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Der Arbeitgeber. Nr. 1056. Frankfurt a. M., 28. Juli 1877.

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[Spaltenumbruch] kardirter Wolle, Haas Soda, Kohlrausch ebenfalls, indem er den
abgehenden Dampf zum Erwärmen benutzte. Van den Corput,
Buff
und Versmann setzten Wasserglas dazu. Smith wollte
den Kalk durch kieselsaures Eisen, Barium oder Magnesium fällen,
Schulze kombinirte die Soda mit der Kalkmilch, Nolden, der
den Gips mit seinem Apparat nicht beseitigen konnte, nahm auch
zum Chlorbarium seine Zuflucht, allein es ist klar, daß das
Wasser dadurch nur theilweise gereinigt wird.

Am besten bewährt haben sich noch die Verfahren von Be-
renger
& Stingl und von E. de Haen. Ersterer verwendet
Kalkmilch oder Chlorbarium mit Kalkmilch, neuerdings auch Kalk
mit Natronlauge. Das Wasser wird in einem besonderen Apparate
damit behandelt und dann über Filter von Hobelspänen und Koks-
Abfällen in eiserne Behälter geführt. Muß das Wasser durch zwei
chemische Mittel gereinigt werden, so nimmt man zwei Mischgefäße.
Die nöthige Kalkmenge muß vorher genau bestimmt werden, weil
ein Ueberschuß die Filter verstopft. Dadurch wurde aber der
Gips nicht beseitigt, weshalb man später ( 1875 ) Aetznatron hinzu-
nahm, das auch in ganz bestimmten Verhältnissen genommen werden
muß. Abgesehen von der Schwierigkeit und Bedenklichkeit dieser
Operationen sind die Einrichtungskosten, wie Dr. Fischer richtig
hervorhebt, so bedeutend, und Reparaturen so häufig, daß "die
Verwendung ( dieses Systemes ) wohl nur in seltenen Fällen
empfehlenswerth" erscheint. Wie Stingl selbst angibt ( Polyt. J.
B. 209. S. 186 ) ist es auch nur in 8 Anstalten zur Anwendung
gekommen.

Mehr Verbreitung hat das Verfahren von Haen gefunden,
das wohl auch das brauchbarste unter den bis jetzt vorhandenen
ist, aber auch ziemlich kostspielige Einrichtungen erfordert. Haen
mischt wie Berenger in besonderen Behältern Chlorbarium und
Kalkmilch bei und läßt den Niederschlag absetzen. Das Erstere
dient zum Ausscheiden des Gipses, die letztere gegen den kohlen-
sauren Kalk. Die Mengen der Chemikalien müssen für eine be-
stimmte Wassermenge genau abgewogen und das Wasser muß
vorher sorgfältig analysirt werden, weil beide Mittel im Wasser
löslich sind und jeder Ueberschuß außerordentlich nachtheilig auf
den Kessel einwirkt; derselbe greift nicht blos das Metall an, sondern
bildet selbst Kesselstein, während im Gegentheil eine zu geringe
Menge den Kesselstein nicht verhütet. Bei dem neuen Mittel von Bohlig
ist das nicht der Fall, ein Ueberschuß ist gänzlich unschädlich, weil
das ganze Mittel unschädlich ist, und er kommt bei jeder nachfolgen-
den Reinigung wieder zur Verwendung, geht also nicht verloren.
Von den Arbeitern ist man bei dem neuen Mittel ganz unabhängig,
während das Haen'sche Verfahren eine ständige Kontrole erheischt.
Aus diesem Grunde sind denn auch bereits vielfach sehr ungünstige
Ergebnisse zu Tag getreten. Jm Niederrhein. Bezirksverein deutscher
Jngenieure machte im Dez. 1876 Osann Mittheilung über die
Nachtheile, welche sich im Bezirke des Bergischen Kessel=Ueberwachungs-
Vereins, namentlich in einigen Barmer Fabriken herausgestellt
haben, wo nicht blos der Kessel "bedeutende Corrosionen" zeigte,
sondern "sogar die Sieder stellenweise angegriffen waren. Man
vermuthete, daß das Wasser magnesiahaltig war, in welchem
Falle sich Salzsäure entwickelt, die den Kessel zerfrißt. Es ist dies
jedoch nicht blos bei der Magnesia der Fall, sondern wie oben er-
wähnt jedes Zuviel oder Zuwenig schädlich. Die Gefahr eines Ueber-
schusses liegt aber bei dem Aetzkalk, dessen Gehalt häufig wechselt, sehr
nahe und ist von den schlimmsten Folgen begleitet. -- Der
Magdeburger Kessel=Revisions=Verein hat das Haen'sche Ver-
fahren bei einer Anzahl Kessel eingeführt, aber auch nicht überall
mit günstigem Erfolg, weil die Gewichtsmengen genau eingehalten
werden müssen. "Der Hauptfehler wurde immer in dem allzu
großen Zusatz von Kalk gefunden," der "ebenfalls Kesselstein bildet."
Prof. Wagner gibt dafür folgende Regeln an: 1. "Es muß ein
kleiner Ueberschuß von Chlorbarium vorhanden sein." 2. "Der Kalk-
zusatz darf niemals so groß sein, daß rothes Lackmuspapier sofort
blau wird." 3. "Um den Zusatz an Chlor festzustellen, ist es
nothwendig, das Speisewasser einer Analyse zu unterwerfen."
4. "Der Zusatz von Kalk wird nur durch Lackmuspapier geregelt;
bei Anwendung desselben gehe man vorsichtig um, da ein
säurehaltiges Papier den Kalküberschuß nicht richtig

anzeigt." Nach Dehn's Erfahrungen ( D. Jnd. Ztg. 1874 ) ist
denn auch " ganz schlammfreies Wasser freilich nicht zu be-
kommen
". das neue Mittel dagegen liefert völlig schlammfreies
[Spaltenumbruch] Wasser und ist von dem Arbeiter ganz unabhängig: ob viel oder
wenig davon genommen wird, ist gleichgiltig. Erhitzen ist dort
sehr wesentlich, weil sich Baryt im kalten Wasser nur langsam
absetzt. Man braucht außerdem 3--4 Absetz=Behälter, während
beim Magnesia=Präparat einer genügt. Um die mißliche Arbeit des
Abwägens und Wassermessens nicht allzu oft vornehmen zu müssen,
soll man die Behälter möglichst groß wählen. Das hat aber auch
seine Grenze und ist in vielen Fällen gar nicht ausführbar. Einem
gewöhnlichen Arbeiter kann man die Manipulation kaum über-
lassen und der Maschinist wird sie als Nebenarbeit nicht übernehmen
können. -- Außerdem ist das Verfahren namentlich bei harten
Wassern, die doch hauptsächlich in Frage kommen, ziemlich kost-
spielig, weil das Atomgewicht des Chlorbariums ein hohes ist und
in Folge dessen viel davon zum Ausfällen des Gipses erforderlich
wird. Die gleiche Bewandtniß hat es mit dem Aetznatron, dessen
hoher Preis auch nicht unerheblich in die Wagschale fällt. Zur
Reinigung von Wasser für Bierbrauereien, Essigsiedereien u. dgl.
ist das Haen'sche Verfahren wegen der Giftigkeit des Chlorbariums
nicht anwendbar. ( Schluß folgt )

Arbeitmarkt. Die neuesten Berichte aus den Kreisen der
Berliner Jndustriellen und Kaufmannschaft, weisen in den meisten
Geschäftszweigen einen Rückgang gegen das Vorjahr nach; nur Con-
fection
u. Wäschefabrikation ergeben befriedigende Resultate;
bei Lithographen und Steindruckern übersteigt in der Schrift-
branche das Angebot die Nachfrage in hohem Maaße und kann
im Vermittlungsbureau von 10 Angeboten in der Woche, kaum
eines erledigt werden. Das Verdienst eines Druckers soll bei
10 stündiger angestrengter Akkordarbeit 15--18 Mark wöchentlich
betragen; Lithographen verdienen 15--24 Mk. Jn der Bunt-
druckerei
ist es etwas besser, auch in der Luxuspapierfabri-
kation
macht sich erhebliche Besserung geltend, so daß neuerdings
die dabei beschäftigten Arbeitskräfte vergrößert wurden. Oelfarben-
drucker
verdienen zwischen 15 und 24 Mk. und sind tüchtige
Kräfte gesucht. Hingegen liegt das sonst so blühende Berliner
Möbelgeschäft noch ganz darnieder. -- Aus Neu=Ruppin
in der Mark wird über Flauheit in den Gewerken geklagt, nur
Maurer welche früher 3 Mk., jetzt 2,50 Mk. verdienen, haben
in diesem Jahre reiche Beschäftigung. -- Jn Krossen und Um-
gegend liegt nach Mittheilungen an die "Social=Korr." das Tuch-
machergewerbe,
die Gelbgießerei und der Maschinenbau
arg darnieder. Arbeitsverhältnisse in Prenzlau und Pasewalk
sehr flau. Schuhmacher haben bei 11 stündiger dort üblicher
Arbeitszeit, bei freier Wohnung und Kost 2,50 -- 4 Mk. wöchent-
lich; Maurer 2,50; Tischler 10,50 -- 15 Mk.; Eisenarbeiter
stehen sich trotz stattgefundener Lohnabzüge etwas besser; dagegen
sind die Miethen sehr hoch und Lebensmittel noch theurer als in
Berlin. Cigarrenarbeiter verdienen in Pasewalk bei 11 stün-
diger Arbeitszeit 12--15 Mk. pro Woche und ist durch Einfüh-
rung schlechteren Materials der Lohn wesentlich heruntergegangen;
eine der größten dortigen Cigarren=Fabriken, diejenige von Kom.=Rth.
Walter, stellte ihre bisher in dem Zuchthaus zu Gollnow betriebene
Fabrikation ganz ein. Die Ziegelbrennerei in Ueckermünde
setzte ihre Löhne, welche in guter Zeit 15 Mk. betrugen, auf
9--12 Mk. herab. Wolgast beschäftigt noch sämmtliche Schiffs-
zimmerer
80 an der Zahl, mit 3 Mk. täglichem Verdienst. --
Königsberg klagt über mattes Geschäft; Maurer und Zim-
merer
haben zwar alle Arbeit, doch blieb der Verdienst gegen
die Vorjahre zurück; am übelsten dort geht es den Schlossern
und Maschinenbauern, denn viele sind ohne Arbeit und
die engagirten müssen mit Löhnen arbeiten, wie sie vor länger
denn 10 Jahren gezahlt wurden, dagegen findet man in denjeni-
gen Fabriken, wo weniger Jndustrie und vorwiegend Landwirth-
schaft und Viehzucht betrieben wird, fast nichts von den Einwir-
kungen des gewerblichen Nothstandes. So berichtet man aus ver-
schiedenen Bezirken des Kreises Stralsund, daß die dortigen
Arbeitskräfte für die Landwirthschaft nicht ausreichen und daher
vielfach westphälische Arbeiter eingestellt werden, welche bei verschie-
denen Nebeneinkünften, per Tag Mk. 1,75, ohne Nebenverdienst bei
freier Kost Mk. 2,50 verdienen. Die kleinen Handwerker,
Tischler, Schuhmacher, Schneider u. s. w. haben vollauf zu thun und
zahlen ihren Gesellen neben freier Wohnung und Kost Mk. 3,50
bis Mk. 4,50. -- Ebenso ist der Andrang ländlicher Arbeiter

[Spaltenumbruch] kardirter Wolle, Haas Soda, Kohlrausch ebenfalls, indem er den
abgehenden Dampf zum Erwärmen benutzte. Van den Corput,
Buff
und Versmann setzten Wasserglas dazu. Smith wollte
den Kalk durch kieselsaures Eisen, Barium oder Magnesium fällen,
Schulze kombinirte die Soda mit der Kalkmilch, Nolden, der
den Gips mit seinem Apparat nicht beseitigen konnte, nahm auch
zum Chlorbarium seine Zuflucht, allein es ist klar, daß das
Wasser dadurch nur theilweise gereinigt wird.

Am besten bewährt haben sich noch die Verfahren von Be-
renger
& Stingl und von E. de Haen. Ersterer verwendet
Kalkmilch oder Chlorbarium mit Kalkmilch, neuerdings auch Kalk
mit Natronlauge. Das Wasser wird in einem besonderen Apparate
damit behandelt und dann über Filter von Hobelspänen und Koks-
Abfällen in eiserne Behälter geführt. Muß das Wasser durch zwei
chemische Mittel gereinigt werden, so nimmt man zwei Mischgefäße.
Die nöthige Kalkmenge muß vorher genau bestimmt werden, weil
ein Ueberschuß die Filter verstopft. Dadurch wurde aber der
Gips nicht beseitigt, weshalb man später ( 1875 ) Aetznatron hinzu-
nahm, das auch in ganz bestimmten Verhältnissen genommen werden
muß. Abgesehen von der Schwierigkeit und Bedenklichkeit dieser
Operationen sind die Einrichtungskosten, wie Dr. Fischer richtig
hervorhebt, so bedeutend, und Reparaturen so häufig, daß „die
Verwendung ( dieses Systemes ) wohl nur in seltenen Fällen
empfehlenswerth“ erscheint. Wie Stingl selbst angibt ( Polyt. J.
B. 209. S. 186 ) ist es auch nur in 8 Anstalten zur Anwendung
gekommen.

Mehr Verbreitung hat das Verfahren von Haen gefunden,
das wohl auch das brauchbarste unter den bis jetzt vorhandenen
ist, aber auch ziemlich kostspielige Einrichtungen erfordert. Haen
mischt wie Berenger in besonderen Behältern Chlorbarium und
Kalkmilch bei und läßt den Niederschlag absetzen. Das Erstere
dient zum Ausscheiden des Gipses, die letztere gegen den kohlen-
sauren Kalk. Die Mengen der Chemikalien müssen für eine be-
stimmte Wassermenge genau abgewogen und das Wasser muß
vorher sorgfältig analysirt werden, weil beide Mittel im Wasser
löslich sind und jeder Ueberschuß außerordentlich nachtheilig auf
den Kessel einwirkt; derselbe greift nicht blos das Metall an, sondern
bildet selbst Kesselstein, während im Gegentheil eine zu geringe
Menge den Kesselstein nicht verhütet. Bei dem neuen Mittel von Bohlig
ist das nicht der Fall, ein Ueberschuß ist gänzlich unschädlich, weil
das ganze Mittel unschädlich ist, und er kommt bei jeder nachfolgen-
den Reinigung wieder zur Verwendung, geht also nicht verloren.
Von den Arbeitern ist man bei dem neuen Mittel ganz unabhängig,
während das Haen'sche Verfahren eine ständige Kontrole erheischt.
Aus diesem Grunde sind denn auch bereits vielfach sehr ungünstige
Ergebnisse zu Tag getreten. Jm Niederrhein. Bezirksverein deutscher
Jngenieure machte im Dez. 1876 Osann Mittheilung über die
Nachtheile, welche sich im Bezirke des Bergischen Kessel=Ueberwachungs-
Vereins, namentlich in einigen Barmer Fabriken herausgestellt
haben, wo nicht blos der Kessel „bedeutende Corrosionen“ zeigte,
sondern „sogar die Sieder stellenweise angegriffen waren. Man
vermuthete, daß das Wasser magnesiahaltig war, in welchem
Falle sich Salzsäure entwickelt, die den Kessel zerfrißt. Es ist dies
jedoch nicht blos bei der Magnesia der Fall, sondern wie oben er-
wähnt jedes Zuviel oder Zuwenig schädlich. Die Gefahr eines Ueber-
schusses liegt aber bei dem Aetzkalk, dessen Gehalt häufig wechselt, sehr
nahe und ist von den schlimmsten Folgen begleitet. -- Der
Magdeburger Kessel=Revisions=Verein hat das Haen'sche Ver-
fahren bei einer Anzahl Kessel eingeführt, aber auch nicht überall
mit günstigem Erfolg, weil die Gewichtsmengen genau eingehalten
werden müssen. „Der Hauptfehler wurde immer in dem allzu
großen Zusatz von Kalk gefunden,“ der „ebenfalls Kesselstein bildet.“
Prof. Wagner gibt dafür folgende Regeln an: 1. „Es muß ein
kleiner Ueberschuß von Chlorbarium vorhanden sein.“ 2. „Der Kalk-
zusatz darf niemals so groß sein, daß rothes Lackmuspapier sofort
blau wird.“ 3. „Um den Zusatz an Chlor festzustellen, ist es
nothwendig, das Speisewasser einer Analyse zu unterwerfen.“
4. „Der Zusatz von Kalk wird nur durch Lackmuspapier geregelt;
bei Anwendung desselben gehe man vorsichtig um, da ein
säurehaltiges Papier den Kalküberschuß nicht richtig

anzeigt.“ Nach Dehn's Erfahrungen ( D. Jnd. Ztg. 1874 ) ist
denn auch „ ganz schlammfreies Wasser freilich nicht zu be-
kommen
“. das neue Mittel dagegen liefert völlig schlammfreies
[Spaltenumbruch] Wasser und ist von dem Arbeiter ganz unabhängig: ob viel oder
wenig davon genommen wird, ist gleichgiltig. Erhitzen ist dort
sehr wesentlich, weil sich Baryt im kalten Wasser nur langsam
absetzt. Man braucht außerdem 3--4 Absetz=Behälter, während
beim Magnesia=Präparat einer genügt. Um die mißliche Arbeit des
Abwägens und Wassermessens nicht allzu oft vornehmen zu müssen,
soll man die Behälter möglichst groß wählen. Das hat aber auch
seine Grenze und ist in vielen Fällen gar nicht ausführbar. Einem
gewöhnlichen Arbeiter kann man die Manipulation kaum über-
lassen und der Maschinist wird sie als Nebenarbeit nicht übernehmen
können. -- Außerdem ist das Verfahren namentlich bei harten
Wassern, die doch hauptsächlich in Frage kommen, ziemlich kost-
spielig, weil das Atomgewicht des Chlorbariums ein hohes ist und
in Folge dessen viel davon zum Ausfällen des Gipses erforderlich
wird. Die gleiche Bewandtniß hat es mit dem Aetznatron, dessen
hoher Preis auch nicht unerheblich in die Wagschale fällt. Zur
Reinigung von Wasser für Bierbrauereien, Essigsiedereien u. dgl.
ist das Haen'sche Verfahren wegen der Giftigkeit des Chlorbariums
nicht anwendbar. ( Schluß folgt )

Arbeitmarkt. Die neuesten Berichte aus den Kreisen der
Berliner Jndustriellen und Kaufmannschaft, weisen in den meisten
Geschäftszweigen einen Rückgang gegen das Vorjahr nach; nur Con-
fection
u. Wäschefabrikation ergeben befriedigende Resultate;
bei Lithographen und Steindruckern übersteigt in der Schrift-
branche das Angebot die Nachfrage in hohem Maaße und kann
im Vermittlungsbureau von 10 Angeboten in der Woche, kaum
eines erledigt werden. Das Verdienst eines Druckers soll bei
10 stündiger angestrengter Akkordarbeit 15--18 Mark wöchentlich
betragen; Lithographen verdienen 15--24 Mk. Jn der Bunt-
druckerei
ist es etwas besser, auch in der Luxuspapierfabri-
kation
macht sich erhebliche Besserung geltend, so daß neuerdings
die dabei beschäftigten Arbeitskräfte vergrößert wurden. Oelfarben-
drucker
verdienen zwischen 15 und 24 Mk. und sind tüchtige
Kräfte gesucht. Hingegen liegt das sonst so blühende Berliner
Möbelgeschäft noch ganz darnieder. -- Aus Neu=Ruppin
in der Mark wird über Flauheit in den Gewerken geklagt, nur
Maurer welche früher 3 Mk., jetzt 2,50 Mk. verdienen, haben
in diesem Jahre reiche Beschäftigung. -- Jn Krossen und Um-
gegend liegt nach Mittheilungen an die „Social=Korr.“ das Tuch-
machergewerbe,
die Gelbgießerei und der Maschinenbau
arg darnieder. Arbeitsverhältnisse in Prenzlau und Pasewalk
sehr flau. Schuhmacher haben bei 11 stündiger dort üblicher
Arbeitszeit, bei freier Wohnung und Kost 2,50 -- 4 Mk. wöchent-
lich; Maurer 2,50; Tischler 10,50 -- 15 Mk.; Eisenarbeiter
stehen sich trotz stattgefundener Lohnabzüge etwas besser; dagegen
sind die Miethen sehr hoch und Lebensmittel noch theurer als in
Berlin. Cigarrenarbeiter verdienen in Pasewalk bei 11 stün-
diger Arbeitszeit 12--15 Mk. pro Woche und ist durch Einfüh-
rung schlechteren Materials der Lohn wesentlich heruntergegangen;
eine der größten dortigen Cigarren=Fabriken, diejenige von Kom.=Rth.
Walter, stellte ihre bisher in dem Zuchthaus zu Gollnow betriebene
Fabrikation ganz ein. Die Ziegelbrennerei in Ueckermünde
setzte ihre Löhne, welche in guter Zeit 15 Mk. betrugen, auf
9--12 Mk. herab. Wolgast beschäftigt noch sämmtliche Schiffs-
zimmerer
80 an der Zahl, mit 3 Mk. täglichem Verdienst. --
Königsberg klagt über mattes Geschäft; Maurer und Zim-
merer
haben zwar alle Arbeit, doch blieb der Verdienst gegen
die Vorjahre zurück; am übelsten dort geht es den Schlossern
und Maschinenbauern, denn viele sind ohne Arbeit und
die engagirten müssen mit Löhnen arbeiten, wie sie vor länger
denn 10 Jahren gezahlt wurden, dagegen findet man in denjeni-
gen Fabriken, wo weniger Jndustrie und vorwiegend Landwirth-
schaft und Viehzucht betrieben wird, fast nichts von den Einwir-
kungen des gewerblichen Nothstandes. So berichtet man aus ver-
schiedenen Bezirken des Kreises Stralsund, daß die dortigen
Arbeitskräfte für die Landwirthschaft nicht ausreichen und daher
vielfach westphälische Arbeiter eingestellt werden, welche bei verschie-
denen Nebeneinkünften, per Tag Mk. 1,75, ohne Nebenverdienst bei
freier Kost Mk. 2,50 verdienen. Die kleinen Handwerker,
Tischler, Schuhmacher, Schneider u. s. w. haben vollauf zu thun und
zahlen ihren Gesellen neben freier Wohnung und Kost Mk. 3,50
bis Mk. 4,50. -- Ebenso ist der Andrang ländlicher Arbeiter

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[0002] kardirter Wolle, Haas Soda, Kohlrausch ebenfalls, indem er den abgehenden Dampf zum Erwärmen benutzte. Van den Corput, Buff und Versmann setzten Wasserglas dazu. Smith wollte den Kalk durch kieselsaures Eisen, Barium oder Magnesium fällen, Schulze kombinirte die Soda mit der Kalkmilch, Nolden, der den Gips mit seinem Apparat nicht beseitigen konnte, nahm auch zum Chlorbarium seine Zuflucht, allein es ist klar, daß das Wasser dadurch nur theilweise gereinigt wird. Am besten bewährt haben sich noch die Verfahren von Be- renger & Stingl und von E. de Haen. Ersterer verwendet Kalkmilch oder Chlorbarium mit Kalkmilch, neuerdings auch Kalk mit Natronlauge. Das Wasser wird in einem besonderen Apparate damit behandelt und dann über Filter von Hobelspänen und Koks- Abfällen in eiserne Behälter geführt. Muß das Wasser durch zwei chemische Mittel gereinigt werden, so nimmt man zwei Mischgefäße. Die nöthige Kalkmenge muß vorher genau bestimmt werden, weil ein Ueberschuß die Filter verstopft. Dadurch wurde aber der Gips nicht beseitigt, weshalb man später ( 1875 ) Aetznatron hinzu- nahm, das auch in ganz bestimmten Verhältnissen genommen werden muß. Abgesehen von der Schwierigkeit und Bedenklichkeit dieser Operationen sind die Einrichtungskosten, wie Dr. Fischer richtig hervorhebt, so bedeutend, und Reparaturen so häufig, daß „die Verwendung ( dieses Systemes ) wohl nur in seltenen Fällen empfehlenswerth“ erscheint. Wie Stingl selbst angibt ( Polyt. J. B. 209. S. 186 ) ist es auch nur in 8 Anstalten zur Anwendung gekommen. Mehr Verbreitung hat das Verfahren von Haen gefunden, das wohl auch das brauchbarste unter den bis jetzt vorhandenen ist, aber auch ziemlich kostspielige Einrichtungen erfordert. Haen mischt wie Berenger in besonderen Behältern Chlorbarium und Kalkmilch bei und läßt den Niederschlag absetzen. Das Erstere dient zum Ausscheiden des Gipses, die letztere gegen den kohlen- sauren Kalk. Die Mengen der Chemikalien müssen für eine be- stimmte Wassermenge genau abgewogen und das Wasser muß vorher sorgfältig analysirt werden, weil beide Mittel im Wasser löslich sind und jeder Ueberschuß außerordentlich nachtheilig auf den Kessel einwirkt; derselbe greift nicht blos das Metall an, sondern bildet selbst Kesselstein, während im Gegentheil eine zu geringe Menge den Kesselstein nicht verhütet. Bei dem neuen Mittel von Bohlig ist das nicht der Fall, ein Ueberschuß ist gänzlich unschädlich, weil das ganze Mittel unschädlich ist, und er kommt bei jeder nachfolgen- den Reinigung wieder zur Verwendung, geht also nicht verloren. Von den Arbeitern ist man bei dem neuen Mittel ganz unabhängig, während das Haen'sche Verfahren eine ständige Kontrole erheischt. Aus diesem Grunde sind denn auch bereits vielfach sehr ungünstige Ergebnisse zu Tag getreten. Jm Niederrhein. Bezirksverein deutscher Jngenieure machte im Dez. 1876 Osann Mittheilung über die Nachtheile, welche sich im Bezirke des Bergischen Kessel=Ueberwachungs- Vereins, namentlich in einigen Barmer Fabriken herausgestellt haben, wo nicht blos der Kessel „bedeutende Corrosionen“ zeigte, sondern „sogar die Sieder stellenweise angegriffen waren. Man vermuthete, daß das Wasser magnesiahaltig war, in welchem Falle sich Salzsäure entwickelt, die den Kessel zerfrißt. Es ist dies jedoch nicht blos bei der Magnesia der Fall, sondern wie oben er- wähnt jedes Zuviel oder Zuwenig schädlich. Die Gefahr eines Ueber- schusses liegt aber bei dem Aetzkalk, dessen Gehalt häufig wechselt, sehr nahe und ist von den schlimmsten Folgen begleitet. -- Der Magdeburger Kessel=Revisions=Verein hat das Haen'sche Ver- fahren bei einer Anzahl Kessel eingeführt, aber auch nicht überall mit günstigem Erfolg, weil die Gewichtsmengen genau eingehalten werden müssen. „Der Hauptfehler wurde immer in dem allzu großen Zusatz von Kalk gefunden,“ der „ebenfalls Kesselstein bildet.“ Prof. Wagner gibt dafür folgende Regeln an: 1. „Es muß ein kleiner Ueberschuß von Chlorbarium vorhanden sein.“ 2. „Der Kalk- zusatz darf niemals so groß sein, daß rothes Lackmuspapier sofort blau wird.“ 3. „Um den Zusatz an Chlor festzustellen, ist es nothwendig, das Speisewasser einer Analyse zu unterwerfen.“ 4. „Der Zusatz von Kalk wird nur durch Lackmuspapier geregelt; bei Anwendung desselben gehe man vorsichtig um, da ein säurehaltiges Papier den Kalküberschuß nicht richtig anzeigt.“ Nach Dehn's Erfahrungen ( D. Jnd. Ztg. 1874 ) ist denn auch „ ganz schlammfreies Wasser freilich nicht zu be- kommen “. das neue Mittel dagegen liefert völlig schlammfreies Wasser und ist von dem Arbeiter ganz unabhängig: ob viel oder wenig davon genommen wird, ist gleichgiltig. Erhitzen ist dort sehr wesentlich, weil sich Baryt im kalten Wasser nur langsam absetzt. Man braucht außerdem 3--4 Absetz=Behälter, während beim Magnesia=Präparat einer genügt. Um die mißliche Arbeit des Abwägens und Wassermessens nicht allzu oft vornehmen zu müssen, soll man die Behälter möglichst groß wählen. Das hat aber auch seine Grenze und ist in vielen Fällen gar nicht ausführbar. Einem gewöhnlichen Arbeiter kann man die Manipulation kaum über- lassen und der Maschinist wird sie als Nebenarbeit nicht übernehmen können. -- Außerdem ist das Verfahren namentlich bei harten Wassern, die doch hauptsächlich in Frage kommen, ziemlich kost- spielig, weil das Atomgewicht des Chlorbariums ein hohes ist und in Folge dessen viel davon zum Ausfällen des Gipses erforderlich wird. Die gleiche Bewandtniß hat es mit dem Aetznatron, dessen hoher Preis auch nicht unerheblich in die Wagschale fällt. Zur Reinigung von Wasser für Bierbrauereien, Essigsiedereien u. dgl. ist das Haen'sche Verfahren wegen der Giftigkeit des Chlorbariums nicht anwendbar. ( Schluß folgt ) Arbeitmarkt. Die neuesten Berichte aus den Kreisen der Berliner Jndustriellen und Kaufmannschaft, weisen in den meisten Geschäftszweigen einen Rückgang gegen das Vorjahr nach; nur Con- fection u. Wäschefabrikation ergeben befriedigende Resultate; bei Lithographen und Steindruckern übersteigt in der Schrift- branche das Angebot die Nachfrage in hohem Maaße und kann im Vermittlungsbureau von 10 Angeboten in der Woche, kaum eines erledigt werden. Das Verdienst eines Druckers soll bei 10 stündiger angestrengter Akkordarbeit 15--18 Mark wöchentlich betragen; Lithographen verdienen 15--24 Mk. Jn der Bunt- druckerei ist es etwas besser, auch in der Luxuspapierfabri- kation macht sich erhebliche Besserung geltend, so daß neuerdings die dabei beschäftigten Arbeitskräfte vergrößert wurden. Oelfarben- drucker verdienen zwischen 15 und 24 Mk. und sind tüchtige Kräfte gesucht. Hingegen liegt das sonst so blühende Berliner Möbelgeschäft noch ganz darnieder. -- Aus Neu=Ruppin in der Mark wird über Flauheit in den Gewerken geklagt, nur Maurer welche früher 3 Mk., jetzt 2,50 Mk. verdienen, haben in diesem Jahre reiche Beschäftigung. -- Jn Krossen und Um- gegend liegt nach Mittheilungen an die „Social=Korr.“ das Tuch- machergewerbe, die Gelbgießerei und der Maschinenbau arg darnieder. Arbeitsverhältnisse in Prenzlau und Pasewalk sehr flau. Schuhmacher haben bei 11 stündiger dort üblicher Arbeitszeit, bei freier Wohnung und Kost 2,50 -- 4 Mk. wöchent- lich; Maurer 2,50; Tischler 10,50 -- 15 Mk.; Eisenarbeiter stehen sich trotz stattgefundener Lohnabzüge etwas besser; dagegen sind die Miethen sehr hoch und Lebensmittel noch theurer als in Berlin. Cigarrenarbeiter verdienen in Pasewalk bei 11 stün- diger Arbeitszeit 12--15 Mk. pro Woche und ist durch Einfüh- rung schlechteren Materials der Lohn wesentlich heruntergegangen; eine der größten dortigen Cigarren=Fabriken, diejenige von Kom.=Rth. Walter, stellte ihre bisher in dem Zuchthaus zu Gollnow betriebene Fabrikation ganz ein. Die Ziegelbrennerei in Ueckermünde setzte ihre Löhne, welche in guter Zeit 15 Mk. betrugen, auf 9--12 Mk. herab. Wolgast beschäftigt noch sämmtliche Schiffs- zimmerer 80 an der Zahl, mit 3 Mk. täglichem Verdienst. -- Königsberg klagt über mattes Geschäft; Maurer und Zim- merer haben zwar alle Arbeit, doch blieb der Verdienst gegen die Vorjahre zurück; am übelsten dort geht es den Schlossern und Maschinenbauern, denn viele sind ohne Arbeit und die engagirten müssen mit Löhnen arbeiten, wie sie vor länger denn 10 Jahren gezahlt wurden, dagegen findet man in denjeni- gen Fabriken, wo weniger Jndustrie und vorwiegend Landwirth- schaft und Viehzucht betrieben wird, fast nichts von den Einwir- kungen des gewerblichen Nothstandes. So berichtet man aus ver- schiedenen Bezirken des Kreises Stralsund, daß die dortigen Arbeitskräfte für die Landwirthschaft nicht ausreichen und daher vielfach westphälische Arbeiter eingestellt werden, welche bei verschie- denen Nebeneinkünften, per Tag Mk. 1,75, ohne Nebenverdienst bei freier Kost Mk. 2,50 verdienen. Die kleinen Handwerker, Tischler, Schuhmacher, Schneider u. s. w. haben vollauf zu thun und zahlen ihren Gesellen neben freier Wohnung und Kost Mk. 3,50 bis Mk. 4,50. -- Ebenso ist der Andrang ländlicher Arbeiter

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 1056. Frankfurt a. M., 28. Juli 1877, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber1056_1877/2>, abgerufen am 29.04.2024.