmittel für die untern Klassen, die eine eigenthüm-
liche Scheu vor Feder und Tinte haben, und bekanntlich oft Jahre
lang ihre Angehörigen in Ungewißheit lassen, bevor sie es über sich
bringen, einen Brief zu schreiben, nicht hoch genug geschätzt werden,
namentlich wenn sie, wie in Oestreich, nur dasselbe Porto zahlt, wie
die Bandsendung. Es ist unbegreiflich, allein es ist Thatsache, daß
selbst im jetzigen Kriege noch sogar Offiziere nach großen Schlachten ec.
ihre Familien Wochen lang ohne Nachricht gelassen haben, obwohl sie
die beste Postverbindung hatten.

* Eisenbahnwesen. Die Eisenbahn von Remilly nach
Pontamousson zur Umgehung von Metz hat bewiesen, daß
unsere Jngenieure mit derselben Schnelligkeit bauen können, die man
den Amerikanern nachrühmt. Am 9. August wurde der Auftrag
zum Bau ertheilt, am 13. war die Strecke Saarbrücken=Remilly
hergestellt und am 14. begann der Bau der neuen Linie. Binnen
5 Wochen war die Aufgabe gelöst und am 23. September wurde
die neue Bahn eröffnet. Dieselbe enthält 2 Viadukte, von welchen
der größte 350 Fuß lang und 22 Fuß hoch ist, zwei Brücken über
die Mosel und eine über die Seille, alles in Holz ausgeführt. Um
rasch zu bauen mußte man die schärfst möglichen Kurven und Stei-
gungen ( 1: 40 ) nehmen. Die Ausführung war der Art, daß man
die meisten Strecken mit 30 Fuß Geschwindigkeit fahren kann.

-- Auf der Main=Neckarbahn trat mit dem 20. d. für
den Personenverkehr ein neuer Fahrplan in Kraft.

-- Die Alsenzbahn soll bereits am 24. d. von Kaisers-
lautern bis Winnweiler dem Verkehr übergeben worden sein.

* Kanalwesen in Amerika. Ueber das Projekt eines Schiffs-
kanals zwischen dem Huron= und Ontariosee legte kürzlich der Prä-
sident der Handelskammer von Chicago einen ausführlichen Bericht
vor, demzufolge der Kanal eine Länge von 60 Meilen haben und
einen Kostenaufwand von circa 40 Millionen Dollars verursachen
würde. Vermittelst dieses Kanals würden Schiffe von Chicago die
oberen Seen und den St. Lorenzstrom passiren, auf direktem Wege
Liverpool circa 30 Stunden eher erreichen als via Erie=Kanal und
New=York.

Gewerbe.

* Patentwesen. Patentgesuche in Bayern, welche kosmetische
und Geheimmittel betreffen, sind in Zukunft an das Staatsministe-
rium zu richten und nicht mehr an das Ministerium des Handels
und der öffentlichen Arbeiten.

-- Patente in Frankreich. Durch Dekret vom 10. Sept.
sind alle Erfinder, welche seit dem 25. August die jährliche Taxe zu
zahlen verhindert waren, von dieser Pflicht entbunden, während ihre
Patente in Kraft bleiben. Es wird später ein Termin festgesetzt wer-
den zur nachträglichen Bezahlung der Taxe.

* Starke Konkurrenz. Der Grundsatz, daß jede Arbeit
des Lohnes werth sei, scheint bei den Buchdruckern nicht überall zur
Geltung zu gelangen. Bekanntlich hat das eidgenössische Depar-
tement des Jnnern für die nächste eidgenössische Volkszählung eine
Lieferung von Zählungstabellen zur Konkurrenz ausgeschrieben. Eine
Buchdruckerei in Lausanne verlangte Fr. 7. 90 für das Tausend,
fünf Berner verlangten zwischen Fr. 5. 90 und Fr. 4. 20, ein
Winterthurer Fr. 2. 10. Aber dies ist alles nichts! Ein unge-
nannter Solothurner Drucker forderte Fr. 2, und Herr Schwen-
dimann daselbst Fr. 1. 30 für das Tausend Tabellen. Dazu hat
er noch die Verpackung ( Kisten ) zu liefern. Die „Typographia“
rügt mit ernsten Worten diese Konkurrenzpfuscherei, welche sich jedoch
wohl von selbst legen wird, da der Wettbewerb sein Heilmittel in
sich selbst trägt.

* Eisenbahnwagen für Rußland. Die sich von Monat zu
Monat mehr entwickelnden russischen Eisenbahnen erfordern momentan
durchschnittlich jährlich die Herstellung von circa 6500 Stück Waggons.
Da die eigenen russischen Fabriken in Warschau davon aber nur
2000 liefern konnten, so wurde der Rest von auswärtigen Fabriken,
namentlich aus Hamburg, Berlin und Chemnitz bezogen, welche jetzt

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[0004] 1870 1860 St. Paul, Minnesota.. 20,045 10,401 Brooklyn...... 396,661 266,661 Boston....... 253,323 177,812 Peoria, Jllinois.... 22,854 14,045 Worcester, Massachusetts.. 41,115 _4,960 Cambridge, Massachusetts. 39,650 26,060 Lawrence, Massachusetts.. 29,932 17,639 Lynn, Massachusetts... 28,231 19,083 Springfield, Massachusetts. 26,706 15,199 New Bedford..... 31,243 22,300 Syracuse, Newyork... 43,081 28,119 Erie, Pennsylvania... 19,742 9,419 * Zusammenlegung von Grundstücken. Aus Darmstadt wird mitgetheilt, daß der Bericht über die Vorlage der Regierung wegen Revision des Gesetzes vom 24. Dezember 1857, betreffend die Zusammenlegung der Grundstücke, seinem Druck entgegensieht. Hier- nach ist nunmehr Aussicht vorhanden, daß jenes für die landwirth- schaftlichen Verhältnisse ungemein wichtige Gesetz auch bald zu Stande kommen wird, denn von dem bestehenden Gesetz wird wegen dessen Schwerfälligkeit kein Gebrauch gemacht und der Zweck, den man beim Erlaß desselben im Auge gehabt, nicht erreicht. * Volksküchen. Der Betrieb der Hamburger Volksküche hat im letzten Jahr gute Resultate ergeben. Dieselbe wurde durch- schnittlich täglich von 750 Personen besucht. Die erzielten Ueber- schüsse werden jetzt zur Errichtung von zwei neuen Küchen verwendet. Handel und Verkehr. * Geldwesen. Seit dem 11. Oktober sind neue Fünffranken- stücke in Silber, die in Bordeaux geprägt wurden, im Umlauf; sie zeigen die Worte: „ République fraçaise “ und „ Dieu protège la France.“ Man hat die Stempel von 1848 benutzt und nur die Jahreszahl verändert. * Papiergeld. Jn Frankreich macht man jetzt interessante Versuche, dem abgeschnittenen Verkehr mit der Bank von Frankreich und vielen Städten abzuhelfen, um Geld zu erhalten. Wie das „Bremer Handelsblatt“ mittheilt, hat man in Havre, Dieppe, Lille ein Lokal = Papiergeld gemacht, weil kein Silber mehr da war. Jn Lyon prägen die Goldschmiede aus Silbergeschirr Münzen. Jm Jndre=Departement gibt der Receveur général gegen jede ihm übergebene 1000 Fr.=Note kleinere Abschnitte aus. Jn Evreur gibt die Gemeinde Papiergeld in Gestalt von Steuerzetteln aus. Die Diskontobank in Rouen hat 5 und 10 Fr.=Noten aus- gegeben. Jn Bordeaux behilft man sich mit englischem Geld. * Würtembergische Depositenbank. Das Defizit der Würtem- bergischen Depositenbank beträgt 456,455 fl. Den Hauptverlust- posten bildet der Effektenkonto, erzeugt durch Börsenspiel des früheren Direktors. * Konkurrenz der Elsässer Jndustrie. Die Leipziger Handelskammer hat die Befürchtung deutscher Jndustrieller vor der Konkurrenz der Elsässer für grundlos erklärt und in ihrer Sitzung vom 17. d. folgenden Antrag angenommen: „Die hohe Staats- regierung wolle ihren Einfluß verwenden, daß bei dem Friedensver- trag mit Frankreich, beziehentlich bei der Erneuerung des Handels- vertrages, eine billige Reciprocität und das Prinzip einfacher spezi- fischer Zölle gewahrt, insbesondere die französischen Eingangszölle für Garne auf die diesseitigen Sätze ermäßigt werden.“ * Aufhebung von Ausfuhrverboten. Der preuß. „ Staats- anzeiger “ publizirt eine k. Verordnung vom 13. d. M. betreffend die Aufhebung des Verbots der Ausfuhr und Durchfuhr von Rindvieh, Schweinen und Schafvieh, sowie die Aufhebung des Verbots der Ausfuhr und Durchfuhr von Steinkohlen und Coaks für die Grenze südlich von Malmedy bis Saarbrücken einschließlich. * Frachtgüter. Jm Straßburger Zollamte hat sich eine große Menge Frachtgüter vorgefunden, wozu die Begleitpapiere fehlen und die Adressaten nicht bekannt sind. Wer Güter nach dem Elsaß gesandt, möge nachsehen. * Die Korrespondenzkarte. Der „Oestr. Oekonomist“ macht die sehr richtige Bemerkung, daß ohne Korrespondenzkarten im gegen- wärtigen Kriege nicht der zehnte Theil der zwischen den Soldaten und ihren Familien jetzt gewechselten Mittheilungen erfolgt wäre. Die Korrespondenzkarte ist bekanntlich eine östreichische Erfindung, und kann als Verkehrsmittel für die untern Klassen, die eine eigenthüm- liche Scheu vor Feder und Tinte haben, und bekanntlich oft Jahre lang ihre Angehörigen in Ungewißheit lassen, bevor sie es über sich bringen, einen Brief zu schreiben, nicht hoch genug geschätzt werden, namentlich wenn sie, wie in Oestreich, nur dasselbe Porto zahlt, wie die Bandsendung. Es ist unbegreiflich, allein es ist Thatsache, daß selbst im jetzigen Kriege noch sogar Offiziere nach großen Schlachten ec. ihre Familien Wochen lang ohne Nachricht gelassen haben, obwohl sie die beste Postverbindung hatten. * Eisenbahnwesen. Die Eisenbahn von Remilly nach Pontamousson zur Umgehung von Metz hat bewiesen, daß unsere Jngenieure mit derselben Schnelligkeit bauen können, die man den Amerikanern nachrühmt. Am 9. August wurde der Auftrag zum Bau ertheilt, am 13. war die Strecke Saarbrücken=Remilly hergestellt und am 14. begann der Bau der neuen Linie. Binnen 5 Wochen war die Aufgabe gelöst und am 23. September wurde die neue Bahn eröffnet. Dieselbe enthält 2 Viadukte, von welchen der größte 350 Fuß lang und 22 Fuß hoch ist, zwei Brücken über die Mosel und eine über die Seille, alles in Holz ausgeführt. Um rasch zu bauen mußte man die schärfst möglichen Kurven und Stei- gungen ( 1: 40 ) nehmen. Die Ausführung war der Art, daß man die meisten Strecken mit 30 Fuß Geschwindigkeit fahren kann. -- Auf der Main=Neckarbahn trat mit dem 20. d. für den Personenverkehr ein neuer Fahrplan in Kraft. -- Die Alsenzbahn soll bereits am 24. d. von Kaisers- lautern bis Winnweiler dem Verkehr übergeben worden sein. * Kanalwesen in Amerika. Ueber das Projekt eines Schiffs- kanals zwischen dem Huron= und Ontariosee legte kürzlich der Prä- sident der Handelskammer von Chicago einen ausführlichen Bericht vor, demzufolge der Kanal eine Länge von 60 Meilen haben und einen Kostenaufwand von circa 40 Millionen Dollars verursachen würde. Vermittelst dieses Kanals würden Schiffe von Chicago die oberen Seen und den St. Lorenzstrom passiren, auf direktem Wege Liverpool circa 30 Stunden eher erreichen als via Erie=Kanal und New=York. Gewerbe. * Patentwesen. Patentgesuche in Bayern, welche kosmetische und Geheimmittel betreffen, sind in Zukunft an das Staatsministe- rium zu richten und nicht mehr an das Ministerium des Handels und der öffentlichen Arbeiten. -- Patente in Frankreich. Durch Dekret vom 10. Sept. sind alle Erfinder, welche seit dem 25. August die jährliche Taxe zu zahlen verhindert waren, von dieser Pflicht entbunden, während ihre Patente in Kraft bleiben. Es wird später ein Termin festgesetzt wer- den zur nachträglichen Bezahlung der Taxe. * Starke Konkurrenz. Der Grundsatz, daß jede Arbeit des Lohnes werth sei, scheint bei den Buchdruckern nicht überall zur Geltung zu gelangen. Bekanntlich hat das eidgenössische Depar- tement des Jnnern für die nächste eidgenössische Volkszählung eine Lieferung von Zählungstabellen zur Konkurrenz ausgeschrieben. Eine Buchdruckerei in Lausanne verlangte Fr. 7. 90 für das Tausend, fünf Berner verlangten zwischen Fr. 5. 90 und Fr. 4. 20, ein Winterthurer Fr. 2. 10. Aber dies ist alles nichts! Ein unge- nannter Solothurner Drucker forderte Fr. 2, und Herr Schwen- dimann daselbst Fr. 1. 30 für das Tausend Tabellen. Dazu hat er noch die Verpackung ( Kisten ) zu liefern. Die „Typographia“ rügt mit ernsten Worten diese Konkurrenzpfuscherei, welche sich jedoch wohl von selbst legen wird, da der Wettbewerb sein Heilmittel in sich selbst trägt. * Eisenbahnwagen für Rußland. Die sich von Monat zu Monat mehr entwickelnden russischen Eisenbahnen erfordern momentan durchschnittlich jährlich die Herstellung von circa 6500 Stück Waggons. Da die eigenen russischen Fabriken in Warschau davon aber nur 2000 liefern konnten, so wurde der Rest von auswärtigen Fabriken, namentlich aus Hamburg, Berlin und Chemnitz bezogen, welche jetzt

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 704. Frankfurt a. M., 29. Oktober 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0704_1870/4>, abgerufen am 19.04.2024.