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Der Arbeitgeber. Nr. 1056. Frankfurt a. M., 28. Juli 1877.

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Preis: 1 / 4 jährlich Mk. 2.40,
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II.

Man hat sich deshalb in der neueren Zeit mehr den rein
chemischen Mitteln zugewendet, welche man entweder direkt in den
Kessel brachte oder zur vorherigen Reinigung des Wassers ver-
wandte. Auch hier sind unzählige Mittel vorgeschlagen und ver-
sucht worden, allein keines befriedigt, die aber, welche wirksam
sind, müssen mit großer Vorsicht angewendet werden, damit sie
den Kessel nicht beschädigen. Eines der ältesten und besten, Chlor-
barium,
wurde schon i. J. 1826 verwendet und später von
Kuhlmann, Rühlmann, Baist, Reichel, Hasenclever

u. A. empfohlen. Das Chlorbarium verbindet sich nämlich mit
schwefelsaurem Kalk oder Gips, dem schlimmsten Kesselstein=Erzeuger,
zu unlöslichem Barium=Sulfat und leicht löslichem Kalzium=Chlorid,
es muß aber in der richtigen Menge genommen werden: zuviel
greift den Kessel an, zu wenig hilft nichts. Prof. Varrentrapp
hat vor dem Mittel, wenn es stets in Ueberfluß im Kessel wäre,
gewarnt ( s. Wagner's J. B. 1866 ) , weil das schwefels. Barium
mit dem unzersetzt ausgeschiedenen Gips fest zusammenbacke. Bei
magnesiahaltigen Speisewassern scheiden sich saure Dämpfe ab,
welche den Kessel zerfressen, für Wasser mit kohlensaurem Kalk ist
Chlorbarium unwirksam: es ist nur für gipshaltiges geeignet.

Diese Einseitigkeit war Veranlassung, daß man das Barium
mit Soda, Salmiak, Oxalsäure u. a. Stoffen mischte, welche den
kohlensauren Kalk zersetzen. Ein von Sauerwein untersuchtes
Mittel bestand nur aus Chlorbarium und Kohle, das sog. Hallogenin
von Berlin aus Chlorbarium, Salmiak und Katechu; es verhinderte
aber die Kesselstein=Bildung keineswegs, und griff die Kessel so
an, daß Horn in einem solchen, der in allen Fugen undicht ge-
worden war, an 80 Kilog. pulverförmiges Chloreisen vorfand.
Marohn's Antikesselstein besteht aus Chlorbarium, Salmiak
und Eisenocker, hat sich aber nach den Erfahrungen des Magdeburger
Dampfkessel=Revisionsvereins ebensowenig bewährt, obwohl Zeug-
nisse für dessen Güte vorliegen ( Preis: 200 M. die 100 Kilog ) .
Der Antikesselstein von Meyn & Comp. ist derselbe wie der von
Marohn, das Polyt. Journ. meint, man habe wegen der ungünstigen
Urtheile der Presse den Namen geändert. Das Kesselstein-
Pulver von Weyel
besteht aus Chlorbarium, Salmiak und Eisen-
chlorür und hat sich durchaus nicht bewährt. Das Katalan von
Jsrael, Jonathan & Co., sowie das Kesselstein=Pulver von
May ist reiner Kalk oder Kalkabfall ( Preis 60 M., Werth 2 M. )
und nicht blos unwirksam, sondern höchst schädlich. -- Kalk ebenso
wie Kalkmilch, so schätzenswerth sie sonst zur Ausscheidung
mancher Stoffe sind, können in einem Kessel durch einen Ueberschuß
von Aetzkalk sehr gefährlich werden und vermehren, wie bereits bemerkt,
die Menge des leicht festbrennenden Schlammes, abgesehen davon,
daß sie Kesselstein aus gipshaltigem Wasser überhaupt nicht verhindern.

Da das Chlorbarium sich nicht bewährte, so gingen Dam
& Trebitz zum Kalium- und Natrium=Hydrat über, wo-
gegen sich aber Prof. Knapp entschieden aussprach. Prof. Fre-
senius
und Kuhlmann empfahlen dann reine Soda, die zwar
wirksam war, aber die Kesselbleche zu sehr angriff. Chandellon
mischte ihr deshalb Ochsenblut und Stärke bei; allein auch das half
nicht: die Mißstände waren nicht zu beseitigen. Mather, Davis,
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( Patent von 1872 ) , Long u. A. standen deshalb von
allen künstlichen Mitteln ab und suchten den Kesselstein durch häu-
figes Ausblasen des Kessels zu beseitigen, für welchen Zweck
Mandsley & Field schon im Jahre 1826 sich Apparate hatten
patentiren lassen, allein der Kesselstein ist dadurch nicht zu verhüten,
weil der kohlensaure Kalk schon beim Kochen und der Gips bei
130° C. abgeschieden wird, so daß sie beim Ausblasen bereits fest-
sitzen. -- Betts ( englisch. Patent von 1874 ) empfahl Salzsäure
in entsprechender Menge, was aber weder neu noch empfehlens-
werth ist. Das im Jahr 1875 aufgetauchte Apparatine ( mit kau-
stischen Alkalien gekochte Stärke ) gehört zu den schleimigen Stoffen,
von denen oben die Rede war.

Alle diese Mittel, Apparate und Verfahren sind heute fast
gänzlich verlassen. Man ist jetzt zu dem allein richtigen Grundsatze
gekommen, die den Kesselstein bildenden Stoffe überhaupt nicht in
den Kessel gelangen zu lassen, d. h. das Wasser zu reinigen,
bevor es in den Kessel kommt.

Auf dieser Grundlage beruhen alle Systeme, welche theils
durch chemische Mittel, theils durch mechanische oder eine Kombina-
tion beider die mineralischen Bestandtheile des Wassers vor seiner
Verwendung zu entfernen suchen. Wienhaus verwendete dazu
Salzsäure, nach Haber bildeten die nicht zersetzten Karbonate
aber dennoch Kesselstein, und die Bleche wurden stark angegriffen.
Duclos de Boussois nahm Chlorbarium zur Salzsäure und ließ
das gereinigte Wasser zur Entfernung überschüssiger Säure durch
eine Schicht Kalksteine laufen. Das Unpraktische dieses Vorschlages
liegt auf der Hand ( s. Polyt. Journ. von 1855, 1866 u. 1874 ) .
Friedrich versetzte das Speisewasser mit Holzessig, der aber
für gipshaltiges Wasser unwirksam ist. Longley fügt deshalb
Theer hinzu, allein ohne Erfolg. Selbst Branntwein=Spülicht
wurde verwendet. Flesselle schlug schon im Jahre 1840 Koch-
salz vor, Ritterbandt ließ sich im Jahr 1845 ein Gemisch
von Chlor=Ammonium und essig= oder salpetersaurem Ammonium
patentiren, und erhielt von der Society of Arts dafür sogar die
goldene Jsis=Medaille, allein wie Davy, Burg, Bolzano u. A.
fanden, setzten sich trotz Anwendung von Salmiak Krusten ab und
das Metall wurde sehr stark angegriffen. Nur bei weichem Fluß-
wasser bewährte sich das Mittel.

Das Barium, welches für Gips ein gutes Reinigungs-
Mittel ist und in einzelnen Fällen auch mit Erfolg verwendet
wird, wurde schon sehr frühe in Vorschlag gebracht. Dasselbe
ist überall da wirksam, wo das Wasser nur Gips enthält. Da
dieses aber meist auch kohlensauren Kalk und andere Bestandtheile
mit sich führt, so kann das Barium nur eine sehr beschränkte
Anwendung finden.

Würtz & Brescius halten das kohlensaure Barium
für geeigneter als das gewöhnlich gebrauchte schwefelsaure, Solly
empfahl oxalsaures, Lelong=Burnet Barium=Hydrat, allein
für gipshaltiges Wasser taugt dies nicht, abgesehen davon, daß
diese Mittel viel zu theuer sind.

Kalk ist schon im vorigen Jahrhundert als Wasserreinigungs-
Mittel bekannt gewesen, Clark nahm trotzdem i. J. 1842 ein
Patent darauf. Brescius hat in sofern guten Erfolg damit er-
zielt, als sich die Menge des Kesselsteins verminderte: als aber
die Reinigung nicht mehr kontrolirt wurde, bildete sich ein "sehr
fester Kesselstein". -- Knab nahm Aetzkalk und filtrirte mit
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sucht worden, allein keines befriedigt, die aber, welche wirksam
sind, müssen mit großer Vorsicht angewendet werden, damit sie
den Kessel nicht beschädigen. Eines der ältesten und besten, Chlor-
barium,
wurde schon i. J. 1826 verwendet und später von
Kuhlmann, Rühlmann, Baist, Reichel, Hasenclever

u. A. empfohlen. Das Chlorbarium verbindet sich nämlich mit
schwefelsaurem Kalk oder Gips, dem schlimmsten Kesselstein=Erzeuger,
zu unlöslichem Barium=Sulfat und leicht löslichem Kalzium=Chlorid,
es muß aber in der richtigen Menge genommen werden: zuviel
greift den Kessel an, zu wenig hilft nichts. Prof. Varrentrapp
hat vor dem Mittel, wenn es stets in Ueberfluß im Kessel wäre,
gewarnt ( s. Wagner's J. B. 1866 ) , weil das schwefels. Barium
mit dem unzersetzt ausgeschiedenen Gips fest zusammenbacke. Bei
magnesiahaltigen Speisewassern scheiden sich saure Dämpfe ab,
welche den Kessel zerfressen, für Wasser mit kohlensaurem Kalk ist
Chlorbarium unwirksam: es ist nur für gipshaltiges geeignet.

Diese Einseitigkeit war Veranlassung, daß man das Barium
mit Soda, Salmiak, Oxalsäure u. a. Stoffen mischte, welche den
kohlensauren Kalk zersetzen. Ein von Sauerwein untersuchtes
Mittel bestand nur aus Chlorbarium und Kohle, das sog. Hallogenin
von Berlin aus Chlorbarium, Salmiak und Katechu; es verhinderte
aber die Kesselstein=Bildung keineswegs, und griff die Kessel so
an, daß Horn in einem solchen, der in allen Fugen undicht ge-
worden war, an 80 Kilog. pulverförmiges Chloreisen vorfand.
Marohn's Antikesselstein besteht aus Chlorbarium, Salmiak
und Eisenocker, hat sich aber nach den Erfahrungen des Magdeburger
Dampfkessel=Revisionsvereins ebensowenig bewährt, obwohl Zeug-
nisse für dessen Güte vorliegen ( Preis: 200 M. die 100 Kilog ) .
Der Antikesselstein von Meyn & Comp. ist derselbe wie der von
Marohn, das Polyt. Journ. meint, man habe wegen der ungünstigen
Urtheile der Presse den Namen geändert. Das Kesselstein-
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chlorür und hat sich durchaus nicht bewährt. Das Katalan von
Jsrael, Jonathan & Co., sowie das Kesselstein=Pulver von
May ist reiner Kalk oder Kalkabfall ( Preis 60 M., Werth 2 M. )
und nicht blos unwirksam, sondern höchst schädlich. -- Kalk ebenso
wie Kalkmilch, so schätzenswerth sie sonst zur Ausscheidung
mancher Stoffe sind, können in einem Kessel durch einen Ueberschuß
von Aetzkalk sehr gefährlich werden und vermehren, wie bereits bemerkt,
die Menge des leicht festbrennenden Schlammes, abgesehen davon,
daß sie Kesselstein aus gipshaltigem Wasser überhaupt nicht verhindern.

Da das Chlorbarium sich nicht bewährte, so gingen Dam
& Trebitz zum Kalium- und Natrium=Hydrat über, wo-
gegen sich aber Prof. Knapp entschieden aussprach. Prof. Fre-
senius
und Kuhlmann empfahlen dann reine Soda, die zwar
wirksam war, aber die Kesselbleche zu sehr angriff. Chandellon
mischte ihr deshalb Ochsenblut und Stärke bei; allein auch das half
nicht: die Mißstände waren nicht zu beseitigen. Mather, Davis,
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( Patent von 1872 ) , Long u. A. standen deshalb von
allen künstlichen Mitteln ab und suchten den Kesselstein durch häu-
figes Ausblasen des Kessels zu beseitigen, für welchen Zweck
Mandsley & Field schon im Jahre 1826 sich Apparate hatten
patentiren lassen, allein der Kesselstein ist dadurch nicht zu verhüten,
weil der kohlensaure Kalk schon beim Kochen und der Gips bei
130° C. abgeschieden wird, so daß sie beim Ausblasen bereits fest-
sitzen. -- Betts ( englisch. Patent von 1874 ) empfahl Salzsäure
in entsprechender Menge, was aber weder neu noch empfehlens-
werth ist. Das im Jahr 1875 aufgetauchte Apparatine ( mit kau-
stischen Alkalien gekochte Stärke ) gehört zu den schleimigen Stoffen,
von denen oben die Rede war.

Alle diese Mittel, Apparate und Verfahren sind heute fast
gänzlich verlassen. Man ist jetzt zu dem allein richtigen Grundsatze
gekommen, die den Kesselstein bildenden Stoffe überhaupt nicht in
den Kessel gelangen zu lassen, d. h. das Wasser zu reinigen,
bevor es in den Kessel kommt.

Auf dieser Grundlage beruhen alle Systeme, welche theils
durch chemische Mittel, theils durch mechanische oder eine Kombina-
tion beider die mineralischen Bestandtheile des Wassers vor seiner
Verwendung zu entfernen suchen. Wienhaus verwendete dazu
Salzsäure, nach Haber bildeten die nicht zersetzten Karbonate
aber dennoch Kesselstein, und die Bleche wurden stark angegriffen.
Duclos de Boussois nahm Chlorbarium zur Salzsäure und ließ
das gereinigte Wasser zur Entfernung überschüssiger Säure durch
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Theer hinzu, allein ohne Erfolg. Selbst Branntwein=Spülicht
wurde verwendet. Flesselle schlug schon im Jahre 1840 Koch-
salz vor, Ritterbandt ließ sich im Jahr 1845 ein Gemisch
von Chlor=Ammonium und essig= oder salpetersaurem Ammonium
patentiren, und erhielt von der Society of Arts dafür sogar die
goldene Jsis=Medaille, allein wie Davy, Burg, Bolzano u. A.
fanden, setzten sich trotz Anwendung von Salmiak Krusten ab und
das Metall wurde sehr stark angegriffen. Nur bei weichem Fluß-
wasser bewährte sich das Mittel.

Das Barium, welches für Gips ein gutes Reinigungs-
Mittel ist und in einzelnen Fällen auch mit Erfolg verwendet
wird, wurde schon sehr frühe in Vorschlag gebracht. Dasselbe
ist überall da wirksam, wo das Wasser nur Gips enthält. Da
dieses aber meist auch kohlensauren Kalk und andere Bestandtheile
mit sich führt, so kann das Barium nur eine sehr beschränkte
Anwendung finden.

Würtz & Brescius halten das kohlensaure Barium
für geeigneter als das gewöhnlich gebrauchte schwefelsaure, Solly
empfahl oxalsaures, Lelong=Burnet Barium=Hydrat, allein
für gipshaltiges Wasser taugt dies nicht, abgesehen davon, daß
diese Mittel viel zu theuer sind.

Kalk ist schon im vorigen Jahrhundert als Wasserreinigungs-
Mittel bekannt gewesen, Clark nahm trotzdem i. J. 1842 ein
Patent darauf. Brescius hat in sofern guten Erfolg damit er-
zielt, als sich die Menge des Kesselsteins verminderte: als aber
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fester Kesselstein“. -- Knab nahm Aetzkalk und filtrirte mit
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[0001] Der „Arbeitgeber“ erscheint wöchentlich, Preis: 1 / 4 jährlich Mk. 2.40, mit Postporto Mk. 3. Anzeigen: für die drei- spaltige Petitzeile oder deren Raum 20 Pf. Der Betrag wird durch Postnachnahme er- hoben. Kleine Beträge können durch Briefmarken ausge=. glichen werden . Verlag des „Arbeitgeber“ Hochstraße Nr. 37. Der Arbeitgeber. Archiv für Volkswirthschaft und neue Erfindungen, Central-Anzeiger für den Arbeitmarkt. Bestellungen werden von allen Postämtern u. Buchhandlun- gen angenommen. Das Patent= und Maschinen- Geschäft des „Arbeitgeber“ übernimmt die Ausführung neuer Erfindungen, vermittelt den Ankauf ( zum Fabrik- preis ) und Verkauf von Ma- schinen aller Art, es besorgt Patente für alle Länder und übernimmt deren Ver- werthung. Nro 1056. Frankfurt a. M., 28. Juli. 1877. Eine neue Erfindung. II. Man hat sich deshalb in der neueren Zeit mehr den rein chemischen Mitteln zugewendet, welche man entweder direkt in den Kessel brachte oder zur vorherigen Reinigung des Wassers ver- wandte. Auch hier sind unzählige Mittel vorgeschlagen und ver- sucht worden, allein keines befriedigt, die aber, welche wirksam sind, müssen mit großer Vorsicht angewendet werden, damit sie den Kessel nicht beschädigen. Eines der ältesten und besten, Chlor- barium, wurde schon i. J. 1826 verwendet und später von Kuhlmann, Rühlmann, Baist, Reichel, Hasenclever u. A. empfohlen. Das Chlorbarium verbindet sich nämlich mit schwefelsaurem Kalk oder Gips, dem schlimmsten Kesselstein=Erzeuger, zu unlöslichem Barium=Sulfat und leicht löslichem Kalzium=Chlorid, es muß aber in der richtigen Menge genommen werden: zuviel greift den Kessel an, zu wenig hilft nichts. Prof. Varrentrapp hat vor dem Mittel, wenn es stets in Ueberfluß im Kessel wäre, gewarnt ( s. Wagner's J. B. 1866 ) , weil das schwefels. Barium mit dem unzersetzt ausgeschiedenen Gips fest zusammenbacke. Bei magnesiahaltigen Speisewassern scheiden sich saure Dämpfe ab, welche den Kessel zerfressen, für Wasser mit kohlensaurem Kalk ist Chlorbarium unwirksam: es ist nur für gipshaltiges geeignet. Diese Einseitigkeit war Veranlassung, daß man das Barium mit Soda, Salmiak, Oxalsäure u. a. Stoffen mischte, welche den kohlensauren Kalk zersetzen. Ein von Sauerwein untersuchtes Mittel bestand nur aus Chlorbarium und Kohle, das sog. Hallogenin von Berlin aus Chlorbarium, Salmiak und Katechu; es verhinderte aber die Kesselstein=Bildung keineswegs, und griff die Kessel so an, daß Horn in einem solchen, der in allen Fugen undicht ge- worden war, an 80 Kilog. pulverförmiges Chloreisen vorfand. Marohn's Antikesselstein besteht aus Chlorbarium, Salmiak und Eisenocker, hat sich aber nach den Erfahrungen des Magdeburger Dampfkessel=Revisionsvereins ebensowenig bewährt, obwohl Zeug- nisse für dessen Güte vorliegen ( Preis: 200 M. die 100 Kilog ) . Der Antikesselstein von Meyn & Comp. ist derselbe wie der von Marohn, das Polyt. Journ. meint, man habe wegen der ungünstigen Urtheile der Presse den Namen geändert. Das Kesselstein- Pulver von Weyel besteht aus Chlorbarium, Salmiak und Eisen- chlorür und hat sich durchaus nicht bewährt. Das Katalan von Jsrael, Jonathan & Co., sowie das Kesselstein=Pulver von May ist reiner Kalk oder Kalkabfall ( Preis 60 M., Werth 2 M. ) und nicht blos unwirksam, sondern höchst schädlich. -- Kalk ebenso wie Kalkmilch, so schätzenswerth sie sonst zur Ausscheidung mancher Stoffe sind, können in einem Kessel durch einen Ueberschuß von Aetzkalk sehr gefährlich werden und vermehren, wie bereits bemerkt, die Menge des leicht festbrennenden Schlammes, abgesehen davon, daß sie Kesselstein aus gipshaltigem Wasser überhaupt nicht verhindern. Da das Chlorbarium sich nicht bewährte, so gingen Dam & Trebitz zum Kalium- und Natrium=Hydrat über, wo- gegen sich aber Prof. Knapp entschieden aussprach. Prof. Fre- senius und Kuhlmann empfahlen dann reine Soda, die zwar wirksam war, aber die Kesselbleche zu sehr angriff. Chandellon mischte ihr deshalb Ochsenblut und Stärke bei; allein auch das half nicht: die Mißstände waren nicht zu beseitigen. Mather, Davis, Hardester ( Patent von 1872 ) , Long u. A. standen deshalb von allen künstlichen Mitteln ab und suchten den Kesselstein durch häu- figes Ausblasen des Kessels zu beseitigen, für welchen Zweck Mandsley & Field schon im Jahre 1826 sich Apparate hatten patentiren lassen, allein der Kesselstein ist dadurch nicht zu verhüten, weil der kohlensaure Kalk schon beim Kochen und der Gips bei 130° C. abgeschieden wird, so daß sie beim Ausblasen bereits fest- sitzen. -- Betts ( englisch. Patent von 1874 ) empfahl Salzsäure in entsprechender Menge, was aber weder neu noch empfehlens- werth ist. Das im Jahr 1875 aufgetauchte Apparatine ( mit kau- stischen Alkalien gekochte Stärke ) gehört zu den schleimigen Stoffen, von denen oben die Rede war. Alle diese Mittel, Apparate und Verfahren sind heute fast gänzlich verlassen. Man ist jetzt zu dem allein richtigen Grundsatze gekommen, die den Kesselstein bildenden Stoffe überhaupt nicht in den Kessel gelangen zu lassen, d. h. das Wasser zu reinigen, bevor es in den Kessel kommt. Auf dieser Grundlage beruhen alle Systeme, welche theils durch chemische Mittel, theils durch mechanische oder eine Kombina- tion beider die mineralischen Bestandtheile des Wassers vor seiner Verwendung zu entfernen suchen. Wienhaus verwendete dazu Salzsäure, nach Haber bildeten die nicht zersetzten Karbonate aber dennoch Kesselstein, und die Bleche wurden stark angegriffen. Duclos de Boussois nahm Chlorbarium zur Salzsäure und ließ das gereinigte Wasser zur Entfernung überschüssiger Säure durch eine Schicht Kalksteine laufen. Das Unpraktische dieses Vorschlages liegt auf der Hand ( s. Polyt. Journ. von 1855, 1866 u. 1874 ) . Friedrich versetzte das Speisewasser mit Holzessig, der aber für gipshaltiges Wasser unwirksam ist. Longley fügt deshalb Theer hinzu, allein ohne Erfolg. Selbst Branntwein=Spülicht wurde verwendet. Flesselle schlug schon im Jahre 1840 Koch- salz vor, Ritterbandt ließ sich im Jahr 1845 ein Gemisch von Chlor=Ammonium und essig= oder salpetersaurem Ammonium patentiren, und erhielt von der Society of Arts dafür sogar die goldene Jsis=Medaille, allein wie Davy, Burg, Bolzano u. A. fanden, setzten sich trotz Anwendung von Salmiak Krusten ab und das Metall wurde sehr stark angegriffen. Nur bei weichem Fluß- wasser bewährte sich das Mittel. Das Barium, welches für Gips ein gutes Reinigungs- Mittel ist und in einzelnen Fällen auch mit Erfolg verwendet wird, wurde schon sehr frühe in Vorschlag gebracht. Dasselbe ist überall da wirksam, wo das Wasser nur Gips enthält. Da dieses aber meist auch kohlensauren Kalk und andere Bestandtheile mit sich führt, so kann das Barium nur eine sehr beschränkte Anwendung finden. Würtz & Brescius halten das kohlensaure Barium für geeigneter als das gewöhnlich gebrauchte schwefelsaure, Solly empfahl oxalsaures, Lelong=Burnet Barium=Hydrat, allein für gipshaltiges Wasser taugt dies nicht, abgesehen davon, daß diese Mittel viel zu theuer sind. Kalk ist schon im vorigen Jahrhundert als Wasserreinigungs- Mittel bekannt gewesen, Clark nahm trotzdem i. J. 1842 ein Patent darauf. Brescius hat in sofern guten Erfolg damit er- zielt, als sich die Menge des Kesselsteins verminderte: als aber die Reinigung nicht mehr kontrolirt wurde, bildete sich ein „sehr fester Kesselstein“. -- Knab nahm Aetzkalk und filtrirte mit

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 1056. Frankfurt a. M., 28. Juli 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber1056_1877/1>, abgerufen am 29.03.2024.